Emanuel Laskers Greatest Hits - Teil 2
Heute stelle ich meine 3 Lieblingspartien von Emanuel Lasker vor. Es sind vielleicht nicht seine größten Partien, aber die Partien, die mich über Jahre am meisten beeinflußt haben.
Obwohl Lasker einer der größten Taktiker der Geschichte, und obwohl er einer der besten Endspielkünstler aller Zeiten war, ging es in den meisten seiner Partien darum, Druck aufzubauen. Er liebte es, sich und seine Gegner and die Grenzen zu bringen, denn er wußte, dass die meisten seiner Gegner diesem Druck nicht gewachsen waren.
Meistens klappten seine Gegner einfach zusammen und kapitulierten am Ende vor Laskers eisernem Willen.
Lasker via Wikipedia.
Ich schrieb schon 2013 eine vierteilige Studie über Laskers leben, die ihr euch gerne ansehen dürft:
Ich hoffe Euch gefallen diese Partien genau so, wie sie mir gefallen haben!
PARTIE 1
Lasker war kein Spieler, der Partien schon in der Eröffnung gewinnen wollte. Oft holte er sehr wenig (oder weniger als wenig) aus den Eröffnungen heraus. Stattdessen wollte er eine komplizierte Stellung voller Taktiken erzielen, die beiden Spielern Chancen ermöglichte. Und sobald einer seiner Gegner auch nur den kleinesten Fehler machte, verwandelte sich Lasker in einen feuerspeienden Drachen und verschlang seinen Gegenüber mit Haut und Haaren.
Image: Wikipedia
In dieser Partie hatte Euwe bereits einen Vorteil. Der 66jährige Lasker manövierte seine Figuren und hielt seine Stellung passiv aber solide. Im 29. Zug machte Weiß einen kleinen Fehler der Schwarz ausgleich brachte. Und auf einmal fing Lasker an makelloses Schach zu spielen und verwandelte seine solide Stellung in einen dynamischen Angriff, der Max Euwes Träume in Alpträume verwandelte.
Euwe gewann ein Jahr nach dieser Partie die Weltmeisterschaft gegen Alekhine.
PARTIE 2
Wenn sich 2 Größen im Sport direkt gegenüber stehen, egal ob es beim Boxen, Tennis oder im Schach ist, fliegen meistens die Fetzen. Leider werden solche Duelle aber oft so lange hinausgezögert, dass einer der beiden Kontrahenten bereits seinen Zenit überschritten, bis es zu diesem Duell kommt.
So war es auch im Jahr 1908. Siegbert Tarrasch (ein Arzt) war von 1890 bis 1893 wohl der beste Schachspieler der Welt und hätte in dieser Zeit eigentlich gegen Lasker im Havanna Chess Club antreten sollen. Tarrasch sagte das Duell aber aus gesundheitlichen Gründen ab und somit wurde die Schachwelt um ein episches Duell gebracht. Natürlich hätte sich Tarrasch nie vorstellen können, dass ein Newcomer namens Emanuel Lasker später die Weltmeisterschaft gegen Steinitz gewinnen, und diesen Titel dann 27 Jahre lang behalten würde!
1908 kam es dann doch noch zum Duell zwischen Tarrasch und Lasker (alle früheren Versuche, die beiden gegeneinander spielen zu lassen, scheiterten aus irgendwelchen Gründen). Tarrasch war immer noch einer der besten Spieler der Welt aber er war nicht mehr so stark wie in den 1890er Jahren. Und so entwickelte sich das Duell, auf das so viele gewartet hatten zu einem Flop, denn Lasker gewann 8 Partien und Tarrasch nur 3, bei 5 Remis.
Es gibt keine Zweifel, dass sich Tarrasch einige Jahre früher besser geschlagen hätte. Ich glaube aber, dass Lasker trotzdem gewonnen hätte, denn Tarraschs Spiel war zu eindimensional während Lasker in allen Aspekten (außer in der Eröffnung) die Weltklasse verkörperte.
Tarrasch via Wikipedia.
Hat Lasker Tarrasch respektiert? Ich bin mir sicher, dass er es getan hat, aber da sich die beiden nicht mochten, hatten sie nur wenig Lob füreinander übrig:
Lasker — “Dr. Tarrasch’s stärke oder schwäche - wie man es sehen mag - ist seine Selbstverliebtheit. Ohne diese, wäre er nur ein mittelmäßiger Schachspieler gewesen. Seine abnormale Begabung hat ihn aber zu einem Schachgiganten gemacht."
Tarrasch — Vor der Weltmeisterschaft 1908 sagte er zu mir: “Für Sie, Dr. Lasker, habe ich nur 3 Wörter: "Schach und Matt!"
PARTIE 3
Kramnik sagte einmal, dass Laskers Partien oft wie moderne Partien aussehen würden. Das ist, weil die meisten Spieler im 19. Jahrhundert eine "fressen oder gefressen werden" Mentalität hatten (auch wenn Morphy seine Angriffe auf soliden Stellungen aufbaute). Dann betrat Steinitz mit seinem positionellem Schach die Bühne und auf einmal spielten alle Spieler, angeführt von Steinitz und Tarrasch, diesen neuen Stil.
Es gab zwar immernoch reine Angriffsspieler, aber nicht mehr so viele wie zuvor. Lasker lies sich aber keiner der beiden Gruppen zuordnen. Wenn ein Opfer vorteilhaft war, dann opferte er. Wenn er nach täuschen in ein vorteilhaftes Endspiel kommen würde, tauschte er. Wenn es die Möglichkeit für eine Taktik gab, dann zögerte er nicht diese auszuführen. Wenn die Stellung einen ruhigen Zug erforderte führte er einen ruhigen Zug aus und wenn er sich verteidigen musste, dann hatte er auch damit kein Problem (und oft benutze er gute Verteidigungszüge als eine gefährliche Waffe). Und wenn er auch noch seine psychologie einsetzten konnte, war er unschlagbar.
Was seine Gegner aber am meisten fürchteten war sein eisernen Wille und seine Furchtlosigkeit.
Diese Partie war meine Lieblingsparie als ich 13 Jahre alt war. Ich hab sie mir damals oft angesehen und dabei gelernt, wie wichtig es ist, sich schnell zu entwickeln, die gegnerische Bauernstruktur vor dem König durch Figurenopfer zu zerstören und nie einen Zug zu machen, ohne über die Antworten des Gegners nachgedacht zu haben.
Die ersten Partien gefallen mir heute besser, weil sie scharfsinniger sind und die Partie gegen Tarrasch ist eigentlich zu meiner absoluten Lieblingspartie geworden. Aber natürlich sind die Geschmäcker verschieden.
Welche Partie gefällt Euch am besten?