Fragen von Schachspielern
@Jed1w1zard schrieb:
Ich bin ein Vereinsspieler. Ich habe mich gefragt, ob Sie mir bei einem Problem helfen können, auf das ich in meinen Partien immer wieder stoße. Wenn ich mit Weiß spiele, spiele ich gerne das Londoner System, da es eine sehr flexible Stellung ist und dem Spielstil entspricht, den ich bevorzuge (nämlich ein langsamer Aufbau anstelle einer komplexen und aggressiven taktischen Stellung). Ich habe jedoch ein großes Problem mit meinem schwarzfeldrigen Läufer.
JS: Du hast mir die Züge 1.d4 d5 2.Lf4 und dann die weniger inspirierte Fortsetzung 2...Sf6 3.Sf3 Sc6 gegeben.
Der Zug 3...Sc6 ist aber bereits schlecht, weil sich Schwarz den eigenen c7-Bauern blockiert und die Stellung verkrampft wirkt. Deshalb sollte Schwarz statt 3...Sc6 besser 3...c5 4.e3 Sc6 spielen. Danach hat Schwarz Druck auf das weiße Zentrum und kann später mit ...Tc8 Druck auf der c-Linie ausüben.
Sehen wir uns die jeweilige Stellung nach den beiden Zügen 3...Sc6 und 3...c5 an, damit wir einen optischen Vergleich haben.
1:
2:
OK, Deine Frage drehte sich aber um den Moment, wenn sich die beiden schwarzfeldrigen Läufer gegenüberstehen. Sehen wir uns daher die Frage eines weiteren Spielers an (@robvilarr) der ebenfalls über dieses Duell nachdachte:
@robvilarr schrieb mir aus Kenia:
Ich würde gerne Ihre Meinung zu meinen Kommentaren zu meiner Partie wissen. Die erste Entscheidung betrifft die Bauernstruktur: Ist es vorzuziehen, den schwarzfeldrigen Läufer zurückzuziehen, sobald ihn sein Gegenspieler anstarrt, oder einen Doppelbauern auf der f-Linie in Kauf zu nehmen? Meine Entscheidung war, den Doppelbauern zuzulassen, um die Kontrolle über e5 zu übernehmen. Mit dem Zug 4.e3 habe ich die Entwicklung einer Figur vorbereitet. Mein weißfeldriger Läufer wird sich entlang der f1-a6-Diagonale bewegen und im nächsten Zug kann ich rochieren. Einen Tausch auf d6 habe ich nicht in Betracht gezogen, da die schwarze Dame auf d6 sehr gut stehen würde.
JS: Bravo! Hier sind die ersten Züge der Partie: 1.d4 d5 2.Lf4 Sf6 3.Sf3 e6 4.e3
Über den Stonewall:
@winston_weng schrieb:
Ich habe jetzt schon öfters den Stonewall gespielt, aber ich habe es nie geschafft, Weiß damit anzugreifen. Kannst Du mir einige Tips für diese Stellung geben?
JS:
Wenn Du diese Eröffnung aber genauer studieren willst, empfehle ich Dir das Buch Win With the Stonewall Dutch von Sverre Johnsen, Ivar Bern und Simen Agdestein.
Jetzt sehen wir uns aber die verrückteste Bauernstruktur aller Zeiten an:
Ich lebe in der Vergangenheit:
@Arady71 kommentierte:
Silman lebt in der Vergangenheit und spricht nie über modernes Schach.
JS: Oh, ein Schlag in mein Gesicht. Wie erfrischend!
Ich erkläre Dir jetzt, warum ich Artikel über schlecht bewertete Spieler schreibe (weil ich ihnen gerne helfe) und warum ich Artikel über alte Meister aus den 17. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre schreibe.
Bist Du bereit für das große Warum? Hier ist es: Das New in Chess Magazin ist voll von den neuesten Großmeisterpartien, ChessBase ist so modern, wie es nur sein kann (auch wenn sie einige historische Elemente einbringen und Chess.com (das die Schachwelt komplett zu übernehmen scheint) schreibt ebenfalls hauptsächlich über die Top-Spieler (auch wenn sie einige Autoren haben, die sich sehr gut in der Schachhistorie auskennen).
Da die meisten Leute moderne Partien bevorzugen, mir aber die alten Partien besser gefallen (weil viele dieser Partien einfach nur verrückt sind und ich "verrückt" absolut liebe) habe ich mich dazu entschieden, nur über alte Partien zu schreiben.
Ich liebe einfach alte Dinge: Ich mag Geschichte, die Dinosaurier, die Neandertaler, Musik aus den 60er und 70er Jahren, Kosmologie, usw. Und eben auch die Schachhistorie. Die liebe ich am allermeisten!
Alte Partien sind auch leichter zu verstehen als moderne und schlechtere Spieler können daraus die Basics lernen. Die alten Meister sind immer noch die besten Lehrer: Gioachino Greco, Francois Andre Danican Philidor, Louis Charles Mahe de La Bourdonnais, Adolf Anderssen, Paul Morphy, Wilhelm Steinitz, Siegbert Tarrasch, Emanuel Lasker, Jose Raul Capablanca, Alexander Alekhine, Max Euwe, Mikhail Botvinnik, Vasily Smyslov, Mikhail Tal, Tigran Petrosian, Boris Spassky und Bobby Fischer.
Der nächste Schritt im Schach ist das Computerschach. Wenn Du in der Computerschachwelt leben möchtest, dann mach das. Aber ohne die Lehrer aus der Vergangenheit wirst Du bestimmt nicht verstehen, was ein Computer spielt.
Also, Mr. Arady71: Du kannst auf jeden Fall die modernen Partien genießen (das tue ich auch), aber Du solltest die Vergangenheit nicht ignorieren.