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Hikaru Nakamura - der amerikanische Schach-Superman

Hikaru Nakamura - der amerikanische Schach-Superman

Gserper
| 90 | Andere

Hikaru Nakamura's Qualifikation für das Kandidatenturnier 2022 war für große Teile der Schachgemeinschaft eine große Überraschung. Schließlich hatte es ja so ausgesehen, dass er sich aus dem Wettkampfschach zurückgezogen hatte. Doch Nakamuras Hunger nach ernsthaften Turnieren nach einer langen Zeit der Inaktivität, gepaart mit seinem enormen Talent, ließen seinen Erfolg ziemlich einfach aussehen.

Der amerikanische Großmeister ist einer der beliebteste Schach-Streamer und deshalb ist sein Erfolg für die Beliebtheit unseres Lieblingsspiels gleich doppelt wichtig. Es ist erstaunlich, wie ein Supergroßmeister seines Niveaus ständig den richtigen Mix findet, um seine Züge einem breiten Publikum, das sowohl aus anderen Titelträgern wie auch aus absoluten Anfängern besteht, verständlich zu machen. Meiner Meinung nach ist Nakamura ein idealer Schachbotschafter, der sowohl unterhalten als auch seine Popularität für einen guten Zweck einsetzen kann. Und er hat sogar Hunderttausende von Dollar für verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen gesammelt!

Eigentlich ist es ja ein großes Rätsel, dass ein Spieler mit einem solchen Talent niemals Schachweltmeister wurde oder zumindest um den Titel gespielt hat. Ich glaube aber, ich kenne die Antwort auf diese Frage und nehme die volle Verantwortung für diese traurige Tatsache auf mich. Ja, Ihr habt richtig gelesen: Ich glaube, das ist allein meine Schuld. Seht Ihr, nachdem Nakamura im zarten Alter von 17 Jahren die US-Meisterschaft gewonnen hatte, war ich von seinem Spiel so beeindruckt, dass ich allen und jedem sagte, dass er mit Sicherheit eines Tages Weltmeister werden würde.

Es war aber nicht zum ersten Mal, dass ich diesen Satz gesagt habe. In den 1990er Jahren habe ich dasselbe über Vasyl Ivanchuk gesagt und als ich in den 2000er Jahren selbst gegen Alexander Grischuk gespielt (und verloren) habe, sagte ich dasselbe über ihn. Und später betrat dann das chinesische Wunderkind Wei Yi die Schachbühnen der Welt... Ich glaube, Ihr habt das Muster bereits erkannt und deshalb bereue ich schon jetzt meine letztjährige Prognose über die Zukunft von Alireza Firouzja. Wenn Ihr mich also nach Nakamuras Chancen im kommenden Kandidatenturnier fragt, halte ich wohl besser die Klappe!

Es sind besonders zwei Dinge, die Nakamura für jeden Gegner gefährlich machen: Sein berühmter Kampfgeist und sein unglaubliches taktisches Können. Hier ist ein gutes Beispiel dafür (einige dieser Ideen habe ich bereits in meinem Artikel The Art Of Doing Nothing (Die Kunst des Nichtstuns) gezeigt). Bei der eben erwähnten US-Meisterschaft erreichte Nakamura gegen mich die folgende Stellung:

An diesem Punkt dachte ich: "Komm schon, Du glaubst doch nicht wirklich, dass Du diese Stellung gegen einen Großmeister gewinnen kannst!" Tja, er hätte es um ein Haar geschafft. Am Ende musste ich ein studienartiges Patt finden:

Als ich Nakamuras jüngste Partie gegen Shakhriyar Mamedyarov gesehen habe, fiel mir unsere Partie wieder ein. Und wieder hatte ich denselben Gedanken: "Wie kann man nur auf die Idee kommen, diese Stellung gegen die ehemalige Nummer 2 der Welt auf Sieg spielen zu wollen?" Nakamura spielte aber weiter.

Diesmal hatte er nie etwas Besonderes, also könnte man denken, dass er seine Zeit damit verschwendet hat, diese Stellung gegen einen Großmeister zu spielen. Nun, sehen wir uns einfach die nächste Partie an:

Bei den diesjährigen Grand Prix Turnieren zeigte Nakamura zahlreiche taktische Glanzleistungen. Einige davon habe ich als Taktikaufgaben zusammengestellt. Versucht mal, wie Nakamura zu spielen!

Beginnen wir mit der einfachsten:

Und genau einen Monat später benutzte Nakamura genau dieselbe taktische Idee gegen genau denselben Gegner, um in ein gewonnenes Turmendspiel zu vereinfachen:

Jetzt kommen zwei lustige Fallen. Die erste wurde Nakamura gestellt. Warum kann er hier nicht einfach einen Bauern gewinnen?

Natürlich sind solche Fallen für Nakamura ein Kinderspiel. Er lehnte das Geschenk ab und gewann die Partie:

Die zweite Falle ist kniffliger, aber Nakamuras Gegner ist ebenfalls nicht darauf hereingefallen. Warum kann Weiß hier keinen Bauern gewinnen?

Da wir uns diese Partie ja bereits weiter oben angesehen haben, wisst Ihr ja schon, dass auch Mamedyarov nicht in diese Falle getappt ist.

Jetzt kommt aber die schwierigste Kombination:

In dieser Partie entschied sich Andrey Esipenko für das kleinere Übel und überließ Nakamura lediglich einen Bauern. Die Partie hat er aber trotzdem verloren:

Ich hoffe wirklich, dass Nakamura beim Kandidatenturnier noch mehr so schöne Partien wie diese produzieren wird... und dann vielleicht...

...nun, wie ich schon sagte: Ich halte jetzt besser meine Klappe.

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