Macht es, wie die Super Großmeister!
Vor einiger Zeit beschwerte sich ein Freund von mir über sein Unglück an der Börse: "Immer, wenn ich eine Aktie kaufe, sinkt sie! Ich glaube schon, dass mich jemand beobachtet. Die Aktie ist jahrelang gestiegen, aber sobald ich sie gekauft habe, kommt es mir vor, als ob jemand sieht, dass ich sie gekauft habe, den Schalter umlegt und schon fängt die Aktie an zu sinken!"
Dann sagte er, dass er jetzt vorhätte Bitcoins zu kaufen. Wenn ihr also ebenfalls in Kryptowährungen investieren wollt: Ich habe Euch gewarnt!
Ihr wundert Euch jetzt vielleicht, was diese Geschichte mit Schach zu tun hat. Nun, denke auch oft, dass ich beobachtet werde und gewisse Großmeister alles lesen, was ich in meiner Kolumne schreibe.
Urteilt selbst.
Vor etwa 8 Jahren schrieb ich eine Kolumne mit dem Titel "Eröffnungen für Taktiker". Einer dieser Artikel wurde am 25. April 2010 veröffentlicht und er ging über die Weressow-Eröffnung. Die Weressow-Eröffnung ist jetzt nicht besonders bekannt und so stellte ich einige Angriffspartien zusammen, die aus dieser Eröffnung entstanden waren und kam zu dem Schluss, dass die Weressow-Eröffnung durchaus für kreative Spieler die gerne auf Angriff spielen, geeignet ist.
Einige der Leser waren aber von meinen Analysen nicht überzeugt und einer der Kommentare lautete: "Es ist schwer zu glauben, dass diese Partien im 20. Jahrhundert gespielt wurden. Waren seine Gegner wirklich Meister oder spielte er nur gegen Amateure? Die meisten GMs spielen ja wie Tal gegen Amateure. "
Nicht einmal 3 Wochen nachdem der Artikel veröffentlicht worden war, wurde dann diese Partie gespielt:
Wieder benutzte GM Short eine Eröffnung, über die ich erst kurz zuvor in meinem Artikel "Wie man in einer Stunde eine Eröffnung erlernt" geschrieben hatte.
Dies war schon der zweite Hinweis darauf, dass GM Short wahrscheinlich meine Artikel liest, aber ich brauchte noch Beweise. Diesen Beweis erhielt ich einige Jahre später, denn Nigel Short verfasste eine Post über diesen Artikel auf Twitter:
Apart from the "girls just don't have the brains to play chess" bollocks again - which I never said - a fun... https://t.co/BVs5u2YLbk
— Nigel Short (@nigelshortchess) May 1, 2017
Abgesehen von dem "Frauen haben nicht genügend Hirn für Schach" Mist, den ich nie gesagt habe, ein lustiger....
— Nigel Short
Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche Bestätigungen erhalten, dass sehr starke Schachspieler die Artikel auf Chess.com lesen. Natürlich war ich erfreut, Kommentare von Größen wie Hikaru Nakamura zu meinen Artikeln zu sehen - bis eines Tages diese berüchtigte Partie gespielt wurde:
Hier findet ihr einen ausführlichen Artikel über diese Partie. Als ich das Ende dieser Partie sah, ging es mir wie "Janice" in diesem Video.
Ich fühlte mich sofort persönlich verantwortlich für dieses Desaster, denn ich hatte über genau diese Situation in 2 Artikeln geschrieben. Hier ist einer der beiden:
Sehen wir uns also die offiziellen USCF Blitzregeln, besonders Paragraf 3b an:
"Wenn eine illegale Stellung erreicht oder ein illegaler Zug gemacht wird, ohne dass der Gegner einen Einspruch erhebt, bleibt die Stellung bestehen und eine nachträgliche Reklamation ist nicht mehr erlaubt, sobald der Gegner einen weiteren Zug ausgeführt hat."
Mir gefällt diese Regel nicht! Die Regel kann dazu führen, dass unehrliche Schachspieler in einer Stellung wie dieser einen letzten Trick versuchen:
Weiß ist natürlich komplett verloren. Der letzte Zug von Weiß war e4-e5. Jetzt rechnet Schwarz mit e5-e6 und Schwarz wird einen seiner Bauern in eine Dame umwandeln. Schlauerweise spielt Weiß aber jetzt Kh3! und Schwarz zieht automatisch mit einem seiner Bauern und schon ist es zu spät um den unmöglichen Zug von Weiß zu reklamieren und aufgrund der eben genannten Regel 3b bleibt der illegale Zug Kh3 bestehen. Jetzt kann Weiß den schwarzen König schlagen und hat die Partie gewonnen! Ich weiß, dass das absurd klingt, aber ich habe die Regeln ja nicht gemacht!
In einem weiteren Artikel habe ich sogar ausdrücklich empfohlen, in einer verlorenen Stellung gegen Magnus Carlsen ein letztes, dämliches Schach zu geben:
Ich fühlte mich, als ob GM Inarkiev beide Artikel gelesen und bei seinem Zug 27...Se3+?!?! die Ideen aus beiden Artikeln kombiniert hatte.
Und deshalb werde ich nie wieder über schmutzige Tricks wie diesen, den Genrikh Chepukaitis in dieser Stellung mit Weiß aus dem Hut zauberte, schreiben:
"Der Gewinnweg" ist derselbe, wie ihn dieser unbekannte Schachspieler in diesem Video anwendet. Die gute Nachricht ist, dass solche Tricks nur an echten Brettern funktionieren und ihr deshalb bei Chess.com auf der sicheren Seite seit!
Kommen wir also zum wesentlichen: Chess.com ist eine nie versiegende Quelle an Schachwissen. Ihr findet hier von Eröffnungen bis zu Endspielen, alles was ihr wissen müsst.
Machte es also wie die Super-Großmeister und nutzt die Seite täglich! Wenn ihr aber einen Artikel wie diesen, über Betrügen im Schach, der nur zum Spaß und zur Unterhaltung geschrieben wurde entdeckt, dann lest ihn bitte auch nur zum Spaß und zur Unterhaltung und verwendet ihn nicht als Gebrauchsanweisung!