Warum ich nicht mehr ernsthaft Schach spiele
josephyossi: “Warum spielst Du keine Partien?”
JS: Fast jeder Mensch hat eine Arbeit und meine Arbeit ist Schach. Jahrzehntelang habe ich an vielen Turnieren teilgenommen und die American Open, die National Open, die US Open und andere Turniere gewonnen. Ich habe damit aber sehr wenig Geld verdient. Starke Schachspieler lieben einfach das Spiel und akzeptieren die Tatsache, dass sie für immer auf einer Parkbank leben werden. Ich habe 1999 aufgehört Turniere zu spielen und beschlossen über Schach zu schreiben. Schreiben ist weniger stressig als Spielen.
Meine Antwort ist also einfach; Ich spiele nicht mehr Schach. Ich schreibe über Schach und unterrichte. Und danach kehre ich zu meiner Parkbank zurück.
ChessTalisman: "Ich wollte Dich bitten, mir bei einem Problem zu helfen. Ich habe Dein Buch How To Reassess Your Chess gelesen. Besonders das Kapitel über das Erstellen von Plänen gefällt mir, aber manchmal komme ich in Situationen, in denen ich mehrere Pläne finde, die mir gleichermaßen attraktiv erscheinen und dann kann ich mich nicht entscheiden, welchen Plan ich wählen soll. Ich würde es sehr schätzen, wenn Du mir hierzu Deine Gedanken mitteilen würdest. Vielen Dank im Voraus!"
JS: Es wäre besser gewesen, wenn Du mir einige Partien mitgeschickt hättest, in denen Du „mehrere attraktive Pläne“ gefunden hattest (sogar drei verschiedene Pläne zu finden ist sehr selten). Da es dafür aber jetzt zu spät ist, rate ich Dir folgendes:
Nach der Eröffnung (wenn Sie nicht weißt, worum es bei Deinen Eröffnungen geht, versinkst Du in einer dunklen, verwirrten Welt, die Du Dir selbst geschaffen hast) kannst Du einfach dem Plan folgen, den Du schon bei Deiner Eröffnung hattest. Später in der Partie kannst Du nach anderen Plänen suchen. Dazu musst Du aber die Bauernstruktur verstehen.
Darüber könnte ich jetzt ewig und drei Tage schreiben, aber ich gebe Dir eine Idee, wie ein Plan aussieht:
Ein einfacher Plan mit Hand und Fuß
Welchen Plan würdest Du in dieser Stellung fassen? Wenn Dein Plan "so und so" ist, dann hast Du keinen Plan erstellt und weiß wahrscheinlich nicht einmal, was ein Plan ist. Ein Plan ist keine zufällige, aber hübsche Idee. Einen Plan zu finden heißt, Deine Figuren und Bauern zu Verwenden, um Deine Stellung, basierend auf den Stellungen der Armeen beider Seiten, zu optimieren.
Weiß spielte die Eröffnung schlecht (und der Zug 7.b3 machte die Sache noch schlimmer), aber der Verzicht auf die Rochade war ein großer Fehler.
Zwei Punkte stechen mir hier sofort ins Auge:
- Ich will die Rochade von Weiß verhindern
- Mein Doppelbauer ist eigentlich stark!
Gibt es hier mehrere Pläne?
Hier ist ein weiterer Plan, und es scheint, dass dies wirklich eine Stellung ist, in der man mehrere Pläne entwickeln kann, oder?
Wenn Du einen anderen Plan gefunden hast, bist Du auf dem Holzweg. Ja, Schwarz hat schon mehrere verlockende Möglichkeiten. Zum Beispiel könnte Schwarz mit 1...b5 am Damenflügel Raum gewinnen. Sehr verlockend. Er könnte auch seinen Turm vom passiven Feld f8 auf das aktive Feld e8 ziehen. Noch mehr? Ok: 1...Dh4 oder 1...Dd7. Ich könnte Dir noch mehr gute Züge vorschlagen, aber sind das echte Pläne? Möglich. Wenn das Deine besten Züge sind, dann kannst Du sie bedenkenlos spielen.
Schwarz steht besser, weil seine Leichtfiguren aktiver sind. Das reicht aber nicht um zu gewinnen. Schwarz muss noch mehr Vorteile erzielen. Um das zu erreichen, sollte Schwarz seinen f7-Bauern benutzen, um Raum am Königsflügel zu gewinnen.
Den besten Plan zu finden kann sehr sehr schwierig sein, aber wenn Du das Gefühl hast, dass Dir ein Plan weiterhilft, dann führe ihn aus. Schließlich gibt es ja das bekannte Sprichwort: "Ein schlechter Plan is besser als überhaupt kein Plan."
svanefollower: "Welche Schachbücher würdest Du engagierten Schachspielern empfehlen?"
JS: Das ist eine schwierige Frage. Ein Buch zu empfehlen ist schwierig und ein Buch das für einen Spieler nützlich ist, kann für einen anderen Spieler relativ nutzlos sein. Wenn Du möchtest, kannst Du mir sagen welche Bücher zu besitzt und was Du von ihnen hältst. Und auch, nach welchen Büchern Du suchst. Es gibt Bücher über Endspiele, Taktiken, Eröffnungen, Partie und und und. Wenn Du mir mehr Informationen gibst, kann ich Dir sicher helfen.
Wie auch immer. Hier sind einige meiner Lieblingsbücher. Ich fange mit den Büchern an, die jedem gefallen:
Bücher, die allen gefallen:
- Tal-Botvinnik, 1960 von Mikhail Tal
- My 60 Memorable Games von Robert Fischer
- The Life & Games of Mikhail Tal von Tal
- My Best Games of Chess von Alexander Aljechin
- My Great Predecessors Volumes 1-5 von Garry Kasparov
Dieser 5 Bücher sollte jeder Schachspieler in seinem Regal haben.
Meine (momentanen) Favoriten
Ok, diese Liste ändert sich von Zeit zu Zeit, aber momentan sieht sie so aus:
- The King von J.H.Donner (unglaublich gut zu lesen)
- The Great Chess Masters and their Games von Fred Reinfeld (Schachgeschichte)
- Bent Larsen’s Best Games von Bent Larsen
- Aron Nimzowitsch, On the Road to Mastery 1886-1924 von Per Skjoldager und Jorn Nielsen
- Aron Nimzowitsch 1928-1935 , überarbeitet von Rudolf Reinhardt
- Chess Gems, 1000 Combinations You Should Know von Igor Sukhin. Eine Kombination aus Taktiken und Geschichte!
MTawhid07: "Ich habe nicht genug Geld für einen Trainer oder um Premium-Mitglied auf dieser Webseite zu werden. Ich kann mich nur auf Online-PDF-Bücher verlassen, da gedruckte Exemplare sehr teuer sind und ich sie mir als Student nicht leisten kann. Ich hoffe, dass sich dieser Zustand eines Tages verbessert. Ich bin ein Anfänger und liebe Schach sehr. Kannst Du mir einige Vorschläge geben wie ich im Schach besser werden kann?"
JS: Lieber MTawhid07. Es gibt so viele Möglichkeiten Schach ohne Geld zu genießen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Du kannst zum Beispiel Online spielen (gratis) und durch das Lesen von Artikeln lernen (auf Chess.com findest Du etwa eine Fantastilliarde interessanter Artikel). Alleine schon durch diese beiden Optionen wirst Du Dich verbessern. Und wenn Du auch noch einige pdfs besitzt, dann lies sie einfach!
Zum Thema Trainer möchte ich Dir sagen, dass ich nie einen hatte. Als ich 12 Jahre alt war habe ich meine Münzen zusammengesucht (meine Familie war sehr arm) und mir davon Schachbücher gekauft. Hätte es damals schon pdfs gegeben, hätte ich mir sicher welche besorgt, aber die gab es halt damals noch nicht (außer in Science Fiction Filmen).
Are you searching for an affordable coach? Check out our Chess.com coaches page for some great instructors! |
Der einzige Weg, um sich zu verbessern
- Spiele so viele Online-Partien wie möglich. Vielleicht lernst Du etwas daraus und vielleicht macht es Dir auch einfach nur Spaß.
- Schach macht Spaß. Und selbst wenn Du eine Partie verlierst (und ich habe, als ich jung war, eine Menge Partien verloren), solltest Du lächeln.
- Lies so viele Artikel von mir oder von anderen Autoren.
Hier ist ein Teil eines alten Artikels, den ich geschrieben habe. Ich glaube, er könnte Dir helfen.
"Nehmen wir an, Euer Ziel ist es, ein internationaler Meister zu werden. Im Allgemeinen muss ein Spieler, der dieses Level erreichen möchte, über 100.000 Partien und mehr gesehen haben. (Die überwiegende Mehrheit kann sehr schnell analysiert werden, aber in einige sollte man sehr viel Zeit investieren.) Dies ermöglicht es dem Spieler, viele Strukturen und Muster, die man kennen muss, um ein sehr hohes Level zu erreichen, kennenzulernen und zu speichern.
"In meinem Fall habe ich im Alter von 12 Jahren gelernt, wie man Schach spielt. Ich war jedoch so sehr vom Schach fasziniert, dass ich jeden Tag mindestens acht Stunden damit verbrachte. Während dieser Zeit ging ich nur zweimal pro Woche zur Schule, weil ich es vorzog, zu Hause zu bleiben und auf ein Schachbrett zu starren. Natürlich habe ich aber trotzdem nur Einsen geschrieben. Mit 16 hatte ich die Stärke eines internationalen Meisters, aber da ich in der Provinz lebte, konnte ich mir keine Normen erspielen. Meinen IM-Titel erspielte ich mir erst, als ich im Alter von 18 Jahren nach San Francisco gezogen war, und mich von den verschiedenen Aspekten des Lebens in Haight Ashbury nicht mehr ablenken ließ.
Wenn Du etwas anfängst, musst Du Dir Ziele stecken, die Du in relativ kurzen Zeit erreichen kannst. Auf diese Weise wirst Du das Gefühl haben, etwas zu erreichen. Wenn Du ein Rating von 1200 hast, dann steck Dir das Ziel 1400. Finde heraus, was ein Spieler, der dieses Rating hat, muss wissen und eigne Dir dieses Wissen an. Sammle Informationen aus der Praxis, von Büchern, Artikeln, Computerprogrammen und Lektionen. Ich wünschte, ich hätte einige dieser Dinge gehabt. Leider gab es in meiner Jugend keine Schachcomputer, aber ich habe es trotzdem geschafft.
Ist es möglich, dass ein Spieler, der Schach er mit 21 Jahren anfängt, Meister wird? Ja! Obwohl es viel Zeit kosten wird und harte Arbeit ist. Ist es möglich, dass derselbe Spieler einen IM-Titel erhält? Das ist selten und erfordert ein enormes Engagement für das Spiel aber es haben schon einige geschafft. Warum willst Du Dich mit dieser Großmeister-oder-Nichts Einstellung belasten? Behalte Deine Träume und versuche Dein Bestes, um sie zu verwirklichen. Du solltest aber realistisch sein und Dein Schach Schritt für Schritt verbessern und Dir immer nur realistische Ziele, wie Dein Rating um 200 Punkte zu verbessern, stecken.
Du musst auch verstehen, dass ein Buch über Taktik den Job nicht erledigt. Du brauchst einen seriösen Plan, der es Dir ermöglicht, in allen Bereichen des Spiels kompetent zu werden.
Der wahre Grund, warum ich Schach spielte war, dass es ein spannendes und kreatives Spiel ist. Als ich professionell spielte, war es keine große Sache, ein Turnier zu gewinnen. Eine Partie zu spielen, die ich als künstlerisch ansprechend empfand, war jedoch alles für mich! Ein Profi muss Schach lieben, seine Geschichte lieben und es lieben, jede Facette davon zu betrachten. Es gibt im Schach nicht viel Geld zu verdienen, aber diese Liebe macht alles lohnenswert. Ich wünsche Dir alles Gute.