Wer kann diese klassischen Schachaufgaben lösen?
Sich klassische Partien, die einst Schönheitspreise gewonnen haben, anzusehen, macht wirklich Spaß. Manchen macht es aber noch mehr Spaß, wenn sie sich diese Partien nicht Zug für Zug und mit ausführlichen Kommentaren, sondern in der Form von Taktikaufgaben ansehen und dabei das Gefühl bekommen, dass sie die Partien selbst spielen. Am meisten Spaß macht es natürlich, wenn man die Aufgaben auch noch lösen kann...
Wenn Ihr bei einer Aufgabe die Lösung nicht findet, dann klickt einfach auf das “?” um Hilfen zu erhalten.
PUZZLE 1
Friedrich (auch bekannt als Fritz) Sämisch (1896 - 1975) war ein deutscher Großmeister. Er hat gegen so starke Spieler wie Grünfeld und Capablanca gewinnen können. Gegen Reti gewann er in einem Vergleich 4 Partien bei 3 Remis und nur einer Niederlage.
Nach diesem Sieg zog er sich vom Schach zurück, aber gab 1969, im Alter von 73 Jahren, ein kurzes Comeback. Bei diesem einem Turnier spielte er sogar ziemlich stark, verlor aber sämtliche Partien in Zeitnot!
Als ich einmal mit Bent Larsen beim Essen war, erzählte er mir die folgende Geschichte über Sämisch:
Samisch hatte gerade geheiratet und richtete mit seiner Frau das gemeinsame Zuhause ein (Sämischs hatte noch nicht einmal seinen riesigen Koffer geöffnet), als er auf dem Tisch einen Brief entdeckte. Es war eine Einladung zu einem Turnier! Fritz sagte zu seiner Frau, dass er dort unbedingt mitspielen müsste, aber er würde so schnell wie möglich zurückkommen. Also nahm er seinen Koffer und fuhr zu dem Turnier. Zwei Monate später kam er zurück. Sie verstand nicht, warum er so lange weggeblieben war, aber sie war froh, dass er wieder bei ihr war und hatte ihm ein tolles Essen zubereitet. Während des Essens gab sie ihm einen Brief, der schon vor einigen Wochen gekommen kam. Natürlich war es eine Einladung zu einem Turnier! Da der Brief ja schon vor einiger Zeit gekommen war, sagte er zu ihr, dass er sich beeilen müsse, aber so bald wie möglich zurückkommen würde. Zwei Monate später kam er nach Hause, aber seine Frau war gegangen und er war wieder Single.
AI Schropp ist kein besonders bekannter Schachspieler. Ich weiß auch nicht wann er geboren wurde, sondern nur, dass er 1926 gestorben ist. Ich konnte seinen Namen in zwei Turnierlisten finden. 1919 wurde er in Berlin 12. von 16 Spielern (Sämisch wurde dort geteilter zweiter) und bei dem zweiten Turnier (dem deutschen Schachkongress 1920) wurde er nur 11. von 12 Teilnehmern, wie allesamt nicht besonders gut waren.
PUZZLE 2
Siegbert Tarrasch (1862 - 1934) wurde in Polen geboren. Nachdem er 1880 seine Schule beendet hatte zog er nach Deutschland, um Medizin zu studieren und praktizierte nach seinem Studium in München. Viele denken, dass er von 1890 bis 1893 der beste Spieler der Welt war. Tarrasch wurde auch wirklich angeboten, gegen Steinitz um die Weltmeisterschaft zu spielen, aber er lehnte ab, weil er sich um seine Patienten kümmern wollte. Danach gewann Emanuel Lasker den Titel und behielt ihn 27 Jahre lang! Tarrasch war aber nicht nur der vielleicht beste Schachspieler seiner Zeit, sondern auch ein erfolgreicher Autor und ein begabter Schachlehrer.
Savielly Tartakower (1887 - 1956) hatte ein aufregendes Leben. Von Russland zog er nach Polen und später nach Frankreich. Er besiegte viele der besten Schachspieler seiner Zeit, aber nicht nur das. Er war auch ein erfolgreicher Journalist und hatte einen ganz besonderen Sinn für Humor.
Capablanca zu Tartakower: “Ihnen fehlt es an Solidarität.” Tartakower: “Das ist meine große Stärke.”
Weitere Zitate von Tartakower:
- “Am liebsten opfere ich die Figuren meines Gegners.”
- “Ein isolierter Bauer liegt wie eine Regenwolke über dem Schachbrett.”
- “Die Fehler liegen alle auf dem Brett - man muss sie nur machen.”
- “Durch Aufgeben hat noch niemand eine Partie gewonnen.”
- “Eine Schachpartie besteht aus 3 Phasen: Der Eröffnung, wo man hofft, dass man besser steht. Dem Mittelspiel, wo man denkt, dass man besser steht. Und dem Endspiel, wo man weiß, dass man verliert.”
- “Ich habe noch nie gegen einen gesunden Gegner gewonnen.”
Den Schönheitspreis gewann er aber für die folgende Variante:
PUZZLE 3
Akiba Rubinstein (1880 in Polen geboren, 1961 in Belgien gestorben) lernte das Schach spielen im Alter von 16 Jahren und war von 1907 bis 1914 einer der besten Spieler der Welt. Eigentlich hielten ihn viele für den stärksten Spieler überhaupt. Rubinstein war von den schrecklichen geistigen Eindrücken des Ersten Weltkrieges schwer gezeichnet und zeigte Symptome einer psychischen Krankheit (einige sagen, er hörte eine ständig das Summen einer Fliege im Ohr) und war danach nie mehr so gut wie zuvor.
Ejim Bogoljubow (1889 in Russland geboren, 1952 in Deutschland gestorben), war auf dem Höhepunkt seiner Karriere ein sehr starker Spieler, der es mit jedem aufnehmen konnte. Er gewann zwei Vergleiche 1928 und 1929 gegen Max Euwe (beide mit 5.5 zu 4.5 - Euwe gewann dann 1941 den dritten Vergleich). Außerdem spielte er zweimal gegen Alekhine um die Weltmeisterschaft, war aber beide Male unterlegen.
Bogoljubov war fest davon überzeugt, dass er der beste Spieler der Welt war und konnte diese Behauptung in einigen Turniern, wie zum Beispiel 1925 in Moskau, als er gegen Emanuel Lasker und Capablanca gewinnen konnte, untermauern. In manch anderen Turniern brach er aber völlig ein.
Sein berühmtestes Zitat lautet: “Wenn ich mit Weiß spiele, gewinne ich, weil ich Weiß habe. Wenn ich mit Schwarz spiele, gewinne ich, weil ich Bogoljubov bin.”
Er war aber auch ein hingebungsvoller Familienvater. Als er zum Beispiel 1924 nach New York zu einem Turnier reiste, schloss er eine Versicherung ab, damit seine Familie im Falle eines Schiffsunglücks abgesichert gewesen wäre.
PUZZLE 4
Karel Hromadka (1887 in Österreich geboren, 1956 in der Tschechoslowakei verstorben). Die Eröffnung 1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 e5 4.Sc3 d6 5.e4 Le7 wird hauptsächlich Tschechisches Benoni genannt, manchmal aber auch Hromadka Benoni. Er spielte zweimal gegen Tarrasch und konnte beide Partien gewinnen.
PUZZLE 5
Oscar Hans Antze (1878 -1962). Antze arbeitete von 1900 bis 1962 in Bremen als praktizierender Arzt. Er erreichte in einen Vergleichskampf gegen Bogoljubov ein 1:1 Unentschieden und konnte gegen Sämisch gewinnen.
Carl Johan Margot Carls (1880 - 1958) war ebenfalls Deutscher und erreichte 1951 seinen Titel eines Internationalen Meisters. Hauptberuflich war er ein erfolgreicher Bänker und dies nahm auch seine meiste Zeit in Anspruch, aber wann immer es ihm möglich war, verbrachte er seine Freizeit am Schachbrett. Er konnte unter anderem gegen Teichmann, Spielmann, Treybal, Mieses, Saemisch, Gruenfeld und Tarrasch gewinnen.
PUZZLE 6
Geza Maroczy (1870 in Szeged geboren, 1951 in Budapest gestorben) war ein starker Großmeister der gegen viele Top Spieler wie Euwe, Chigorin, Marshall, Janowski und Bogoljubov eine positive Bilanz aufweisen konnte. Er war ein positioneller Spieler und ein hervorragender Verteidiger. Seine größte Stärke waren aber Damenendspiele.
In der zweiten Aufgabe haben wir gesehen, wie Savielly Tartakower gegen Tarrasch verloren hat. Hier ist nun ein Sieg von Tartakower, der so großartig war, dass die Partie sogar einen eigenen Namen bekommen hat: Die unsterbliche Partie!
Die Aufgabe ist wirklich lange und so wird fast jeder die Hilfe des "?" benötigen um die Partie in voller Länge genießen zu können. Ich zeige Euch die Partie aber trotzdem im Puzzle-Format, damit Ihr sehen könnt, wie weit Ihr kommt.