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Historische Partien #1: Capablanca - Bernstein
Capablanca

Historische Partien #1: Capablanca - Bernstein

mkorostin
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In diesem Format und gleichzeitig erstem Blog meinerseits widme ich mich den bekanntesten Schach-Partien der Vergangenheit. Ich werde die kompletten Partien vorstellen, analysieren (so gut ich kann (: ) und die wichtigsten Momente sowie historische Hintergründe präsentieren. 

#1 Capablanca - Bernstein, San Sebastián (1911):

Bis heute gilt das aufeinandertreffen von Ossip Bernstein und José Raúl Capablanca im Jahr 1911 in der Spanischen Stadt San Sebastián als die wohl berühmteste Partie der Schachgeschichte. Dabei war Casablanca, damals noch eher unbekannt in Europa, eigentlich gar nicht qualifiziert für das Turnier, da er vorherig keine anderen wichtigen Erfolge in anderen Turnieren erzielt hatte. So war Bernstein als einer der wenigen der 15 Teilnehmer gegen die Teilnahme Capablancas gewesen. Und wie es der Zufall so wollte, trafen die beiden gleich in Runde 1 aufeinander! 

Die Partie startete (Capablanca mit weiß, Bernstein mit schwarz) mit 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 und entwickelte sich mit 3. Lb5 zur spanischen Partie, worauf Bernstein mit 3. ... Sf6, der Berliner Verteidigung, antwortete. 

Zug 1. bis 4. (Eröffnung):

Es folgt die kurze Rochade, die wohl beliebteste Fortsetzung zur Berliner Verteidigung und 4. ... Le7 von Bernstein. Gefolgt von 5. Sc3 d6, die Steinitz-Verteidigung und 6. Lxc6 bxc6, ein Abtausch, welcher damaligen Top-Spielern wie Tarrasch als ,,wenig ersichtlich" vorkommt. Die eigentliche, natürliche Fortsetzung ist d4 mit der einfachen Idee das Zentrum zu besetzen. Dieser Zug folgt auch mit 7. d4 exd4 8. Sxd4 und 8. ... Ld7, welcher den c6 Bauern verteidigt. Die Position nach dem 8 Zug ist damit sehr ausgeglichen.

Zug 5. bis 8.:

 Die darauffolgenden Züge sind 9. Lg6 0-0 10. Te1 h6 11. Lh4 (Capablanca entscheidet sich gegen einen weiteren Abtausch von Springer und Läufer wie bereits bei Zug 6, und behält damit die Kontrolle um die Diagonale). 11. ... Sh7 öffnet den Läufer und zieht erneut einen Abtausch in Erwägung, welchen Capablanca mit 12. Lxe7 annimmt. Es geht weiter mit 12. ... Dxe7 13. Dd3, mit der Absicht den Turm auf a1 auf die selbe Linie wie die Dame zu bringen, und 13. ... Tb8, welcher den ungedeckten b2 Bauern angreift. Als Antwort folgt 14. b3 (verteidigt den Bauern) und 14. ... Sg5, der Schwarze Springer ist damit nun relativ aktiv am Königsflügel. Capablanca ignoriert dies fürs erste und fährt mit 15. Td1 fort. 15. ... De5 bringt einen weiteren potenziellen Angreifer zum Königsflügel und bringt die Dame gleichzeitig ins Zentrum. 16. De3 ( mit der Idee einer Gabel von Dame und Springer mit f4) und 16. ... Se6, was diese Gabel verhindert. Die Position ist nach dem 16. Zug nach wie vor sehr ausgeglichen.

Zug 9. bis 16. :

Weiter mit 17. Se2 von Capablanca, was denn Springer auf d4 verteidigt und 17. ... Da5. Die Schwarze Dame wird damit vom Königsflügel auf den Damenflügel gestellt, und greift den ungedeckten Bauern auf a2 an. Capablanca ignoriert den ungedeckten Bauern und spielt 18. Sf5, mit verschiedenen Möglichkeiten eines späteren Angriffs auf den König. Der ungedeckte Bauer kann damit nicht genommen werden wegen Dc3! was Bernstein zwingen würde die Dame mit Bspw. Da6 in Sicherheit zu bringen, da sonst Ta1 die schwarze Dame angreift (Damenverlust)

Was wenn die Dame den a2 Bauern schlägt?:

Statt also den a2 Bauern zu nehmen spielt Bernstein 18. ... Sc5. Es geht weiter mit 19. Sd4. Capablanca greift damit den c6 Bauern an. Zwar ist er vom Läufer verteidigt, doch er kann dennoch vom Springer genommen werden, aufgrund der darauffolgenden Gabel mit Se7 [1. Sxc6 Lxc6 2. Se7!]

Potenzieller Materialgewinn mit Sxc6:

Um diese Gabel also zu verhindern spielt Bernstein 19. ... Kh7. Der folge Zug von Capablanca ist 20. g4?!, ein interessanter Zug mit möglichen Ideen später g5 zu spielen, und damit den König anzugreifen. Jedoch öffnet dieser Zug gleichzeitig den weißen König, weswegen der Zug technisch gesehen ein Fehler ist. Weiter mit 20. ... Tbe8 (bringt den zweiten Turm ins Spiel) und 21. f3 (als weiterer Verteidiger für e4) gefolgt von 21. ... Sg6. Als nächstes 22. Se2 Dxa2. Ein paar Züge später schein Bernstein den Bauern auf a2 also doch zu schlagen (Bauernopfer angenommen). Es folgt 23. Seg3, Capablanca fährt mit seinem Plan fort den Springer auf h5 zu bringen und von da aus einen Angriff zu starten, und opfert damit einen weiteren Bauern (auf c2), welcher ebenfalls von Bernstein geschlagen wird (23. ... Dxc2). Die Position scheint sich zuzuspitzen...

Zug 17. bis 23. :

Laut dem Computer ist die Position trotz zwei geopferter Bauern noch immer ausgeglichen. Die Partie spitzt sich weiter zu mit 24. Tc1 (verhindert Dc5 und damit einen erzwungenen Damentausch) 24. ... Db2 25. Sh5, der Springer ist auf h5 angekommen und erhöht den Druck auf den g7 Bauern, welcher der einzige Verteidiger vom h6 Bauern ist. Bernstein spielt 25. ... Th8, ein Fehler. Die richtige Verteidigung war Tg8, welcher den g7 Bauern verteidigen würde. Mit 26. Te2 greift Capablanca die Dame, den einzigen Verteidiger des g7 Bauern. Die Dame muss auf der Diagonale bleiben um Schachmatt zu verhindern weswegen 26. ... De5 gespielt wird (bringt die Dame in Sicherheit und schützt weiterhin g7). Doch 27. f5! ,,verscheucht" die Dame endgültig von der Diagonale und entfernt den Verteidiger Nach 27. ... Db5 kommt das letzendliche Springer-Opfer mit 28. Sxg7!. Es folgt 28. ... Sc5 29. Sxe8 Lxe8 30. Dc3 (droht Schachmatt) f6 31. Sxf6+ Kg6 32. Sh5 (erneute Matt-Drohung) Tg7 32. f5+ Kg5 und 33. De3+, es folgt das unaufhaltsame Matt in 7 Zügen, und Bernstein gibt auf.

Zug 24. bis 33.: