News
Aimchess Rapid: Carlsen und Caruana landen überzeugende Siege

Aimchess Rapid: Carlsen und Caruana landen überzeugende Siege

AnthonyLevin
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Magnus Carlsen, Fabiano Caruana, Nodirbek Abdusattorov und Levon Aronian haben ihre Auftaktduelle beim Aimchess Rapid 2023 gewonnen und stehen damit im Halbfinale der Gewinnerrunde der Gruppe I.

Carlsen und Caruana besiegten ihre Gegner Jorden van Foreest und Eduardo Iturrizaga sogar nach nur 3 Partien, während Aronian gegen Vladimir Fedoseev die volle Spielzeit benötigte. Das Duell zwischen Abdusattorov und Wesley So wurde sogar erst im Armageddon entschieden.

Das Turnier geht heute, am Dienstag, dem 11. Juli um 17.00 Uhr weiter.

Möchtet Ihr gerne live zusehen?
Wir übertragen alle Events der Champions Chess Tour mit Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, unserem deutschsprachigen YouTube-Kanal und auf Twitch. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive.

Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Montag:


Das Aimchess Rapid ist die vierte Etappe der Champions Chess Tour und danach bleiben nur noch zwei bis zu den Playoffs übrig. Bisher haben sich drei Spieler für die Playoffs qualifiziert, die Ende des Jahres stattfinden werden. Das sind Carlsen, Nakamura und Abdusattorov. Aber noch sind 5 Startplätze zu vergeben.

Division I

Van Foreest-Carlsen 0.5-2.5

Kurz vor diesem Match hatte Carlsen ein Titled Tuesday Turnier mit 11/11 gewonnen und beim SuperUnited Rapid and Blitz in Kroatien gegen einige der besten Spieler der Welt am ersten Tag 9/9 erzielt - und das alles in einer Woche. Und da Carlsen auch den direkten Vergleich gegen Van Foreest mit 7:1 (bei fünf Remis) anführt, ging er natürlich als klarer Favorit in das Duell.

Van Foreest ist für seine kreativen Eröffnungsideen bekannt und fungierte schon als Sekundant von Carlsen, was für eine interessante Situation zu Beginn der ersten Partie sorgte. Die große Frage war: Welche Eröffnung würden wir zu sehen bekommen? Carlsen beantwortete diese Frage im ersten Zug.

In der ersten Partie antwortete Carlsen auf 1.e4 mit 1...a6, also dem Zug, den er letzte Woche in jeder Schwarzpartie in Titled Tuesday gespielt hatte. Dann erreichte er etwas, das wie ein weiteres dieser "absolut toten"-Endspiele aussah.

Auch die zweite Partie gewann der Norweger in einem Endspiel und untermauerte damit seinen Ruf, der vielleicht größte Endspiel-Spieler aller Zeiten zu sein. Großmeister Rafael Leitao hat sich diese Partie ganz genau angesehen und stellt sie uns vor.

GM Rafael Leitao GotD

Danach spielte der Weltranglistenerste erneut 1...a6 und sicherte sich mit einem Remis (aus einer Gewinnstellung heraus) bereits in der dritten Partie den Einzug ins Halbfinale.

Der ehemalige Weltmeister erwähnte, dass er zuvor an zwei aufeinanderfolgenden Turnieren teilgenommen habe, der Tech Mahindra Global Chess League 2023 und dem SuperUnited Rapid & Blitz Croatia 2023.

Aufgrund der Heimreise nach dem gestrigen Turniersieg in Zagreb sagte er: "Ich war heute ziemlich müde und deshalb war mein Schach nicht so gut, aber ich habe es trotzdem geschafft, einige Partien zu überstehen." Als Erklärung für einige untypische Fehler seines Gegners erwähnte er, dass Van Foreest gestern in der niederländischen Meisterschaft gespielt (und gegen Anish Giri verloren) hatte und möglicherweise auch müde gewesen sei.

Caruana-Iturrizaga 2.5-0.5

Diese beiden haben zuvor nur fünf aufgezeichnete Partien bestritten und die letzte Partie an einem Brett fand 2014 statt. Caruana gewann vier dieser Partien und die letzte endete Remis.

In der ersten Partie verschaffte sich der spanische Großmeister mit Schwarz aus der Eröffnung heraus einen Vorteil, lies sich aber auf eine dreifache Stellungswiederholung ein. Da er im gesamten Match keine weitere Chance bekommen würde, war das eine Entscheidung, die er im Nachhinein bereut hat.

Die zweite Partie gewann Caruana in nur 26 Zügen und benötigte für die gesamte Partie nur knapp drei Minuten seiner Bedenkzeit.

Es war eine spektakuläre Demonstration einer Eröffnungsvorbereitung und der fehlerfreien Umsetzung nach dem Erreichen des Vorteils. Nach der Partie sagte Kommentator Danny Rensch: "Die Partie begann in Fabianos Küche." Einen Zug nach der Eröffnungsneuerung 17.Dxc4 (gespielt von Iturrizaga) hatte Weiß bereits unzureichende Kompensation für die Qualität und stand schnell auf verlorenem Posten.

Die nächste Partie gewann Caruana auf Zeit, als Iturrizaga versuchte, seine Einstellung zur automatischen Umwandlung in eine Dame zu ändern. In dieser Stellung hätte eine Unterumwandlung in einen Springer technisch gesehen zu einem Remis führen können.

Caruana sagte, er sei wegen der Zeitumstellung nach seinem jüngsten Superturnier in Zagreb um vier Uhr morgens aufgewacht. Über den möglichen Gewinn des Turniers sagte er: "Es wäre ein großer persönlicher Erfolg. Ich war ein paar Mal nah dran, aber dann bin ich bin zweimal auf der Ziellinie gestolpert." Damit wies er auf seine Finalniederlagen gegen Nakamura und Abdusattorov in den letzten beiden Turnieren hin. 

Der Start in dieses Turnier hätte aber nicht besser laufen können und am Dienstag steht das Halbfinale gegen Carlsen auf dem Programm.

Abdusattorov-So 3-2

Für beide Spieler war es das zweite Mal, dass sie in der ersten Gruppe aufeinandertrafen, aber Abdusattorov hatte sicher den psychologischen Vorteil, das letzte Event gewonnen und sich damit bereits sein Ticket für die Playoffs gesichert zu haben. Den direkten Vergleich führte aber Wesley So mit 17:10 (bei 9 Remis) an.

Nach zwei Remis gewann So ein Damenendspiel und damit stand Abdusattorov in der vierten Partie mit Schwarz gegen einen der stärksten Weiß-Spieler der Welt unter Siegzwang – und das gelang ihm.

Damit musste das Duell im Armageddon entschieden werden. So gewann das Bieten um die schwarzen Figuren mit seinem Gebot von 8 Minuten und 12 Sekunden, aber brach einfach zusammen. Nachdem er sich im 18. Zug gierig auf einen Bauern gestürzt hatte, war sein König 11 Züge später Schachmatt.

"Das fühlte sich nicht einmal wie eine Partie an", sagte Kommentatorin Tania Sachdev nach dem Desasterwerk, wie es Kommentator David Howell auf seiner Suche nach einem Gegenteil von Meisterwerk nannte.

Nach dem Duell sagte Abdusattorov: "Über den Sieg in der vierten Partie habe ich mich wirklich gefreut. Ich habe nicht geglaubt, dass ich ihn auf Abruf besiegen kann, weil er meiner Meinung nach der solideste Spieler der Welt ist." Das Armageddon verlief nach seinen Worten "glatt".

Fedoseev-Aronian 1.5-2.5

Etwas überraschend haben Fedoseev und Aronian gerade einmal drei aufgezeichnete Partie gegeneinander gespielt und den einzigen Sieg konnte Aronian bei der Blitz-Weltmeisterschaft 2021 verzeichnen.

Nach einem ereignislosen Unentschieden in der Berliner Verteidigung in der ersten Partie gewann Aronian die Zweite. Mit dem schönen und lehrreichen Zug 23.b5 erreichte er eine strategisch gewonnene Stellung und mit einigen raffinierten Taktiken entschied er die Partie.

Nach dem Sieg erreichte Aronian durch zwei weitere Remis das Halbfinale. Im Interview sagte er: "Ich hatte das Gefühl, dass mein Spiel von hoher Qualität war. Ich war ziemlich zufrieden damit." Er erwähnte, dass es ihm schwergefallen sei, in der letzten Partie ein Remis zu halten, aber die Engine bestätigt, dass er zu keinem einzigen Zeitpunkt schlechter stand, auch wenn es aus menschlicher Sicht chaotisch aussah.

Division I - Turnierbaum

Division II

Vor ein oder zwei Jahren hätte man Lazaviks Sieg über Maghsoodloo vielleicht noch als Überraschung bezeichnen können. Doch mittlerweile hat sich der junge weißrussische Spieler in der Online-Schnellschachszene einen solchen Namen gemacht, dass diese Beschreibung, obwohl der iranische GM ein sehr starker Spieler ist, nicht mehr zutreffend erscheint.

Lazavik gewann beide Partien mit Weiß und remisierte beide mit Schwarz. In der letzten Partie fand er ein besonders schönes Finish. Wer kann die Sequenz ebenfalls finden?

Weiß am Zug setzt Schachmatt

Division II - Turnierbaum

Division III

Beim letzten Turnier der Champions Chess Tour war der Trierer Großmeister Georg Meier noch als einziger deutschsprachiger Spieler in der Division II vertreten. Beim Aimchess Rapid müssen wir bis in die Division III blicken, um Georg Meier und Matthias Blübaum verfolgen zu können.

Meier gewann dann gleich sein erstes Duell gegen den starken brasilianischen Großmeister Krikor Mekhitarian mit 2:0 und da die Duelle in der dritten Division nur über 2 Partien gehen, stand gleich danach das nächste Duell gegen Leinier Dominguez-Perez auf dem Programm. Nach 2 Siegen mit Weiß musste ein Armageddon über das Weiterkommen entschieden und das gewann ebenfalls Weiß. Leider hatte Georg aber die schwarzen Figuren geführt...

Hier ist aber der Sieg von Georg Meier über Kriko Mekhitarian, bei dem der deutsch-uruguayische Großmeister im Endspiel förmlich aufgeblüht ist.

Zu einer mittleren Kuriosität kam es aber beim nächsten Duell von Krikor. Sein Gegner Maxim Matlakov bot für das Armageddon 3 (drei) Minuten und wählte dann die weißen Figuren! Krikor konnte also mit den schwarzen Figuren und 15 Minuten auf der Uhr spielen und benötigte nur ein Remis zum Weiterkommen. 

Wie verlief dieses Experiment? Schwarz erreichte ein Remis und gewann das Match. Was den russischen Großmeister an einem Montagabend zu dieser Harakiri-Aktion getrieben hatte, ist noch unklar.

Matthias Blübaum hatte mit Vladimir Kramnik einen noch prominenteren Gegner zugelost bekommen und musste sich mit 0.5:1.5 geschlagen geben. In der nächsten Runde verlor er mit demselben Ergebnis gegen Pavel Elianjov und damit ist das Turnier für Matthias leider schon zu Ende.

Division III - Turnierbaum


Die Champions Chess Tour 2023 (CCT) ist ein riesiges Online-Schachturnier, das die besten Features der ehemaligen Champions Chess Tour und der Chess.com Global Championship kombiniert. Die Tour umfasst sechs Turniere, die sich über das ganze Jahr erstrecken und in einem Finale, bei dem die Spieler vor Ort gegeneinander antreten, gipfeln. Mit den besten Spielern der Welt und einem Preisgeld von 2 Millionen US-Dollar ist die CCT das bislang größte Event auf Chess.com.


Weitere Berichte vom Aimchess Rapid:

AnthonyLevin
NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

Email:  [email protected]

Facebook:  https://www.facebook.com/anthony.seikei/ 

Twitter: https://twitter.com/alevinchess

Instagram: https://www.instagram.com/anthonylevinchess/

Mehr von NM AnthonyLevin
6 Dinge, die wir gelernt haben - Julius Baer Generation Cup 2024

6 Dinge, die wir gelernt haben - Julius Baer Generation Cup 2024

Carlsen gewinnt den Julius Baer Generation Cup 2024, Wesley So gewinnt die Division II, Caruana die Division III

Carlsen gewinnt den Julius Baer Generation Cup 2024, Wesley So gewinnt die Division II, Caruana die Division III