Aimchess Rapid: Carlsen und Abdusattorov stehen im Finale der Gewinnerrunde
Magnus Carlsen und Nodirbek Abdusattorov haben beim Aimchess Rapid 2023 das Finale der Gewinnerrunde der Gruppe I erreicht.
In der Gruppe II stehen Amin Tabatabaei, Denis Lazavik, Sam Sevian und Altmeister Gata Kamsky im Halbfinale der Gewinnerrunde und die Gruppe III geht nach dem Ausscheiden von Georg Meier leider ohne deutsche Beteiligung zu Ende.
Das Turnier geht heute, am Mittwoch, dem 12. Juli um 17.00 Uhr weiter.
Möchtet Ihr gerne live zusehen?
Wir übertragen alle Events der Champions Chess Tour mit Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, unserem deutschsprachigen YouTube-Kanal und auf Twitch. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive.
Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Dienstag:
Wie bei jedem CCT-Turnier steigt am zweiten Tag die Spannung und das nicht nur, weil in der Gruppe I die ersten beiden Spieler ausscheiden.
Die Kommentatoren im Studio in Oslo waren aber bestens auf diesen Tag vorbereitet:
Day 2 @ChampChessTour 💥 pic.twitter.com/jXjifPPlv2
— Keti Tsatsalashvili (@keti_chess) July 11, 2023
Division I
Gewinnerrunde
Carlsen und Abdusattorov gewannen ihre Duelle und werden am Mittwoch im Siegerfinale gegeneinander antreten.
Caruana-Carlsen 1.5-2.5
Die beiden Protagonisten der Schachweltmeisterschaft 2018 sind gute Bekannte und Fabiano Caruana erwähnte sogar, dass sie erst vor zwei Tagen nach Abschluss des jüngsten Grand Chess Tour-Events in Zagreb zusammen zu Abend gegessen haben.
In Kroatien besiegte Carlsen den amerikanischen GM in seiner ersten Blitzpartie (und ließ danach acht Siege in Serie folgen). Was aber für diese Bedenkzeit vielleicht relevanter ist, ist, dass Caruana im selben Event den direkten Vergleich im Schnellschach gewann. Insgesamt spricht die Bilanz im Schnellschach aber mit 18 Siegen und 12 Niederlagen (bei 10 Remis) zugunsten von Carlsen.
In der ersten Partie wich Carlsen von seinem neuen Lieblingszug 1...a6 ab und wir bekamen einen theoretischen Kampf in einer trendigen Variante des sizilianischen Taimanov (mit 7.g4) zu sehen. Caruana opferte einen Bauern und schien die schwarzen Figuren am Königsflügel zurückzudrängen, aber nachdem die kurze Initiative vorbei war, ging Weiß der Dampf aus.
Mit einem vergleichsweise sicheren König zog Carlsen ein Gegenspiel auf und gewann eine hochklassige Partie.
In der zweiten Partie verteidigte Carlsen zuerst eine schlechtere Stellung und dann ein Turmendspiel mit Minusbauern und rettete damit einen halben Punkt. Die dritte Partie war ein von beiden Spielern gut gespieltes Remis und in der vierten Partie gab Carlsen in einer Stellung mit vier Mehrbauern Remis und sicherte sich damit das Weiterkommen.
Mit der ersten Partie war Carlsen, der ja normalerweise die Qualität seiner eigenen Partien immer besonders kritisch beurteilt, zufrieden: "Ich denke, mein Spiel war heute viel besser als gestern und besonders die erste Partie war wirklich, wirklich gut". Dann fügte er noch hinzu, dass die Stellung alles andere als einfach zu spielen war, weil sein König ständig in der Mitte stand.
Anschließend beantwortete er auch noch die lang ersehnte Frage nach all den leeren Stühlen in seinem Hintergrund:
Why does @MagnusCarlsen have so many chairs in his background? 😂
— chess24.com (@chess24com) July 11, 2023
"On the rare occasions that I do streams, I need the chairs for the idiots in the back. @DavidHowellGM has been one of them in the past for sure!" pic.twitter.com/GAPJh3FiyH
Abdusattorov-Aronian 2.5-0.5
Vor dem Duell führte Levon Aronian den direkten Schnellschach-Vergleich gegen Abdusattorov mit 3 Siegen und 1 Niederlage an. Nach dem Duell war die Bilanz ausgeglichen...
Die erste Partie war extrem unterhaltsam. Abdusattorov ließ seine angegriffene Dame einfach stehen und drohte stattdessen ein unglaubliches Matt. Nach der Partie sage er dazu: "Ich habe diese zweifelhafte Variante gespielt, die objektiv gesehen einfach verloren, aber in einer praktischen Partie unglaublich schwer zu widerlegen ist."
Mikhail Tal wäre auf den jungen Usbeken sicher stolz gewesen:
In der zweiten Partie erspielte sich Aronian gegen die solide Russische Verteidigung mehrmals einen Vorteil, konnte ihn aber nicht verwerten und nachdem die usbekische Nummer eins die dritte Partie mit einer fantastischen Kombination gewonnen hatte, war das Duell vorzeitig entschieden:
Der 18-jährige Abdusattorov konnte gegen Carlsen schon bei der Schnellschach-WM 2021 und bei ihrer ersten klassischen Partie gewinnen. Wird er das Kunststück ein weiteres Mal schaffen?
Verliererrunde
In der Verliererrunde gingen die Duelle nur über zwei Partien. Das bedeutete, dass ein Spieler nach einer Niederlage in der ersten Partie die zweite Partie bereits zwingend gewinnen musste, um noch ein Armageddon zu erreichen.
So-Fedoseev 1.5-1.0
Überraschenderweise standen sich Wesley So und Vladimir Fedoseev noch nie in einer aufgezeichneten Schnellschachpartie gegenüber. Sie spielten zwar bei den Schach960-Weltmeisterschaften 2019 (Fedoseev gewann) und 2022 (So gewann) gegeneinander, aber noch nie begannen die Figuren auf ihren normalen Feldern.
In der ersten Partie geriet So mit Weiß in Schwierigkeiten, konnte aber ein Remis retten und auch in der zweiten Partie hatte Fedoseev eine Gewinnchance, doch auch diese konnte er nicht verwerten.
Nach dem Zug 49...Tg7+ entschied ein einziger Zug über Sieg oder Remis:
Im Armageddon gewann So das Bieten um die schwarzen Figuren mit seinem Gebot von 8:27 und erzielte ein Remis und damit den Sieg im Match.
Fedoseev verlässt das Turnier mit $7.500 und 20 Tour-Punkten auf seinem Konto.
Iturrizaga-Van Foreest 2-1
Auch in diesem Duell gab es keinen klaren Favoriten. Die einzige bisherige Schnellschachpartie zwischen den beiden endete Remis und obwohl Van Foreest im klassischen Schach die bessere Elo vorweisen kann, liegt das Rating im Schnellschach sowohl bei der FIDE als auch auf Chess.com nah beieinander.
Die erste Partie gewann dann der holländische Großmeister mit Schwarz:
Direkt in der nächsten Partie schlug der Spanier aber zurück und erzwang damit ein Armageddon und dort machte er sein Comeback perfekt und gewann mit den weißen Figuren und Großmeister Rafael Leitao zeigt uns, wie Eduardo Iturrizaga das geschafft hat.
Nach dem Duell sagte Iturrizaga, dass er die Gelegenheit genossen habe, gegen einige Großmeister der Weltelite zu spielen. Er hatte auch in drei vorherigen Play-Ins gespielt, aber dies war sein erstes Mal, dass er es in die Division I geschafft hatte.
Er hat auch bestätigt, dass er jetzt seine "Auto-Queen-Einstellung", die ihn gestern noch die entscheidenden Sekunden gekostet hatte, geändert hat.
Van Foreest wird das Ausscheiden mit $7.500 und 20 Tour-Punkten versüßt.
Division I - Turnierbaum
Division II
Denis Lazavik setzte seinen Siegeszug fort und gewann als einziger Spieler in der Gewinnerrunde ein Duell mit dem perfekten 3:0-Ergebnis.
Seine zweite Partie war ein wahres Endspiel Meisterwerk.
In einer laut Engine ausgeglichenen Stellung machte Paravyan mit 0,3 Sekunden auf der Uhr einen Verlustzug und lief in ein schnelles Matt. Es bestand aber absolut keine Chance, dass er die studienähnliche Rettung finden hätte können.
Ein Teil der Liebe zum Schach besteht aber darin, die "Was-wäre-wenn-Situationen" zu erforschen. Tauchen wir also ein:
Division II - Turnierbaum
Division III
Leider geht die Gruppe III ohne deutsche Beteiligung zu Ende, denn mit Georg Meier ist auch der letzte deutschsprachige Teilnehmer bereits ausgeschieden. Die Endstation für den Trierer war der argentinischen Großmeister Perez Ponsa, der nach 2 Remis in den regulären Partien im Armageddon mit Schwarz und 10 Minuten und 30 Sekunden auf der Uhr ebenfalls Remis halten konnte.
Hier ist die so gut wie perfekte Armageddonpartie, in der sich Meier trotz aller Bemühungen einfach keine echte Gewinnchance erspielen konnte:
Der Chess.com Coach war von dieser Partie ebenfalls begeistert und gibt beiden Spielern ein Rating von 2950! Das wird Georg Meier aber sicherlich weniger trösten, als das Preisgeld in Höhe von $1.200 und die beiden Tour-Punkte.
Division III - Turnierbaum
Die Champions Chess Tour 2023 (CCT) ist ein riesiges Online-Schachturnier, das die besten Features der ehemaligen Champions Chess Tour und der Chess.com Global Championship kombiniert. Die Tour umfasst sechs Turniere, die sich über das ganze Jahr erstrecken und in einem Finale, bei dem die Spieler vor Ort gegeneinander antreten, gipfeln. Mit den besten Spielern der Welt und einem Preisgeld von 2 Millionen US-Dollar ist die CCT das bislang größte Event auf Chess.com.
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