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Airthings Masters: Carlsen steht im Finale

Airthings Masters: Carlsen steht im Finale

AnthonyLevin
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Am dritten Tag des Airthings Masters 2023 kam es zum großen Duell zwischen Weltmeister Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura.

Nach vier Remis hielt Carlsen mit Schwarz im Armageddon erfolgreich ein Remis und steht damit als erster Finalist des großen Finales fest.

In der Verliererrunde setzte sich Wesley So gegen Alexey Sarana durch und Arjun Erigaisi eliminierte seinen Landsmann Gukesh D. So und Erigaisi werden jetzt ausspielen, wer gegen Nakamura um den Einzug ins große Finale spielen darf.

In der zweiten Gruppe besiegte Fabiano Caruana den Usbeken Nodirbek Yakubboev und spielt jetzt gegen Yu Yangyi, der Alexander Predke besiegen konnte, um den Einzug ins große Finale.

In Gruppe 3 stehen bereits beide Finalisten fest. Im Finale der Gewinnerrunde schickte Sam Sevian zuerst Praggnanandhaa R in die Verliererrunde, wo der junge Inder dann Oleksandr Bortnyk besiegen konnte und damit im großen Finale erneut auf Sevian trifft.

Das Airthings Masters geht heute, am Donnerstag, dem 9. Februar, um 17.00 Uhr weiter.

So könnt Ihr zusehen
Wir übertragen das Champions Chess Tour Airthings Masters 2023 mit Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien des Turniers findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Hier könnt Ihr Euch die Übertragung vom Mittwoch nochmal ansehen:


Gruppe I

Zu Beginn des Tages waren noch 6 Spieler in der ersten Gruppe vertreten. Am Ende warens nur noch 4.

Die Paarungen hätten nicht spannender sein können. Neben dem immer jungen Duell zwischen Nakamura und Carlsen um den Einzug ins Finale gab es in der Verliererrunde ein rein indisches Match zwischen Erigaisi und Gukesh und das Duell USA gegen Russland, das zwischen Alexey Sarana und Wesley So ausgetragen wurde.

Gewinnerrunde

Während Carlsen den direkten Vergleich im klassischen Schach mit 14:1 anführt, ist die Bilanz zwischen den beiden in kürzeren Zeitkontrollen deutlich ausgeglichener und immerhin konnte Schach960-Weltmeister Nakamura ja das Finale der Speed Chess Championship 2022 gegen den Weltmeister im Blitz-, Schnell- und klassischen Schach gewinnen.

Es war also ziemlich schwierig, einen Favoriten in diesem Duell der wohl besten Blitzspieler aller Zeiten auszumachen.

Wie so oft erschien Carlsen zu spät zur ersten Partie, aber die Kommentatoren erwischte er damit auf dem völlig falschen Fuß, weil die gerade zuvor darüber gesprochen hatten, dass er am Vortag bereits 15 Minuten vor Beginn der ersten Partie "am Brett" gesessen hatte.

In der ersten Partie hatte Carlsen dann ein gewonnenes Springer-Endspiel erreicht und da er sich den Ruf des größten Endspiel-Spielers aller Zeiten erspielt hat, hätte man erwarten können, dass er diese Partie in der Tasche hat.

Nakamura aber hatte auch einen Ruf zu verteidigen. Und zwar den, besonders im Schnellschach einer der kreativsten und widerstandsfähigsten Verteidiger zu sein. Der Amerikaner schaffte es, die Stellung zu verkomplizieren und das Remis zu halten. Ein enttäuschender Auftakt für Carlsen.

Die zweite Partie endete ebenfalls Remis und auch hier gab es einige Höhepunkte. Carlsen hatte mit den schwarzen Steinen die Nase vorn und verpasste nach einem Patzer von Nakamura einen klaren Gewinn. Es war ein Fall gegenseitiger Schachblindheit und eine Erinnerung daran, dass selbst zwei der größten Schnellschachspieler der Welt auch nur Menschen sind.

Später nannte Carlsen dies "eine Gelegenheit, die ich in einer Million Jahren nicht verpassen sollte."

Die dritte Partie war einfach eine starke Partie von beiden Spielern. Nakamura spielte die Bogo-Indische Verteidigung, was dem Weltmeister ein etwas überraschtes Lächeln abrang. Nachdem beide Spieler dann 25 perfekte Züge gespielt hatten, endete die Partie mit einem Remis.

In der letzten regulären Partie entschied sich Carlsen mit Schwarz in einer spanischen Partie für den Marshall-Angriff. Obwohl Schwarz hier einen Bauern opfert, hat dies auf dem höchsten Niveau den Ruf, "Remis zu sein", weil die Aktivität von Schwarz als Kompensation für den Bauern zwar ausreicht, aber auch nicht mehr als das. Die Partie endete nach 21 Zügen mit einer dreifachen Stellungswiederholung, ohne dass die beiden einen einzigen neuen Zug gespielt hatte – genau die gleiche Partie war zuvor schon sieben Mal gespielt worden.

Carlsen sage später, dass er das Gefühl hatte, Nakamura würde auf das Armageddon setzen und dass er bereits während der vierten Partie über seine Strategie nachdachte.

Beim Abgeben der Gebote, mit welcher Bedenkzeit die Spieler bereit sind, mit Schwarz zu spielen, geschah dann etwas Unglaubliches, das aber wirklich passiert ist: Carlsen unterbot Nakamura um eine Sekunde! Der Norweger hatte 8:58 geboten, während Nakamura 8:59 eingeloggt hatte. So etwas kannst du dir nicht ausdenken!

Trotzdem musste aber Carlsen jetzt mit nur knapp mehr als der Hälfte der Bedenkzeit seines Gegners spielen und versuchen, ein Remis zu erreichen. Es entwickelte sich eine sehr spannende Partie und Großmeister Rafael Leitao kommentiert sie für uns.

GM Rafael Leitao GotD

Im Interview sagte der Sieger: "Ich denke, das gesamte Match war von wirklich, wirklich schlechter Qualität und ich denke, Hikaru würde dem zustimmen." Er deutete auch an, dass er hofft, dass Nakamura die Verliererrunde gewinnt, damit es zu einem Rückkampf kommt.

Später im Interview fügte er hinzu: "Es ist jedes Mal ein Privileg, gegen ihn zu spielen". Und sogar die Frage nach seinem Lieblings-Pokemon beantwortet er: Psyduck.

Verliererrunde

Die Duelle der Verliererrunde bestanden nur aus zwei Partien. In beiden Duellen gewannen die Spieler mit den weißen Figuren die erste Partie und ihre jeweiligen Gegner konnten in der zweiten Partie nicht zurückschlagen.

Die aus Indien stammende Kommentatorin Tania Sachdev sagte während der Übertragung zum rein indischen Duell zwischen Gukesh und Erigaisi: "Jeder liebt sie beide … es ist schwer, einen Favoriten zu haben." Das Match war dann auch für die indischen Fans sicherlich ein Dilemma, denn einer der beiden jungen Nationalhelden würde sicher eliminiert werden.

Auch sportlich war kein wirklicher Favorit auszumachen, obwohl sich beide Spieler zweifellos an ihre letzte große Begegnung beim Tata Steel India Rapid und Blitz 2022 erinnerten. Der drei Jahre ältere Erigaisi gewann dort beide Blitzpartien und die Schnellschachpartie endete Remis.

In dieser Partie stürmte Erigaisi dann mit seinen g- und h-Bauern im Mittelspiel schamlos nach vorne und lies seinen König schutzlos zurück. Obwohl Schwarz viele Möglichkeiten für ein Gegenspiel hatte, erwies sich die praktische Herausforderung, diesen Angriff zu verteidigen, als zu schwierig für Gukesh.

Da Gukesh nun unbedingt gewinnen musste, schickte er in einem angenommenen Damengambit Harry den h-Bauern auf die Reise. Diese Idee entpuppte sich aber als Eigentor, denn Erigaisi, der ja nur ein Remis benötigte, erreichte die klar bessere Stellung. Am Ende versuchte Gukesh dann noch mit einem verzweifelten Damenopfer Chancen zu kreieren, aber Erigaisi hielt das Remis.

Eines der Highlights des Tages war sicher Erigaisis Qualitätsopfer im 21. Zug, dass keiner der Kommentatoren auf dem Radar hatte.

Erigaisi sprach sehr offen über die kritischen Momente der ersten Partie: "Ich denke, beide Partien waren ziemlich intensiv. In der ersten Partie lief er in meine Vorbereitung. Ich kannte die Stellung bis Dc2 und a3 gespielt hatte und erst ...Te8 kannte ich nicht, aber das ist sicher kein guter Zug. Bis zu diesem Sf8-Se6 Manöver hat er aber gut gespielt und der kritische Moment war, als er Sf4 gespielt hat. Ich dachte, er kann hier ...Db5 und ...Sxd4 spielen. ... Später habe ich irgendwie ...Sxe6 nicht gesehen, aber da war ich bereits ziemlich zuversichtlich."

Im anderen Match spielte Wesley So gegen Alexey Sarana. Vor dem Duell hatte Sarana noch nie gegen So gewinnen können. Nach den sechs bisher gespielten Partie stehen für So 3 Siege und 3 Remis zu Buche.

So hat es übrigens geschafft, gestern gleich beide Titled Tuesday Turniere zu gewinnen. Das erste als Aufwärmübung für das Duell gegen Sarana und das zweite praktisch zum Auslaufen nach dem Match. Das ist vor ihm nur Hikaru Nakamura gelungen. 

Wenn man sich in einer Must-Win-Situation befindet, ist So wohl der letzte Spieler auf der Welt, gegen den man spielen möchte. Sein supersolider Stil ist schon in normalen Partien fast unangreifbar und wenn ihm dann auch noch ein Remis genügt, ist der Versuch ihn zu besiegen, als wenn man mit einem Buttermesser durch Stahl schneiden möchte.

So hielt seine Stellung mit Schwarz problemlos. Weiß gelang es nicht, auch nur den Anschein eines Vorteils zu erlangen und am Ende gewann So die Partie sogar.

Nach seinem Match erzählte So, dass er seine Routine während eines Turniers geändert hat: "Früher habe ich während Turnieren an Problemlösungen gearbeitet oder meine Partien analysiert. Heutzutage spiele ich nur noch Blitz und versuche mich zu entspannen."

Und dann sagte er noch, dass er nächste Woche beim WR Chess Masters 2023 in Düsseldorf am Start sein wird

Für Sarana und Gukesh ist das Event damit beendet aber beide dürfen sich mit dem Gewinn von $10.000 trösten.

Der Turnierbaum der Gruppe I

Gruppe II

In der Gewinnerrunde dieser Gruppe sind nur noch zwei Spieler übrig, während in der Verliererrunde noch vier Spieler kämpfen. Dass in der Gewinnerrunde Yu Yangyi und Fabiano Caruana um den Einzug ins große Finale spielen, ist aber keine besonders große Überraschung.

Wer nach Überraschungen sucht, muss aber nur in die Verliererrunde schauen. Der ehemalige Weltmeister Vladimir Kramnik warf nacheinander Ian Nepomniachtchi und Matthias Blübaum aus dem Turnier und bewies damit, dass er trotz seines Rücktritts 2019 noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

Außerdem besiegte Denis Lazavik den viel erfahrenen und etablieren Daniil Dubov, der für seine kreativen Eröffnungsideen bekannt ist. Der Name des 17-jährigen Weißrussen ist vielleicht weniger bekannt, da er sich erst letztes Jahr seinen GM-Titel erspielt hat. Einige erinnern sich vielleicht an seinen Sieg beim Titled Tuesday Turnier, als er 15 Jahre alt und noch FM war.

Denis gewann gleich beide Partien. In der zweiten Partie fand er in einem sehr ausgeglichen aussehenden Turmendspiel einen Gewinnzug. Wer kann ihn ebenfalls finden?

Schwarz am Zug gewinnt. 

In dieser Gruppe geht es um mehr als nur um die $10.000 Preisgeld für den ersten Platz, denn dem Sieger dieser Gruppe winkt auch ein Startplatz in der ersten Gruppe des nächstens Turniers der Champions Chess Tour, was ihm weitere $7.500 garantiert. 

Der Turnierbaum der Gruppe II

Gruppe III

In der Gruppe 3 stehen die Protagonisten des großen Finales bereits fest: Praggnanandhaa und Sevian.

In dieser Gruppe ist genau das passiert, wofür das Doppel-K.-o.-System gedacht ist. "Ein zweites Leben". Sevian traf bereits im Finale der Gewinnerrunde auf Praggnanandhaa und konnte ihn nach zwei Remis im Armageddon besiegen.

Damit fand sich der junge Inder in der Verliererrunde wieder und traf dort auf Bortnyk. Nach 2 Remis in den regulären Partien musste auch hier ein Armageddon über das Weiterkommen entscheiden.

In dieser Partie entfesselte Praggnanandhaa dann eine wahre Kaskade von Taktiken und konnte am Ende sogar mit Schwarz gewinnen.

Der Turnierbaum der Gruppe III

Division III Bracket 


Die Champions Chess Tour 2023 (CCT) ist ein riesiges Online-Schachturnier, das die besten Features der ehemaligen Champions Chess Tour und der Chess.com Global Championship kombiniert. Die Tour umfasst sechs Turniere, die sich über das ganze Jahr erstrecken und in einem Finale, bei dem die Spieler vor Ort gegeneinander antreten, gipfeln. Mit den besten Spielern der Welt und einem Preisgeld von 2 Millionen US-Dollar ist die CCT das bislang größte Event auf Chess.com.


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NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

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