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Bullet Chess Championship 2022: Bortnyk, Erigaisi, Jacobson und Martinez kommen weiter

Bullet Chess Championship 2022: Bortnyk, Erigaisi, Jacobson und Martinez kommen weiter

AnthonyLevin
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Bei der von DigitalOcean präsentierten Bullet Chess Championship 2022 wurde am Donnerstagabend die zweite Verliererrunde gespielt und Oleksandr Bortnyk, Arjun ErigaisiBrandon Jacobson und Jose Martinez sind weiterhin im Rennen um den Turniersieg. Die Überraschung des Abends war, dass der erst 18-jährige Jacobson Fabiano Caruana aus dem Turnier werfen konnte, obwohl er in Wahrheit, gemessen an seiner bisherigen Leistung im Bullet, kein wirklich großer Außenseiter war.

Das Turnier wird am Montag, dem 14. März, um 19.00 Uhr fortgesetzt. Dann stehen sowohl die nächste Verliererrunde als auch das Halbfinale auf dem Programm.

So könnt Ihr zusehen:
Ihr könnt die von DigitalOcean präsentierte Bullet Chess Championship auf Chess.com/TV, Twitch und unserem YouTube Live Kanal YouTube.com/ChesscomLive ansehen.
Hier ist die Aufzeichnung der Übertragung vom Donnerstag mit den Kommentatoren Daniel Naroditsky und Robert Hess

 

Die von Digital Ocean präsentierte Bullet Chess Championship 2022 ist ein Doppel-KO-Turnier, das von Chess.com veranstaltet wird und mit $100.000 dotiert ist. Alle Partien werden mit einer Bedenkzeit von 1+0 gespielt und jedes Duell dauert 30 Minuten. Nach 15 Minuten Spielzeit erhalten die Spieler eine kurze Pause. Im Falle eines Unentschiedens spielen die Spieler mit wechselnden Farben so lange weiter, bis ein Spieler eine Partie gewinnt.

 

Die Duelle


Jedes der hart umkämpften Duelle wurde letztendlich mit mindestens zwei Punkten Abstand gewonnen. Obwohl jeder Sieg verdient war, gab es einige Gelegenheiten für Comebacks, die letztendlich aber nicht genutzt wurden. Das inspirierendste Comeback war sicher das von Raunak Sadhwani, der nach einem fast lähmenden Sechs-Punkte-Rückstand nach der elften Partie vier Partien in Folge gewinnen konnte, aber dann leider feststellen musste, dass die Spielzeit abgelaufen war. Beeindruckend war auch, dass jeder Spieler der in Führung ging, am Ende gewinnen konnte.

Oleksandr Bortnyk gegen Ray Robson: 10.5-5.5

Das erste Match war eine ziemlich klare Angelegenheit und ließ keinen Raum für Zweifel, da Bortnyk Partie um Partie gewann, wobei den Kommentatoren auffiel, dass sehr viele davon durch Gabeln gewonnen wurden. Ray Robson, der dieses Match zwischen den Runden eines starken klassischen Turniers, dem Spring Chess Classic in St. Louis bestritt, sah einfach kein Land. Bortnyk war besser und schneller und Robson, der eigentlich als Geschwindigkeitsdämon bekannt ist, war nicht wiederzuerkennen und musste mit einem Ergebnis von 7:1 in die Halbzeitpause gehen. Selbst in den seltenen Fällen, in denen er mehr Zeit auf der Uhr hatte, trieben ihn Bortnyks Premoves zur Verzweiflung und er verlor mehrere Partien auf Zeit:

"Er ist nicht ganz so frisch wie sonst - vor allem im Bereich Taktik", sagte Naroditsky, der, nachdem er Robson am Vortag noch selbst besiegt hatte, heute wieder als Kommentator im Einsatz war.

Robson drohte ein Comeback, als er mehrere Partien in Folge gewann und den Rückstand auf 4,5 : 8,5 verkürzen konnte, aber es blieb einfach nicht genug Zeit, um Bortnyks Sieg wirklich noch in Frage stellen zu können. Am Ende fand Bortnyk auch wieder in die Spur und profitierte von einigen unglücklichen Premoves von Robson, für den heute einfach nichts zu funktionieren schien:

Raunak Sadhwani gegen Arjun Erigaisi 7-9

Wie bereits erwähnt, war dies vielleicht das engste Match. Zumindest, wenn man Sadhwanis Siegesserie von vier Partien am Ende hinzuzählt. Erigaisi hatte ganz eindeutig die Kontrolle verloren und hätte das Duell nur fünf Minuten länger gedauert, hätte Sadhwani das Blatt wohl noch gewendet. Zusammenfassend kann man dieses Duell in zwei Hälften teilen. Erigaisi hatte die erste Halbzeit dominiert und Sadhwani die zweite, aber am Ende steht das nackte Ergebnis und das spricht für den ersteren.

Erigaisis Matchstrategie schien von Anfang an klar zu sein: Extrem schnell spielen, selbst wenn es auf Kosten der Qualität der Züge geht. Obwohl seine Züge nicht immer großartig waren, spielte er sie blitzschnell und so stellte sich auch Hess die Frage "Wie schafft es Arjun in jeder einzelnen Partie 10 Sekunden vorne zu sein?"

Beim Spielstand von 2,5 : 2,5 startete Erigaisi eine Serie und ging mit einer 6,5 : 2,5 Führung in die Halbzeitpause. Wie wenig überrascht die Kommentatoren waren, als Erigaisi einen verheerenden Angriff gegen den unrochierten weißen König entfesselte, sowie Sadhwanis verärgerte Reaktion am Ende der Partie spiegeln den gesamten Trend der ersten Halbzeit wider.

Doch gerade als es so aussah, als würde Sadhwani vollständig zerlegt werden, zeigte er einen unglaublichen Kampfgeist. Nach sieben Niederlagen in Folge gab er die Hoffnung nicht auf, gewann vier Partien in Folge und erspielte sich einen psychologischen Vorteil:

Nicht alle Partien brachten eine hervorragende Technik hervor, und oft hatten die Ergebnisse viel weniger mit der Stellung als mit der Uhr zu tun. In einer der Partien wurde sogar ein Matt in 1 verpasst, als beide Spieler nur noch Sekunden auf der Uhr hatten. Seltsamerweise gab es in diesem Match mehrere Schwerfiguren-Endspiele und dieses zeigt ein kniffliges Schachmatt, auf die Ihr immer achten müsst, wenn Türme oder Damen auf dem Brett sind:

Sadhwani hatte sein heldenhaftes Comeback aber leider zu spät eingeleitet. Als die Spieluhr auf Null tickte, hatte er noch 2 Partien Rückstand und konnte somit eines der größten Comebacks der letzten Zeit nicht vollenden.

 Brandon Jacobson gegen Fabiano Caruana: 11-9

Die meisten Zuschauer hatten natürlich gedacht, dass Caruana der große Favorit in diesem Duell ist. Die Insights-Seite erzählt jedoch eine andere Geschichte. Bemerkenswerterweise spielt Jacobson viel häufiger Bullet als sein erfahrenerer Gegner und wir können auch feststellen, dass ihre Genauigkeit ungefähr gleich ist, während der Youngster aber mehr Partien durch "Flaggen" gewinnt. Natürlich beinhalten diese Insights Schlussfolgerungen, die nach nur 84 Partien von Caruana gezogen wurden, aber diese geringe Zahl sollte schon an sich eine Vorstellung davon vermitteln, wie ausgeglichen dieses Duell wirklich war.

Nachdem er gestern von Hikaru Nakamura geköpft, gevierteilt, geteert und gefedert (und adoptiert) worden war, zeigte sich Jacobsen heute gut erholt und konnte gleich in der ersten Partie von einem Patzer von Caruana profitieren.

Caruana kam aber zurück und drehte das Ergebnis auf 4:2. Zu diesem Zeitpunkt hatten viele Zuschauer gedacht, dass sich der Weltranglisten-Fünfte die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lässt. Dann war aber wieder Jacobsons Zeit gekommen und nachdem er seinen Gegner in einem absolut ausgeglichenen Endspiel über die Zeit gezogen hatte, gingen die Spieler mit einem 4:4 in die Halbzeitpause.

Als sie zurückkehrten, ging der Nahkampf weiter und beiden Spielern gelange es in kürzester Zeit komplizierte Taktiken zu finden:

Es gab viele adrenalingeladene Momente im gesamten Match, aber die folgende Miniatur war eine der besten: Jacobson besiegte seinen Gegner in 23 Zügen besiegte, nachdem er ein interessantes Bauernopfer für einen Angriff gespielt hatte:

Am Ende versuchte Caruana verzweifelt, den Punktestand auszugleichen - aber ohne Erfolg. Obwohl er in einem nervenaufreibenden Finale gewisse Chancen hatte, behielt Jacobson die Nerven und gewann sogar drei Partien in Folge, wodurch alle Hoffnungen auf eine Aufholjagd zunichtegemacht wurden. Der junge Großmeister kassierte zwar in der letzten Partie eine Niederlage, aber die Matchuhr war bereits abgelaufen und er konnte getrost im 13. Zug aufgeben, da die Partie nur noch einen Einfluss auf die Höhe des Sieges, aber nicht mehr auf den Sieg selbst hatte.

Jose Martinez gegen Alexey Sarana: 10-7

Das Match war für den peruanischen Großmeister alles andere als ein Start-Ziel-Sieg, aber in den ersten Partien und während des gesamten Matches etablierte er sich als klar bessere Spieler im Zeitnot. In Anbetracht der kurzen Bedenkzeit ohne Inkrement war dies der entscheidende Faktor.

Bereits während der vierten Partie sagte Naroditsky voraus, dass Martinez alle Zeitnot-Duelle gewinnen würde, da Martinez in solchen Fällen einfach der schnellere Spieler zu sein schien. Im folgenden Clip sagte Naroditsky komischerweise von Anfang an den Sieg für Martinez voraus und gerade als Sarana eine Gewinnstellung erreicht hatte, gab die Geschwindigkeit von Martinez dem Kommentator recht. Alleine schon wegen seines Siegesjubels am Ende ist dieses Video sehenswert.

Sarana schlug aber zurück, konnte die nächsten beiden Partien gewinnen und zum 3:3 ausgleichen. In der folgenden Partie, die er gewann, war seine Stellung viel einfacher zu spielen, obwohl die Engine sagte, dass Weiß gewinnt, aber beide Spieler verpassten eine spektakuläre Kombination mit einem Damenopfer (um sie mit einer Gabel zurückzugewinnen):

Trotzdem gewann Martinez die nächsten beiden Partien vor der Halbzeitpause und zeigte damit, wer die besseren Nerven hat und wer der bessere Spieler ist. Die folgende Angriffspartie wurde von beiden Kommentatoren gelobt und Hess sagte noch vor dem Matt: "Das war eine unglaubliche Partie."

10 Minuten vor Schluss hatte Sarana vier Punkte Rückstand, aber startete ein kleines Comeback. Der folgende Clip zeigt ein nettes Schachmatt mitten am Brett mit nur einem Turm im Endspiel:

Letztlich konnte aber Sarana trotz vier Siegen aus den letzten sechs Partien das Duell nicht mehr ausgleichen. Martinez hat sich bei vielen Online-Events von Chess.com als erfahrener Schnellschachspieler bewiesen und es bleibt abzuwarten, wozu er in den Top-8 der Verlierer fähig ist.



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AnthonyLevin
NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

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