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Carlsen besiegt MVL in den Playoffs und gewinnt das Grand Chess Tour Event in Paris

Carlsen besiegt MVL in den Playoffs und gewinnt das Grand Chess Tour Event in Paris

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Magnus Carlsen besiegte Maxime Vachier-Lagrave in den Playoffs und gewinnt die Paris Grand Chess Tour. Beide Spieler erzielten 24 von 36 möglichen Punkten und teilen sich das Preisgeld für den ersten und zweiten Platz. Somit fährt jeder mit $31,250 nach Hause. Hikaru Nakamura wurde mit 23 Punkten Dritter und nennt jetzt $20,000 sein Eigen.

Carlsen mit der Siegertrophäe vor dem Château d'Asnières. | Foto: Maria Emelianova

Chess.com's Interview mit dem Sieger

Rund um die Canal+ Studios an der Seine war es heute ruhiger als sonst, denn die Angestellten genoßen ihren Arbeitsfreien (und sonnigen!) Sonntag aber im Gebäude selbst wurde ein wahres Feuerwerk abgebrannt. Der letzte Turniertag startete gleich mit 5 Siegen in die erste Runde.

Die Spannung wurde durch die Tatsache, dass die beiden führenden,  Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura ihre Auftaktpartien verloren und das Feld somit noch enger zusammenrückte. Nakamura verlor gegen den Lokalpatrioten Maxime Vachier-Lagrave. Zu diesem Zeitpunkt wusste natürlich noch niemand, dass dies nur der Auftakt zu einer beispiellosen Aufholjagd des Franzosen werden sollte.

Nakamura verhinderte zwar, dass Vachier-Lagrave in seinen geliebten Grünfeld Aufbau kam, aber die französische Nummer 1 kennt die Benoni Strukturen natürlich auch.

Gestern gab uns Carlsen noch ein Interview, in dem er über Zeitnot, und dass er zu langsam gespielt hätte, sprach. In seiner ersten Partie am Sonntag konnte er dies wieder nicht vermeiden.

Fabiano Caruana: "Ich wusste überhaupt nicht was los war. Es wurde so schnell so kompliziert. Ich hatte keine Ahnung ob ich am gewinnen oder verlieren war. Wir spielten beide auf der Extrazeit. Solche Stellungen in wenigen Sekunden zu berechnen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ich bin mir sicher, dass wir beide einige Fehler gemacht haben." 

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Caruana-Carlsen war wahrscheindlich die taktischte Partie des Turniers. | Foto: Maria Emelianova

"Ich konnte zumindest beeinflussen wer gewinnt. Das hat sich schon gut angefühlt. Und einfach gutes Schach zu spielen und sich darüber zu freuen, ist ja auch etwas wert," sagte Caruana.

Neben MVL profitierte auch Alexander Grischuk vom Stotterstart des Führungsduos. Er besiegte Veselin Topalov und lag somit nur noch einen halben Punkt hinter Nakamura auf dem dritten Platz. Die Art und Weise, wie Topalov seinen Bauern einstellte, war ein klarer Fall von "Jetzt brauche ich einen starken Kaffee".

In der nächsten Runde kam es zu einem weiteren Gigantenduell dieses Turniers: Nakamura gegen Grischuk. Es war ein erbitterter 84 Züge langer Kampf bis nur noch die Könige auf dem Brett waren.

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Grischuk und Nakamura sehen sich die Partien auf den digitalen Bildschirmen an. | Foto: Maria Emelianova

Das war natürlich eine gute Nachricht für Carlsen, der mit einem hart umkämpften Sieg gegen Bacrot seine Führung wieder auf 1.5 Punkte ausbauen konnte. Die Endspieltechnik des Weltmeisters in diesem 4-Springer Endspiel ist einfach ein Traum.

MVL lag zu diesem Zeitpunkt immer noch 2 Punkte hinter dem Führenden zurück. Er besiegte Wesley So, der ein Blitzturnier spielt, das dem Schnellschachturier von Caruana vor wenigen Tagen ähnelt.

Aber dann wachte So endlich auf und bewies, dass man auch als Tabellenletzter in den Kampf um den Turniersieg eingreifen kann! Er besiegt nämlich den bis dahin zweitplatzierten Hikaro Nakamura, und die Partie war irgendwie genauso schnell vorbei wie sie begonnen hatte.

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So holte nur 6 von 18 möglichen Punkten aber immerhin gewann er gegen Nakamura. | Foto: Maria Emelianova

MVL remisierte seine Partie gegen Caruana und Grischuk verlor gegen Mamedyarov. Diese Runde hätte für Carlsen, der gegen Topalov ohne große Anstrengung gewinnen konnte, also garnicht besser laufen können. Der Norweger führte jetzt, 6 Runden vor Schluß, mit 2.5 Punkten Vorsprung vor Vachier-Lagrave und Nakamura.

Nach dieser Partie sagte Carlsen zu Maurice Ashley: "Die Ergebnisse der anderen sind natürlich optimal für mich. Die Partie gegen Bacrot war irgendwie zerkackt aber glücklicherweise hat er einen sehr schlechten Zug gemacht."

Seine Strategie für heute? "Ich habe die stärksten Gegner am Ende also muss ich mit meinen Kräften haushalten und mich auf diese Partien konzentrieren. Gestern habe ich am Ende meine Konzentration verloren also liegt darauf heute mein Hauptaugenmerk."

Wesley So setzte seine Rolle als Spielverderber dieses Turniers fort und besiegte nun Grischuk. Er setzte ihn sogar Matt! "Glücklicherweise habe ich hier nicht 45.Kh3 gezogen," sagte So, und zeigte ein weiteres, wunderschönes Matt - allerdings für seinen Gegner.

So: "Es ist mir nicht so wichtig gegen wen ich gewinne. Natürlich sind Grischuk und Nakamura zwei der Favoriten aber ich freue mich über jeden Sieg. Das ist eines der schlechtesten Turniere meines Lebens. Gestern habe ich einfach die Figuren nicht gesehen. also die guten Züge. Zum Beispiel in meiner Partie gegen Magnus. Da hab ich einfach nicht gesehen, dass die Dame ganz zurück auf die Grundreihe ziehen konnte."

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So: "Das Hirn ist ein lustiges Organ. Manchmal hört es einfach auf zu arbeiten." | Foto: Maria Emelianova

Carlsen erzielte dann gegen Mamedyarov nur ein Remis, aber Nakamura konnte davon nicht profitieren, denn auch er kam gegen Caruana nicht über ein Remis hinaus. Vachier-Lagrave packte jedoch seine Chance beim Schopf, besiegte seinen Landsmann Bacrot ein weiteres mal, und rückte auf den zweiten Platz vor.

Die nächste Runde brachte unter anderem das Duell Grischuk gegen Carlsen hervor. Der Russe hatte Carlsen schon am Samstag besiegt und auch heute stand er auf Gewinn. Carlsen gab in einem Interview Almira Skripchenko recht, dass ein Spielbeginn um 12 Uhr nicht ideal für ihn sei. "Ich bin ein Morgenmuffel."

MVL spielte ebenfalls Remis und konnte seinen Rückstand damit nicht verkürzen. Nakamura fiel durch seine überraschende Niederlage gegen Bacrot noch weiter zurück.

Im direkten Vergleich der beiden "Comebacker" rechnete Caruana genauer als So:

Carlsen's Schläfrigkeit machte ihm auch in der Partie gegen Karjakin, gegen den er ja grundsätzlich immer Probleme hat, zu schaffen. Ein früher Bauernvorstoß auf a5 brachte die Koordination der Figuren etwas durcheinander und durch aktive Züge verschaffte sich Karjakin eine vielversprechende Stellung.

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Carlsen stoppt die Uhr und gratuliert Karjakin. | Photo: Maria Emelianova.

Carlsen hoffte, eine Festung bauen zu können, auch wenn er selbst schon oft gesagt hat, dass er nicht an unüberwindliche Festungen glaubt. Der Russe, der zwischenzeitlich mit 2 Damen gegen Turm und Springer spielte, konnte die Festung aber zerstören und diese von Anfang bis Ende hochklassige Partie gewinnen.

MVL näherte sich Carlsen durch seinen Sieg über Mamedyarov auf einen Punkt an. Sein Läuferpaar war einfach zu stark!

Es folgte eine weitere Runde mit 5 Siegen! Da sowohl Nakamura und Grischuk zu den Siegern zählten waren auch diese beiden Spieler noch nicht aus dem Titelrennen.

Die Attraktion der Runde war aber die Partie Carlsen gegen MVL. "Das wird sicher ein Spass—Ich erwarte einen offenen Schlagabtausch!" sagte der Franzose vor der Partie.

Carlsen stellte in der Eröffnung eine Figur ein, aber die Partie war damit noch nicht entschieden. Nach einem langen Kampf kam es zum Duell Dame gegen Turm und Springer aber die Stellung war dynamisch ausgeglichen. Dann übersah Carlsen aber ein unwiderstehliches Springermanöver und musste seine zweite Niederlage gegen MVL eingestehen.

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Carlsen verlor bereits in der Eröffnung eine Figur, aber verlor die Partie erste im Endspiel. | Foto: Maria Emelianova

In der selben Runde verlor Nakamura eine unglaubliche Partie gegen Mamedyarov. Es war wohl eines der verrücktesten Endspiele das es auf diesem Level seit einer langen Zeit gegeben hat. Der Amerikaner erreichte ein Turmendspiel das ganz klar als gewonnen gilt und... verlor es! Dieses Endspiel müsst ihr Euch einfach ansehen!

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Eine als Witz gedachte Showeinlage erwies sich als komplettes Eigentor für Nakamura. | Foto: Maria Emelianova

Carlsen verlor dann gegen Nakamura seine dritte Partie in Folge. Der Weltmeister brach jetzt total zusammen.

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Nakamura konnte seinen Titel in Paris zwar nicht verteidigen, aber immerhin konnte er das Duell gegen Carlsen mit 2:1 für sich entschieden. | Foto: Maria Emelianova

MVL erreichte ein schnelles Remis, aber nicht, weil er auf Sicherheit spielte. Wie er gegenüber Chess.com zugab hat er die Eröffnung verwechselt und aus versehen 10.Dd2 gezogen. "Danach gab es kein zurück. Ich musste auf Remis spielen." Das Remis reichte aber dennoch, um mit einen halben Punkt Vorsprung in die letzte Runde zu starten.

Magnus gewann dann relativ mühelos gegen Wesely So und Vachier-Lagrave erreichte gegen Grischuk mit den schwarzen Figuren ein weiteres Remis. So hatten die beiden nach 27 gespielten Partien gleichviele Punkte auf ihrem Konto.

Paris Grand Chess Tour | Blitzturnier - Abschlußtabelle

# Land Name Rtg Lstg 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 Punkte SB
1 Vachier-Lagrave 2783 2939 ½1 11 ½½ 11 11 11 13.0/18
2 Nakamura 2792 2851 ½0 11 ½1 ½½ 10 ½1 10 10 11.0/18 96.25
3 Caruana 2782 2852 11 1 ½0 10 10 11 ½1 11.0/18 93.75
4 Karjakin 2776 2813 00 00 ½1 ½1 ½½ 11 10 10.0/18 84.50
5 Carlsen 2851 2806 00 ½0 10 ½0 11 11 11 10.0/18 73.50
6 Grischuk 2779 2775 ½½ ½½ ½1 ½0 01 ½0 9.0/18 81.25
7 Mamedyarov 2784 2774 00 01 01 ½0 ½1 ½1 ½½ 11 9.0/18 70.25
8 Topalov 2725 2682 ½0 01 ½½ 00 10 ½0 ½0 ½1 6.5/18
9 So 2789 2653 00 01 00 00 00 ½1 ½½ ½1 01 6.0/18
10 Bacrot 2688 2594 00 01 ½0 01 00 00 ½0 10 4.5/18

Paris Grand Chess Tour | Abschlußtabelle

# Land Name Rtg Lstg Punkte
1-2 Carlsen,Magnus 2858 2932 24
1-2 Vachier-Lagrave,Maxime 2783 2909 24
3 Nakamura,Hikaru 2792 2865 23
4 Grischuk,Alexander 2826 2852 22
5 Mamedyarov,Shakhriyar 2799 2755 20
6 Karjakin,Sergey 2787 2794 18
7 So,Wesley 2695 2653 15
8 Caruana,Fabiano 2749 2716 14
9 Topalov,Veselin 2661 2661 11,5
10 Bacrot,Etienne 2586 2567 8,5

Für diese Tabelle wurde das eigene Rating System der Grand Chess Tour benutzt.

Laut den Regularien mussten die Spieler jetzt zu einem Playoff antreten: 2 Partien mit 10 Minuten + 5 Sekunden Bedenkzeit. Carlsen gewann die erste Partie in einem komplizierten Endspiel.

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Carlsen wurde nach seinem Sieg von Almira Skripchenko für Canal+ interviewt. | Foto: Maria Emelianova

MVL holte dann aus seinem Marshall Angriff in der spanischen Eröffnung nichts heraus und musste eine Zugwiederholung akzeptieren um wenigstens eine Niederlage zu verhindern.

Vachier-Lagrave war danach völlig zurecht enttäuscht. Nicht nur, weil er schon 2015 in London ein Playoff gegen Carlsen verloren hatte, sondern auch weil her ein fantastisches Blitzturnier spielte, indem er das gesamte Feld 2 Punkte hinter sich lies und 2 der 3 Partien gegen Carlsen in Paris gewinnen konnte (nur im Schnellschach war er unterlegen).

Es sah schon so aus, als ob ich das Turnier verloren hätte, aber dann konnte ich das Blatt doch noch wenden," sagte Carlsen zu Chess.com.

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Respekt für Maxime Vachier-Lagrave, der ein brilliantes Blitz-Turnier gespielt hat. | Foto: Maria Emelianova

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Carlsen wurde für die "Canal+ Show" semi-live interviewt. | Foto: Maria Emelianova.

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Ein Gruppenfoto der Teilnehmer vor dem Château d'Asnières. | Foto: Maria Emelianova

Magnus Carlsen, Maxime Vachier-Lagrave und Wesley So reisen jetzt nach Löwen in Belgien, wo ab Mittwoch ein identisches Turnier (also Schnellschach & Blitz) stattfinden wird. In Löwen spielen die 3 dann gegen Viswanathan Anand, Ian Nepomniachtchi, Levon Aronian, Vladimir Kramnik, Anish Giri, Vassily Ivanchuk und Baadur Jobava.


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Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

Peter's first book The Chess Revolution is out now!

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