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Carlsen, Fedoseev, Van Foreest und Erigaisi liegen bei der Schnellschach-WM in Führung
Carlsen erwischte einen fast perfekten Start. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Carlsen, Fedoseev, Van Foreest und Erigaisi liegen bei der Schnellschach-WM in Führung

JackRodgers
| 1 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Nach dem ersten Tag der FIDE Schnellschach Weltmeisterschaft liegen Magnus Carlsen, Vladimir Fedoseev, Jorden van Foreest und Arjun Erigaisi punktgleich mit 4.5 Punkten in Führung. Vincent Keymer liegt mit 3.5 Punkten genau wie Elisabeth Pähtz bei den Damen, bei denen nur vier Runden gespielt wurden, im Verfolgerfeld auf Lauerstellung.

Apropos Damen. Der russischen Großmeisterin Valentina Gunina gelang am ersten Tag das Kunststück, alle ihre vier Partien zu gewinnen!

Die Schnellschach-Weltmeisterschaft wird heute, am Dienstag, dem 27. Dezember, um 10.00 Uhr fortgesetzt.

So könnt Ihr zusehen:
Wir übertragen die FIDE Schnellschach- und Blitz-WM live auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube.com/ChesscomLive. Alle Partien findet Ihr auf unserer Event-Seite: Open | Damen

Die Live-Übertragung vom Montag mit den Kommentatoren David Howell und Lawrence Trent.


Die Weltmeisterschaften im Schnell- und Blitzschach gehören zu den beliebtesten Events im FIDE-Kalender und das Turnier ist für Schachfans zu einer großartigen Möglichkeit geworden, um die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr zu überbrücken.

Der Sportpalast Baluan Sholak, der Austragungsort der diesjährigen Meisterschaften, liegt im Herzen der kasachischen Hauptstadt Almaty und die Stadt hofft natürlich, dass Bibisara Assaubayeva mit dem Heimvorteil im Rücken ihren Weltmeistertitel im Blitzschach verteidigen kann.

Die Spielhalle ist sowohl geräumig als auch zuschauerfreundlich. Foto: Lennart Ootes/FIDE.

Das Open ist gespickt mit Superstars und die heißesten Anwärter auf den Titel sind sicherlich Titelverteidiger Nordirbek Abdusattorov, Weltmeister Magnus Carlsen, Schach960-Weltmeister Hikaru Nakamura, Blitz-Weltmeister Maxime Vachier-Lagrave und der zweimalige Sieger des Kandidatenturniers, Ian Nepomniachtchi.

Nakamura war 2022 in der Form seines Lebens. Wird er den Titel gewinnen können? Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die Weltmeisterschaften im Blitz- und Schnellschach sind aber dafür bekannt, unerwartete Ergebnisse und Überraschungen zu liefern. Oft reicht schon eine scharfe Taktik aus, um eine Partie zu gewinnen und der Inder Surya Ganguly demonstrierte dies bereits in der ersten Runde.

Sieben Spieler der Top10 der Setzliste konnten ihre Auftaktpartien gewinnen, aber Nakamura, Vachier-Lagrave und Alexander Grischuk kamen über ein Remis nicht hinaus.
Nepomniachtchi konnte seine Auftaktpartie gegen Levan Pantsulaia gewinnen. Foto: Anna Shtourman/FIDE.

Carlsen erwischte mit 3 aus 3 einen fliegenden Start in das Turnier und besiegte auf dem Weg zu seinem perfekten Ergebnis auch den kanadischen Großmeister und Streamer Erik Hansen. In der dritten Runde gegen Evgeny Tomashevsky stand der norwegische Superstar dann kurz vor einer Niederlage. Er konnte sich aber in ein Endspiel retten, in welchen er im klassischen Carlsen-Stil Wasser aus einem Stein presste und den vollen Punkt einfuhr.

Der amtierende Weltmeister im klassischen Schach hat nach seinen enttäuschenden Ergebnissen bei den Veranstaltungen im letzten Jahr schon mehrfach betont, dass er die Absicht hat, die Weltmeistertitel im Schnellschach und Blitz zu gewinnen. Im "State of Chess 2022" Interview sagte Carlsen, dass er niemanden mehr irgendetwas beweisen muss, stellte aber auch klar: "Ich liebe das Spiel und ich liebe es zu spielen. Und obwohl ich nur noch an Events teilnehme, die mir Spaß machen, habe ich genügend Ehrgeiz, um diese Events auch gewinnen zu wollen."

Titelverteidiger Abdusattorov, dessen Heimatland Usbekistan die längste Grenze mit Kasachstan teilt, fühlte sich bei seiner "Mission Titelverteidigung" eindeutig wohl und startete ebenfalls mit 3/3 in das Turnier. Bereits in der vierten Runde kam es zum direkten Duell gegen Carlsen, den er im letzten Jahr in der 10. Runde spektakulär besiegen konnte. In diesem Jahr rückte Carlsen die alte Hackordnung aber wieder zurecht.

Diese Partie ist auch unsere Partie des Tages und Großmeister Rafael Leitao hat sie für uns analysiert.

In der vierten Runde kam es zu vielen hochkarätigen Paarungen, wobei der Showdown zwischen Anish Giri und Jan-Krzysztof Duda der wohl bemerkenswerteste war. Ein nahezu fehlerfreies Remis brachte das Paar auf 3,5/4, was zeigt, dass die Leistung des jungen Polen aus dem Jahr 2021 kein Zufall war.

Duda gewann im Mai das Superbet Rapid and Blitz in Polen. Foto: Lennart Ootes/FIDE.

Als klares Zeichen dafür, dass die Zukunft des indischen Schachs in der Gegenwart angekommen ist, fanden sich auch die jungen Virtuosen Nihal Sarin und Erigaisi auf einem gesunden 3/3 wieder. Erigaisi ging noch einen Schritt weite und besiegte in der vierten Runde Richard Rapport.

In der fünften Runde durfte Erigaisi gegen niemand geringeren als den Weltmeister höchstpersönlich antreten und Erigaisi tat gut daran, nicht über seine Niederlage gegen die Legende beim Julius Bär Generation Cup im September nachzudenken, nach der er bescheiden verkündete: "Es ist einfach offensichtlich, dass Magnus der bessere Spieler ist."

Dieses Mal konnte das indische Wunderkind die Partie gegen Carlsen ausgeglichen gestalten und das Remis war ein faires Ergebnis. Erigaisi hatte während der gesamten Partie immer wieder kleine Chancen, entschied aber schließlich, dass ein Tag, bei dem er gegen die besten Spieler der Welt ungeschlagen geblieben war, eine tolle Sache ist.

Erigaisis kometenhafter Aufstieg an die Weltspitze geht weiter. Foto: Anna Shtourman/FIDE.

In der fünften Runde war Fedoseev der einzige Spieler mit 3,5/4, der es schaffte, seine Partie zu gewinnen und sich dem Führungstrio anzuschließen. Der russische Blitz-Spezialist trifft in der sechsten Runde auf Erigaisi, während Carlsen sein Glück gegen die niederländische Nummer zwei, Jorden van Foreest, versuchen wird.

Schnellschach-Weltmeisterschaft 2022 | Tabelle nach 5 Runden (Top 20)

# Titel Land Name Elo Punkte
1 GM Carlsen Magnus 2834 4.5
2 GM Fedoseev Vladimir 2741 4.5
3 GM Erigaisi Arjun 2628 4.5
4 GM Van Foreest Jorden 2693 4.5
5 GM Giri Anish 2708 4
6 GM Duda Jan-Krzysztof 2791 4
7 GM Nihal Sarin 2628 4
8 GM Abdusattorov Nodirbek 2676 4
9 GM Yu Yangyi 2743 4
10 GM Quparadze Giga 2538 4
11 GM Nepomniachtchi Ian 2766 4
12 GM Sarana Alexey 2629 4
13 GM Murzin Volodar 2534 4
14 GM Mamedyarov Shakhriyar 2746 4
15 GM Artemiev Vladislav 2727 3.5
16 GM Yakubboev Nodirbek 2573 3.5
17 GM Caruana Fabiano 2747 3.5
18 GM Dubov Daniil 2712 3.5
19 GM Martirosyan Haik M. 2575 3.5
20 GM Ter-Sahakyan Samvel 2531 3.5

Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.

Alle Partien

Damen

Im Gegensatz zum Open gab es bei den Damen gleich in der ersten Runde die ersten Überraschungen. Die an Nummer 2 gesetzte Kateryna Lagno war das Opfer mit der höchsten Elo. Sie verlor ihre Auftaktpartie mit Weiß gegen Olga Badelka, die im klassischen Schach über 300 Elo-Punkte weniger hat.

Die dreimalige Weltmeisterin im Schnellschach Kateryna Lagno. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Auch Titelverteidigerin Alexandra Kosteniuk und Blitz-Weltmeisterin Assaubayeva mussten sich in der Auftaktrunde mit Remis zufriedengeben.

FIDE Präsident Arkady Dvorkovich führt den ersten Zug aus. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

In den nächsten beiden Runden kam es zwar an den Spitzenbrettern zu vielen Remis, große Überraschungen blieben aber aus. Schließlich gelang es nur den drei Großmeisterinnen Nino Batsiahvili, Valentina Gunina und Elina Danielian, mit einem perfekten Ergebnis in die vierte Runde einzuziehen.

Gunina konnte auch diese vierte Runde mit einem tollen Schachmatt gewinnen. Wer findet es ebenfalls?

Danielian hätte mit Gunina vielleicht gleichgezogen, wenn sich die armenische Großmeisterin in einem mehr als bequemen Endspiel gegen Kosteniuk nicht mit einer Zugwiederholung zufriedengegeben hätte.

Da bei den Damen am ersten Tag nur 4 Runden gespielt wurden, geht Gunina als alleinige Tabellenführerin in den zweiten Tag.

Schnellschach-Weltmeisterschaft der Damen 2022 | Tabelle nach 4 Runden (Top 20) 

# Fed  Title Name Rtg Pts
1 GM Valentina Gunina 2389 4
2 GM Tan Zhongyi 2502 3.5
3 IM Leya Garifullina 2316 3.5
4 GM Koneru Humpy 2468 3.5
5 GM Elina Danielian 2331 3.5
6 IM Gunay Mammadzada 2383 3.5
7 GM Nino Batsiashvili 2370 3
8 GM Olga Girya 2328 3
9 WIM Zeinep Sultanbek 1834 3
10 IM Anna Zatonskih 2268 3
11 GM Nana Dzagnidze 2475 3
12 WGM Khanim Balajayeva 2284 3
13 WGM Atousa Pourkashiyan 2256 3
14 GM Aleksandra Gorachkina 2484 3
15 GM Elisabeth Paehtz 2369 3
16 GM Alexandra Kosteniuk 2537 3
17 WGM Daria Voit 2312 3
18 GM Zhansaya Abdumalik 2448 3
19 GM Anna Ushenina 2371 3
20 IM Nataliya Buksa 2260 3

Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.

Alle Partien im Damenturnier

Die FIDE Weltmeisterschaft im Schnellschach wird von 26. bis zum 28. Dezember in der kasachischen Hauptstadt Almaty ausgetragen. Neben dem Titel geht es um ein Preisgeld in Höhe von $350.000 im Open und $150.000 bei den Damen.

Titelverteidiger sind Nodirbek Abdusattorov bei den Herren und Alexandra Kosteniuk bei den Damen.


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