Carlsen gewinnt das Grand Chess Tour Turnier in Zagreb
Magnus Carlsen hat am Sonntag das SuperUnited Rapid & Blitz in der kroatischen Hauptstadt Zagreb gewonnen. Nach dem Schnellschach war der Weltmeister noch hinter dem Holländer Jorden van Foreest gelegen, aber 11.5 von 18 möglichen Punkten im Blitz waren genug, um das Turnier zu gewinnen.
Bei der Ankündigung, dass er seinen WM-Titel nicht verteidigen werde, hatte Carlsen betont, dass er seine Karriere nicht beenden werde. Tatsächlich erwähnte er einen vollen Terminkalender: Das Grand Chess Tour-Event in Kroatien, dann die Olympiade, gefolgt vom FTX Crypto Cup in Miami und dem Sinquefield Cup in St. Louis.
Das erste dieser Events hat er nun gleich gewonnen und mit seinem Tweet nach diesem Sieg wollte er wohl seine Kritiker zum Schweigen bringen:
There is a lot of smart people in Chess. They’ll figure it out at some point. I am sure.#aliveandkicking pic.twitter.com/CsVnZHDNg4
— Magnus Carlsen (@MagnusCarlsen) July 24, 2022
Wie bei jedem Event der Grand Chess Tour wird die ersten drei Tage Schnellschach mit einer Bedenkzeit von 25+10 gespielt und es war Van Foreest, der sich dabei überraschend gut geschlagen hat. Die niederländische Nummer zwei erzielte in diesem sehr starken Feld 6 von 9 möglichen Punkten (oder besser gesagt 12 von 18, da Schnellschachpartien doppelt gewertet werden) und beendete den dritten Tag knapp vor Carlsen und Wesley So.
# | Land | Name | Elo | Lstg. | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | Punkte |
1 | Jorden van Foreest | 2678 | 2884 | * | 0 | 0 | 2 | 1 | 2 | 2 | 2 | 1 | 2 | 12 | |
2 | Wesley So | 2773 | 2832 | 2 | * | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 2 | 1 | 11 | |
3 | Magnus Carlsen | 2864 | 2822 | 2 | 1 | * | 1 | 1 | 1 | 0 | 1 | 2 | 2 | 11 | |
4 | Alireza Firouzja | 2793 | 2829 | 0 | 1 | 1 | * | 1 | 1 | 2 | 1 | 2 | 2 | 11 | |
5 | Maxime Vachier-Lagrave | 2760 | 2793 | 1 | 1 | 1 | 1 | * | 0 | 2 | 1 | 1 | 2 | 10 | |
6 | Ian Nepomniachtchi | 2766 | 2755 | 0 | 1 | 1 | 1 | 2 | * | 0 | 2 | 0 | 2 | 9 | |
7 | Shakhriyar Mamedyarov | 2759 | 2717 | 0 | 1 | 2 | 0 | 0 | 2 | * | 1 | 1 | 1 | 8 | |
8 | Leinier Dominguez | 2754 | 2678 | 0 | 1 | 1 | 1 | 1 | 0 | 1 | * | 1 | 1 | 7 | |
9 | Ivan Saric | 2680 | 2644 | 1 | 0 | 0 | 0 | 1 | 2 | 1 | 1 | * | 0 | 6 | |
10 | Veselin Topalov | 2728 | 2593 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 1 | 2 | * | 5 |
Damit hatte Van Foreest nur im Schnellschach bereits drei Siege mehr erzielt, als in allen 27 Partien bei diesem Event vor einem Jahr zusammen. Besonders beeindruckend waren dabei die Siege gegen Alireza Firouzja in der neunten Runde und gegen den Sieger des Kandidatenturniers, Ian Nepomniachtchi:
Erwähnenswert ist auch Van Foreests Partie gegen den Lokalmatadoren Ivan Saric, der ein Turmmanöver spielte, mit dem dieser Autor gut vertraut ist. In dieser Lektion zeige ich, wie ich dieses Manöver in einer Partie gleich zweimal verwendet habe und dadurch einen schönen Sieg erzielen konnte. Und auch eine klassische Partie zwischen Pillsbury und Lasker, die Van Foreest übrigens nicht kannte, kommt in dieser Lektion vor.
Carlsen hingegen startete sehr langsam in das Turnier. In seinen ersten sieben Partien konnte er nur gegen einen ziemlich eingerosteten Veselin Topalov gewinnen und verlor gegen Shakhriyar Mamedyarov eine schwierige bis verlorene Stellung auf Zeit:
Obwohl Nepomniachtchi und Maxime Vachier-Lagrave in den 18 Blitzpartien jeweils einen halben Punkt mehr als der Weltmeister erzielten, reichten Carlsen seine 11.5 Punkte im Blitz, zusammen mit den bereits erspielten 11 Punkten aus dem Schnellschach zum Turniersieg.
Sein bestes Schach zeigte er am Samstag, als er 7 von 9 möglichen Punkten erzielte und damit die Führung übernahm. Da viele dieser Partien aber wirklich chaotisch waren, gestand der Weltmeister danach: "Heute habe ich wohl einen oder zwei Punkte zu viel gewonnen."
Nach 25 von 27 zu spielenden Runden hatte Carlsen bereits die 22.5 Punkte erreicht, mit denen er das Turnier gewinnen würde. Zu diesem Zeitpunkt lagen Vachier-Lagrave und So mit jeweils 20.5 Punkten auf dem zweiten Platz und nachdem die beiden gegeneinander remisiert hatten, war Carlsen der Turniersieg nicht mehr zu nehmen. Dass er seine letzten beiden Partien verlor, spielte keine Rolle mehr.
Gegen Nepomniachtchi spielte Carlsen im Schnellschach remis und gewann beide Blitzpartien. Hier ist die erste:
Wenn Firouzja das Kandidatenturnier gewonnen hätte, hätte die Zukunft des Schachsports vielleicht ganz anders ausgesehen. In Zagreb endete das Duell zwischen den beiden unentschieden. Nach einem Remis im Schnellschach konnte Carlsen die erste und der französisch-iranische Großmeister die zweite Blitzpartie gewinnen. Die Schlussphase war sehr spannend:
Abschlusstabelle
Alle Partien