Carlsen gewinnt den FTX Crypto Cup
Im dritten Anlauf hat Magnus Carlsen endlich ein Champions Chess Tour Finale gegen Wesley So gewonnen. Nach einem hoch spannenden Finale gewann der Weltmeister die alles entscheidende Armageddon-Partie.
Das "Spiel um Platz 3" konnte Ian Nepomniachtchi gegen Teimour Radjabov mit 2:1 gewinnen.
Alle Partien des FTX Crypto Cups könnt Ihr hier auf unserer Live Event Plattform ansehen.
Carlsen-So 4-3
Es war ein weiteres Duell, in das Carlsen hervorragend startete, aber dann doch in Schwierigkeiten geriet. So hatte also alle Chancen, seinen Final-Hattrick bei der Champions Chess Tour gegen den Weltmeister zu vollenden, aber dieses Mal war Carlsen stark genug, um zurückzukommen und den Amerikaner zu besiegen.
Wie viel ihm dieser Sieg bedeutete, war sofort nach seinem Sieg klar. Carlsen zeigte vor laufender Kamera seine Emotionen und schlug vor Freude in die Luft.
"Das war ziemlich verrückt! Ich bin fünf Mal zurückgekommen als ich gewinnen musste und ich habe zweimal verloren als ich in Führung lag", sagte er. "Es war einfach absolut verrückt. Ich bin einfach so glücklich, dass ich es geschafft habe. Es ist eine massive, massive, massive Erleichterung."
YES!! YES!! YESSS!! pic.twitter.com/KgSfUEH2wE
— Magnus Carlsen (@MagnusCarlsen) May 31, 2021
Diese lange Rivalität zwischen Carlsen und So ist auch für Theoretiker interessant. In der ersten Partie wiederholten die Spieler das angenommene Damengambit (aus einer Tarrasch-Zugfolge stammend), das sie auch im Skilling Open gespielt hatten.
Damals konnte Carlsen nicht gewinnen, aber diesmal gelang ihm ein hervorragender strategischer Sieg:
Interessanterweise entscheid sich Carlsen in der nächsten Partie, obwohl er in Führung lag, nicht für den soliden Zug 1...e5. Es wurde ein Rossolimo-Sizilianer mit dem ungewöhnlichen Aufbau 3...e5 und 4...d6. Vielleicht hat sich Carlsen diesen Aufbau von seinem Sekundanten Daniil Dubov ausgeliehen, denn der hatte ihn erst vor kurzem gegen Anish Giri gespielt.
So war darauf aber bestens vorbereitet, stand nach der Eröffnung klar besser und lies Carlsen keine Chance:
Es folgten zwei Remis, inklusive einer weiteren theoretischen Zugwiederholung in Partie vier. Somit mussten zwei 5+3-Partien das Finale entscheiden.
Man kann es originell nennen. Manche nennen es aber sicher einfach nur verrückt, denn in der ersten dieser Partien wiederholte Carlsen die Orang-Utan-Eröffnung (1.b4), die er bereits zuvor in diesem Turnier gespielt hatte! Die Reaktion von So war nicht übermäßig ehrgeizig, aber sehr solide. Und gerade als die Partie auf ein Remis zusteuerte, stellte Carlsen einen ganzen Turm ein:
Das bedeutete, dass Carlsen jetzt mit den schwarzen Steinen gewinnen musste. Um seinen Kopf freizubekommen, wechselte er sein sauberes, weißes Hemd mit Sponsorenlogo und kam mit einem lässigen T-Shirt zurück. Und diesmal wählte er den Zug 2...d6 gegen die sizilianische Verteidigung, was zur Moskauer Variante führte.
Es sieht so aus, als hätte So im kritischen Moment gezögert und sich mit 23.h3 eine Auszeit genommen. Mit 23.Ld2 hätte er die Dinge unter Kontrolle gehalten:
Carlsen zeigte bereits nach diesem Sieg seine Emotionen, aber er war noch nicht am Ziel. Er musste auch noch das Armageddon gewinnen, denn So hatte sich entschieden, mit den schwarzen Figuren zu spielen.
"Ich würde nicht sagen, dass ich per se siegessicher war, aber ich hatte das Gefühl, dass ich anständige Chancen habe", sagte Carlsen. "Ich war nicht einmal so unglücklich darüber, dass er sich für Schwarz entschieden hatte. Ich dachte, da keiner von uns sein bestes Schach spielt, ist es ganz schön, eine zusätzliche Minute zu haben. Am Ende hat sich das als ziemlich wichtig herausgestellt."
Carlsen: "Ich habe das Gefühl, dass wir am Ende beide ziemlich kaputt waren, aber manchmal läuft es einfach zu deinen Gunsten. Es war ein großartiger Kampf."
"Ich möchte Magnus zu einer großartigen Leistung gratulieren. Er ist ein verdienter Sieger. Ich denke, er hat insgesamt am besten gespielt", sagte So.
Carlsen gewann 60.000 Dollar und 0,6 Bitcoins, die am Ende des Turniers einen Wert von etwa 22.000 Dollar hatten.
Nepomniachtchi-Radjabov 2.5-1.5
Nach ihren vier schnellen, theoretischen Zugwiederholungen vom Vortag entschieden sich Nepomniachtchi und Radjabov, heute normales Schach zu spielen und tatsächlich endeten drei Partien mit Siegen. Der Russe setzte sich durch und gewann beide Partien mit Weiß, die er jeweils mit 1.b3 begann. Hier ist die zweite davon:
Erwähnenswert ist aber auch der Sieg von Radjabov, allein schon wegen des materiellen Ungleichgewichts am Ende der Partie. Laut der Tablebase hatte Schwarz nie eine Festung gehabt:
Alle Partien des 9. Tages
Der FTX Crypto Cup wurde vom 23. bis zum 31. Mai auf chess24 ausgespielt. Das Turnier begann mit einem Vollrundenturnier für 16 Spieler und einer Bedenkzeit von 15+10. Die besten 8 Spieler qualifizierten sich für die KO-Phase. Hier spielten die Spieler an 2 Tagen jeweils 4 Partien Schnellschach. Bei Gleichstand entschieden Blitzpartien mit einer Bedenkzeit von 5+3 und am Ende ein Armageddon. Der Preisfonds betrug 220.000 USD mit einem Bonus von 2,1825 Bitcoins.
Weitere Berichte vom FTX Crypto Cup (alle auf Englisch):
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