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Carlsen übernimmt bei der Schnellschach-WM die alleinige Führung
Magnus Carlsen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Carlsen übernimmt bei der Schnellschach-WM die alleinige Führung

JackRodgers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Vor dem letzten Tag der FIDE Schnellschach WM hat Magnus Carlsen mit 7.5 Punkten die Pole Position eingenommen und zwei Verfolger, von denen einer erfreulicherweise Vincent Keymer ist, um einen halben Punkt distanziert.

Bei den Damen liegen Tan Zhongyi, Aleksandra Goryachkina und Savitha Shri gemeinsam in Führung. Elli Pähtz ist zwar nach einem rabenschwarzen Tag weit zurückgefallen, aber dafür hält Lara Schulze jetzt die deutschen Fahnen hoch und liegt mit 1.5 Punkten Rückstand auf das Führungstrio in Lauerstellung.

Die Schnellschach-Weltmeisterschaft wird heute, am Mittwoch, dem 28. Dezember, um 10.00 Uhr fortgesetzt.

So könnt Ihr zusehen:
Wir übertragen die FIDE Schnellschach- und Blitz-WM live auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube.com/ChesscomLive. Alle Partien findet Ihr auf unserer Event-Seite: Open | Damen

Die Live-Übertragung vom Dienstag mit den Kommentatoren David Howell und Lawrence Trent.


Gleich in der ersten Runde des Tages kam es zu direkten Duellen der 4 punktgleich in Führung liegenden Spieler und nachdem Carlsen und Vladimir Fedoseev gegen van Foreest und Erigaisi gewonnen hatten, lagen nur noch 2 Spieler punktgleich in Führung.

Van Foreest zeigte die Gefahren auf, die eine Partie gegen seinen eigenen Sekundanten mit sich bringen kann. Nach nur 15 Zügen hatte er sich mit Schwarz eine bequeme Stellung erspielt, aber der Weltmeister demonstrierte einmal mehr, wie innerhalb von wenigen Zügen aus einer angenehmen eine komplett verlorene Stellung werden kann.

In der siebten Runde bekam es Carlsen mit Fedoseev zu tun. Der Russe konnte bereits Siege gegen Nodirbek Yakubboev, Jules Moussard und Arystanbek Urazayev (der seinerseits schon Dmitry Andreikin und Sam Shankland besiegt hatte) verbuchen, aber gegen die Bogo-Indische Verteidigung von Carlsen fand er kein Durchkommen. Die Partie endete nach 47 Zügen Remis und beide Spieler teilten sich weiterhin den Platz an der Sonne mit 6 von 7 möglichen Punkten.

Nachdem er am ersten Tag gegen Andreikin und Shankland gewinnen konnte, erlitt Urazayev am zweiten Tag schwere Verluste. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Nach Siegen gegen Vahap Sanal, Jan-Krzysztof Duda und Ian Nepomniachtchi hatte sich Nordirbek Abdusattorov ebenfalls an die Tabellenspitze vorgearbeitet. Der Titelverteidiger, der gerade erst das Gashimov Memorial sage und schreibe 5 Runden vor Schluss gewonnen hatte, hat damit bewiesen, dass sein erstaunlicher Lauf im Jahr 2021 kein Zufall war und dass er nach Almaty gereist ist, um seinen Titel zu verteidigen. Der Titel des Weltmeisters im Schnellschach wurde übrigens erst einmal erfolgreich verteidigt, und zwar von Carlsen im Jahr 2015.

In der siebten Runde erlitten auch die Titelambitionen Nihal Sarin einen Dämpfer. Im 18. Zug fand Daniil Dubov ein atemberaubendes Damenopfer, was zu einem erzwungenen Schachmatt in vier Zügen führte.

Chessbrah Eric Hansen musste sich leider vom Turnier zurückziehen. Via Twitter gab der kanadische Großmeister bekannt, dass er über Nacht grippeähnliche Symptome entwickelt hatte. Angesichts der Tatsache, dass Hansen am ersten Tag direkten Kontakt mit vielen der Führenden des Turniers hatte, wird sich zeigen, ob diese Nachricht größere Auswirkungen auf den Rest des Turniers haben wird.

Um 18:15 Uhr Ortszeit in Almaty richteten sich dann alle Augen auf die entscheidenden Begegnungen an den Spitzenbrettern. Carlsen musste mit Dubov gegen einen weiteren seiner Sekundanten spielen und Fedoseev bekam es mit Abdusattorov zu tun.

Beide Partien endeten Remis und Vincent Keymer packte die Chance beim Schopf und konnte sich durch einen Sieg gegen Erigaisi erstmals bei diesem Turnier ins Rampenlicht spielen.

Carlsen und Dubov einigen sich auf ein Remis. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Keymer kämpft sich an die Führenden heran. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Hikaru Nakamura hatte gemessen an seinen hohen Maßstäben einen eher enttäuschenden Tag. Am Ende standen für den Schach960-Weltmeister vier Remis zu Buche. Nur wenige Stunden nach dem Ende der letzten Partie veröffentlichte er aber bereits ein YouTube-Video und gab darin einzigartige Einblicke in die Gedankenwelt eines Elite-Schachspielers.

In der letzten Runde des Tages konnte Carlsen dann gegen den Georgier Quparadze gewinnen und da seine ärgsten Konkurrenten Fedoseev, Keymer, Dubov und Abdusattorov allesamt Remis spielten, konnte Carlsen seinen Arbeitstag mit der alleinigen Tabellenführung beenden.

In der Partie Fedoseev gegen Abdusattorov gab es keinen Sieger. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Erigaisi spielte sich durch seinen Sieg über Maxime Vachier-Lagrave ebenfalls wieder ins Rampenlicht und Großmeister Rafael Leitao hat sich diese Partie genauer angesehen und für uns analysiert.

Schnellschach-Weltmeisterschaft 2022 | Tabelle nach 9 Runden (Top 20)

# Land Titel Name Rating Punkte
1 GM Magnus Carlsen 2859 7.5
2 GM Vladimir Fedoseev 2688 7
3 GM Vincent Keymer 2696 7
4 GM Nodirbek Abdusattorov 2713 6.5
5 GM Daniil Dubov 2708 6.5
6 GM Arjun Erigaisi 2722 6.5
7 GM Anish Giri 2764 6.5
8 GM Vladislav Artemiev 2701 6.5
9 GM Yu Yangyi 2728 6.5
10 GM Fabiano Caruana 2766 6.5
11 GM Christopher Yoo 2575 6.5
12 GM Nihal Sarin 2670 6
13 GM Giga Quparadze 2470 6
14 GM Jan-Krzysztof Duda 2729 6
15 GM Haik Martirosyan 2682 6
16 GM Ian Nepomniachtchi 2793 6
17 GM Alexander Grischuk 2745 6
18 GM Alexey Sarana 2668 6
19 GM Evgeny Tomashevsky 2694 6
20 GM Surya Ganguly 2582 6

Die gesamte Tabelle findet Ihr hier

Alle Partien des Tages

Damen

Nach einem perfektem ersten Tag ging Valentina Gunina am zweiten Tag völlig ein. Bereits in der ersten Partie stand sie mit Weiß gegen die Chinesin Zhongyi Tan nach 20 Züge völlig auf Verlust.


Tan begann den Tag mit einem Sieg über Gunina. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Elina Danielian besiegte Humpy Koneru mit gleich mehreren schönen Taktiken und zog mit Tan gleich.

Der Tumult an den Spitzenbrettern setzte sich in der sechsten Runde fort. Die lokale Hoffnung Abdumalik besiegte Garifullina mit den weißen Steinen und Bela Khotenashvili bescherte Gunina die zweite Niederlage des Tages. Ein Remis zwischen Tan und Danielian bedeutete, dass sich jetzt vier Spielerinnen mit 5/6 die Tabellenführung teilten.


Adbumalik konnte die bis dahin ungeschlagene Garifullina besiegen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

In der siebten Runde verdoppelte sich die Anzahl der Führenden sogar noch und jetzt lagen gleich 8 Spielerinnen gleichauf.

Die Tabelle nach der siebten Runde. Bild: Chess-Results.com.

Von diesen acht Spielerinnen konnten Tan, Goryachkina und Sri den Tag mit Siegen beenden und ihre Bilanz auf 6,5/8 verbessern. Die topgesetzte Goryachkina hatte sich nach den beiden Remis in den Runden zwei und drei leise an die Spitze zurückgearbeitet und besiegte Danielian mit einer raffinierten Taktik.

Da die ersten neun Spielerinnen nur einen halben Punkt voneinander getrennt sind, ist es fast sicher, dass die Damen-WM erst in der letzten Runde entschieden werden wird.

Schnellschach-Weltmeisterschaft der Damen 2022 | Tabelle nach 8 Runden (Top 20) 

# Titel Land Name ELO Punkte
1 GM Tan Zhongyi 2502 6.5
2 GM Goryachkina Aleksandra 2484 6.5
3 WIM Savitha Shri B 2311 6.5
4 GM Batsiashvili Nino 2370 6
5 GM Gunina Valentina 2389 6
6 WIM Munkhzul Turmunkh 2192 6
7 GM Koneru Humpy 2468 6
8 GM Abdumalik Zhansaya 2448 6
9 IM Saduakassova Dinara 2435 6
10 GM Danielian Elina 2331 5.5
11 IM Bivol Alina 2179 5.5
12 GM Khotenashvili Bela 2405 5.5
13 WGM Gong Qianyun 2315 5.5
14 WGM Voit Daria 2312 5.5
15 GM Stefanova Antoaneta 2399 5.5
16 GM Kosteniuk Alexandra 2537 5.5
17 WIM Sultanbek Zeinep 1834 5
18 IM Mammadova Gulnar 2343 5
19 IM Garifullina Leya 2316 5
20 WGM Balajayeva Khanim 2284 5

Die gesamte Tabelle findet Ihr hier

Alle Partien im Damenturnier

Die FIDE Weltmeisterschaft im Schnellschach wird von 26. bis zum 28. Dezember in der kasachischen Hauptstadt Almaty ausgetragen. Neben dem Titel geht es um ein Preisgeld in Höhe von $350.000 im Open und $150.000 bei den Damen.

Titelverteidiger sind Nodirbek Abdusattorov bei den Herren und Alexandra Kosteniuk bei den Damen.


Zum weitersurfen:

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