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Carlsen und Gukesh siegen und könnten im Viertelfinale des Weltcups aufeinander treffen

Carlsen und Gukesh siegen und könnten im Viertelfinale des Weltcups aufeinander treffen

JackRodgers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Am ersten Tag des Achtelfinales beim FIDE Weltcup 2023 konnten die jungen Inder Dommaraju Gukesh und Arjun Erigaisi mit Schwarz gegen Rasmus Svane Bezwinger Wang Hao und Nils Grandelius gewinnen. Magnus Carlsen, Leinier Dominguez und Nijat Abasov haben durch ihre Siege mit Weiß ebenfalls einen großen Schritt in Richtung Viertelfinale gemacht.

Im Damenturnier konnten Tan Zhongyi und die 20-jährige Bulgarin Nurgyul Salimova, die sich immer mehr zur Geheimfavoritin entwickelt, ihre Partien gewinnen. Elli Pähtz trotze der Ukrainerin Anna Muzychuk mit Schwarz ein Remis ab und hat sich damit ebenfalls eine sehr gute Ausgangslage für die zweite Partie erspielt.

Die Rückkämpfe dieser Runde beginnen am Sonntag, dem 13. August um 13.00 Uhr.

So könnt Ihr zusehen:

Wir übertragen alle Runden über die deutschsprachigen Chess24-Kanäle auf Twitch und Youtube, mit fachmännischen Kommentaren von The Big Greek und Großmeister Ilja Zaragatski.

Alle Partien des gesamten Turniers findet Ihr auf unseren Eventseiten für das Open und die Damen. Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Samstag.

Kommentator: The Big Greek

Von den zwölf Partien, die am Samstag gespielt wurden, endeten sieben mit Siegen. Da die Vorbereitungszeit zwischen den Runden begrenzt ist, wird der Weltcup jetzt von ehrgeizigen, chaotischen Schach geprägt.

Open: Die meisten Favoriten werden ihrer Rolle gerecht

Carlsen ist dem Titel, den er in seiner glorreichen Karriere bisher noch nicht gewinnen konnte, durch seinen Sieg über die Schachlegende Vasyl Ivanchuk einen Schritt näher gekommen. Obwohl natürlich alle 16 Spieler, die noch im Turnier sind, über die Fähigkeiten verfügen, ihren jeweiligen Gegner zu eliminieren, galt "Chucky", wie er liebevoll genannt wird, auf dem Höhepunkt seiner Karriere als der Fluch des ehemaligen Weltmeisters Garry Kasparov und auch heute ist er noch eine ernsthafte Bedrohung für die Titelambitionen von Carlsen.

Mit 54 Jahren ist Ivanchuk der älteste verbliebene Teilnehmer beim FIDE Weltcup 2023. Foto: Anna Shtourman/FIDE.

Aus einer ruhigen Eröffnung heraus übernahm Carlsen dann die Kontrolle über die Stellung, erlangte die Initiative und gab sie niemals mehr ab. Nach 43. Zügen beurteilte Ivanchuk seine Stellung als so hoffnungslos, dass er Carlsen zum Sieg gratulierte.

The Big Greek hat diese Partie für uns analysiert:

Nach der Partie gab Carlsen zu, dass er sehr erleichtert war, sofort die Führung übernommen zu haben, denn sein Nervensystem war nach dem anstrengenden Match gegen Vincent Keymer noch etwas angeschlagen.

Magnus Carlsen (links) und Vasyl Ivanchuk. Foto: Anna Shtourman/FIDE.

Ein Brett weiter machte das indische Wunderkind Gukesh durch seinen Sieg mit Schwarz über Wang Hao einen großen Schritt in Richtung eines Viertelfinalduells mit Carlsen. Gukesh sagte nach der Partie, dass er nach Wangs passivem Zug 17.Se1 das Gefühl hatte, mit den schwarzen Figuren auf mehr als ein Remis spielen zu können.

Diese Partie hat Großmeister Rafael Leitao für uns analysiert.

Mit einem Live-Rating von 2761 ist der 17-Jährige nun der siebtbeste Spieler der Welt. Sollte seine Form anhalten, hat Gukesh eine realistische Chance, der jüngste Spieler zu werden, der die 2800-Marke überschreitet. Dieser Rekord wird derzeit von Alireza Firouzja gehalten (18 Jahre und 166 Tage).

Die Live-Weltrangliste. Bild: 2700chess.com.

Leinier Dominguez wird in etwas mehr als einer Woche 40 Jahre alt und wenn er weiterhin mit der klinischen Präzision spielt, die er bisher gezeigt hat, hat er gute Chancen, seinen Geburtstag in Baku feiern zu können.

Leinier Dominguez. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Gegen Alexey Saranas Sizilianische Verteidigung nutzte der US-Vertreter jeden Trick, um seinen Gegner schwindelig zu spielen. Ein Cocktail aus Zwischenzügen, Gabeln und Abzugsangriffen bedeuteten schließlich den Sieg für Dominguez.

Die längsten Partien der Runde waren die Partien Abasov gegen Salem Saleh und Grandelius gegen Erigaisi – und beide waren eine Warnung. Obwohl beide Partien scheinbar auf ein Remis zusteuerten, führten Endspielfehler zum Untergang von Saleh und Grandelius.

Arjun Erigaisi. Foto: Anna Shtourmant/FIDE.

Die restlichen Partien endeten Remis und es gab kaum Dramatik. Interessant war aber noch Fabiano Caruanas Eingeständnis, dass die Variante, die er gegen Jan-Krzysztof Duda gespielt hatte, ursprünglich für seine Weltmeisterschaft gegen Carlsen im Jahr 2018 vorbereitet hatte. Duda hatte das sicher nicht gewusst, aber er beherrschte die Variante meisterhaft.

Am Sonntag müssen jetzt 5 Spieler gewinnen, um sich in die Stichkämpfe zu retten. Das verspricht uns spannende Partien und Großmeister Ilja Zaragatski wird uns davon und natürlich auch von Elli Pähtz im Livestream auf YouTube und Twitch ab 13.00 Uhr berichten.

Der Turnierbaum

 Alle Partien vom Open

Damen: Tan und Salimova gewinnen mit Weiß

Da im Damenturnier nur noch acht Teilnehmerinnen übrig sind, geht es hier bereits um Einzug ins Halbfinale. Zwei Spielerinnen, die durchaus Anwärterinnen auf das Halbfinale und vielleicht auf noch mehr waren, Großmeisterin Bela Khotenashvili und die bis letztes Jahr Nummer 1 der U21-Weltrangliste, Polina Shuvalova, erlitten aber große Rückschläge und verloren ihre Auftaktpartien. Der einzige Trost, den die beiden haben, ist, dass sie im Rückkampf die Möglichkeit haben werden, mit den weißen Figuren zurückzuschlagen.

Mit einem beeindruckenden Ergebnis von 7/9 in ihren bisherigen klassischen Partien ist Salimova bislang die herausragende Spielerin des Turniers. Neben dem Einzug ins Viertelfinale hat die 20-jährige Bulgarin für ihre Leistungen auch 18 Elo-Punkte erhalten.

Ihr Sieg über die dreimalige Jugend- und Mädchen-Weltmeisterin Shuvalova war ein ganz besonderer. Nachdem die talentierte Salimova die meiste Zeit der Partie einen leichten Vorteil hatte, nutzte sie einen Patzer im 47. Zug aus und arbeitete sich in ein gewonnenes Lucena-Endspiel vor.

Nurgyul Salimova. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Als die Partie zu Ende ging, lobte Daniel Naroditsky in seinem Kommentar den jungen Star und sagte: "Sie spielt wie eine sehr erfahrene Großmeisterin. Man hat das Gefühl, dass sie die Kontrolle über ihre Stellungen hat. Ich denke, wenn sie weiterhin so gut spielt, hat sie eine Chance, den ganz großen Wurf zu landen."

Auf die Frage, wie sie sich auf die zweite Partie gegen Shuvalova vorbereiten würde, sagte Salimova: "Es ist nichts anderes. Ich meine, es ist doch nur eine Schachpartie."

Auch Tan profitierte bei ihrem Sieg über Khotenashvili von einem Fehler. Tan zeigte ihren typischen Angriffsstil und entschied sich für eine wilde Variante der katalanischen Eröffnung. Schon bald spürte sie, dass der "Kampfgeist" ihrer Gegnerin etwas nachließ und beflügelt von dieser Offenbarung fand die Chinesin den taktischen Schlag 33.Txe6 und Khotenashvili war nicht in der Lage, die beste Antwort zu finden.

Bei der Pressekonferenz nach der Partie sprach Tan selbstbewusst über ihre Gedanken zur Strategie ihrer Gegnerin vor der zweiten Partie: "Ich denke, Bela ist eine sehr aktive Spielerin. Sie wird mir morgen sicherlich einige Überraschungen bescheren. Ich muss darauf einfach angemessen reagieren und auch vor einem Schnellschach-Tiebreak habe ich keine Angst."

Tan Zhongyi. Foto: Stev Bonhage/FIDE.

Nach den hart umkämpften Remis zwischen Aleksandra Goryachkina und Harika Dronavalli und Anna Muzychuk und Elisabeth Pähtz stehen die beiden erstgenannten Spielerinnen vor der Aufgabe, in der zweiten Partie mit Schwarz Remis halten zu müssen.

Alexandra Goryachkina (links) und Harika Dronavalli. Foto: Anna Shtourman/FIDE.

Hier ist die Partie von Elisabeth zum Genießen:

Solche .gifs könnt Ihr Euch auch von Euren eigenen Partien erstellen. Einfach unter jeder Partie auf "teilen" und dann "animated Gif" klicken.

Der Turnierbaum bei den Damen

Alle Partien vom Damenturnier

Der FIDE Weltcup 2023 ist ein K.-o.-Turnier im Matchformat. Jedes Match besteht aus zwei klassischen Partien und sollte es danach Unentschieden stehen, entscheidet ein Schnellschach-Tiebreak über das Weiterkommen. Der Damen-Weltcup läuft bis zum 21. August und das Open bis zum 24. August. Insgesamt gibt es in Baku 2.5 Millionen US-Dollar zu gewinnen.


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