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Chessable Masters: Keymer gewinnt und Carlsen verliert!

Chessable Masters: Keymer gewinnt und Carlsen verliert!

AnthonyLevin
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Am Montag begann mit dem Chessable Masters das zweite Turnier der Champions Chess Tour 2023 und in der Gruppe I schafften es Vladislav Artemiev, Fabiano Caruana, Hikaru Nakamura und Wesley So ins Halbfinale, während sich ihre jeweiligen Gegner Magnus Carlsen, Liem Le, Vladimir Fedoseev und Levon Aronian jetzt durch die Verliererrunde kämpfen müssen.

In der Gruppe II konnte Vincent Keymer das rein deutsche Duell gegen Georg Meier gewinnen, der weißrussische Teenager Denis Lazavik besiegte Daniil Dubov und Nodirbek Abdusattorov schickte Anish Giri sogar nach nur 3 Partien in die Verliererrunde.

Das Chessable Masters geht heute, am Dienstag, dem 4. April um 17:00 Uhr weiter.

So könnt Ihr zusehen!

Wir übertragen das Chessable Masters der Champions Chess Tour 2023 mit Kommentaren von Steve Berger und Großmeister Markus Ragger auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien des Turniers findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Hier könnt Ihr Euch die Übertragung vom Montag nochmal ansehen:

Kommentatoren: Robert Hess, David Howell, Tania Sachdev und James Canty III.


Gruppe I

Beim ersten Event der Champions Chess Tour, dem Airthings Masters, hatten ich vier Spieler für die erste Gruppe qualifiziert: Carlsen, Nakamura, Wesley So und Caruana. Die anderen vier - Le, Aronian, Fedoseev und Artemiev - hatten sich letzte Woche in einem spannenden Play-in das Recht auf die Teilnahme in der höchsten Gruppe erspielt. 

Artemiev-Carlsen 3-2

Artemiev gelang ein sensationeller Sieg über Carlsen.

Die erste Partie gewann der junge Großmeister aus Sibirien in einer Zeitnotschlacht, als Carlsen mit seinem Springer in einer tödliche Fesselung zog.

In der nächsten Partie überließ Artemiev dem Weltmeister aber dann im Endspiel freiwillig das Läuferpaar und sich schnell herausstellte, war diese Idee ein Eigentor und Carlsen konnte den Spielstand ausgleichen.

Dann folgte die wohl lehrreichste Partie des Matches, in der Artemiev Carlsen in einem Turmendspiel überspielte. Ja. Ihr habt richtig gelesen – Artemiev hat Carlsen im Endspiel überspielt und nicht umgekehrt!

Großmeister Rafael Leitao erklärt uns, wie es dazu kommen konnte:

GM Rafael Leitao GotD

In der vierten Partie benötigte Artemiev dann nur noch ein Remis und hatte das bereits so gut wie in der Tasche, als er in einer scheinbar unverlierbaren Stellung einen katastrophalen Fehler machte.

Weder die Kommentatoren noch Carlsen selbst konnten das glauben.

Nachdem Carlsen mit sieben Minuten und 58 Sekunden das niedrigste Zeitgebot der Saison abgegeben hatte, konnte Artemiev dann das Armageddon mit Weiß gewinnen.

Im Interview nach dem Match sagte Artemiev: "Ich denke, dass ich gut gespielt habe, aber manchmal habe ich Probleme mit der Zeit ... gegen Magnus ist es aber nicht einfach, viel Zeit auf der Uhr zu haben."

Carlsen war natürlich niedergeschlagen: "Ich habe alles getan, um zu verlieren und noch mehr. Meine Leistung war einfach inakzeptabel."

Der "Noch-Weltmeister" hat aber noch die Chance, sich über die Verliererrunde für das große Finale am Freitag zu qualifizieren.

Fedoseev-Nakamura 2.5-2.5

Nach einer Niederlage in der dritten Partie musste Nakamura die letzte Partie unbedingt gewinnen, um die Matchniederlage zu vermeiden. Er schaffte dies mit einer einwandfreien Leistung.

Dass man auf diesem Level mit Schwarz auf Ansage gewinnt, ist extrem unwahrscheinlich, aber sowohl Carlsen als auch Nakamura ist es gestern gelungen.

Irgendetwas muss bei Fedoseevs Vorbereitung schiefgelaufen sein. Obwohl er zwei So-Nakamura-Partien aus dem jüngsten American Cup folgte, geriet er bereits im 16. Zug, als er versuchte, einen Bauern zu schnappen, in Schwierigkeiten. Nakamura übernahm die Initiative und gewann nach nur 27 Zügen.

Im Armageddon war Nakamura dann wie eine Katze mit neun Leben. In einer Gewinnstellung übersah Fedoseev eine Pattfalle und Nakamura konnte das Remis halten und hatte das Match gewonnen.

Wie immer hat Nakamura direkt nach dem Match all seine Partien analysiert und auf YouTube hochgeladen:

Caruana-Le 3-2

Dies war das einzige Duell, bei dem alle vier regulären Partien Remis endeten. Das lag jedoch nicht an einem Mangel an Kampfbereitschaft der beiden Spieler und Caruana hatte von Anfang bis Ende die Oberhand.

Caruana hatte in den Partien eins und drei Gewinnstellungen. In der ersten Partie gelang es Le, ein objektiv verlorenes Springer-Endspiel mit zwei Minusbauern zu verteidigen und in der dritten Partie scheiterte Caruana daran, mit einer Dame gegen Springer und Turm zu konvertieren.

Im Interview danach fasste Caruana den Tag so zusammen: "Ich hatte das Gefühl, dass ich in den ersten vier Partien ganz klar besser war … ich hatte zwei komplett gewonnene Stellungen … und dann war ich mit einer Dame im Plus, und selbst das war nicht genug, um zu gewinnen. Da ich aber mit dem Verlauf der Eröffnungen sehr zufrieden war, war ich vor dem Armageddon recht optimistisch."

Tatsächlich gewann er das Armageddon mit den weißen Figuren. Als er seine Chance bekam, ließ er sich die Gelegenheit nicht entgehen und gewann mit einem überwältigenden Angriff, bei dem fast bis zum bitteren Ende alle Schwerfiguren auf dem Brett verblieben waren.

Aronian-So 1.5-2.5

Dies war das einzige Duell, das ohne Armageddon entschieden wurde und es gab auch nur ein einziges Remis.

Die ersten beiden Partien waren von Kontern geprägt. Aronian gewann die erste Partie mit einer meisterhaften Eröffnungsvorbereitung in der Semi-Tarrasch-Variante des abgelehnten Damengambits. In der zweiten Partie schlug So aber mit einem zerstörerischen Konterangriff zurück und demonstrierte, dass Dame und Springer im Angriff eine tödliche Kombination bilden.

Nach einem Remis in der dritten Partie hatten dann beide Spieler die Chance, mit einem Sieg in der vierten Partie ins Halbfinale einzuziehen und nachdem Aronian einen Abtausch von einem Turm und zwei Bauern gegen 2 Leichtfiguren falsch eingeschätzt hatte, wurde er von den Bauern seines Landsmanns überrollt. 

Im Interview nach dem Duell gab sich So wie immer bescheiden: "Es war ein ziemlich hartes Match. Die erste Partie mit Weiß zu verlieren war ein wirklich schwerer Schlag für mich, aber Levon hat einige unnötige Fehler gemacht und mir erlaubt, zurückzukommen."

Der Turnierbaum der Gruppe I

Gruppe II

Eigentlich hatten die beiden deutschsprachigen Kommentatoren, IM Steve Berger und GM Markus Ragger, geplant, das Geschehen der Gruppe I zu kommentieren und nebenbei einen Blick auf das rein deutsche Duell zwischen Georg Meier und Vincent Keymer zu werfen. Dann wurden sie von diesem spannenden Duell aber so in den Bann gezogen, dass alles andere völlig in Vergessenheit geriet.

Hier könnt Ihr Euch die komplette Übertragung vom Montag, bei der sich aus gutem Grund fast alles um dieses Duell drehte, nochmal ansehen:

Wie der stärkste österreichische Schachspieler seit Wilhelm Steinitz erklärte, wandte Georg Meier eine recht clevere Taktik an. Mit Weiß spielt er grundsolide und setzte auf den minimalen Vorteil, den Weiß einfach hat und mit Schwarz ging er ein großes Risiko ein, um eben nicht in eine Stellung zu geraten, in der sich Weiß "ewig und drei Tage" auf dem Anzugsvorteil ausruhen kann.

Georgs Taktik mit Schwarz entpuppte sich in beiden Partien als Rohrkrepierer, aber mit Weiß konnte er den Rückstand zweimal ausgleichen und somit musste die Entscheidung über den Einzug ins Viertelfinale im Armageddon fallen. Nachdem er beide vorherigen Partien mit Weiß gewinnen konnte, scheiterte Vincent jetzt aber an dem Druck, mit Weiß gewinnen zu müssen und geriet in eine absolut verlorene Stellung. Georg entschied sich dann dafür, sich das Weiterkommen durch ein bombensicheres Remis zu erreichen und der Plan wäre auch sicher aufgegangen, wenn er in dieser Stellung nicht auf die seltsame Idee gekommen wäre, den "etwas riskanten" Zug e4 zu spielen, auf den Vincent eine ziemlich gute Antwort hatte.

Wer findet Vincents Zug, der Weiß "Vorteil" gibt?

Die größte Sensation des Tages schaffte aber Abdusattorov in seinem Match gegen Giri. Es war aber nicht alleine die Tatsache, dass er einmal sein Talent unter Beweis stellen und Giri besiegen konnte, sondern dass er dafür nur 3 Partien benötigte!

Nachdem der junge Usbeke, der es übrigens bereits auf Platz 18 der Weltrangliste geschafft hat, die erste Partie nach 85 Zügen gewonnen hatte und die zweite Partie mit einem Remis geendet war, unterlief Giri in der dritten Partie in einer Gewinnstellung der alles entscheidende Fehler:

Genau wie Georg Meier hat aber auch Giri noch die Chance, über die Verliererrunde noch das große Finale der Gruppe II zu erreichen.

Vincent Keymer hingegen steht im Viertelfinale und bekommt es heute mit dem jungen Weißrussen Denis Lazavik, der keinen geringen als Daniil Dubov eliminieren konnte, zu tun. Es ist aber nicht das einzige Duell zwischen 2 Teenagern. 6 der 8 Spieler im Viertelfinale der Gruppe II sind nur halb so alt wie der Spieler, der sich ganz unten im Turnierbaum versteckt: Der ehemalige Weltmeister Vladimir Kramnik.

Der Turnierbaum der Gruppe II

Gruppe III

Im Gegensatz zu den ersten beiden Gruppen gingen die Duelle in der Gruppe III nur über 2 Partien. Bei 32 Spielern und vier zu absolvierenden Runden gab es hier aber mehr Duelle und Partien, als wir in diesem Bericht jemals abdecken könnten.

Matthias Blübaum verlor leider gleich seine Auftaktpartie mit Weiß gegen den Vietnamesen Nguyen und obwohl der die zweite Partie mit Schwarz Remis halten konnte, fand er sich in der Verliererrunde wieder. Dort besiegte er zuerst den Russen Klementy Sychev mit 2:0 und dann den Georgier Levan Pantsulaia mit 1.5:0.5 und ist damit weiterhin im Rennen.

Rasmus Svane wählte zunächst den weitaus bequemeren Weg in der Gewinnerrunde und stand nach einem Sieg im Armageddon über den Russen Dmitry Frolyanov schon im Achtelfinale, wo er sich aber dem Usbeken Shamsiddin ebenfalls im Armageddon geschlagen geben musste. Jetzt ebenfalls in der Verliererrunde angekommen unterlag er dem Ukrainer Martyn Kravtsiv mit 0:5-1.5 und somit ist das Chessable Masters für Rasmus leider schon beendet.

Das Niveau in der Gruppe III ist aber erstaunlich, denn auch in dieser Gruppe kämpfen so namhafte Spieler wie Amin Tabatabaei, Shakhriyar Mamedyarov, Gata Kamsky oder Wei Yi um den Löwenanteil des Preisgeldes in Höhe von $51.000.

Der Turnierbaum der Gruppe III


Die Champions Chess Tour 2023 (CCT) ist ein riesiges Online-Schachturnier, das die besten Features der ehemaligen Champions Chess Tour und der Chess.com Global Championship kombiniert. Die Tour umfasst sechs Turniere, die sich über das ganze Jahr erstrecken und in einem Finale, bei dem die Spieler vor Ort gegeneinander antreten, gipfeln. Mit den besten Spielern der Welt und einem Preisgeld von 2 Millionen US-Dollar ist die CCT das bislang größte Event auf Chess.com.


Zum weitersurfen:

AnthonyLevin
NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

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