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Damen-EM: Kashlinskaya gewinnt - Elisabeth Pähtz wird Dritte

Damen-EM: Kashlinskaya gewinnt - Elisabeth Pähtz wird Dritte

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

IM Alina Kashlinskaya aus Russland hat die Damen-Europameisterschaft gewonnen. Nach 11 Runden lagen gleich 5 Spielerinnen mit 8 Punkten gleichauf, aber Kashlinskaya hatte die beste Feinwertung.

Die 20. Damen-Europameisterschaft fand vom 11. bis zum 22. April in der Türkei, im Aska Lara Resort & Spa Hotel in Antalya statt. Die besten 14 Spielerinnen qualifizierten sich dabei auch automatische für den nächsten FIDE Damen Weltcup. Der Preisfonds betrug 60.000 Euro, wobei 10.000 Euro für den ersten Platz ausgeschrieben waren.

Wie schon die offene Europameisterschaft letzten Monat in Skopje (die Vladislav Artemiev gewonnen hatte), wurde auch die Damen EM im Schweizer System ausgetragen und ging über 11 Runden. Das Preisgeld wurde zwischen den 5 punktgleichen Spielerinnen aufgeteilt, was bedeutet, dass alle mit 6.500 Euro in der Tasche nach Hause fliegen durften. Die Pokale und Medaillen wurden aber anhand der Feinwertung vergeben und so durften IM Alina Kashlinskaya (Russland, 2477), GM Marie Sebag (Frankreich, 2461) und IM Elisabeth Pähtz (Deutschland, 2456) in dieser Reihenfolge auf das Podium, während IM Inna Gaponenko (Ukraine, 2428) und GM Antoaneta Stefanova (Bulgarien, 2464) von unten zusehen mussten.

Playing hall European Women's Chess Championship 2019
Der Turniersaal zu Beginn der 11. Runde. | Foto: Türkischer Schachverband

Für die 42-jährige Ukrainerin Inna Gaponenko, die nach 10 Runden nicht nur erstmals bei einer Europameisterschaft eine Medaille, sondern sogar das gesamte Turnier gewinnen hätte können, hingen die Trauben einmal mehr zu hoch.

Nach 10 Runden lag die internationale Meisterin noch mit einem halben Punkt Vorsprung vor Kashlinskaya und Sebag in Führung, aber in der letzten Runde musste sie noch gegen die bulgarische Großmeisterin Antoaneta Stefanova bestehen. Es entwickelte sich schnell eine hochspannende Partie bei der beide Spielerinnen nach nur 13 Zügen weniger als 30 Minuten Bedenkzeit übrig hatten. Dies war dann übrigens auch der Zeitpunkt, in der eine Neuerung gespielt wurde.

Die Tarrasch-Variante in der französischen Verteidigung entwickelte sich dann zu einem Traum für Stefanova, die zuerst gegen einen isolierten d-Bauern spielen konnte und nicht nur diesen, sondern mit einer schönen Taktik auch noch einen zweiten Bauern gewann. Das Damenendspiel mit 2 Mehrbauern hätten dann wohl auch Nicht-Großmeister gewonnen.

Antoaneta Stefanova European Women's Chess Championship 2019
Antoaneta Stefanova. | Foto: Türkischer Schachverband

Zuvor hatte Gaponenko die spätere Turniersiegerin besiegt. Übrigens war das auch ein Tarrasch-Franzose, wobei die Ukrainerin diesmal die weißen Figuren führte. In einem scheinbar ungefährlichen Endspiel traf Kashlinskaya gleich mehrere falsche Entscheidungen:

Inna Gaponenko European Women's Chess Championship 2019
Inna Gaponenko schrammte nur knapp an einer Medaille vorbei. | Foto: Türkischer Schachverband

Das war aber Kashlinskayas einzige Niederlage im Turnier. In der vorletzten Runde schlug sie mit einem beeindruckenden Sieg über ihre Landsfrau, IM Anastasia Bodnaruk, zurück. Es begann mit einem eher theretischen Mittelspiel ohne Damen im Grünfeld, als Bodnaruk ziemlich unnötig einen Bauern herschenkte. Danach ließ ihr Kashlinskaya einfach keine Chance mehr.

Alina Kashlinskaya European Women's Chess Championship 2019
Alina Kashlinskaya ist die neue Damen-Europameisterin. | Foto: Türkischer Schachverband

Die Silbermedaille ging an GM Marie Sebag, die auch bei der in Kürze stattfindenden Damen Speed Chess Championship mitspielen wird. Hier ist ihr Sieg aus der neunten Runde. Das Qualitätsopfer gewinnt zwar nicht sofort, ist aber wirklich schwer zu widerlegen:

Marie Sebag European Women's Chess Championship 2019
Marie Sebag aus Frankreich gewann Silber. | Foto: Türkischer Schachverband

Der dritte Platz von Elli Pähtz war eine echte Überraschung, denn wie sie nach dem Turnier auf Facebook schrieb, wollte Sie bei dieser Europameisterschaft eigentlich gar nicht mitspielen und stattdessen beim Reykjavik Open antreten. Dann wurde aber ihr Flug wegen dem Konkurs von Wow Air ersatzlos gestrichen und sie reiste doch in die Türkei.

Pähtz: "Ein neues Ticket nach Island wäre zu teuer gewesen und ich habe das als Zeichen gesehen, dass ich meine Pläne ändern sollte. 8 von 11 möglichen Punkten, ungeschlagen geblieben und Dritte geworden. Da bin ich doch stolz darauf, an einer der häufigsten Schacherkrankungen zu leiden: Dem Aberglauben!"

Manchmal spielen Zufälle im Leben eine große Rolle. Ich hatte eigentlich vor, die Gamma Open in Island zu spielen und dann ging Wow Air Pleite und mein Flug war weg... Ein neues Ticket war ziemlich teuer und so beschloss ich, das als eine Art Zeichen zu sehen und meine Pläne zu ändern und bei der Europameisterschaft der Frauen zu kämpfen . 8 aus 11, ungeschlagen undDritte. Nun, da gibt es nichts zu bemängeln und ich bin stolz darauf, an einer der häufigsten Schacherkrankungen zu leiden: Dem Aberglauben! Vielen Dank an Yannick Gozzoli, meinem hervorragenden Trainer und Motivatior. Danke an Mathilde Choisy für die moralische Unterstützung während des gesamten Turniers und Danke an meine deutsche Community: Ulrich Geilmann, Gerry Hertneck und Franz Jittenmeier, die nie ihren Glauben an mich verlieren!

Pähtz blieb als einzige Spielerin des Turniers ungeschlagen. In der letzten Runde sicherte sie sich den Platz auf dem Podium durch diesen Sieg gegen IM Ekaterina Atalik, der Frau des türkischen Großmeisters Suat Atalik:

Paehtz Atalik European Women's Chess Championship 2019
Pähtz gegen Atalik. | Foto: Türkischer Schachverband
Aber was ist eigentlich mit der Top-Gesetzten GM Aleksandra Goryachkina passiert? Tja, sie beendete das Turnier einen Punkt hinter der Spitzengruppe. Wohl hauptsächlich wegen dieser Niederlage in der achten Runde:

Der Gewinn der Europameisterschaft war schon der zweite große Erfolg in den letzten 12 Monaten für Kashlinskaya.  Im Herbst hatte sie schon den Damenpreis beim Chess.com Isle of Man 2018 gewonnen und feierte den Erfolg zusammen mit ihrem Ehemann und Turniersieger Radek Wojtaszek.

Hier seht Ihr die Abschlußtabelle:

Damen-Europameisterschaft 2019 | Abschlußtabelle (Top 25)

Platz Gesetzt Land Titel Name ELO Punkte TB1 TB2 TB3 Leistung ELO+/-
1 4 IM Kashlinskaya Alina 2477 8,0 2420 71,0 76,0 2582 14,5
2 7 GM Sebag Marie 2461 8,0 2406 69,0 73,5 2568 15,2
3 11 IM Paehtz Elisabeth 2456 8,0 2395 67,5 73,0 2557 14,0
4 21 IM Gaponenko Inna 2428 8,0 2386 69,5 75,0 2545 16,8
5 5 GM Stefanova Antoaneta 2464 8,0 2346 63,0 68,0 2509 6,2
6 34 WGM Guichard Pauline 2392 7,5 2404 71,0 75,5 2514 38,0
7 71 WGM Fataliyeva Ulviyya 2266 7,5 2402 66,5 70,5 2493 68,4
8 19 GM Ushenina Anna 2432 7,5 2381 69,0 74,0 2499 10,4
9 20 IM Tsolakidou Stavroula 2429 7,5 2373 64,5 68,5 2491 9,4
10 2 GM Dzagnidze Nana 2513 7,5 2365 66,0 71,0 2483 -3,0
11 24 WGM Zawadzka Jolanta 2418 7,5 2355 64,0 68,5 2474 8,8
12 9 GM Cramling Pia 2460 7,5 2354 64,0 68,5 2478 3,1
13 22 IM Bodnaruk Anastasia 2427 7,5 2327 64,0 68,5 2438 3,6
14 15 GM Socko Monika 2447 7,5 2310 57,5 60,5 2409 -2,0
15 83 WGM Paramzina Anastasya 2214 7,0 2403 65,5 68,5 2470 73,6
16 46 WGM Brunello Marina 2356 7,0 2394 64,5 67,0 2466 34,2
17 12 IM Atalik Ekaterina 2455 7,0 2383 68,0 73,0 2473 2,5
18 75 WGM Mamedyarova Turkan 2256 7,0 2373 61,5 64,0 2433 53,2
19 1 GM Goryachkina Aleksandra 2534 7,0 2358 63,5 66,5 2424 -11,9
20 25 FM Salimova Nurgyul 2415 7,0 2338 65,0 69,0 2417 1,1
21 17 IM Mammadzada Gunay 2438 7,0 2337 63,0 67,5 2424 -1,7
22 60 WGM Belenkaya Dina 2297 7,0 2325 59,5 62,5 2390 30,4
23 23 IM Houska Jovanka 2426 7,0 2316 62,0 66,5 2408 -2,3
24 40 IM Matnadze Ana 2367 7,0 2312 64,5 69,0 2394 4,5
25 82 WIM Semenova Elena 2216 7,0 2279 53,0 56,0 2346 39,4

Und hier die Platzierungen der Spielerinnen aus Deutschland, Östereich und der Schweiz:

Damen-Europameisterschaft 2019 | Deutschsprachige Spielerinnen

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PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

Peter's first book The Chess Revolution is out now!

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