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Die Weltmeister sind raus - Nakamura und Nepomniachtchi stehen im Finale
Zwei der weltbesten Spieler duellierten sich erneut. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die Weltmeister sind raus - Nakamura und Nepomniachtchi stehen im Finale

JackRodgers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Die Großmeister Ian Nepomniachtchi und Hikaru Nakamura haben ihre Halbfinale überlegen gewonnen und sind damit die Finalisten der Schach960 WM 2022.

Nakamura benötigte sogar nur 3 Partien, um den amtierenden Weltmeister im Schnellschach, Nodirbek Abdusattorov, mit 3-0 zu besiegen. Nachdem er die erste Partie verloren hatte, spielte Nepomniachtchi gegen den amtierenden Weltmeister im klassischen Schach, Magnus Carlsen, ebenso überzeugend auf und gewann das Duell mit 3-1.

Das Finale der Schach960 WM beginnt heute, am Sonntag, dem 30. Oktober, um 16.00 Uhr.

      So könnt Ihr zusehen
Die gesamte Schach960 WM mit Kommentaren von Steve Berger könnt Ihr auf Chess.com/TV ansehen. Ihr findet die Übertragungen aber auch auf unseren Kanälen auf Twitch und YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien der WM auf unserer Event-Seite.

Die Live-Übertragung des Halbfinales

Auf dem Papier war keine Favoritenrolle auszumachen und die Auslosung der Ausgangsstellung konfrontierte die Spieler mit einer recht seltsamen, asymmetrischen Stellung. Die Engine bewertet die Stellung mit +0.27 und gibt Weiß damit einen etwas geringeren Vorteil, als bei einer normalen Schachpartie.

In einer solchen Aufstellung ist der Damenflügel immer ein Angriffsziel und Nakamura versuchte Abdusattorov mit einem wilden Turmaufzug am Königsflügel im dritten Zug abzulenken. Trotz des Ablenkungsmanövers konnte sich der Usbeke mit seiner Dame Nakamuras a-Bauern schnappen und sich einen beachtlichen Vorteil erspielen. Er entspannte sich jedoch etwas zu früh und Nakamura schlug zurück, fing seine Dame und erzwang dadurch einen ungünstigen Abtausch, der ihn die Partie kostete.

Carlsen vollendete, was Abdusattorov nicht konnte und dezimierte Nepomniachtchis Damenflügel mit einem perfekt getimten Läuferopfer. Und als ob das Läuferopfer noch nicht genug gewesen wäre, bot Carlsen noch ein zusätzliches Qualitätsopfer an, um Salz in die Wunden seines Gegners zu streuen. Die Partie war aber nicht perfekt und Carlsen musste sich, nachdem Nepomiachtchi heftigen Widerstand geleistet hatte, im Endspiel beweisen. Der Weltmeister zog aber schließlich durch und übernahm die Führung.

Nach seiner ungeschlagenen Serie in der Gruppenphase sah es so aus, als würde Abdusattorov gegen Nakamura so gut wie kampflos untergehen, aber der Amerikaner war am Samstag, als es hart auf hart kam, einfach nicht zu stoppen. Die zweite Partie war die überzeugendste von Nakamura. Er stand von Anfang bis Ende besser und ging mit 2:0 in Führung.

Carlsen wollte sich seinem langjährigen Rivalen anschließen und ebenfalls mit 2:0 in Führung gehen und anfangs schien alles nach Plan zu laufen. Dann aber schrieben gleich mehrere uncharakteristische Fehler des Weltmeisters das Drehbuch um. Der schlimmste von ihnen war der Zug 41. Td2, der sich als entscheidend erwies.

In der dritten Runde wurde wieder eine sehr ungewöhnliche Aufstellung ausgelost, bei der die Springer auf den Feldern a1 und h1 begannen.

Unter Siegzwang stehend entschied sich Abdusattorov für eine Aufstellung mit mächtigem Zentrum und als er die Damen tauschte und zwei Freibauern auf den c- und d-Linien etablierte, sah schon vieles nach einem Comeback des Usbeken aus. Der Schlüsselmoment der Partie war im 21. Zug, als Abdusattorov die Gelegenheit hatte einen dritten Freibauern zu schaffen, aber er verpasste seine Chance und Nakamura drehte die Partie schnell zu seinen Gunsten.

Es hatte fast den Anschein, als wäre Nakamura am Samstag in Eile gewesen und mittlerweile wissen wir auch warum … er musste zurück in sein Hotel, um seine Zusammenfassung des Spieltages für YouTube zu filmen, den er dann auch nur ein oder zwei Stunden nach dem Ende der letzten Partie hochlud. Seine Analyse seiner drei Partien ist absolut sehenswert!

Das Ergebnis von 3:0 wurde der Stärke, die Abdusattorov in diesem Turnier gezeigt hat, nicht gerecht und es ist durch vorstellbar, dass der 18-jährige Usbeke in den kommenden Jahren noch den ein oder anderen Titel gewinnen wird.

Nakamuras früher Turmschwenk gab Abdusattorov einiges zu denken. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Gleichzeitig spielten auch Carlsen und Nepomniachtchi ihre dritte Partie. Nepomniachtchi kämpfte von Anfang an um die Initiative und wurde schließlich für seine Bemühungen belohnt, indem er sich in nur 28 Zügen durchsetzte.

Eine der Fragen, die mir manchmal zum Thema Schach960 gestellt wird, ist, ob es eine Ausgangsstellung gibt, in der der Vorteil von Weiß viel größer als in einer normalen Partie ist. Ich weiß nicht, wie ich diese Frage beantworten soll, aber ich vermute, dass es in dieser Stellung wirklich einen größeren Vorteil als normal gibt, weil Schwarz, wie wir gleich sehen werden, keine Symmetrie aufrechterhalten kann. Dass Carlsen mit Weiß trotzdem verloren hat, ist aber ein Hinweis darauf, dass wir uns darüber keine großen Sorgen machen sollten.

Wenn es einen Spieler gibt, bei dem man in einer Must-Win-Situation auf einen Sieg mit Schwarz wetten würden, wäre das natürlich Carlsen. Vom ersten Zug an zeigte der norwegische Weltmeister seine Absicht, Ungleichgewichte und Asymmetrie zu erzeugen und nach sieben Zügen hatte Carlsen nur Bauern gezogen! Die Strategie zahlte sich auf jeden Fall aus und Carlsen begann nach Tricks und Fallen zu suchen, aber aus diesem Stein konnte er am Samstag kein Wasser pressen.

Carlsen hatte definitiv die Mittel, um sich ein Remis zu sichern, aber da er nur mit einem Sieg weiterkommen würde, presste er weiter und übertrieb es schließlich, woraus ein 3:1 Sieg für Nepomniachtchi resultierte.

Nepomniachtchi denkt über seinen nächsten Zug gegen den Weltmeister nach. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Nachdem beide Finalisten am Samstag selbstvertrauensfördernde Partien bestritten haben, wird das Finale am Sonntag zwischen Nakamura und Nepomniachtchi ein spannender Showdown. Einer dieser Spieler wird zum neuen Weltmeister im Schach960 gekrönt werden und deshalb solltet Ihr unsere Übertragung auf keinen Fall verpassen.

Der Turnierbaum

Die Schach960 Weltmeisterschaft wird Euch von der isländischen Regierung und der Stadt Reykjavik präsentiert. Top-Spieler aus der ganzen Welt spielen um einen Anteil am Preisgeld von $400.000 und den Titel des Schach960-Weltmeisters. Schach960 (auch bekannt als Fischer-Schach oder Fischer-Random) ist eine Schachvariante, bei der die Figuren zu Beginn in einer von 960 halb zufälligen Aufstellungen aufgestellt werden. Alle sonstigen Schachregeln bleiben gleich. Die vom 11. Weltmeister Bobby Fischer stark befürwortete Variante umgeht die Eröffnungsvorbereitung und hebt das wahre Schachverständnis der Spieler hervor.


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