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Eljanov, Fedoseev, Harikrishna und Wei Yi verlieren ihre Auftaktpartien

Eljanov, Fedoseev, Harikrishna und Wei Yi verlieren ihre Auftaktpartien

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Heute ist der FIDE Welt Cup in der georgischen Haupstadt Tiflis gestartet . Einige sehr starke Großmeister wie Pavel Eljanov, Vladimir Fedoseev, Pentala Harikrishna und Wei Yi verloren gleich ihre Auftaktpartien und laufen somit große Gefahr, schon morgen aus dem Turnier auszuscheiden. Unter den Außenseitern, denen Siege gelangen, befinden sich gleich 2 Großmeister aus Kuba.

Der Austragunsort im Sonnenuntergang. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Das Turnier erweckt den Anschein seines großen Opens. Ein voller Turniersaal mit hunderten von Spielern, zahllosen Schiedrichtern die für verschiedene Bereiche eingeteilt sind und Teilnehmer von verschiedenen Spielstärken.

Gleichzeitig ist es aber überhaupt nicht wie ein Open.

Jeder Spieler spielt maximal 3 Tage lang gegen den selben Gegner, nach 7 Runden wird der Turniersieger feststehen und am Mittwoch Abend werden sich bereits die Hälfte aller Teilnehmer auf den Nachhauseweg machen. Hauptsächlich werden dies natürlich die Außenseiter sein, aber vielleicht trifft es auch den ein oder anderen Favoriten. Wer hat schon seinen Rückflug gebucht? Und zu welchem Datum?

Von den 128 Teilnehmern waren heute nur 126 in Einsatz, denn der in der Ukraine geborene und seit 2015 für die USA spielende GM Yaroslav Zherebukh, bewirbt sich gerade für eine Green Card in seiner neuen Heimat. Deshalb steht GM Alexander Onischuk (USA) bereits kampflos in der zweiten Runde und konnte heute in aller seelenruhe seinen 42. Geburtstag feiern.

World Cup 2017 | Runde 1, Tag 1, Ergebnisse

Land Spieler Land Spieler Klassisch Tiebreak Ergebnis
GM Carlsen, M (2827) FM Balogun, O (2255) 1-0
GM Dreev, A (2648) GM Bachmann, A (2634) 1-0
GM Fier, A (2569) GM Bacrot, E (2728) ½-½
GM Bu Xiangzhi (2714) GM Flores, Diego (2580) 1-0
GM Vakhidov, J (2518) GM Svidler, P (2756) 0-1
GM Amin, Bassem (2699) GM Erdos, Viktor (2619) ½-½
GM Wojtaszek, R (2739) GM El Debs, F (2533) 1-0
GM Zherebukh, Y (2621) GM Onischuk, A (2682) 0-1*
IM Khusenkhojaev, M (2455) GM Vachier-Lagrave, V (2804) ½-½
GM Grachev, B (2654) GM Melkumyan, H (2642) ½-½
GM Eljanov, P (2734) GM Lenderman, A (2565) 0-1
GM Tari, Aryan (2588) GM Howell, D (2701) ½-½
GM Grischuk, A (2788) GM El Gindy, E (2455) 1-0
GM Cori, Jorge (2648) GM Jones, G (2668) 1-0
GM Hjartarson (2539) GM Navara, David (2720) 0-1
GM Cheparinov (2695) GM Mastrovasilis (2573) 1-0
Dai, Changren (2422) GM Kramnik, V (2803) 0-1
GM Areshchenko (2645) GM Demchenko, A (2650) 1-0
GM Ivanchuk, V (2727) GM Kazhgaleyev (2570) ½-½
GM Pantsulaia (2593) GM Duda, J (2698) 0-1
GM Giri, Anish (2777) GM Dzagnidze, N (2519) 1-0
GM Xiong, J (2633) GM Motylev, A (2668) ½-½
GM Gonzalez Vidal (2547) GM Harikrishna (2741) 1-0
GM Ponomariov (2694) GM Sethuraman, SP (2617) ½-½
GM Aronian, L (2802) IM Cawdery, D (2449) 1-0
GM Piorun, K (2644) GM Hou Yifan (2670) ½-½
GM Sadorra, J (2574) GM Matlakov, M (2728) 0-1
GM Andreikin, D (2708) GM Goganov, A (2567) ½-½
IM Smirnov, A (2508) GM Karjakin, S (2780) ½-½
GM Dubov, Daniil (2666) GM Fridman, D (2625) ½-½
GM Radjabov, T (2742) GM Ziska, H (2545) ½-½
GM Bok, Benjamin (2620) GM Artemiev, V (2692) 0-1
IM Ruiz Castillo (2377) GM So, Wesley (2792) 0-1
GM Mareco, S (2649) GM Blübaum, M (2633) ½-½
GM Vallejo Pons (2717) GM Karthikeyan (2574) 1-0
GM Antipov, M (2578) GM Tomashevsky (2710) ½-½
GM Nepomniachtc (2741) GM Palac, Mladen (2535) ½-½
GM Nguyen, N (2629) GM Adhiban, B (2670) ½-½
GM Pourramezana (2534) GM Yu Yangyi (2750) ½-½
GM Jobava, B (2702) GM Salgado Lopez (2627) ½-½
GM Nakamura, H (2781) GM Mollah Abdul (2454) 1-0
GM Bruzon Batista, L (2651) GM Anton Guijarro (2656) 1-0
GM Bacallao Alonso,Y (2573) GM Fedoseev, V (2731) 1-0
GM Inarkiev, E (2694) GM Mchedlishvili (2607) 1-0
IM Yeoh, Li Tian (2478) GM Anand, V (2794) 0-1
GM Akobian, V (2662) GM Kovalyov, A (2649) 0-1
GM Adams, M (2738) GM Batchuluun (2566) ½-½
GM Hovhannisyan (2594) GM Rodshtein, M (2695) ½-½
GM Caruana, F (2799) GM Solomon, K (2398) 1-0
GM Lenic, Luka (2646) GM Fressinet, L (2657) ½-½
GM Kulaots, K (2571) GM Vitiugov, N (2728) ½-½
GM Najer, E (2694) GM Aleksandrov (2580) 1-0
GM Sambuev, B (2529) GM Wei Yi (2748) 1-0
GM Rapport, R (2675) GM Cordova, E (2616) 1-0
GM Li Chao (2745) GM Krysa, L (2540) ½-½
GM Sevian, S (2610) GM Nisipeanu, L (2674) ½-½
IM Liu, Guanchu (2455) GM Mamedyarov (2797) 0-1
GM Kuzubov, Y (2688) GM Zhigalko, S (2642) ½-½
GM Gelfand, B (2737) GM Stupak, K (2579) 1-0
GM Sengupta, D (2589) GM Wang Hao (2701) ½-½
GM Ding Liren (2771) GM Haddouche, M (2487) 1-0
GM Kovalenko, I (2634) GM Kravtsiv, M (2670) 0-1
GM Kunin, Vitaly (2531) GM Le, Quang Liem (2739) ½-½
GM Vidit, S (2702) GM Delgado Ramirez, N (2614) ½-½

*kampflos

Nur 29 der 63 Partien endeten mit einem Remis. Einige der Top-Großmeister begnügten sich mit einem halben Punkt, da sie die schwarzen Figuren hatten, und spekulieren auf einem Sieg im "Rückspiel" mit Weiß. Unter diesen befinden sich neben  GM Sergey Karjakin (der gegen IM Anton Smirnov, den jüngsten aller Teilnehmer, spielte) auch GM Yu Yangyi (gegen GM Amirreza Pourramezanali aus dem Iran) und GM Le Quang Liem (gegen GM Vitaly Kunin aus Deutschland).

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IM Anton Smirnov rang dem Titelverteidiger Karjakin ein Remis ab. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

GM Maxime Vachier-Lagrave's Remisangebot war wohl weniger dieser Taktik geschuldet, denn sein Gegner, IM Muhammad Khusenkhojaev aus Tadschikistan, hatte bereits einen gesunden Mehrbauern.

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Der Bart ist noch da, aber MVL's Eröffnung war nicht so stark wie seine Eröffnungen in St. Louis. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

GM Teimour Radjabov und GM Helgi Dam Ziska, der erste Großmeister aus den Faröer Inseln, einigten sich fast am schnellsten auf ein Remis. Vielleicht hatte der aserbaidschanische Großmeister ja Angst vor den Theoriekenntnissen seine Gegners in dieser Stellung. Oder er fühlt sich in königsindischen Stellungen einfach mit Schwarz wohler. Auf jeden Fall hatte Ziska wohl von so einem Turnierstart geträumt.

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 Radjabov bot überraschend schnell ein Remis. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Genauso wie Radjabov, konnten auch Ian Nepomniachtchi, Li Chao, Michael Adams und Vassily Ivanchuk ihre Partien mit Weiß nicht gewinnen und müssen nun morgen mit Schwarz doppelt vorsichtig agieren.

Eine noch schlechtere Ausgangslage haben die GMs Wei Yi, Vladimir Fedoseev, Pentala Harikrishna und Pavel Eljanov. Alle verloren ihre Partien obwohl sie als Favoriten in die Duelle gingen und müssen nun morgen unbedingt gewinnen um wenigstens ein Tiebreak am Mittwoch zu erreichen. Eljanov muss dies sogar mit Schwarz bewerkstelligen.

Speziell Wei wurde von dem in Russland geborenen, aber vor langer Zeit nach Kanada ausgewanderten Großmeister Bator Sambuev regelrecht verprügelt. Der Name Sambuev kommt Euch vielleicht noch bekannt vor, denn er war einer der beiden Spieler, die am skandalösen Ende der kanadischen Meisterschaft beteiligt waren, wo er sich übrigends auch für dieses Turnier qualifiziert hatte.

Als er von Chess.com darauf angesprochen wurde wollte Sambuev, zumindest solange er in Tiflis noch im Rennen ist, nicht darauf antworten. Zur heutigen Partie sagte er aber, dass er sich viele Partien seines Gegners angesehen hätte, und so lange nach einer Variante, die seinem Gegner wahrscheinlich nicht liegen würde, gesucht hatte, bis er eine gefunden hatte. Das hat doch hervorragend Funktioniert.

Game of the Day by Dejan Bojkov

GM Pavel Eljanovs Niederlage gegen GM Aleksandr Lenderman kam durch einen riesen Fehler des Ukrainiers zustande, der besonders überraschend war, da Eljanov bereits früher in der Partie eine Springergabel angewandt hatte.

"Offensichtlich hatte ich wirklich großes Glück," war Lendermans ehrlicher Kommentar dazu.

GM Dejan Bojkov wies auf einen weiteren Fehler hin, der ein Kandidat für den Fehler des Tages sein könnte. IM Daniel Cawdery, einer der beiden Teilnehmer aus Südafrika (der andere ist GM Kenny Solomon), stand gegen Levon Aronian ziemlich gut, aber verpasste ein wichtiges Schach, wie die Großmeister Yasser Seirawan und Eric Hansen im ihrem Kommentar für die Chessbrahs (weitere Infos zu den Chessbrahs findet ihr am Ende dieses Artikels) aufzeigten:

 

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Armenier unter sich: Aronian und Schiedsrichter Ashot Vardapetyan. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Bojkov wies uns auch auf den Zug des Tages hin, der von einem Spieler kommt, der dieses Turnier schon gewonnen hat: GM Vladimir Kramnik wählte in der Spanischen Eröffnung das Breyer System anstatt seiner üblichen Berlinier Mauer. Eigentlich stand er mit Schwarz nach der Eröffnung nicht besonders gut, aber nachdem sein Gegner nur einen schwächeren Zug gespielt hatte, fiel der Russe über den gegnerischen König her.

Der stärkste Spieler aus Kuba, Leinier Dominguez, ist beim diesjährigen Weltcup nicht am Start, aber zwei andere Kubaner vertraten ihn mehr als würdig. Zuerst besiegte GM Yusnel Bacallao Alonso den Russen GM Vladimir Fedoseev, der es wohl im nachhinein bereut, dass er auf Sieg gespielt hat, anstatt ein Remis durch Zugwiederholung zu akzeptieren.

Die noch größere Sensation war aber der Sieg von Yuri Gonzalez Vidal über GM Pentala Harikrishna. Letzterer entschied sich für die russische Verteidigung aber erlaubte direkt nach der Eröffnung in eine taktische Abwicklung, die vorteilhaft für Weiß ist. Irgendwas muss Hari da übersehen haben.

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Wenn Harikrishna morgen nicht gewinnt, fällt der Vorhang. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Wie erging es eigentlich Magnus Carlsen, dem ersten amtierenden Weltmeister der am modernen Weltcup teilnimmt? Nachdem der Vize-Präsident der FIDE für ihn den Zug 1.e2-e4 gezogen hatte (der Präsident der FIDE, Kirsan Ilyumzhinov, wurde in Tiflis noch nicht gesehen, wahrscheinlich um einen erneuten Streit mit seinem Vize aus dem Wege zu gehen) hatte Carlsen keine Probleme um seinen Gegner, den nigerianischen Fidemeister Oluwafemi Balogun zu besiegen. Letzterer verteidigte sich zäh und lange, aber ohne Gegenspiel kann eine Verteidigung nicht ewig halten:

Fabiano Caruana beendete seine Partie gegen den zuvor schon erwähnten Südafrikaner Solomon mit einer einfachen und schönen Taktik: 

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Caruana unterhält sich mit dem Schachfotografen Lennart Ootes. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

GM Ernesto Inarkiev's Qualitätsopfer gegen einen der Lokalmatadoren war etwas schwerer zu durchschauen aber durchaus logisch. Die Strategie, schon früh in der Partie die Läufer gegen die Springer zu tauschen, funktionierte hervorragend:

Nur 2 Frauen nehmen diese Jahr beim Weltcup teil. Hou Yifan ist bereits zum fünften Mal am Start aber kam nur einmal (vor 2 Jahren in Baku) über die erste Runde hinaus. Heute spielte sie gegen GM Kacper Piorun aus Polen Remis.

Die zweite Dame im Starterfeld ist die Europameisterin GM Nana Dzagnidze. Sie verlor erwartungsgemäß gegen den favorisierten Holländer Anish Giri. Dzagnidze erkannte wahrscheinlich nicht die taktische Idee hinter dem 16. Zug, dann ab da war sie in Schwierigkeiten. Giri sagte, er hätte auch viele Kleinigkeiten übersehen, aber es waren wohl wirklich nur Kleinigkeiten, denn sein Sieg war nie ernsthaft in Gefahr.

"Als Zuschauer macht es einen riesen Spass," sagte Giri über den Weltcup. "Als Spieler ist es nervenaufreibend." Aber dem Druck ist nicht nur Giri selbst sondern ganz besonders der Turnierfavorit ausgesetzt, wie Giri erklärt: "Magnus hat wahrscheinlich mehr Druck als jeder andere. Alle erwarten, dass er gewinnt und er selbst erwartet es auch. Das ist wie eine Weltmeisterschaft für ihn, denn irgendwie steht hier sein Titel auf dem Spiel (...) Aber für die Zuseher ist ´dieses Turnier großartig. Ich glaube nächstes Jahr bleibt Magnus lieber zu Hause und sieht einfach nur zu!"

Games von TWIC.

Der Weltcup findet vom 3. bis zum 27. September in der georgischen Hauptstadt Tiflis statt. Jede Runde besteht aus 2 klassischen Partien (nur im Finale sind es 4) und danach folgt, je nach Bedarf, ein Tiebreak im Schnell- und Blitzschach. Das Preisgeld bei diesem Turnier beträgt $1.600.000 und der Sieger bekommt mit $120.000 den Löwenanteil davon. Zusätzlich qualifizieren sich die beiden Finalisten für das Kandidatenturnier 2018.

Chess.com überträgt alle Partien des Weltcups live auf Chess.com/Live. Außerdem könnt ihr Live Kommentare der besten Kommentatoren der Welt, der Chessbrahs, also GM Eric Hansen, GM Robin van Kampen, GM Yasser Seirawan und IM Aman Hambleton auf  Chess.com/TV sehen.


Zum weitersurfen:

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms.

Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools.

Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013.

As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

In October, Peter's first book The Chess Revolution will be published!


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