Exklusiv: Carlsen bestätigt, dass er die Einladung zum Kandidatenturnier offiziell ablehnen wird

GM Magnus Carlsen wurde diese Woche in die FIDE-Aufstellung für das Kandidatenturnier aufgenommen, aber in einem exklusiven Interview mit Chess.com sagt der ehemalige Weltmeister, dass er die Einladung zum Turnier in Toronto offiziell ablehnt.

Diese Woche hat die FIDE die offizielle Aufstellung für das mit Spannung erwartete Kandidatenturnier bekannt gegeben, bei dem sich der/die Gegner:in für ein WM-Match gegen den amtierenden Weltmeister GM Ding Liren Ende 2024 entscheidet.

Mit dabei sind GM Alireza Firouzja, der sich seinen Platz in letzter Minute durch einen 7/7-Sieg bei einem Open in Frankreich sicherte, und GM Gukesh Dommaraju, der im FIDE-Zirkel die nötigen Punkte sammelte, um GM Anish Giri beim Chennai Masters zu überholen.

Ebenfalls dabei ist der ehemalige Weltmeister, der sich seinen Platz durch den Gewinn seines ersten FIDE-Weltcups verdient hat. Die Ankündigung veranlasste den Norweger die kalte Schulter zu zeigen, indem er den amerikanischen Komiker und Schauspieler Groucho Marx zitierte.

Thanks for the invite, I just don’t want to belong to any club that would have me as a member right now https://t.co/F0w05xdWP9

— Magnus Carlsen (@MagnusCarlsen) January 3, 2024

Danke für die Einladung, aber ich möchte im Moment keinem Club angehören, der mich als Mitglied haben möchte. - Magnus Carlsen

Carlsen: "Es macht mir keinen Spaß"

In einem exklusiven Interview mit Kaja Snare von Chess.com in Oslo bestätigte der ehemalige Weltmeister diese Woche ausdrücklich seine Entscheidung, die Einladung der FIDE abzulehnen.

Mit einem Grinsen erklärte er: "Ich werde nicht an den Kandidatenturnieren teilnehmen. Keine Sorge!"

Auf die Frage nach den Gründen für seine Entscheidung, nicht mehr an Weltmeisterschaften teilzunehmen, antwortete Carlsen ganz offen: "Ich würde sagen, der Hauptgrund ist, dass es mir keinen Spaß macht. So einfach ist das."

Carlsen, der fünf Weltmeisterschaftskämpfe gegen GM Viswanathan Anand (2013 und 2014), GM Sergey Karjakin (2016), GM Fabiano Caruana (2018) und GM Ian Nepomniachtchi (2021) gewonnen hat, sagt, dass es erhebliche Änderungen geben muss, bevor er wieder teilnehmen wird.

"Ich denke, dass es unter dem aktuellen Format mit der Bedenkzeit extrem unwahrscheinlich ist, dass ich wieder an der klassischen Weltmeisterschaft teilnehmen werde.

Carlsen vermisst die Weltmeisterschaft nicht

Carlsen blickte auf die letzten zwei Jahre zurück, seit er auf seinen Weltmeistertitel verzichtete.

"Ich vermisse ihn wirklich nicht. Ich mag das Leben, das ich jetzt habe, sehr. Ich spiele von zu Hause aus, reise aber auch und spiele Turniere. Ich brauche es einfach nicht", sagte Carlsen.

Auf die Frage nach möglichen Änderungen des Formats, die ihn zu einer Rückkehr bewegen könnten, meinte Carlsen: "Ich denke, wenn wir die Bedenkzeiten reduzieren und mehr Partien spielen würden, wäre das ein sehr guter Anfang."

Seit seinem Verzicht auf den Weltmeistertitel im Jahr 2021 hat Carlsen wiederholt gesagt, dass er unter dem aktuellen Format nicht zurückkehren wird. Nachdem er letztes Jahr die Weltmeisterschaft gewonnen hatte, sagte er zu Chess.com: "Unter dem aktuellen Format gibt es absolut keine Chance. Jeder sollte einfach davon ausgehen, dass ich nicht an den Kandidatenturnieren teilnehmen werde und dass alle anderen, die im Halbfinale stehen, für die Kandidatenturniere qualifiziert sind."

Carlsen will das Format ändern

Carlsen hat kürzere Bedenkzeiten bevorzugt, die er in letzter Zeit auch dominierte. Er beendete das Jahr 2023 mit einem großartigen Ergebnis, indem er zunächst das Finale der Champions Chess Tour gewann. Dann gelang ihm ein unglaubliches Doppel: Er gewann sowohl die Schnellschach- als auch die Blitzweltmeisterschaft in Usbekistan. 

Mit insgesamt 17 Weltmeistertiteln unter seinem Gürtel betonte der 33-Jährige, dass der beste Spieler in allen Formaten brillieren muss: Klassisch, Schnellschach und Blitz.

"Natürlich hinkt das Bewertungssystem ein wenig hinterher, aber wenn man sich das im Laufe der Zeit ansieht, ist das ein ziemlich guter Hinweis darauf, wer die besten Spieler sind", sagte er und fügte humorvoll hinzu: "Und wenn du wissen willst, wer der beste Spieler ist, musst du dir nicht alle Formate ansehen, sondern kannst einfach nach meinem Namen suchen!"

If you want to know who the best player is, you don't have to look at all the different formats; you can just look for my name!

—Magnus Carlsen

Es ist das erste Mal seit einem Jahrzehnt, dass Carlsen das Tata Steel Chess Tournament auslässt. Sein nächstes geplantes Turnier ist die neue 200.000 $ Freestyle Chess G.O.A.T. Challenge, die vom 9. bis 16. Februar in Deutschland stattfindet.

In der Zwischenzeit wird GM Nijat Abasov, der beim FIDE-Weltcup den vierten Platz belegte, Carlsen in Toronto ersetzen und das Teilnehmerfeld für das Turnier vom 2. bis 26. April vervollständigen.