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FIDE Chess.com Grand Swiss Runde 4:  Firouzja weiter in Führung; Lei Tingjie führt bei den Damen
Lei Tingjie führt das Damenturnier an. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

FIDE Chess.com Grand Swiss Runde 4: Firouzja weiter in Führung; Lei Tingjie führt bei den Damen

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Alireza Firouzja behauptete durch ein schnelles Remis seine Führung beim FIDE Chess.com Grand Swiss in Riga. Evgeniy Najer hätte Firouzja um ein Haar eingeholt, aber der Russe verpasste im Endspiel gegen Ivan Saric einen Sieg. Im Damenturnier konnte Lei Tingjie gegen die russische Meisterin Valentina Gunina gewinnen und übernahm dadurch die alleinige Tabellenführung.

So könnt Ihr zusehen
Alle Partien und die Live-Übertragung findet Ihr hier: FIDE Chess.com Grand Swiss | FIDE Chess.com Women's Grand Swiss.
FIDE Chess.com Grand Swiss LIVE


Einige Spieler waren zu Beginn der vierten Runde vielleicht noch etwas verschlafen. Der Grund dafür war, dass im Hotel um 1 Uhr Nachts ein Feueralarm ausgelöst wurde und alle Gäste ins Freie evakuiert wurden. Es stellte sich dann aber schnell heraus, dass es sich um einen Fehlalarm gehandelt hat. Ein Hotelgast hatte wohl nur zu lange und zu heiß geduscht und der Feuermelder in seinem Badezimmer hat auf den heißen Wasserdampf reagiert.

Ob es mit diesem Vorfall im Zusammenhang steht, weiß natürlich niemand, aber an den Spitzenbrettern bekamen wir mehr Remis als in den ersten drei Runden zu sehen. Dazu gehörte sowohl das rein amerikanische Duell zwischen Dariusz Swiercz und Fabiano Caruana als auch das rein armenische Duell zwischen Levon Aronian und Robert Hovhannisyan.

Najer hatte aber definitiv genug Schlaf gefunden und hätte um ein Haar mit Firouzja gleichgezogen. Da die Damen schon vom Brett waren schien seine Kontrolle der h-Linie keine große Sache zu sein, aber er fand einige gute Taktiken, um eine Gewinnstellung aufzubauen. Die entscheidende Taktik hat er jedoch nicht gefunden: 

Ivan Saric
Ivan Saric hatte den Gewinnzug für Weiß gesehen, behielt aber sein Pokerface auf. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Maxime Vachier-Lagrave schloss sich der großen Gruppe von Spielern mit 3 Punkten an, indem er Anton Demchenko besiegte. Dass der Franzose eine Nachteule ist und noch nicht zu Bett gegangen war, als der Feueralarm losging, hat ihm sicher geholfen.

Der Sieg kam ohne großen Aufwand zustande, besonders weil er sich auf die 3...g6 Variante in der Spanischen Eröffnung vorbereitet hatte. "Anton spielte in letzter Zeit in der Spanischen Eröffnung viele verschiedene Nebenvarianten und dies war eine davon", sagte Vachier-Lagrave. "Ich habe sie mir direkt vor der Partie angesehen."

Weiß stand bereits nach 18.e6 sehr gut, aber der Starzug war dann 20.Te4! Danach ist die Stellung von Schwarz nicht mehr zu reparieren.

Maxime Vachier-Lagrave facemask
Maxime Vachier-Lagrave ist einer der Spieler, die mit einer Gesichtsmaske spielen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Ein weiterer schöner Sieg mit Weiß gelang Jorden van Foreest. Auch hier war das Thema die geschwächte b1-h7-Diagonale und in diesem Fall sicherte sie sich der Holländer mit einem Qualitätsopfer.

Danach erschien Van Foreest freundlicherweise im Studio und zeigte in der Live-Übertragung die Highlights seiner Partie. Er wies darauf hin, dass dies nach zwei Remis und einer Niederlage in diesem Jahr und elf Remis 2019 sein erster Sieg in einem Grand-Swiss Turnier überhaupt war!

Der 17-jährige Däne Jonas Bjerre ist einer der jüngsten Teilnehmer des Turniers und auch er schilderte in der Live-Übertragung seinen Sieg mit den weißen Figuren.

"Es war eine wirklich schönes Partie. Er ist wahrscheinlich der bestbewertete Spieler, gegen den ich je gewonnen habe", sagte Bjerre (2569), nachdem er gegen Baskaran Adhiban (2672) gewonnen hatte. Es scheint, dass der Inder in der Eröffnung zwei Varianten durcheinander gebracht hat, da er schon früh unter Druck geriet.

Jonas Bjerre chess
Jonas Bjerre erzielte den bis jetzt größten Sieg seiner Karriere. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Nachdem er am Tag zuvor ein ersticktes Matt übersehen hatte, konnte Aryan Tari heute nach einer starken Leistung gegen den Iraner Parham Maghsoodloo gewinnen:

Aryan Tari chess
Aryan Tari konnte diesmal gewinnen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Für die skandinavischen Länder war es ein guter Tag, denn auch der schwedische Großmeister Nils Grandelius konnte gegen Baadur Jobava gewinnen.

"Die ganze Partie war unglaublich chaotisch", sagte Grandelius danach. "Ich versuche ständig, die Partie in den Griff zu bekommen, aber was da eigentlich passiert ist, ist schwer zu sagen."

Wie immer spielte Jobava in der Eröffnung kreativ und ging einige große Risiken ein, da sein König im Zentrum bleiben musste. Grandelius opferte seinerseits einige Bauern für die Initiative.

"Ich glaube, wir hatten beide das Gefühl, dass ich eine vielversprechende Stellung habe. Eigentlich dachte ich, dass ich in 15 oder 20 Zügen mehr oder weniger gewinnen würde, aber dann hat er sich unglaublich gut verteidigt", sagte Grandelius.

Nachdem er den Großteil der Defensivarbeit erfolgreich erledigt hatte, unterlief Jobava dann aber der entscheidende Fehler:

Obwohl Alexei Shirov heutzutage für Spanien spielt, fühlte sich seine Partie gegen Arturs Neiksans wie eine rein lettisches Duell an. Shirov gewann nach einem wunderschönen Qualitätsopfer das Endspiel:

Alexei Shirov Grand Swiss Riga 2021
Alexei Shirov gegen. Arturs Neiksans. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Do check out GM Arturs Neiksans' video on Shirov from his series The Latvian School of Chess!

Study Now!

Aleksandra Goryachkina, die einzige Dame im offenen Turnier, stand gegen Großmeister Hans Niemann kurz vor ihrem ersten Sieg, musste sich aber mit einem Remis zufrieden gehen. Hier ist die Partie und ein Screenshot unserer neuen Partieanalyse:


Die Top-Partien der fünften Runde: Firouzja-Vachier-Lagrave (!), Tari-Yu, Ponkratov-Sevian, Saric-Shirov, Hovhannisyan-Najer und and Petrosyan-Sarin.

Die Tabelle nach der vierten Runde (Top 20)

Platz Gesetzt Land Titel Name Elo Punkte TB1 TB2 TB3
1 3 GM Firouzja Alireza 2770 3,5 8,0 10,0 8,50
2 11 GM Yu Yangyi 2704 3,0 8,0 9,5 6,50
2 31 GM Ponkratov Pavel 2659 3,0 8,0 9,5 6,50
4 49 GM Saric Ivan 2644 3,0 8,0 8,5 5,75
5 74 GM Hovhannisyan Robert 2622 3,0 7,5 9,5 7,00
6 41 GM Nihal Sarin 2652 3,0 7,5 9,0 6,25
6 89 GM Petrosyan Manuel 2605 3,0 7,5 9,0 6,25
8 4 GM Vachier-Lagrave Maxime 2763 3,0 7,0 8,5 6,50
9 32 GM Shirov Alexei 2659 3,0 6,5 8,0 5,75
9 38 GM Najer Evgeniy 2654 3,0 6,5 8,0 5,75
11 48 GM Tari Aryan 2646 3,0 6,0 6,5 4,50
12 40 GM Sevian Samuel 2654 3,0 5,5 7,0 5,25
13 1 GM Caruana Fabiano 2800 2,5 8,5 11,0 6,75
14 10 GM Fedoseev Vladimir 2704 2,5 8,0 10,0 6,00
14 20 GM Korobov Anton 2690 2,5 8,0 10,0 6,00
14 65 GM Keymer Vincent 2630 2,5 8,0 10,0 6,00
17 76 GM Brkic Ante 2621 2,5 8,0 9,5 5,50
18 26 GM Predke Alexandr 2666 2,5 8,0 9,0 4,25
19 59 GM Dreev Aleksey 2635 2,5 7,5 10,0 6,25
20 64 GM Ponomariov Ruslan 2631 2,5 7,5 9,5 5,75

(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)

Auch das Damenturnier verlief an den Spitzenbrettern einigermaßen friedlich. Vier der Partien an den ersten fünf Brettern endeten Remis und so reichte der Sieg der chinesischen Großmeisterin Lei, die hier in Riga ihr erstes klassisches Turnier seit Gibraltar 2020 bestreitet, zur alleinigen Tabellenführung.

Die Partie war so schwierig und ermüdend, dass Lei bei der Pressekonferenz sagte, sie habe noch überhaupt keine Energie, um darüber nachzudenken. Durch vorsichtiges Manövrieren hatte sie sich im Mittelspiel einen überwältigenden Vorteil erarbeitet und erreichte, nachdem sie viele Fallstricke umgangen hatte, ein Endspiel mit drei Mehrbauern. Und selbst das war nicht leicht zu gewinnen.

Lei Tingjie interview
Lei Tingjie beim Interview nach der Partie. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die ehemalige Damen-Weltmeisterin und Chess.com Mitarbeiterin Alexandra Kosteniuk ist einer der 10 Spielerinnen, die Lei mit einem halben Punkt Rückstand verfolgen. Sie besiegte die talentierte Kasachin Bibisara Assaubayeva, deren Aufbau mit ...g6 und ...e6 wahrscheinlich keine gute Idee war. "Sie hat sich dadurch zu viele Schwächen geschaffen", sagte Kosteniuk.

Alexandra Kosteniuk
Alexandra Kosteniuk. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die Tabelle nach der vierten Runde im Damenturnier (Top 19)

Platz Gesetzt Land Titel Name Elo Punkte TB1 TB2 TB3
1 7 GM Lei Tingjie 2505 3,5 7,5 9,0 7,50
2 2 GM Dzagnidze Nana 2524 3,0 8,5 10,5 7,50
3 13 WGM Pogonina Natalija 2467 3,0 8,5 10,0 7,00
4 12 IM Paehtz Elisabeth 2475 3,0 8,5 9,5 6,25
5 15 WGM Zhu Jiner 2455 3,0 8,0 10,0 7,00
6 10 GM Batsiashvili Nino 2484 3,0 8,0 9,5 6,50
7 18 IM Javakhishvili Lela 2446 3,0 7,5 9,5 6,75
8 3 GM Kosteniuk Alexandra 2518 3,0 7,5 8,5 5,75
9 4 GM Harika Dronavalli 2511 3,0 6,0 7,0 5,00
10 8 IM Kashlinskaya Alina 2493 3,0 6,0 7,0 4,50
11 22 WGM Zawadzka Jolanta 2428 3,0 4,5 5,5 4,50
12 14 GM Gunina Valentina 2462 2,5 9,0 10,5 5,50
13 33 WGM Sargsyan Anna M. 2402 2,5 8,5 10,0 5,75
14 27 GM Girya Olga 2410 2,5 7,0 8,5 4,50
15 41 GM Arakhamia-Grant Ketevan 2376 2,5 6,5 8,0 4,25
16 20 IM Badelka Olga 2438 2,5 6,5 7,0 3,75
17 46 WIM Vantika Agrawal 2322 2,5 6,0 7,0 4,00
18 6 GM Abdumalik Zhansaya 2507 2,5 6,0 7,0 3,50
19 9 IM Saduakassova Dinara 2491 2,5 5,5 7,0 4,25

(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)

Die Top-Partien der fünften Runde: Dzagnidze-Lei, Batsiashvili-Kosteniuk, Dronavalli-Pogonina, Kashlinskaya-Zhu, Javakhishvili-Pähtz und Zawadzka-Saduakassova.

Alle Turnierpartien findet Ihr hier: FIDE Chess.com Grand Swiss | FIDE Chess.com Women's Grand Swiss.

Das FIDE Chess.com Grand Swiss Turnier und das Damen Grand Swiss Turnier finden vom 27. Oktober bis 7. November 2021 in Riga, Lettland, statt. Das Format ist ein 11-Runden-Turnier nach Schweizer System. Die Bedenkzeit im offenen Turnier beträgt 100 Minuten für die ersten 40 Züge, dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und schließlich 15 Minuten für den Rest der Partie, mit einem 30-Sekunden-Inkrement ab dem ersten Zug. Bei den Damen sind es 90 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 30 Minuten für den Rest der Partie und ebenfalls ein 30-Sekunden-Inkrement ab dem ersten Zug. Die beiden Erstplatzierten im Open und die Siegerin bei den Damen qualifizieren sich für die jeweiligen Kandidatenturniere 2022.

Female chess players
Unterhielten sich vor der Runde. Von links nach rechts: Lela Javakhishvili, Nino Batsiashvili, Elisabeth Paehtz und Zhansaya Abdumalik. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Muzychuk Conquest
Anna Muzychuk und Stuart Conquest sind die offiziellen Kommentatoren der FIDE. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Volokitin Yakkuboev
Andrei Volokitin und Nodirbek Yakubboev analysieren ihr Remis. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.


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PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

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