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FIDE Grand Prix Berlin Runde 5: Aronian ist bereits für das Halbfinale qualifiziert
Esipenko konnte gegen Bacrot gewinnen und spielt jetzt gegen Nakamura um den Gruppensieg in der Gruppe A.

FIDE Grand Prix Berlin Runde 5: Aronian ist bereits für das Halbfinale qualifiziert

VSaravanan
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Levon Aronian gewann mit Schwarz eine intensive und taktische Partie gegen Vincent Keymer und hat sich dadurch vorzeitig für das Halbfinale des FIDE Grand Prix in Berlin qualifiziert. Hikaru Nakamura konnte seine Partie gegen Alexander Grischuk zwar ebenfalls gewinnen, aber da auch sein ärgster Rivale Andrey Esipenko gegen Etienne Bacrot gewinnen konnte, benötigt Nakamura in der letzten Partie noch mindestens ein Remis, um in das Halbfinale einzuziehen.

In der Gruppe B haben noch drei Spieler Chancen auf den Gruppensieg: Radoslaw Wojtaszek, Vladimir Fedoseev und Richard Rapport. Und in der Gruppe D wird Leinier Dominguez versuchen, den halben Punkt Rückstand auf seinen Landsmann Wesley So aufzuholen.

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Hier seht Ihr eine Aufzeichnung der englischsprachigen Übertragung der fünften Runde:


Nach dem Ruhetag am Dienstag stand die vorletzte Runde der Gruppenphase auf dem Programm und der Kampf um die Gruppensiege wurde heißer. Nur eine Stunde nach Beginn der Runde bekamen wir schon diese spektakulären Stellungen zu sehen:

Zu diesem Zeitpunkt hatte Nakamura eine Stunde und 33 Minuten auf seiner Uhr und Grischuk nur 35 Minuten! Nakamura hatte also sogar drei Minuten aufgebaut, während sein Gegner hier schon über eine Stunde nachgedacht hatte.

Der 17-jährige Vincent Keymer zeigte erneut großen Mut und ließ sich weder vom großen Namen seines Gegners, noch von dessen Vorbereitung beeindrucken und ließ sogar zu, dass sein König im Zentrum verbleibt. Noch mutiger war allerdings die Entscheidung von Aronian, diese Stellung anzustreben, dann er führte seine Gruppe ja mit einem ganzen Punkt Vorsprung an und er hätte die Partie auch ruhiger angehen können.

Pentala Harikrishna hat im Turnier bisher seinen üblichen logischen Stil gespielt, aber jetzt war es an der Zeit, dass er aufs Gaspedal drückt, um die restlichen beiden Partien zu gewinnen. Seine kreativen Entscheidungen in der Eröffnungsphase der Partie gegen Dominguez führten dazu, dass seine Dame nach 10 Zügen die einzige entwickelte Figur war, was im Spitzenschach selten zu sehen ist. Ferner hatte auch sechs Bauernzüge und drei Züge mit seinem weißfeldrigen Läufer gemacht, um die folgende Stellung zu erreichen. Dennoch schien er seinem Gegner Probleme bereitet zu haben.



Gruppe A

Grischuk versuchte gegen Nakamura die königsindische Verteidigung und zielte damit auf eine Kampfpartie ab. Ein enormer Unterschied auf der Uhr und konstanter Druck im Mittelspiel brachten den Amerikaner aber langsam einen Vorteil. Kommentator Daniel Naroditsky war von Nakamuras Spiel begeistert: "Nakamura dirigiert die technische Phase des Spiels mit exquisiter, filigraner Präzision."

Nakamura: "Exquisite, filigrane Präzision."

Gegen Ende der ersten Zeitkontrolle hatte Nakamura aber dann auch viel Zeit verbraucht und im 34. Zug war sein Vorsprung auf der Uhr auf 4 Minuten geschmolzen. Die Stellung war dann aber fast gewonnen und Nakamura kam seine phänomenale Stärke bei kurzen Bedenkzeiten zugute und er spielte die Partie brillant zu Ende:

Chess.com game of the day

Im Gespräch nach der Partie zeigte Nakamura eine weniger bekannte Seite von ihm und enthüllte den Grund, warum er am Ruhetag nicht beim Titled Tuesday Turnier mitgespielt hatte. Er hat stattdessen trainiert. "Am Ende des Tages gibt es diese Sache namens Stolz. Ein zusätzliches Video oder ein zusätzlicher Stream bedeutet im Großen und Ganzen sehr wenig – wen interessiert das schon, wenn man die Chance hat, gute Ergebnisse zu erzielen? Ich glaube, ich habe meine Prioritäten richtig gesetzt."

At the end of the day, there is this thing called pride... I think I had my priorities correct.

GM Hikaru Nakamura

In der anderen Partie dieser Gruppe setzte sich Esipenko in einer überraschend einseitigen Angelegenheit gegen Bacrot durch. Der französische Großmeister wirkte durchweg farblos und spielte, wie er selbst sagte, eine miserable Partie. Durch diesen Sieg ist Esipenko weiterhin im Rennen um den Gruppensieg. Allerdings muss er dafür gegen Nakamura mit Schwarz gewinnen.

Gruppe B

Worjtaszek schien gegen Fedoseev einen kleinen positionellen Vorteil gehabt zu haben, aber dann übersah er ein zugegebenermaßen winziges Detail in der Stellung:

Grigoriy Oparin gbaute sich gegen Richard Rapport nach und nach einen Vorteil auf, den er merkwürdigerweise kurz nach der Zeitkontrolle wieder verspielte:

Gruppe C

Die Partie zwischen Keymer und Aronian war von Anfang an ein elektrisierendes Duell, das mit einer intensiven Eröffnungsvorbereitung begann. Nach der Partie gab Aronian zu, dass er die Variante ziemlich gut kannte, auch wenn er sich vielleicht nicht genau angesehen hatte, was er in dieser speziellen Partie bekam: "Ich habe diese Variante nicht erwartet. Ich dachte, ich werde einfach etwas Interessantes spielen. Es ist eine riskante Variante, aber wir sind ja nicht hier, um langweiliges Schach zu spielen – wir wollen auch etwas Spaß haben." Für Keymer, der sich mit tiefer Vorbereitung wieder souverän in eine scharfe Variante stürzte, war er voll des Lobes: "Sein Spiel war gewagt und er wollte wirklich gewinnen."

Keymer - Aronian: Eine elektrisierende Partie. Foto: WorldChess.

Daniil Dubov schien gegen Vidit Gujrathi ein vielversprechendes Endspiel zu haben, aber dann verpasste er einen vielversprechenden Moment:

Gruppe D

Wesley So wollte in der Partie gegen Alexei Shirov seinen Vorsprung in der Tabelle lediglich verteidigen und erspielte sich mit der Berliner Verteidigung nach 31 Zügen einen halben Punkt.

Wenn man in einem Mittelspiel gegen Weltklasse-Gegner gewinnen will, ist es ratsam, auf Kreativität zurückzugreifen. Deshalb versuchte Harikrishna offensichtlich, eine Stellung mit einem Ungleichgewicht auf das Brett zu bekommen und überraschte Dominguez mit der Alapin-Variante der sizilianischen Verteidigung. Es schien sich auszuzahlen. Dominguez schien mit seiner Antwort zu weit gegangen zu sein, als er seinen König im Zentrum behielt und dafür mit seinem h-Bauern losrannte:

Harikrishna - Dominguez: Ein packender Kampf. Foto: WorldChess.

Am Ende war es die Hartnäckigkeit Dominguez, die ihm den Sieg bescherte. Harikrishna war offensichtlich verärgert über sein Spiel und sagte nach der Partie: "Ich hätte einige Zeit damit verbringen sollen, den richtigen Plan zu finden, anstatt einfach nur Figuren zu ziehen, wie ich es in der Partie getan habe… Im Allgemeinen war es ab einem bestimmten Punkt eine ziemlich schlechte Partie von mir."

Ergebnisse

 

Alle Partien der 5. Runde

Der FIDE Grand Prix Berlin ist das erste von drei Turnieren. Es findet vom 4. bis zum 17. Februar statt. Die Partien beginnen jeden Tag um 15.00 Uhr.


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