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FIDE WM Partie 2: Carlsen erreicht nach vielen Abenteuern ein Remis
Magnus Carlsen. Foto: Eric Rosen/FIDE.

FIDE WM Partie 2: Carlsen erreicht nach vielen Abenteuern ein Remis

Tatiana-Flores
| 1 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Der amtierende Schachweltmeister Magnus Carlsen aus Norwegen und sein russischer Herausforderer Ian Nepomniachtchi standen sich heute in Dubai in der zweiten Partie der FIDE-Weltmeisterschaft 2021 gegenüber. Nach einigen Tricks in der Eröffnung und interessanten, aber nicht unbedingt genauen Zügen im Mittelspiel von Magnus und einigen zu schnellen Reaktionen des russischen Herausforderers endete die zweite Partie mit einem weiteren Remis. Die dritte Runde beginnt morgen, Sonntag, um 13:30 Uhr.

So könnt Ihr die FIDE Weltmeisterschaft live ansehen

Chess.com hat sich die Übertragungsrechte für die WM 2021 gesichert und wird jede Sekunde der Weltmeisterschaft in vielen Sprachen übertragen.

  • Auf unserer Live Events Seite findet Ihr alle Züge, Analysen und auch die Links zur Übertragung.
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  • Und für die deutschsprachige Übertragung auf ChessTV, Twitch und YouTube haben wir IM Steve Berger und WIM Fiona Steil-Antoni engagiert. Die beiden werden Euch die Züge von Carlsen und Nepo genau erklären und Euch mit Hintergrundinformationen versorgen.

Die gestrige Partie endete nach 45 Zügen Remis. Nepomniachtchi hatte einen leichten Eröffnungsvorteil erzielt, aber der Titelverteidiger konnte ihn im Mittelspiel, als beide Spieler aus der Vorbereitung waren und die Züge alleine am Brett finden mussten, bald ernsthaft unter Druck setzen. Carlsen hatte zwar eine Stellung erreicht, in der er sich sehr wohlfühlte und auch die Initiative ergriffen, aber Nepo neutralisierte alle Versuche des Weltmeisters mit präzisem Spiel im Endspiel (das normalerweise die große Stärke des Weltmeisters ist). Da beide Spieler in der Pressekonferenz sichtlich nicht begeistert von diesem Ergebnis waren, hofften die Zuschauer (und wahrscheinlich auch die beiden Spieler selbst) heute auf eine entscheidende Partie und in einigen Schlüsselmomenten sah es auch danach aus, aber letztendlich verhinderten die Verteidigungskünste der beiden erneut einen Sieg.

The players shaking hands ready to start their second fight of the match.
Der Beginn der zweiten Partie. Foto: Eric Rosen/FIDE.

Sobald die beiden Spieler die Bühne betreten hatten, waren alle Augen auf Carlsen gerichtet. Mit welchem Zug würde er seine erste Partie mit Weiß eröffnen? Im Internet fanden alle möglichen Spekulationen über Magnus Eröffnungswahl statt. Wir erinnern uns, dass er sich 2018 in seiner ersten Partie mit Weiß gegen Fabiano Caruana für 1.d4 entschieden hatte. Würde er heute denselben Ansatz verfolgen, obwohl die Partie gegen Caruana Remis endete? Oder würde er vielleicht den Mut haben, 1.e4 zu spielen, wie es Nepo gestern getan hat und riskieren, in die Najdorf-Verteidigung und damit in die Komfortzone seines Gegners zu geraten? Chess.com Kommentator Daniel Rensch spekulierte sogar auf die englische Eröffnung mit 1.c4, oder eine Art Hybridkombination, die aus dem Zug 1.c4 hervorgehen würde.

Die Twitter-Follower von Chess.com hatten ihre eigene Meinung darüber, wie die Partie beginnen würde.

Magnus Carlsen psychologically challenging his oponent
FIDE Präsident Arkady Dvorkovich führte wieder den ersten Zug aus. Foto: Eric Rosen/FIDE

Nepomnitchtchi antwortete mit 1. ...Sf6 und Carlsen setzte mit 2.c4 fort. Nach ein paar weiteren Zügen jedes Spielers fanden sie sich aber in einer klassischen Linie des Katalanen wieder. Eine Eröffnung, die Carlsen kürzlich häufig beim FIDE-Weltcup 2021 gespielt hat. Carlsen reagierte weiterhin sehr schnell und mit Zügen, mit denen der Russe sicher nicht gerechnet hatte, auf die Züge des Herausforderers. Das untermauerte die Meinung von Kommentator GM Fabiano Caruana, wie gut die Eröffnungsvorbereitung des Norwegers war, und er fügte hinzu: "Wenn Nepo weiterhin in Magnus' Vorbereitung mitspielt, wird es ihm eine Weile gut gehen, aber irgendwann wird er gegen den Computer spielen und das wird sicher nicht gutgehen."

"If Nepo continues to play into Magnus' preparation—he will be okay for a while—but soon he'll be playing into the computer and that surely won't be good for him."

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Im 11. Zug wurde klar, dass Nepomniachtchi mit der Stellung zu kämpfen hatte, denn er benötigte eine ganze Weile, um die Antwort 11...De7 auf 11.Sf3 zu finden. Jetzt entschied sich Magnus, Schwarz zu einer Entscheidung bezüglich des Springers auf d5 zu zwingen. Laut Caruana ist hier der beste Zug 12. ...Sb4, um nicht die Kontrolle über den weißen Damenflügel zu verlieren." Offensichtlich sah das der russische Spitzenspieler genauso. Nach 12...Sb4 spielte der Weltmeister, ohne auch nur eine Minute zu verschwenden, 13.De2 ​​und Ian antwortete genauso schnell mit 13. ...Sd3. Jetzt musst der Weltmeister nachdenken, was er sich aber auch leisten konnte, denn er hatte zu diesem Zeitpunkt noch eine Stunde und 42 Minuten auf seiner Uhr, während Ian nur noch eine Stunde und 13 Minuten übrig hatte. Schließlich entschied er sich für 14.e5 gespielt und unsere Kommentatoren waren sich sicher, dass Carlsen zwar noch sehr gute Kenntnisse der Stellung, aber seine Eröffnungsvorbereitung inzwischen definitiv beendet hatte. 14. ...Lb7 war Ians sofortige Antwort und laut GM Fabiano Caruana führt das zu einer sehr scharfen Stellung.

Im 19. Zug hatte Magnus ein zweites Bauernopfer angeboten, wobei die Engine seinen Zug nicht sonderlich mochte und Schwarz einen leichten Vorteil gab. Unsere Gastkommentatorin Hou Yifan fand es aber sehr interessant und – falls es gut gerechnet war (wobei sie sich aber sicher war, dass Magnus das getan hatte) ) – sehr akzeptabel. Carlsen brauchte lange, um sich für 19.Sd6 und nach 19. ...Sb3 für seinen nächsten Zug zu entscheiden. Der Engine gefiel dieser aber nicht, denn sie bevorzugte 20.Tb1. Caruana wies aber darauf hin, dass Weiß noch viel Spiel hat. Doch nach einigen Abtäuschen von Leichtfiguren und mit weniger als einer Stunde Bedenkzeit für beide Spieler sah die Stellung dann für den russischen Herausforderer vielversprechender aus als für den Titelverteidiger.

Im 27. Zug begann die Stellung auf dem Brett für unsere Chess.com-Kommentatoren ziemlich remisartig auszusehen. Es hatte einige kleine Fehler von Carlsen und Ungenauigkeiten von Nepomniachtchi gegeben, aber drei Stunden nach der verwirrenden Eröffnung schien tatsächlich ein Remis in Sichtweite zu sein. Inzwischen konnte man viele interessante Varianten finden, die Weiß und Schwarz im Mittelspiel hätten spielen können.

Nach dem 31. Zug war die Stellung völlig ausgeglichen und nun war klar, dass Magnus trotz seiner guten Eröffnungsvorbereitung – ähnlich wie Ian gestern mit den weißen Figuren – keinen entscheidenden Vorteil herausholen konnte. Als sich die Spieler dem 40. Zug näherten, wurden Erinnerungen an die 12 Remis in der letzten Weltmeisterschaft wach... Im 33. Zug hatten die Spieler ein Endspiel erreicht, bei dem Magnus eine Qualität weniger, aber dafür einen Mehrbauern hatte. Beide Spieler blieben weiterhin ohne Gewinnchancen, aber laut Fabiano Caruana war Schwarz in leichter Gefahr und musste aufpassen.

Die Kommentatoren spielten und erklärten jetzt kleine Manöver für beide Seiten, die ein Remis hätten erzwingen können. Die Spieler waren, nachdem alle Gewinnchancen für beide Seiten verspielt waren, sichtlich weniger motiviert als zu Beginn der Partie. Trotzdem kämpften sie hart, um alles, was sie konnten, aus ihren jeweiligen Stellungen zu quetschen. Inzwischen konnten unsere Kommentatoren nicht anders und machten sich ein wenig Sorgen um den möglichen Ausgang dieser WM. Vor allem der Zug 34.Kh3 schockierte sie:

Mit weniger als vier Minuten auf der Uhr schaffte es der amtierende Weltmeister dennoch, Schwarz einige Probleme zu bereiten und Ian nur mit unbequemen Antworten auf seine Züge zurückzulassen. "Ich denke, im Moment ist es auch eine Frage des Stolzes", fügte Caruana hinzu. Im 39. Zug schien die Spannung zwischen den Spielern auch die Kommentatoren und die Online-Zuschauer angesteckt zu haben. Die Spannung stieg, als Magnus Uhr herunter tickte und Nepomniachtchi noch vier Minuten hatte. Dann endlich, nach einem Bauerntausch, bekamen beide Spieler ihre Zeitgutschriften und das Publikum konnte wieder durchatmen, sich zurücklehnen und schließlich hoffen, dass ihre Favoriten dieses Endspiel remis halten oder Carlsen wie schon so oft Wasser aus einem Stein pressen würde. Beide Spieler verließen sichtlich erleichtert für einige Minuten den Spielsaal, um ihre Gedanken zu sammeln und ihre Strategie für die nächsten Züge zu planen. Sie hatten ein Endspiel erreicht, in dem Weiß einen zusätzlichen Bauern hatte, aber es war ein theoretisches Remis.

Nachdem beide Spieler ans Brett zurückgekehrt waren, spielten die Spieler recht schnell weiter und tauschten die Damen. Im 47. Zug gelang es Magnus, Raum im schwarzen Territorium zu kontrollieren, aber die objektive Bewertung der Stellung war weiterhin ausgeglichen. Die Partie ging dann noch viele weitere Züge weiter, wobei der Weltmeister wirklich versuchte, seine Überlegenheit im Endspielen zu zeigen, aber Caruana kommentierte: "Ohne dass Ian ihm hilft, wird es nicht funktionieren, denn das ist wirklich ein Remis."

Im 58. Zug vereinbarten die beiden schließlich ein Remis. Caruana erwähnte aber, dass dies ein gutes Ergebnis für Weiß sei (in Bezug auf Carlsens Bauernopfer für unzureichenden Ausgleich) und dass Nepomniachtchi eindeutig einige Gewinnchancen ausgelassen habe.

Another draw
Der Turniersaal. Foto: Eric Rosen/FIDE.
Der Zug des Tages: 18. ...Nac5
Vor diesem Zug bot Weiß ein zweites Bauernopfer (auf e5) an! 18. ...Nac5, ein starker Zug, verbessert den Springer auf a6 und lehnt vor allem das Bauernopfer ab. 18. ...Sxe5 wäre mit 19.Sg5 beantwortet worden und Weiß bedroht den schwarzen Springer auf e5 und den Bauern auf e6 dahinter. Und in einigen Fortsetzungen liegt auch die Idee axb5 in der Luft. Stattdessen verbessert Schwarz umsichtig die am schlechtesten platzierte Figur, droht einen Springertausch und eine Vereinfachung der Stellung und droht auch mit Sb3 eine Qualität zu gewinnen, wie es in der Partie gekommen ist. Mit der neuen, revolutionären Partieanalyse von Chess.com könnt Ihr die Schlüsselmomente dieser Partie selbst überprüfen und erhaltet Erklärungen des virtuellen Trainers. Ihr könnt sogar die Fehler wiederholen und Eure eigenen Varianten ausprobieren.
Carlsen Nepo World Chess

Chess.com Game Of The Day Collection

Land Name Elo 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 Spielstand
Magnus Carlsen 2855 ½ .½ . . . . . . . . . . . . 1
Ian Nepomniachtchi 2782 ½ ½ . . . . . . . . . . . . 1

Als sie zur Pressekonferenz kamen, waren die Spieler sichtlich müde und etwas platt. Auf die Frage, was sie tun können, um auf andere Gedanken zu kommen, antwortet Nepomniachtchi lächelnd: "Nichts. Du kannst spazieren gehen, oder Musik hören, aber deine Gedanken sind immer bei der Partie." Magnus seinerseits sagte nur: "Bereite dich auf die nächste Partie vor." Auf die Frage, ob er es gut fände, dass er in der letzten Partie dieser WM Weiß haben würde, nickte Magnus und antwortete dem Reporter, dass er darüber glücklich sei. Es wurden mehrere Fragen zu Carlsens Wahl seiner katalanischen Eröffnung gestellt und wie Nepomniachtchi sich dabei fühlte. Mike Klein von Chess.com fragte Nepomniachtchi, wie er die luxuriöse Behandlung in Dubai genießen würde, worauf der Spieler antwortete, dass ihm das Schach mehr als alles andere interessiere, aber dass "ich es wohl irgendwie genießen sollte". Am Ende der Pressekonferenz waren die Spieler dann etwas entspannter und Carlsen hatte sogar noch etwas Energie für einen Scherz. Als er gefragt wurde, welchem Großmeister-Kommentator er zuhören würde, wenn er nicht selbst spielen würde: "Das ist mir ehrlich gesagt egal", antwortete er lachend und auch das Publikum lachte.


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