Finale zwischen Carlsen und Caruana beginnt mit Remis, Firouzja, Keymer gewinnen
Der Weltranglistenerste Magnus Carlsen verpasste die Chance auf mehr, als er mit Schwarz gegen GM Fabiano Caruana in der ersten Partie des 2024 Freestyle Chess G.O.A.T. Challenge Finales ein Remis erreichte. GM Levon Aronian entkam wie durch ein Wunder gegen GM Nodirbek Abdusattorov im Spiel um Platz drei, während GM Alireza Firouzja und Vincent Keymer gegen GM Gukesh Dommaraju bzw. Ding Liren die Führung übernahmen.
Der letzte Tag ist Freitag, der 16. Februar, ab 13:00 Uhr MEZ.
Am ersten Tag der Finalspiele gab es zwei entscheidende Ergebnisse, aber die wichtigsten Partien endeten alle unentschieden - wenn auch nicht ohne einige Abenteuer!
Finale Tag 1 Ergebnisse
Caruana ½-½ Carlsen
Klassisches Schach960 oder Freestyle Schach zu spielen, mag eine Neuheit sein, aber die Spieler, die an die Spitze aufgestiegen sind, sind es nicht. Carlsen spielt nach einem wackeligen Start wie der G.O.A.T. des Turniers, während Caruana die Form zeigt, die ihn wohl zum Spieler des Jahres 2023 gemacht hat. Wie schon bei ihrem Aufeinandertreffen bei der Weltmeisterschaft 2018 sind sie die Nummern eins und zwei der Weltrangliste, und wieder einmal scheint es so, als ob sie wenig trennt. Damals spielten sie 12 klassische Remis. Diesmal ist es bisher nur ein einziges, aber manche sind nie zufrieden!
Short solid 25 move draw, of course.
— Anish Giri (@anishgiri) February 15, 2024
Carlsen-Caruana snooze fest is back.😅 pic.twitter.com/r2rJVdB19K
Kurzes solides Remis in 25 Zügen, natürlich. Das Schnarchfest Carlsen-Caruana ist zurück.😅 - Anish Giri
Wie immer im Freestyle-Schach ist es schwer, die ersten Züge vorherzusagen. Kommentator GM Peter Leko war sich sicher, dass Carlsen es Ding nicht nachmachen und 1...g6 spielen würde. Das Timing war perfekt!
Peter Leko: "I'm certain that Magnus will not play the move 1...g6"
— chess24.com (@chess24com) February 15, 2024
You know what happens next! 😂#FreestyleChess pic.twitter.com/oIjyAuTxff
Peter Leko: "Ich bin sicher, dass Magnus den Zug 1...g6 nicht spielen wird". Du weißt, was dann passierte! 😂#FreestyleChess - chess24.com
Carlsen kommentierte: "Es fühlte sich wirklich nach einer so soliden Ausgangsstellung an, dass ich vernünftige Züge machen konnte und es mir gut ging", und er nahm sich auch die Zeit für ein klassisches Springermanöver Sg8-f6-d7, bevor er einen Bauern auf f6 stellte und den Springer seines Gegners einschränkte. Caruanas 5.b3!? wurde von Carlsen als "wahrscheinlich ein struktureller Fehler" bezeichnet, und bald war es nur noch eine Frage, wie groß der Vorteil von Schwarz war.
Es gab Nuancen, die beide Spieler übersehen haben, und die größte Chance war schon vorbei, bevor sie auf dem Brett erschien. Caruanas 17.Lxe6?! erreichte sein Ziel, auf ein schnelles Remis zuzusteuern, da Carlsen mit dem natürlichsten Zug der Welt 17...Lxe6?! antwortete. Es stellte sich jedoch heraus, dass 17...Txe6! Schwarz echte Chancen gegeben hätte. Als der Weltranglistenerste den Zug zeigte, verstand er sofort, sprach aber von "positionellen Filtern", bevor er bedauerte: "Das ist mir gar nicht in den Sinn gekommen! Wenn ich mehr als eine Sekunde damit verbracht hätte, zurückzuschlagen..."
Das Spiel steuerte auf ein Remis zu.
The first game of the #FreestyleChess final ends in a draw — Magnus will have White in tomorrow's final classical game! pic.twitter.com/E9p4uENc7F
— chess24.com (@chess24com) February 15, 2024
Die erste Partie des #FreestyleChess-Finales endet mit einem Remis - Magnus wird morgen in der letzten klassischen Partie Weiß haben! - chess24.com
Von kleinen Fehlern abgesehen, konnten beide Spieler relativ zufrieden sein. Carlsen erklärte, er habe sich am Morgen "ziemlich beschissen und energielos" gefühlt und sei nicht in der Stimmung gewesen, Risiken einzugehen, während Caruana mitten in der Partie gemerkt hatte, dass er in Gefahr war:
"Ich hatte das Gefühl, dass es ein großes strategisches Risiko gab, weil seine Figuren einfach besser sind als meine. Mein Springer auf f3 steht falsch, mein König ist potenziell verwundbarer. Ich glaube, der Fehler, den ich gemacht habe, war, dass ich annahm, dass er, weil er nicht so leicht rochieren kann, langfristige Schwierigkeiten mit seinem König haben würde, aber sein König ist sehr stabil auf b8, wo er steht, und ich habe keine Ziele, und ich dachte, dass ich vielleicht taktisch in der Lage sein würde, einen Weg zu finden, ihn zu stören, aber das war nicht wirklich der Fall."
🤓@FabianoCaruana gives us insight on his gameplay in his match against @MagnusCarlsen in the finals. 🌟 pic.twitter.com/jswQ5EvJpB
— freestyle-chess (@chess_freestyle) February 15, 2024
🤓@FabianoCaruana gibt uns einen Einblick in sein Spiel gegen @MagnusCarlsen im Finale. 🌟 - freestyle-chess
Das morgige zweite Spiel und eventuelle Tiebreaks werden darüber entscheiden, wer 60.000 $ in bar mit nach Hause nehmen kann - falls das Geld am Ende des Turniers noch da ist!
Peter Leko regrets not having brought his Samurai sword to protect the $60,000 top prize! #FreestyleChess pic.twitter.com/6xnpLFUhDj
— chess24.com (@chess24com) February 15, 2024
Peter Leko bedauert, dass er sein Samurai-Schwert nicht mitgebracht hat, um den Hauptpreis von 60.000 Dollar zu schützen! #FreestyleChess - chess24.com
Das war eine der ruhigsten Schach960-Partien, die wir in dieser Woche gesehen haben, aber das konnte man von keiner der anderen Partien behaupten.
Abdusattorov ½-½ Aronian
Abdusattorov und Aronian kämpfen um 10.000 $, d.h. um die Differenz zwischen 30.000 $ für den dritten und 20.000 $ für den vierten Platz. In einer intensiven ersten Partie überlistete Abdusattorov Aronian in der Zeitnotphase des US-Stars, lieferte dann aber einen weiteren Beweis für die Maxime, dass "alle Turmendspiele remis sind". Die Schlüsselstellung der Partie kam nie wirklich auf das Brett:
Für Aronian scheint die Partie verloren zu sein, aber was er bemerkt hatte und was die Kommentatoren plötzlich erkannten, war, dass es nach dem Schlagen des Bauern auf g4 eigentlich Remis ist. Wenn Weiß zurückschlägt, ist es eine Pattsituation, da Schwarz keinen Zug hat, aber nicht im Schach steht.
Leko spots the amazing stalemate that looks to be saving Aronian after Abdusattorov blundered into it! #FreestyleChess pic.twitter.com/7MJU3dzBgZ
— chess24.com (@chess24com) February 15, 2024
Leko sieht das erstaunliche Patt, das Aronian zu retten scheint, nachdem Abdusattorov in das Patt gepatzt hat! #FreestyleChess - chess24.com
Diese Idee war der Grund, warum Aronians 46...Kc4!! ein Geniestreich und ein böses Erwachen für Abdusattorov gewesen war.
Im Kampf um die unteren Plätze des Turniers gab es zwei entscheidende Spiele.
Firouzja 1-0 Gukesh
Firouzja war nach seinem Sieg gegen Carlsen kurz vor dem Halbfinale, aber der Abstieg in die untere Gruppe hat einige Vorteile. Er kommentierte nach seinem Sieg: "Ich spiele ehrgeizig und habe nichts zu verlieren!"
I'm playing ambitiously with nothing to lose!
—Alireza Firouzja
Sowohl Firouzja als auch Gukesh haben ihre Form gefunden und ihr Aufeinandertreffen war vorhersehbar unterhaltsam, mit scharfer Taktik in allen Bereichen. Das ist unsere Partie des Tages, die GM Rafael Leitao im Folgenden analysiert hat:
Leider gibt es einen Spieler, der sich in Weissenhaus nie zurechtgefunden hat.
Keymer 1-0 Ding
Weltmeister Ding hat noch keine Partie gewonnen und musste bereits neun Niederlagen einstecken. So war es auch am Donnerstag, als sein vierter Zug bereits ein schwerer positioneller Fehler zu sein schien. Im 16. Zug, als Keymer 16.Dg1! entdeckte, war die Sache gelaufen, denn Ding, der ein fantastischer Rechner ist, wenn er in Form ist, leistete so gut wie keinen Widerstand.
Keymer ist jetzt nur noch ein Remis vom siebten Platz entfernt, den er für sein unternehmungslustiges Spiel in diesem Turnier verdient hat.
Alle vier Begegnungen müssen am Freitag beendet werden, wenn die Unentschieden nach klassischem Schach in Schnell-, Blitz- und möglicherweise Armageddon-Tiebreaks entschieden werden.
Die Freestyle Chess G.O.A.T. Challenge findet vom 9. bis 16. Februar 2024 im Weissenhaus Private Nature Luxury Resort, Deutschland, statt. Alle Spiele sind Schach960. Es beginnt mit einem 7-rundigen Schnellschachturnier, um die Paarungen zu bestimmen, bevor ein klassisches K.O.-Turnier mit zwei Partien gespielt wird. Ein Unentschieden wird durch zwei 15+10 Schnellschachpartien entschieden, dann, falls nötig, zwei 5+2 Blitzpartien, dann einzelne 5+2 Partien, bis ein Spieler gewinnt. Das Preisgeld beträgt 200.000 $, davon 60.000 $ für den ersten Platz.
Die Live-Übertragung des Tages wurde moderiert von GM Ilja Zaragatski und IM Steve Berger.
Vorherige Berichterstattung:
- Tag 6: Caruana verpatzt 2 Türme und aber schafft es trotzdem ins Carlsen-Finale
- Tag 5: Carlsen und Aronian mit einem Fuß im Freestyle-Schachfinale
- Tag 4: Carlsen schlägt zurück und trifft im Halbfinale auf Abdusattorov, Caruana und Aronian
- Tag 3: Carlsen, Ding verlieren in ersten klassischen Schach960 Partien
- Tag 2: Keymer auf Platz 2, gleich hinter Abdusattorov, der Carlsen besiegt
- Tag 1: Gukesh besiegt Carlsen und Keymer übernimmt alleinige Führung im Freestyle-Schach
- Magnus Carlsen organisiert Super-Turnier an der deutschen Ostseeküste
Colin McGourty led news at Chess24 from its launch until it merged with Chess.com a decade later. An amateur player, he got into chess writing when he set up the website Chess in Translation after previously studying Slavic languages and literature in St. Andrews, Odesa, Oxford, and Krakow.
