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Carlsen und Firouzja erreichen beim Julius Baer Cup das Finale der Gewinnerrunde

Carlsen und Firouzja erreichen beim Julius Baer Cup das Finale der Gewinnerrunde

AnthonyLevin
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Magnus Carlsen und Alireza Firouzja haben ihre Matches gegen Fabiano Caruana und Wesley So gewonnen und stehen damit beim 2023 Julius Baer Generation Cup im Finale der Gewinnerrunde. Carlsen gewann die ersten beiden Partien und hatte danach alle Hände voll zu tun, um ein Comeback von Caruana zu verhindern, während Firouzja nach 3 Remis die vierte Partie mit einem fulminanten Angriff gewann. 

In der Verliererrunde warf Nodirbek Abdusattorov den Ukrainer Pavel Eljanov aus dem Turnier und Denis Lazavik schaffte dasselbe Kunststück gegen Amin Tabatabaei.

In der Gruppe II steht heute das Halbfinale der Gewinnerrunde auf dem Programm und dort werden sich Ian Nepomniachtchi und Bassem Amin und Levon Aronian und Vladislav Artemiev duellieren.

Die Gruppe III geht leider ohne deutsche Beteiligung weiter, denn sowohl Matthias Blübaum als auch Georg Meier mussten am Donnerstag die Segel streichen.

Das Turnier wird heute, am Freitag, dem 1. September, um 17:00 Uhr fortgesetzt.

So könnt Ihr den Julius Baer Generation Cup live verfolgen:
Wir übertragen den Julius Baer Generation Cup jeden Tag mit fachkundigen Kommentaren von Steve Berger live und in voller Länge auf Chess.com/TV, Twitch und YouTube.
Alle Partien des Turniers findet Ihr auf unserer Event-Seite.
Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Donnerstag:

Division I

Am zweiten Tag des Julius Baer Generations Cup schieden in der Gruppe I die ersten beiden Spieler aus und das wird so weitergehen, bis am Sonntag nur noch der Gewinner übrig bleibt.

Bis es so weit war, bekamen wir aber brillante Züge, Patzer und alles was dazwischen lag zu sehen.

Die Ergebnisse der Gewinnerrunde


Carlsen-Caruana 2.5-1.5

Seitdem die beiden Schwergewichte um die Weltmeisterschaft gespielt haben, wird dieses Duell bis ans Ende aller Zeiten für Aufsehen sorgen. Der Spieler mit der höchsten Elo aller Zeiten traf auf den Spieler mit der dritthöchsten Elo aller Zeiten und vor dem Match führte Carlsen den direkten Vergleich im Schnellschach mit neun Siegen an.

In den ersten beiden Partien war Carlsen einfach unbesiegbar. Die letzten beiden bezeichnete er aber als schlecht, da er fast zwei Siege in Folge zugelassen hätte. Nachdem er die dritte Partie verloren hatte, überlebte er in der vierten Partie eine völlig verlorene Stellung.

Die erste Partie gewann Carlsen ohne Probleme. Nachdem Caruana im 27. Zug Carlsen Springer geschlagen hatte, geriet er unter so großen Druck, dass er letztendlich darunter zusammenbrach.

Großmeister Rafael Leitao hat sich diese Partie ganz genau angesehen und für uns analysiert.

In der zweiten Partie entschied sich Carlsen für eine persönliche Spezialität, das Norwegische Gambit. Er stand bereits im sechsten Zug besser und im 20. Zug stand er kurz vor dem Sieg.

Howell nannte es eine "Eröffnungskatastrophe". Erst im neunten Zug und nachdem er bereits sein Rochaderecht verloren hatte, entwickelte Weiß seine erste Figur.

Den besten Spieler der Welt zu schlagen, ist schwer. Ihn zweimal zu schlagen ist noch schwieriger und wenn ihm dabei ein Remis genügt, ist es fast unmöglich. Aber Caruana hätte es beinahe geschafft.

Er gewann die erste Partie mit Schwarz (!) indem er in einem Endspiel ein Mattnetz um den weißen König spann und in der letzten Partie fand er das folgende Turmopfer und stand danach ganz klar auf Gewinn.

Leider sollte es dann aber nicht sein. Nach einem natürlichen Zug von Caruana, der seinen Turm vom Feld h6 entfernte, war die Stellung wieder ausgeglichen und Carlsen machte in den nächsten 60 Zügen keinen einzigen Fehler. Die Partie endete aufgrund der 50-Züge-Regel Remis und Carlsen hatte das Match gewonnen.

Nach dem Sieg sagte Carlsen: "Die letzten beiden Partien waren ziemlich schrecklich, aber ich habe gewonnen" - und es waren keinerlei positive Emotionen in seiner Stimme.

Auch seine Antworten auf andere Fragen waren kurz und bissig. Auf die Frage nach dem Match gegen Firouzja antwortete er knapp: "Ich werde wohl besser spielen müssen als heute."

Firouzja-So 2.5-1.5

Zu den ersten drei Partien, die alle Remis endeten, gibt es nicht viel zu sagen. Alles wurde in der vierten Partie entschieden, in der Firouzjas Eröffnungsvorbereitung zu einem schönen Angriff führte.

Für seine Schwarzpartien hatte Firouzja die Königsindische Verteidigung vorbereitet, um gegen den soliden Wesley So auszugleichen. Obwohl So dann in beiden Partien den typischen Raumvorteil erlangte, gelang es ihm nicht, einen vollen Punkt zu erringen.

In der zweiten Partie hatte Firouzja zwar einen kleinen Vorteil, der ihm aber ebenfalls nichts einbrachte. Erst in der vierten Partie kam Action in Form eines tollen Angriffs auf.

Über das morgige Match gegen Carlsen sagte Firouzja schmunzelnd: "Ehrlich gesagt, ich bin einfach froh, dass ich mehr Sendezeit bekomme, weil meine Eltern Eure Übertragung ansehen und ihr mich sonst nie zeigt!"

Verliererrunde

Im Gegensatz zu den Duellen der Gewinnerrunde wurden hier nur 2 Partien gespielt und eine Niederlage im Match bedeutete das sofortige Ausscheiden aus dem Turnier.

Die Ergebnisse der Verliererrunde

Abdusattorov-Eljanov 1.5-0.5

Zwischen diesen Großmeistern liegen 22 Jahre, und Eljanov erlangte seinen Großmeistertitel drei Jahre vor der Geburt seines Gegners. Ihre erste Schnellschachpartie (ein Remis) bestritten sie erst letzte Woche bei der Schnellschach-Mannschaftsweltmeisterschaft 2023, bei der Abdusattorovs Team gewann. Nach einem Remis in der ersten Partie nutzte der Usbeke in der zweiten Partie einen Fehler und gewann die Partie und damit auch das Match.

In der ersten Partie war Eljanov nicht in der Lage, mit Weiß einen Vorteil im abgelehnten Damengambit zu nutzen. Letztendlich verteidigte er ein Endspiel mit Minusbauern, in dem er nie wirklich schlechter stand.

Laut Abdusattorov war der Schlüsselmoment der zweiten Partie der Zug 23...f5, worauf der junge Usbeke mit 24.Lb6 antwortete und dadurch drohte, den Bauern zu gewinnen und die Dame zu fangen. Von da an ließ er seinem Gegner keinerlei Chancen mehr und gewann die Partie.

Abdusattorov lebt also einen weiteren Tag in der Verlierergruppe. In seinem Interview bezeichnete er sein Spiel bei diesem Turnier als "bisher überhaupt nicht beeindruckend", fügte aber später hinzu, dass sein Spiel in der Champions Chess Tour insgesamt "stabil" gewesen sei. Er betonte auch, wie wichtig es für einen professionellen Schachspieler ist, körperlich fit zu bleiben:

Eljanov darf sich mit $7.500 und 20 Tour-Punkten trösten.

Lazavik-Tabatabaei 2-1

Dieses Duell hatte sogar noch weniger Geschichte als das zuvor, denn die beiden spielten zum ersten Mal überhaupt gegeneinander. Am Vortag benötigte Lazavik nur noch ein Remis aus zwei Partien gegen Caruana, aber dann verlor er beide Partien und damit auch das Match. Diesmal verlor Lazavik zwar die erste Partie, aber danach hatte er Caissa auf seiner Seite und gewann zwei Partien.

In der ersten Partie spielte Tabatabaei mit Weiß gegen die Berliner Verteidigung. Die Partie schien auf ein Remis zuzusteuern, bis der Iraner im Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und zwei Türmen ernsthaften Druck ausübte. Die Engine behauptet zwar, dass die Stellung ausgeglichen ist, aber Schwarz musste einige konkrete, unnatürliche Züge finden, was ihm nicht gelang.

In der nächsten Partie, in der es wieder zu einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und zwei Türmen gekommen war, behielt dann Lazavik die Oberhand.

Im Armageddon wollte Tabatabaei unbedingt mit Weiß spielen und bot 14:50 für die schwarzen Figuren. Lazavik hatte 9 Minuten und 20 Sekunden geboten und bekam natürlich Schwarz. Trotz des zeitlichen Defizits und obwohl er nur ein Remis benötigte, gewann aber Lazavik die Partie und damit auch das Match.

Der junge Großmeister hatte für das Interview nach dem Match eine Menge Medaillen im Hintergrund aufgehängt. Er brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, mit den Besten der Welt zu spielen, und sagte: "Es ist großartig." Am Freitag trifft Lazavik im Viertelfinale der Verliererrunde auf Abdusattorov.

Tabatabaei wird das Ausscheiden ebenfalls mit $7.500 und 20 Tour-Punkten versüßt.

Der Turnierbaum der Gruppe I

Division II

In der ersten Partie zwischen Nepomniachtchi und Fedoseev bewahrten Nepomniachtchi nicht einmal zwei Damen auf dem Brett vor einer fantastischen Taktik, durch die Schwarz gewinnen konnte.

Aber wie man so schön sagt ist Rache süß und Nepomniachtchi gewann die nächsten drei Partien in Folge.

Rache war auch das Thema im Match zwischen Aronian und "Piranha Sarana" (Zitat: Howell). In der ersten Partie stellte Aronian eine ganze Figur ein, aber danach schlug er mit zwei Siegen zurück.

Der erste dieser Siege war eine Miniatur mit den schwarzen Figuren. Einer Brillanz geht meistens ein Fehler des Gegners voraus und in dieser Partie war es Sarana Zug 20.Sxa8, der zwar einen Turm gewann, aber letztendlich seinem König das Leben kostete.

Mit einem Remis in der vierten Partie zog Aronian dann ins Halbfinale ein. 

Eine tragische Randbemerkung für seine Fans: Nihal Sarin unterlief wie schon gestern erneut ein Mausslip, der ihm erneut einen Turm kostete und schied damit aus dem Turnier aus.

Der Turnierbaum der Gruppe II

Division III

Für beide deutschen Teilnehmer war das Turnier bereits nach der ersten Runde des Tages beendet.

Wie schon gestern scheiterte Matthias Blübaum beim Versuch, eine Armageddonpartie mit den schwarzen Steinen Remis zu halten und Georg Meier geriet, nachdem er mit Schwarz ein Remis erzielt hatte, mit Weiß nach und nach in Schwierigkeiten und wurde langsam aber sicher völlig überspielt.

Damit geht der Julius Baer Generation Cup leider ohne deutsche Beteiligung weiter.

Der Turnierbaum der Gruppe III


Die Champions Chess Tour 2023 (CCT) ist ein riesiges Online-Schachturnier, das die besten Features der ehemaligen Champions Chess Tour und der Chess.com Global Championship kombiniert. Die Tour umfasst sechs Turniere, die sich über das ganze Jahr erstrecken und in einem Finale, bei dem die Spieler vor Ort gegeneinander antreten, gipfeln. Mit den besten Spielern der Welt und einem Preisgeld von 2 Millionen US-Dollar ist die CCT das bislang größte Event auf Chess.com.


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AnthonyLevin
NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

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