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Karjakin zerlegt die Weltelite im Blitzschach

Karjakin zerlegt die Weltelite im Blitzschach

MikeKlein
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Heute war der Tag der kurzen Ärmel und der kurzen Bedenkzeit.

Seit dem 4. Tag des St. Louis Rapid und Blitzturniers, beträgt die Bedenkzeit nur noch 5 Minuten, plus 3 Sekunden verzögerung pro Zug. Die Verzögerung bedeutet im Gegensatz zum Bonus: Einmal in Zeitnot - Immer in Zeitnot!

Viele Spieler erschienen heute in kurzärmligen Poloshirts anstatt in langärmligen Hemden. Nicht so GM Levon Aronian -- aber nicht einmal die langen Ärmel seines modischen Sackos konnten ihn bremsen. Er startete mit einem Punkt Vorsprung auf GM Hikaru Nakamura in den Tag und am Ende hatte er seine Führung sogar auf 2 Punkte ausgebaut.

Titelbild: Chess.com/Maria Emelianova.

Wenn sich die Welteltie 45 Duelle bei dieser Bedenkzeit liefert, kann einfach alles passieren. Und heute passierte alles und 27 der 45 Partien endeten mit Siegen.

Alleine die ersten beiden Runden hatten mehr Aktion zu bieten als manches andere ganze Turnier. Der Held des heutigen Tages, GM Sergey Karjakin, hatte in seiner ersten Partie gegen GM Garry Kasparov gleich mehrmals nur noch eine Sekunde Bedenkzeit auf der Uhr und einmal, als er mit seiner Dame herumfummelte, waren es sicher nur noch Bruchteile einer Sekunde. In dieser Runde hatte auch 2 Spieler nach sechs Zügen ihre Könige bereits auf e2 stehen.

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GM Sergey Karjakin gab GM Garry Kasparov eine ganze Serie von Schachs, ohne dabei einen Erfolg zu erzielen. Seinen Gewinn hatte er bereits beim ersten Schach verpasst. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Wir sahen eine 1.b3 Eröffnung, eine Art Blumenfeld Gambit mit vertauschten Farben und eine Partie, die ein Schiedsrichter aufgrund einer neuen Regel zum erstenmal in seiner Karriere, nach 147 Zügen abbrach. Und da waren noch weitere  7 Runden zu spielen.

Karjakin's magischer Tag bescherte ihm 7 Siege und 2 Remis. Durch diese 8 Punkte katapuliterte er sich vom 6. auf den 3. Platz und verbesserte seine Blitz ELO um 60 Punkte. Damit ist er nun die Nummer 2 der Welt in der Blitzrangliste.

"Das war ein toller Tag," sagte Karjakin. "Ein fast perfektes Ergebnis."

Es hätte sogar noch besser sein können, aber in der ersten Runde des Tages spielte Kasparov in einer eigentlich schon verlorenen Stellung eine kreative "Alles oder Nichts Verteidigung" und hatte damit Erfolg, nachdem er in dieser Partie schon in 2. Zug seinen Einfallsreichtum zur Schau gestellt hatte.

Laut den Datenbanken von Chess.com hatte Kasparov noch nie in einer gewerteten Partie, egal mit welcher Bedenkzeit, ein Königsgambit gespielt. Unser IM Danny Rensch sah sich diese Partie dann auch sehr genau an:

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"Ich war nach der ersten Runde ziemlich verärgert, dass ich nicht gewonnen hatte, denn ich hatte das Gefühl, dass die Stellung absolut gewonnen war, aber ich hatte keine Bedenkzeit mehr und er hat das ausgenutzt und einige Tricks versucht, und ich weiß gar nicht, ob die Partie in der Endstellung immer noch gewonnen war," sagte Karjakin am Ende des Tages. "Zumindest war das unmöglich zu verstehen."

In der ersten Runde hatten auch die beiden Führenden, Aronian und Nakamura gegeneinander anzutreten, aber keiner der beiden konnte sich einen Vorteil erspielen.

"Solide zu spielen ist oft sehr wichtig," sagte Aronian. Wie er sich auf das Blitzschach vorbereitet hat? "Genauso wie auf das Schnellschach: Absolut Garnicht!"

In der zweiten Runde des Tages bekamen wir eine Blitzpartie zu sehen, die fast 20 Minuten gedauert hat. Der 147 Züge lange Schach-Marathon wurde zwischen Aronian und GM David Navara ausgetragen, und mehr als 100 Züge wurden nur auf den 3 Sekunden Verzögerung gespielt! Beide Spieler hatte ihre Bedenkzeit komplett aufgebraucht und das bei diesem technischen Endspiel.

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 GM Levon Aronian spielte in einem farbenfrohen Hemd mit langen Ärmeln. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Aronian versuchte den schwarzen König so weit ins Abseits zu drängen, dass er seinen Turm gegen den schwarzen Läufer und den Bauern opfern konnte aber es gelang ihm einfach nicht. Zug um Zug verging aber der Tscheche fand immer eine Möglichkeit seinen König innerhalb der unsichtbaren Grenze zu halten, die er nicht überschreiten durfte.

Aronian schaffte es einfach nicht, den König weit genug ins Abseits zu drängen, oder zumindest realisierte er es nicht, wenn er es kurzzeitig doch einmal geschafft hatte, aber das es keine Notation gab, versuchte er es einfach weiter und weiter. Die Online-Zuseher wussten natürlich, dass die 50 Züge Grenze schon lange überschritten war (und wahrscheindlich gab es auch schon x Zugwiederholungen zu diesem Zeitpunkt), aber Navara verteidigte sich munter weiter.

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Tja, OK, vielleicht haben wir hier ein Problem mit der "147-Züge Regel." | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Dann trat der Schiedrichter, IA Chris Bird, der die Züge ja auf seinem Computer verfolgen kann auf den Plan. Er hatte gewartet bis die beiden 75 Züge gezogen hatten ohne einen Bauern zu bewegen, denn ab diesem Zeitpunkt kann der Schiedsrichter einschreiten, auch wenn keiner der beiden Spieler ein Remis reklamiert. Bird erklärte Chess.com, dass dies aufgrund einer Regeländerung seit 2014 möglich ist (Peter Doggers hat diese Regeln auf Chess.com erklärt). Es war das erste Mal, dass Bird diese Regel anwenden musste. Er sagte dann noch lächelnd, dass die beiden sogar mehr als 75 Züge gezogen hatten, denn es dauerte ja einige Sekunden, bis er von seinem Computer bis zum Tisch gelangt war, nachdem der die Mathematikaufgabe gelöst hatte.

Wenn wir auf die Aufzeichnung sehen, stellen wir fest, dass die letzte Figur im 64. Zug geschlagen wurde, und Navara somit 83 Züge lang um sein Remis kämpfte, wobei keiner dieser 83 Züge länger als einige wenige Sekunden dauern durfte.

Viele dachten jetzt, dass Navar sich entweder bei den 50 Zügen verschätzt oder verzählt hatte, aber das war nicht richtig. Er sagte nach der Partie zu Chess.com, dass er einfach weiterspielen wollte, bis die Gefahr bestand, dass eine seiner Figuren geschlagen werden würde, und genau in diesem Moment hätte er die Uhr angehalten und die 50 Züge reklamiert. Wenn er zum Beispiel in einen Spieß auf seinen König und seinen Läufer gelaufen wäre, hätte er die Uhr in genau diesem Moment angehalten, und das Remis reklamiert.

Wie es sich zeigte, war das aber nicht notwendig, denn Bird löste die Versicherungspolice für ihn ein.

Karjakin erzielte den ersten seiner 7 Siege gegen GM Leinier Dominguez und gleich in der nächsten Partie setzte er Navara Matt. Den meisten Zusehern war dies aber noch garnicht aufgefallen, da Karjakin noch so weit zurücklag.

In der selben Runde hatte Aronian von seine abenteuerlichen Benoni Varianten genug und kehrte zur "traditionellen Variante" zurück. Im Schnellschach hatte er sich noch am tschechischen Benoni und dem umgedrehten Benoni versucht, aber heute spielte er realtiv konservativ. Zumindet bis er seinen Bauern auf e5 zog.

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Nachdem er auf h3 geopfert hatte, hatte Aronian Spass an der Partie gegen GM Le Quang Liem. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Es funktionierte. Aronians Sieg gegen GM Le Quang Liem war einer der 4 Siege mit Schwarz in dieser Runde. Er bediente sich aber auch einiger Ideen aus der Königsindischen Verteidiung um diese Partie zu gewinnen.

Die Schlagzeilen der Runde involvierte wieder die Schiedsrichter, und nicht alle Spieler waren glücklich darüber.

Das war passiert: GM Viswanathan Anand und Nakamura einigten sich ganz friedlich auf ein Remis, aber sie hatten erst 28 Züge gespielt. Diese Regel war den beiden unbekannt und auch der erste Schiedsrichter der an den Tisch kam, kannte diese Regel nicht. Wie es ihnen vor dem Turnier erklärt wurde, überliesen es die Spieler dem Schiedrichter, die Könige auf die entsprechenden Felder zu stellen, die dem Computer das Ergebnis übermitteln.

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Schiedsrichter Hendrik du Toit diskutiert mit GM Hikaru Nakamura die 30 Züge Regel. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Danach korrigierten sich die Schiedrichter, wiesen die Spieler an, noch einige Züge weiterzuspielen, und starteten die Partie im 28. Zug neu. Nakamura diskutierte dann diese Regel mit Bird, denn laut Nakamuras Erinnerung gab es diese Regel bei den Blitzpartien des Grand Chess Tour Events in Paris nicht, und die Tour hat eigentlich einheitliche Regeln für alle Turniere..

Aber bei diesem Turier ist die Regel auf jeden Fall in Kraft, wie die Organisatoren Nakamura später noch zeigten.

"In Paris hatten wir die 30 Züge Regel beim Blitz nicht," sagte Nakamura zu Chess.com. Die Regeln von Paris sagen aus, dass die Sofia Regel "im gesamten Turnier" ihre Gültigkeit hat.

"Es ist echt eine idiotische Idee, denn erstens ist es Blitz und zweitens sehen wir ja garnicht auf die Bildschirme die uns anzeigen, in welchem Zug wir gerade sind."

Er sagte, dass er jetzt wisse, dass diese Regel hier im gesamten Turnier angewendet wird. "Aber es ist eine dumme Regel. Im Schnellschach macht sie ja Sinn, aber im Blitz sollte sie nicht angewandt werden... Im Blitz einigt man sich nicht auf kampflose Remis. Das passiert einfach nicht."

Es blieb aber nicht bei diesen beiden Spielern. Der größte Teil der Diskussion zwischen Bird und Nakamura fand direkt am Tisch stand und das störte besonders Kasparov, der am nächsten Tisch spielte.

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Kasparov drückt seine Unzufriedenheit über den Lärm aus, der genau hinter dem Stuhl seines Gegner GM Fabiano Caruana produziert wurde. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Kasparov's Uhr tickte auf 20 Sekunden herunter, als er aufgeregt mit seinen Armen unherfuchtelte. Dieser Vorfall schien seine restliche Partie beeinzuflussen, und er verlor schließlich in einer hoffnungslosen Stellung auf Zeit.

In den letzten Zügen konnte Kasparov eine schwierige Stellung nicht mehr halten:

"Ich glaube die Stellung ist nach der Eröffnung ziemlich unklar," sagte Caruna. Vielleicht war ich zu einem gewissen Zeitpunkt in großer Gefahr, denn er war im Angriff und ich hatte eigentlich kein Gegenspiel. Ich sah aber auch keine wirklich starke Fortsetzug für ihn. Ich glaube, c4 war ein wichtiger Zug. Er reagierte vielleicht nicht optimal auf diesen Zug. Dann wurde die Partie echt verrückt, aber die hatte ein tolles Ende."

Danach fanden ein Treffen zwischen den Turnierorganisatoren, Kasparovs Team und Nakamuras Team statt. Alle wollten die Regeln und die Handhabung des Vorfalls diskutieren.

Wie es der Teufel wollte mussten dann auch noch Kasparov und Nakamura in der nächsten Runde gegeneinander antreten. Beide führten vor der Partie noch ein Gespräch mit Bird und auch Kasparovs Manager und Pressesprecher der Grand Chess Tour, Michael Khodarkovsky, war dabei.

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Kasparov Manager und Pressesprecher der Grand Chess Tour: Michael Khodarkovsky. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Chess.com hat die Fakten mit Bird und Nakamura bestätigt, konnte aber nicht mit Kasparov sprechen, denn er verlies wie schon gestern, den Turniersaal, ohne mit Medienvertretern zu sprechen oder zum Live-Interview zu erscheinen.

Als dann die 13. Runde gestartet wurde, was ja Kasparovs Glückszahl ist (schließlich ist er auch der 13. Weltmeister), hatte er sich beruhigt und konnte die Stellung ausgeglichen halten. Wie nicht anders zu erwarten, wenn ein älterer Herr gegen den schnellsten Spieler der Welt spielt, hatte Kasparov nicht viel Bedenkzeit um eine Festung zu bauen (zu einem Zeitpunkt hatte Nakamura noch 2:20 auf der Uhr während Kasparovs Bedenkzeit auf 30 Sekunden geschrumpft war). Aber obwohl die Mauern beträchtlich wackelten, stürzten sie nicht ein.

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Nakamura und Kasparov in der Runde nach dem Lärm. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Besonders kreativ war Kasparovs Angebot für ein Turmopfer und als es Nakamura nich annahm kam sofort ein weiteres. Als Nakamura dann aber die Kontrolle über die schwarzen Felder verloren hatte, war sein Pulver verschossen.

Ebenfalls in dieser Runde gewann GM Leinier Dominguez gegen Caruana die kürzeste Partie des Tages. Caruana kam heute nie richtig in die Gänge (er erspielte sich nur 3.5 von 9 möglichen Punkten). Die Partie wird erst ab dem 21. Zug interessant, denn dieser Zug bereitet den entscheidenden 22. Zug vor:

In der 14. Runde war die 30-Züge-Remisregel absolut irrelevant, denn in dieser Runde gab es überhaupt kein Remis. Schwarz gewann wieder 4 der 5 Partien. Nur Karjakin, die Ausnahmeerscheinung des heutigen Tages, war auch die Ausnahme in dieser Runde, und gewann mit den weißen Figuren gegen seinen Landsmann GM Ian Nepomniachtchi, der übrigends keinen schlechten Tag hatte, aber mit seinem Ergebnis von +1 trotzdem einen Tabellenplatz verlor.

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Sergey Karjakin und Ian Nepomniachtchi. Auch Freunde müssen gegeneinander antreten. In dieser Woche sogar drei mal. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Nepomniachtchi versuchte die Nordsee-Eröffnung und wie schon GM Magnus Carlsen vor ihm war er heftigen Nordsee Stürmen ausgesetzt. Diese Eröffnung wird er sicher so schnell nicht erneut versuchen.

Gerade als es danach aussah, dass Aronian eine Partie verlieren, und das Feld dadurch zu ihm aufschließen könnte, machte er aus einer Null eine Eins. Manchmal reicht es einfach genügend Figuren auf dem Brett und etwas mehr Zeit als der Gegner zu haben. Anand warf seinen Sieg mit einem späten Patzer aus dem Fenster.

Aronian brach dann sein Versprechen, nie mehr das London System zu spielen. Er sagte noch nach dem Schnellschachturnier, dass er nie mehr seinen Läufer auf f4 ziehen werde, aber jetzt hat er es bereits zum zweiten Mal in dieser Woche gemacht. Es war übrigends nicht das einzige London System dieser Runde, aber es war das, das funktionierte.

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Aronian's Fehler kostete ihm die Partie. Die Zeit spielte abermals eine große Rolle. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Caruana's London System war von weniger Erfolg gekrönt, aber ihm gegenüber saß auch der unbesiegbare Sergei Karjakin:

Man muss schon weit im Kalender zurückblättern um einen Tag zu finden, an dem Caruana gleich zwei Partien mit Weiß in weniger als 30 Zügen verlor.

In der zwischenzeit funktionierte Nakamura's zweite Larsen Eröffnung gegen Navara großartig und somit blieb er Aronian auf den Fersen und konnte Karjakin auf Distanz halten.

In der 16. Runde rehabilitierten die Teilnehmer die weißen Figuren, denn neben einen Remis, wurden 3 Partien mit Weiß gewonnen. Nachdem Karjakin gegen Nakamura überzeugend gewinnen konnte, fiel sein Name auch erstmals in den Diskussionen um den Turniersieg.

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Karjakin konzentriert sich auf seine Partie gegen Nakamura. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Kasparov's Herzschmerzen setzten sich fort, nachdem er eine vorteilhafte Stellung gegen Aronian, verlor. Aronian musste heute seine sämtlichen zweiten Leben die er hatte in Anspruch nehmen, um den Vorsprung vor Karjakin halten zu können. Dies war Aronians dritter Sieg in Serie:

In der nächsten Runde hatte Aronian nichts als Ärger. Es ging aufs ganze und platzierte all seine Figuren auf der f-Linie und auf den Diagonalen Richtung König aber Caruana entkam dem Schlamassel mit einem Qualitätsopfer. Später hatten dann beide nur noch 4 Sekunden auf der Uhr, also das absolute Minimum.

Zur Abwechslung unterlief jetzt aber Aronian ein schrecklicher Fehler und er stellt, wie Le gestern im Schnellschach, einen Turm ein, und verlor damit seine erste Partie des Tages.

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Kasparov hingegen gewann in dieser Runde seine erste Partie des Tages, und lies, besonders am Ende der Partie, seine Magie der vergangenen Zeiten aufblitzen:

In der letzten Runde des Tages wiederholten Karjakin und Anand 3 mal die Stellung, aber da keiner der beiden reklamierte spielte Anand korrekterweise weiter, und fand den Verlustzug...

Was war also mit der Zugwiederholung?

"Das ist wirklich schade, wie die letzte Partie verlaufen ist," begann Anand seine Erklärung. "Ich habe meinen Zug gemacht (57...Ta4) und Remis reklamiert, aber ich habe vergessen, dass ich den Zug nur ankündigen, aber nicht ausführen, darf."

Das größere Unglück ist aber: Wie ihr in der Analyse der Partie sehen könnt, spielte Weiß danach 58. Kb3, was eine erneute Stellungswiederholung ist. Anand hätte hier nochmal, und jetzt korrekt, auf Remis reklamieren können, wie es auch Bird später noch bestätigte.

(Die Regel besagt, dass man einen Zug, der zu einer dreimaligen Stellungswiederholung führt nur ankündigen, aber nicht ausführen darf.)

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Karjakin und Vishy Anand. Einige Züge später würden sie noch die Dienste des Schiedsrichters benötigen. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Diese Wendung war aber nichts im Vergleich zu Nakamura, der noch gewinnen konnte, obwohl er eigentlich schon 2 Figuren weniger hatte. GM Yasser Seirawan sagte über die Stellung, in der Caruana mit zwei fantastischen Springern gegen 2 tote Läufer Nakamuras spiele: "Caruana spielt praktisch mit 2 Mehrfiguren".

Für jeden Spieler mit einer Blitz Elo von unter 2867 wäre das ein ernsthaftes Problem gewesen:

"Ich glaube, ich habe ziemlich gut gespielt," sagte Nakamura zu Chess.com über den ersten Tag im Blitzschach. "Offensichtlich hätte ich die letzte Partie gegen Fabiano nicht gewinnen dürfen. Wir waren beide etwas Müde nach so vielen Partien... Nachdem ich dieses ...Lg5 hatte, hatte ich wenigestes ein gutes Gegenspiel, aber ich denke es ist immer noch gewonnen für Weiß. Fabiano hat die Stellung total kontrolliert, aber irgendwie war er überfordert."

"Punkte kommen und gehen aber immerhin liege ich noch auf dem zweiten Platz, obwohl Sergey [Karjakin] wie ein Verrückter spielt."

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Nakamura mit seiner Freundin, Maria De Rosa. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Aronian machte seinen Punktverlust aus der vorigen Runde wieder gut, und gewann seine letzte Partie, was bedeutet, dass alle 3 Führenden den Tag mit Siegen beendeten. Er sagte, dass er auch sehr Müde war, aber nicht vom spielen.

"Neun Blitzpartien sind jetzt nicht so ermüdend. Es sind die Pausen zwischen den Partien - das warten auf die nächste Runde, was einen auslaugt," sagte Aronian. "Es gibt ja oft diese wilden Nächte, in denen wir zusammensitzen und 20 oder 30 Blitzpartien spielen. Aber dafür gehe ich ja ins Fitnesstudio, gehe viel Schwimmen und versuche mich in Form zu halten."

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Ein ziemlich guter Tag für Nepomniachtchi, ein sehr guter Tag für Aronian und Karjakin hatte einfach nur den Tag der Tage. Bild: 2700chess.com.

Nach den 18 abolvierten Partie hat das Teilnehmerfeld jetzt 18 Stunden Pause, bevor die letzten 9 Blitzpartien anstehen (mit vertauschten Farben, gegenüber gestern). Aronian, der mit 2 Punkten Vorsprung führt, ist der einzige Spieler, der sein Schicksal in den eingenen Händen hält. Karjakin, der so fantastisch gespielt hatte, konnte aber nur 1.5 Punkte aufholen und liegt immernoch 2.5 Punkte hinter Aronian zurück. Er wird also seine Leistung mindestens wiederholen, wenn nicht sogar toppen müssen, um sowohl Aronian als auch Nakamura noch überflügeln zu können.

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Die erfolgreichsten Spieler des Tages haben allen Grund um um die Wette zu strahlen. Aronian (ganz links) und Karjakin, im pinkfarbenen Hemd. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

"Wenn ich nochmal so gut wie heute spiele sollte es für den zweiten Platz reichen," sagte Nakamura zu Chess.com. "Wenn ich noch besser spiele, könnte es sogar für den den ersten Platz reichen."

Chess.com's Interview mit dem Tabellenführer.

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Ihr könnt alle Partien auf Chess.com/Live verfolgen und das Turnier live, auf Chess.com/TV, mit Kommentaren von GM Yasser Seirawan, GM Maurice Ashley und WGM Jennifer Shahade, ansehen. Das Turnier startet jeden Tag um 20.00 Uhr.

Peter Doggers wirkte an diesem Artikel mit.


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Mike Klein began playing chess at the age of four in Charlotte, NC. In 1986, he lost to Josh Waitzkin at the National Championship featured in the movie "Searching for Bobby Fischer." A year later, Mike became the youngest member of the very first All-America Chess Team, and was on the team a total of eight times. In 1988, he won the K-3 National Championship, and eventually became North Carolina's youngest-ever master. In 1996, he won clear first for under-2250 players in the top section of the World Open. Mike has taught chess full-time for a dozen years in New York City and Charlotte, with his students and teams winning many national championships. He now works at Chess.com as a Senior Journalist and at ChessKid.com as the Chief Chess Officer. In 2012, 2015, and 2018, he was awarded Chess Journalist of the Year by the Chess Journalists of America. He has also previously won other awards from the CJA such as Best Tournament Report, and also several writing awards for mainstream newspapers. His chess writing and personal travels have now brought him to more than 85 countries.

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