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Magnus Carlsen nimmt am FIDE Weltcup teil

Magnus Carlsen nimmt am FIDE Weltcup teil

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Es ist fast noch nie vorgekommen, dass ein amtierender Weltmeister an einem Qualifikationsturnier für die nächste Weltmeisterschaft teilnimmt, aber dieses Jahr wird genau dies geschehen, denn Magnus Carlsen wird beim FIDE Weltcup im September in Tiflis, in Georgien, mitspielen..

Magnus Carlsen | Foto: Maria Emelianova

Es war die FIDE selbst, die diese Nachricht am Montag morgen bekanntgab, indem sie die Teilnehmerliste des FIDE Weltcups veröffentlichte. (Siehe unten) Wie es sich zeigt, treten die TOP 15 der Weltrangliste komplett an, was dieses Turnier zum stärksten Turnier aller Zeiten macht.

"Die FIDE freut sich, bestätigen zu können, dass die Top 15 der aktuellen Weltrangliste und insbesondere der amtierende Weltmeister Magnus Carlsen, ihre Teilnahme beim FIDE Weltcup zugesagt haben," sagte der geschäftsführende Direktor der FIDE, Nigel Freeman zu Chess.com.

Zurab Azmaiparashvili, der Vorsitzende des Veranstaltungskomitees, ist gleichermaßen begeistert: "Ehrlich gesagt weiß ich das schon seit 10 Tagen, aber ich bin immer noch positiv überrascht! Ich weiß garnicht ob es das erste Mal überhaupt ist, dass ein amtierender Weltmeister bei einem Weltcup mitspielt, aber für uns Georgier ist dies einfach nur großartig! Magnus wird nach Tiflis kommen, und unsere Schachfans werden ihn live erleben können."

Azmaiparashvili gab zu, dass dies etwas sehr spezielles sei: "Natürlich sind uns alle Teilnehmer wichtig und wir sind sehr stolz dass so viele Weltmeister (Anand, Kramnik, Ponomariov, Hou Yifan) hier spielen werden, aber ein Superstar wie Magnus gibt dem Turnier nochmal eine neue Dimension. Wir haben jetzt noch mehr Verantwortung und wir werden noch härter Arbeiten, damit das Turnier ein voller Erfolg wird."

Der Weltcup ist ein Turnier, das alle 2 Jahre stattfindet und bei dem 128 Spieler im KO-Format gegeneinander antreten. Zuerst in 2 klassischen Partien, und dann, falls notwendig, in Schnellschach und Blitz Playoffs. Die beiden Finalisten qualfizieren sich für das Kandidatenturnier 2018, in dem der Herausforderer des WM-Kampfes gegen Magnus Carlsen ermittelt wird.

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Magnus Carlsen beim Altibox Norway Chess Turnier 2017. | Foto: Maria Emelianova

Während dies in anderen Sportarten normal ist, ist es im Schach sehr außergewühlich, dass der amtierende Weltmeister an einer Qualifikation für die nächste Weltmeisterschaft teilnimmt. Er muss sich zwar nicht für die nächste WM qualifizieren, aber neben dem verlockendem Preisgeld gibt es noch einen zweiten Grund, warum Carlsen am Weltcup teilnimmt: Er mag das Format.

Der Norwegen hat sogar vor 2 Jahren vorgeschlagen, die WM im KO Format auszutragen. Am 11. August 2015 schrieb er auf Facebook: "Ich denke schon länger, dass ein jährliches Turnier im KO-Format, ähnlich wie der Weltcup, gerechter wäre."

"Wenn ich mich richtig erinnere wollte er schon vor 2 Jahren am Weltcup teilnehmen, aber damals passte das Turnier nicht in seinen Terminplan," sagte Carlsens Manager, Espen Agdestein zu Chess.com. "Jetzt passt der Weltcup in seinen Terminplan, und es ist einfach ein cooles Turnier. Er mag KO-Turniere. Es ist eine Herausforderung."

Es ist aber nicht das erste Mal, dass ein amtierender Weltmeister an einem Weltcup teilnimmt. "Alexander Khalifman, Viswanathan Anand, Ruslan Ponomariov und Rustam Kasimdzhanov nahmen schon an solchen Turnieren teil und auch Vladimir Kramnik hat 2007 mitgespielt," sagte Freeman.

Trotzdem war es aber in diesen Fällen anders, denn damals hätte eine Nichtteilnahme automatisch den Verlust des WM-Titels bedeutet. Seit 2005 ist dem amtierenden Weltmeister aber die Teilnahme freigestellt.

Carlsen selbst spielte 2 Weltcups bevor er Weltmeister wurde. 2005 in Khanty-Mansiysk wurde er zehnter und 2007, wieder in Khanty-Mansiysk, verlor er das Halbfinale gegen den späteren Gewinner Gata Kamsky. Für das Kandidatenturnier 2013 (das er ein halbes Jahr, bevor er Weltmeister wurde gewann) qualifizierte er sich über seine Position in der Weltrangliste.

Carlsen postete dieses romantische Bild gestern auf Facebook und kommentierte es mit: "Mitternachtssonne (fast)"

Qualifikanten für das Kandidatenturnier

Der Weltcup bietet aber noch mehr als das Preisgeld: Die beiden Finalisten qualifizieren sich direkt für das Kandidatenturnier 2018, und das ist sicher auch ein Grund, warum so viele Großmeister daran teilnehmen.

Was passiert aber jetzt, wenn Carlsen das Finale erreichen sollte? Würde er sich dann für das Kandidatenturnier qualifizieren?

Das ist eine hypotetische Frage, denn Carlsen bräuchte den Weltcup ja garnicht, um sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren, wenn er denn daran teilnehmen wollte. Er wäre ja auch über seinen Platz in der Weltrangliste dafür qualifiziert.

Zum Spass haben wir und aber die FIDE Regeln für dieses Szenario angesehen und überraschend festgestellt, dass dieser Fall garnicht geregelt ist. Nigel Freeman von der FIDE bestätigte dann auch gegenüber Chess.com, dass es eigentlich keine Regel gibt, die dem amtierenden Weltmeister die Teilnahme am Kandidatenturnier verbietet.

"Das ist lustig, aber ich bin sicher, dass Magnus noch nie darüber nachgedacht hat, beim Kandidatenturnier mitzuspielen," sagte Agdestein dazu.

Hier haben wir den entsprechenden Paragraphen dazu (hier als PDF):

4. 1. Der Sieger und der Finalist des Weltcups 2017 qualifizieren sich für das Kandidatenturnier für die Weltmeisterschaft 2016-2018. Sollte auch der dritte Platz zur Qualifikation berechtigen, wird ein Spiel um den dritten Platz, zeitgleich und mit den selben Regularien wie das Finale, ausgetragen, um den Drittplatzierten zu ermitteln.

Diese Regel wurde für den Fall vorgesehen, dass Sergey Karjakin das Finale von Tiflis erreicht, denn er ist als Verlierer des letzten WM-Finales schon automatisch für das Kandidatenturnier qualifiziert. In diesem Fall würde es also ein Spiel um den dritten Platz geben.

Wenn wir diesen Gedanken jetzt zu Ende denken, wäre die FIDE, falls Magnus Carlsen das Finale erreicht, in einer unangenehmen Situation. Sie müssten nämlich Magnus Fragen, ob er am Kandidatenturnier teilnehmen möchte, denn in diesem Fall müsste ein Spiel um den dritten Platz ausgetragen werden. Aber könnten sie Carlsen auch zwingen, sich sofort zu entscheiden?

Aber zurück zur Realität. Es ist doch mehr als unwahrscheinlich, dass Carlsen oder irgendein anderer Weltmeister jemals am Kandidatenturnier für eine Weltmeisterschaft teilnehmen werden, alleine schon wegen dem Namen des Turniers. Es ist für Kandidaten für das WM-Finale. Aber außer den Spielern, denen der Weg ins Finale jetzt deutlich erschwert wurde, freut sich einfach jeder über Carlsens Teilnahme in Tiflis.

Der FIDE Weltcup findet vom 2. - 27 September in Tiflis, Georgien, statt. Das Preisgeld beträgt 1.6 Millionen $ (1.37 Millionen Euro), wobei 120,000$ (103.000€) an den Sieger gehen.

 FIDE Weltcup 2017 | Teilnehmer

WM + Welt Cup 2015 66 Artemiev
1 Carlsen 67 Rodshtein
2 Karjakin 68 Aleksandrov
3 Svidler 69 Erdos
4 Eljanov 70 Kuzubov
5 Giri 71 Lenic
Junioren WM 2015 & 2016 72 Hjartarson
6 Antipov Amerika
7 Xiong 73 Onischuk
FIDE Weltrangliste
74 Akobian
8 Caruana 75 Zherebukh
9 Kramnik 76 Sambuev
10 Vachier-Lagrave 77 Ruiz Castillo
11 Aronian 78 Gonzalez Vidal
12 Nakamura 79 Cori
13 Wesley So 80 El Debs
14 Anand 81 Mareco
15 Ding Liren 82 Krysa
16 Harikrishna 83 Cordova
17 Mamedyarov 84 Lenderman
18 Grischuk 85 Kovalyov
19 Li Chao 86 Flores
20 Adams 87 Sevian
21 Andreikin 88 Delgado Ramirez
22 Gelfand 89 Bachmann
23 Yu Yangyi 90 Bruzon
24 Nepomniachtchi 91 Bacallao Alonso
25 Rapport 92 Fier
26 Tomashevsky Asien/Ozeanien
EM 2016 & 2017
93 Sethuraman S.P.
27 Inarkiev 94 Le Quang Lie
28 Kovalenko 95 Wei Yi
29 Jobava 96 Murtas Kazhgaleyev
30 Navara 97 Deep Sengupta
31 Vallejo Pons 98 Pourramezanali Amirreza
32 Wojtaszek 99 Mollah Abdullah Al Rakib
33 Piorun 100 Yeoh Li Tian
34 Fressinet 101 Nguyen Ngoc Truong Son
35 Goganov 102 Vakhidov
36 Dubov 103 Muhammad Khusenkhojaev
37 Vitiugov 104 Liu Guanchu
38 Cheparinov 105 Dai Changren
39 Najer 106 Anton Smirnov
40 Hovhannisyan 107 Karthikeyan Murali
41 Zhigalko 108 Wang Hao
42 Palac 109 Bu Xiangzhi
43 Salgado Lopez 110 Vidit Santosh Gujrathi
44 Dreev 111 Batchuluun Tsegmed
45 Anton Guijarro 112 Sadorra Julio Catalino
46 Stupak Afrika
47 Nisipeanu 113 Haddouche
48 Tari 114 El Gindy
49 Demchenko 115 Solomon
50 Matlakov 116 Balogun
51 Fedoseev 117 Amin Bassem
52 Fridman 118 Cawdery
53 Motylev ACP Tour
54 Duda 119 Ivanchuk
55 Howell FIDE Wildcards
56 Kravtsiv 120 Ponomariov
57 Areshchenko 121 Hou Yifan
58 Bluebaum 122 Adhiban
59 Grachev 123 Kulaots
60 Kunin 124 Ziska
61 Bok Veranstalter Wildcards
62 Jones 125 Pantsulaia
63 Bacrot 126 Radjabov
64 Melkumyan 127 Mchedlishvili
65 Mastrovasilis 128 Dzagnidze

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

Peter's first book The Chess Revolution is out now!

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