Maxime Vachier-Lagrave gewinnt den Sinquefield Cup 2021

GM Maxime Vachier-Lagrave hat zum zweiten Mal in seiner Karriere den Sinquefield Cup gewonnen. Der Franzose beendete das Turnier mit einem halben Punkt Vorsprung auf das amerikanische Trio Fabiano Caruana, Wesley So und Leinier Dominguez Perez. Richard Rapport belegte mit einer ausgeglichenen Punktzahl den fünften Platz. So steht als Gesamtsieger der Grand Chess Tour fest.

Sinquefield Cup | Final Standings

Shakhriyar Mamedyarov und Vachier-Lagrave verließen nach einem theoretischen Remis in der Grünfeld-Verteidigung früh die Bühne. Nicht weniger als 15 Kopien dieser exakten Züge sind in Datenbanken zu finden und die überwiegende Mehrheit davon wurde zwischen Spitzenspielern gespielt.

Bevor wir unserem gerechten Ärger über solche Remis freien Lauf lassen, wollen wir uns aber daran erinnern, wie viel Schach heutzutage gespielt wird. Man kann buchstäblich die gesamten Partien einer Karriere der Größen der Vergangenheit in nur wenigen Jahren der anspruchsvollen Zeitpläne von heute unterbringen. Die Turniere folgen ohne Pause aufeinander, am Brett und jetzt auch online, und zum Verschnaufen bleibt einfach keine Zeit.

Manchmal spielt man gut und manchmal nicht, aber es steht immer gleich ein weiteres wichtiges Turnier vor der Türe. In diesem Fall ist es das FIDE Chess.com Grand Swiss in Riga, Lettland. Vachier-Lagrave und Mamedyarov gehören auch dort zu den Favoriten auf einer der beiden begehrten Plätze für das nächste Kandidatenturnier.

Kommen wir aber zurück nach Saint Louis. Dieses Remis eröffnete drei Spielern die Chance, den Führenden mit Siegen noch einzuholen. Zwei von ihnen spielten zufällig gegeneinander. So hatte Weiß gegen Dominguez und Dominguez nahm das Damengambit seines Landsmannes an. Wesley kennt diese Eröffnung gut und entschied sich für eine Variante, die Weltmeister Magnus Carlsen erst kürzlich gegen ihn selbst gespielt hatte.

Dominguez hatte in der zweiten Hälfte des Turniers einen schweren Stand. Gegen Peter Svidler und Sam Shankland musste er mit Weiß um ein Remis kämpfen, aber heute hatte er noch genug im Tank, um die Ziellinie zu erreichen. Sein Bauernopfer war stark und schon bald danach tauschte So das Brett leer, um sich ein Remis zu sichern.

Dass die Partie Rapport gegen Caruana die Partie des Tages werden würde, stand eigentlich schon vor dem ersten Zug Fest. Es war klar, dass Fabiano alles versuchen würde, um MVL noch abzufangen und Richard ist immer gut für ein oder zwei überraschende Züge gut. Die Partie hat uns nicht enttäuscht.

Caruana konnte sich nur neben So und Dominguez auf dem zweiten Platz des Siegerpodests platzieren und wir können Maxime Vachier-Lagrave zu seinem zweiten Sinquefield Cup gratulieren. Allez, Maxime!

Richard Rapport sollte von seinem 50-Prozent-Ergebnis nicht allzu enttäuscht sein. Sein Spiel besteht aus einer großartigen Mischung aus Unterhaltung und Qualität, was ihn in den kommenden Jahren zu einem festen Bestandteil der wichtigsten Turniere machen sollte.

Die beiden Partien, die keinen Einfluss auf den Endstand an der Spitze hatten, waren qualitativ durchaus hochwertig. Dariusz Swiercz spielte gegen Shankland eine sehr interessante Eröffnung. Dariusz war gut vorbereitet und schaffte es, in eine sichere, wenn auch nur etwas schlechtere Stellung zu navigieren.

Swiercz kann stolz darauf sein, wie er die zweite Hälfte des Turniers gemeistert hat. Er konnte zwar keine Partie gewinnen,  aber drei solide Remis erzielen und musste nur eine Niederlage einstecken. Damit hat Dariusz in seinem ersten Superturnier ein katastrophales Ergebnis vermieden und er wird sicher noch mehr Chancen bekommen. Und beim nächsten Superturnier wird er schon auf die Erfahrungen aus diesem Turnier zurückgreifen können.

Shankland wird es bedauern, dass er gestern gegen Dominguez die Chance auf einen Sieg verpasst hat (ich selbst habe sich auch erst lange nachdem die Partie zu Ende war gesehen) aber der Gesamteindruck von Sams Spiel war positiv. Er erholte sich gut von seinem katastrophalen Start und ging keinem Kampf aus dem Weg. Dem steilen Aufstieg, den Shankland in Prag eingeschlagen und beim Weltcup fortgesetzt hat, wird dieses Turnier keinen Abbruch tun.

Svidler spielte gegen Jeffery Xiong eine großartige Partie, war dann aber etwas zu ungeduldig, um seinen Vorteil in etwas Zählbares umzuwandeln. Der Mehrbauer im Endspiel erwies sich als zu schwer umzuwandeln, aber man muss seinem Gegner auch zugestehen, dass er ein sehr kreatives Gegenspiel gefunden hat.

Von Xiongs Leistung in Saint Louis bin ich etwas enttäuscht. Es scheint, als ob er viele Chancen verstreichen hat lassen. Insbesondere gegen Mamedyarov und So wäre mehr drin gewesen und dann war da noch die Niederlage Vachier-Lagrave. Dennoch denke ich, dass die wertvollen Erfahrungen, die Jeffery hier gesammelt hat, einen großen Beitrag zu seiner Entwicklung leisten werden.

Von Peter Svidler kann ich nur sagen, dass er es wahrscheinlich bedauert hat, dass das Turnier so schnell zu Ende war, denn er spielte eigentlich von Partie zu Partie besser und hatte am Ende wirklich den Wind in den Segeln.

Abschließend möchte ich den Spielern dafür danken, dass sie uns interessante Partien gezeigt haben, den Organisatoren des Saint Louis Chess Clubs dafür, dass sie dieses Turnier in diesen schwierigen Zeiten möglich gemacht haben und Chess.com dafür, dass sie mir diese Bühne gegeben haben, um meine Gedanken zu teilen. Bis zum nächsten Mal.

Alle Partien der 9. Runde

Der Sinquefield Cup 2021 war die letzte Station der Grand Chess Tour 2021. Das Turnier begann am 17. August. Zehn der besten Schachspieler der Welt kämpften um einen Preisfonds von $325.000.