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'Mr. Dortmund' startet mit einer Niederlage ins Turnier

'Mr. Dortmund' startet mit einer Niederlage ins Turnier

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

"Mr Dortmund" Vladimir Kramnik spielt zum 24. Mal das Sparkassen Chess Meeting in Dortmund und hat es bereits 10 mal gewonnen. Sein 11. Titel ist jedoch nach seiner Auftaktniederlage gegen Vladimir Fedoseev in weite Ferne gerückt.

Kramnik war in Opferlaune, musste aber eine Niederlage verkraften. | Foto: Georgios Souleidis

Eines der traditionsreichsten Superturniere wurde am Sonntag in Dortmund gestartet: Das Sparkassen Chess Meeting. Wie in den vergangenen Jahren treten 8 Spieler zu diesem Turnier an, und spielen im Modus "Jeder gegen Jeden". Hier sind die Ergebnisse der ersten Runde:

2017 Sparkassen Chess Meeting | Ergebnisse der 1. Runde

Land Name ELO Pt. Ergebnis Pt. Land Name ELO
Liviu-Dieter Nisipeanu 2683 0 ½ - ½ 0 Matthias Blübaum 2642
Maxime Vachier-Lagrave 2791 0 ½ - ½ 0 Radoslaw Wojtaszek 2736
Wang Yue 2699 0 ½ - ½ 0 Dmitry Andreikin 2712
Vladimir Kramnik 2812 0 0 - 1 0 Vladimir Fedoseev 2726

Zehn Titel sind wirklich beeindruckend, aber seit 2011 konnte Kramnik in Dortmund nicht mehr gewinnen. Ausserdem konnte er seit seinem Titelgewinn keine Auftaktpartie mehr gewinnen. 2014 und 2015 verlor er seine Auftaktpartien gegen Georg Meier und Arkadij Naiditsch, in den anderen Jahren startete er mit einem Remis in das Turnier. 2017 folgte wieder eine Niederlage.

Vladimir Kramnik spielte eine "Mikhail-Tal-Gedächtnispartie", inclusive eines glanzvollen Opfers, das jedoch nicht ganz korrekt war—denn Kramnik unterlief ein Rechenfehler. Anders als die meisten Gegner von Tal, lies sich Vladimir Fedoseev auch nicht einschüchtern und fand die besten Verteidigungszüge und widerlegte damit die zu aggressive Spielweise seines Gegners auf beeindruckende Art und Weise.

Kramnik startete eher ruhig in die Partie und folgte in der Caro-Kann Abtauschvariante einer Linie, die letzte Woche erst der junge IM Jaime Santos gegen Vishy Anand in León gespielt, und die auch der junge Bobby Fischer gerne auf dem Brett hatte.

Fedoseev, der sich für Dortmund durch seinen Sieg beim Aeroflot Open qualifiziert hatte, war auf diese Variante gut vorbereitet. was well prepared for this line. "Ich habe diese Variante mit meinem Trainer Alexander Khalifman erst dieses Jahr ausgiebig analysiert," sagte er nach der Partie. Der 22 jährige St. Petersburger hat dieses im Training erlangte Wissen aber auch hervorragend auf dem Brett umgesetzt.

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Ein überraschender Sieg für Schwarz in Duell der beiden Vladimirs. | Foto: Georgios Souleidis

Ein Schachspieler hat sicherlich aufgeatmet, als er von Kramnik's Niederlage gehört hat, denn Magnus Carlsen lag in der Weltrangliste nur noch 10 Punkte vor dem Russen. Die Chance, dass Magnus seinen Platz als Nummer 1 der Welt einbüßt ist mit dieser Niederlage sicher etwas kleiner geworden.

Die selbe Bauernstruktur als in der letzten Partie, zumindest ungefähr, sahen wir auch in der Partie der beiden deutschen Spitzenspieler Liviu-Dieter Nisipeanu und Matthias Blübaum. Der in Rumänien geborene Sohn einer deutschen Mutter versuchte Baadur Jobava's 1.d4 Sf6 2.Sc3 d5 3.Lf4!? und nach 3...c5 4.e3 cxd4 5.exd4 sahen wir die selbe Stellung mit einer halb offenen e-Linie gegen eine halboffene c-Linie, nur dass der weiße Springer schon auf c3 war.

Ab dann änderte sich die Struktur der Partie aber dramatisch und führte bald zu einem Endspiel mit 3 "Bauerninseln" von Schwarz gegen 2 "Bauerninseln" von Weiß. Da jedoch kaum noch Figuren auf dem Brett waren, war dieser Vorteil zu gering für Nisipeanu, als dass er die Partie gewinnen hätte können.

Trotzdem wurde es die längste Partie des Tages, denn Nisipeanu versuchte alles um die Partie doch noch irgendwie zu gewinnen. "Ich hatte im Turmendspiel oft nur einen einzigen möglichen Zug," sagte Blübaum. "Glücklicherweise hat es zum Remis gereicht."

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Nisipeanu versuchte jeden Trick den es gibt, aber Blübaum lies sich nicht überlisten. | Foto: Georgios Souleidis

Maxime Vachier-Lagrave, der versucht seinen Titel zu verteidigen, war mit seinem Start ins Turnier sicher nicht zufrieden. In der Anti-Marshall Eröffnung erlang er mit Weiß eigentlich überhaupt keinen Vorteil und entschied sich dann seinen a-Bauern zu opfern. Radek Wojtaszek nahm dieses Opfer nur zu gerne an, und nachdem er  24...Lb4, 25...La5 und 26...Lb6 gefunden hatte, stand er klar besser.

"Ich habe dieses Läufermanöver komplett übersehen, und danach stehe ich schlechter," sagte MVL, der von Glück sprechen konnte, die Partie nicht verloren zu haben. Wojtaszek übersah nämlich im 33. Zug einen klaren Gewinn.

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Kein guter Start für MVL, aber er hätte noch schlimmer kommen können. | Foto: Georgios Souleidis

Für das dritte Remis waren Wang Yue und Dmitry Andreikin verantwortlich. Der chinesische Großmeister, der zum ersten Mal seit 2 Jahren wieder ein Turnier in Europa spielt (wenn man Baku zu Asien zählt) wurde von seinem Gegner mit einer alten und selten gespielten Variante im angenommenen Damengambit überrascht: das frühe ...Lg4. Die Eröffnung hatte Andreikin damit glatt für sich entschieden, und er übte danach fast die ganze Partie Druck auf seinen Gegner aus.


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 Andreikin erreichte in der ersten Runde ein lockeres Remis. | Foto: Georgios Souleidis

2017 Sparkassen Chess Meeting | Tabelle nach der 1. Runde

# Land Name ELO Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 Punkte SB
1 Fedoseev,Vladimir 2726 3612 1 1.0/1
2 Vachier Lagrave,Maxime 2791 2736 ½ 0.5/1 0.25
3 Wojtaszek,Radoslaw 2736 2791 ½ 0.5/1 0.25
4 Andreikin,Dmitry 2712 2699 ½ 0.5/1 0.25
5 Wang,Yue 2699 2712 ½ 0.5/1 0.25
6 Nisipeanu,Liviu-Dieter 2683 2642 ½ 0.5/1 0.25
7 Bluebaum,Matthias 2642 2683 ½ 0.5/1 0.25
8 Kramnik,Vladimir 2812 1926 0 0.0/1

Die Paarungen der zweiten Runde lauten: Blübaum - Fedoseev, Andreikin - Kramnik, Wojtaszek - Wang Yue und Nisipeanu - Vachier-Lagrave.

Das 45. Sparkassen Chess Meeting findet vom 15. bis zum 23. Juli in Dortmunder Orchesterzentrum statt. Die Bedenkzeit beträgt 100 Minuten für 40 Züge, dann 50 Minuten für weitere 20 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie sowie 30 Sekunden Extrazeit pro Zug, ab dem ersten Zug.

Ihr könnt die Partien jeden Tag ab 15:15 Uhr auf Live Chess live ansehen.

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

Peter's first book The Chess Revolution is out now!

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