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Nakamura gewinnt das Saint Louis Rapid & Blitz Turnier
Nakamura nach seinem Sieg in Saint Louis. Foto: Lennart Ootes/Saint Louis Chess Club.

Nakamura gewinnt das Saint Louis Rapid & Blitz Turnier

AlexYermo
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Nach 27 Schnellschach und Blitzpartien ohne eine einzige Niederlage steht Hikaru Nakamura als Sieger des Abstechers der Grand Chess Tour nach Saint Louis fest. Fabiano Caruana zeigte einige atemberaubende Partien und wurde verdienter Zweiter, was ihm auch im Rennen um den Gesamtsieg der Grand Chess Tour hält. Den dritten Platz erspielte sich der Ungar Richard Rapport.

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Saint Louis Blitz | Abschlusstabelle

Day 5 Standings

Der letzte und entscheidende Tag des Saint Louis Rapid and Blitz ist zu Ende. Hier fassen wir die Ergebnisse und Höhepunkte von Runde zu Runde zusammen.

Runde 19

Nakamura gegen Rapport war gleich aus zwei Gründen die Partie der Runde. Erstens lag Richard mit 3.5 Punkten Rückstand auf Hikaru auf dem dritten Platz und konnten den Amerikaner zumindest theoretisch noch abfangen und zweitens war es auch interessant zu sehen, wie Hikaru diese Partie mit den weißen Steinen angehen würde. War er etwas irritiert von Richards Entscheidung, früher im Turnier mit zwei identischen Partien theoretische Remis zu erzwingen? Oder würde er versuchen, seinen jüngeren Gegner zu bestrafen?

Es war wieder die Nimzo-Indische Eröffnung und getreu seinem Stil wich Rapport mit 4...d6 von der Theorie ab. Die oben gestellten Fragen wurden im 24. Zug beantwortet, da Hikaru eine Zugwiederholung anbot. Eine sehr professionelle Entscheidung, um sich den Weg zum Turniersieg zu sichern. Und schließlich werden die beiden noch eine Menge Gelegenheiten haben, sich zu messen.

GM Richard Rapport
Rapport wich in seiner Partie gegen Nakamura bereits im 4. Zug von der Theorie ab. Foto: Bryan Adams/Saint Louis Chess Club.

Caruana und Peter Svidler spielten eine spanische Partie mit dem frühen Zug d2-d3. Als Fabiano diesen Bauern aber dann doch auf das Feld zog, auf das er eigentlich hingehört, entwickelte sich die Partie des Tages.

Auf der anderen Seite des Spektrums gebührt GM Shakhriyar Mamedyarov die zweifelhafte Ehre, den Fehlers des Tages begangen zu haben, denn er lies sich in einer etwas besseren Stellung seinen Turm fangen. Sam Shankland konnte nichts anderes tun, als das Geschenk und die Aufgabe anzunehmen und ein paar Worte der Entschuldigung zu flüstern. Etwas Ähnliches ereignete sich am Ende der Partie zwischen Jeffery Xiong und Le Quang Liem, als Jeffery in einem verlorenen Endspiel seine Dame einstellte. Es war wohl ein Reflex, dass Jeffrey als Reaktion auf ein Schach sofort seinen König berührte.

Wesley So besiegte Leinier Dominguez Perez in einer modernen Variante der symmetrischen Englischen Eröffnung. Nachdem  Schwarz den logischen Zug 10...d5 gespielt hatte wurde nach einigen Abtäuschen ersichtlich, dass der c5-Bauer unglaublich schwach war. Nur das energische 13...Sf5! oder später 18...d3! hätte Schwarz geholfen, das dringend benötigte Gegenspiel zu erzeugen. Da diese Züge aber ausblieben,  war der Ausgang der Partie im 22. Zug so ziemlich entschieden. 

Tabelle: 1. Nakamura 18.5, 2. Caruana 16.5, 3-4. Rapport und So 15, 5-6. Le und Mamedyarov 13

Runde 20

Nakamura gewinnt wieder! Er besiegte Caruana in einer Partie, das Hikarus Vorteil gegenüber seinen Gegnern in schnellen Zeitkontrollspielen perfekt veranschaulicht. Er reagiert einfach schneller auf sich ständig ändernde Situationen auf dem Brett.

Drei weitere Siege für Weiß – in den Partien Mamedyrov gegen So, Le gegen Shankland und Dominguez gegen Svidler – waren alles logische Ergebnisse von Vorteilen, die in der Eröffnung erzielt wurden, obwohl Sam es vielleicht bereuen wird, ein Figurenopfer von Liem im 13. Zug nicht angenommen zu haben. Eine wilde Partie zwischen Rapport und Xiong endete, nachdem beide Spieler gewonnene Stellungen nicht verwerten konnten, mit einem Dauerschach.

Tabelle: 1. Nakamura 19.5, 2. Caruana 16.5, 3. Rapport 15.5, 4. So 15, 5-6. Le und Mamedyarov 14

Runde 21

Nakamura setzte seine Magic-Show weiter fort und gewann ein ausgeglichenes Endspiel gegen Xiong. Hikaru war wohl einfach nicht in der Stimmung, den Spitzenplatz in der Blitz-Tabelle aufzugeben.

Rapport tat, was er am besten kann. Er verschlang alle Bauern an Shanklands Damenflügel und durfte sich über seinen nächsten Sieg mit Schwarz freuen. Die sizilianische Affäre zwischen Svidler und Mamedyarov ging in Peters Richtung, nachdem Shakh die korrekte Fortsetzung seines Angriffs, 26...Tb5, nicht gefunden hatte. So gegen Le war ein korrektes Remis, aber Caruana erlitt gegen Dominguez einen Rückschlag. Der Tabellenletzte zeigte, dass ein Turm im Endspiel besser ist als ein Springer.

Tabelle: 1. Nakamura 20.5, 2. Caruana und Rapport 16.5, 4. So 15.5, 5. Le 14.5 (und das, nachdem er das Schnellschach als Letzter beendet hatte!)

Runde 22

Rapport zog ein schnelles Unentschieden, anstatt So's Berlin zu testen. Es scheint, dass wir heutzutage in jedem Turnier genau die gleichen Spiele sehen. Ich bin weit davon entfernt, den Spielern die Schuld zu geben, dass sie sich ausruhen wollen, wenn man das halsbrecherische Tempo des heutigen Schachs bedenkt.

Nakamura nahm jeden Bauern, der ihm von Shankland angeboten wurde, und hatte in einem Moment drei mehr. Sam hatte seine Chancen, aber der ungenaue Zug 24...Ld4 (besser wäre 24...Tb6 gewesen) drehte das Blatt zugunsten von Weiß. Auch in dieser Partie hatte Hikaru einen großen Vorteil auf der Uhr. Trotzdem hielt Sam mit und schaffte es sogar, sich Gewinnchancen zu verschaffen, die er aber aufgrund seiner Zeitsituation nicht nutzen konnte. Remis.

GMs Nakamura and Shankland
Shankland (rechts) konnte gegen Nakamura seine Gewinnchancen nicht nutzen. Foto: Austin Fuller/Saint Louis Chess Club.

Mamedyarovs Sieg gegen Dominguez wurde von unserem Kommentatorenduo Danny und Krikor analysiert. Hier ist die Analyse:

In der Zwischenzeit gewann Le munter weiter. Seine Fähigkeiten im Blitzen waren nie infrage gestellt; immerhin hat er ja in jungen Jahren schon eine Blitz-Weltmeisterschaft gewonnen. Nach einem Bauernverlust (26...Lh4 wäre besser gewesen) konnte Svidler nicht mehr viel machen. Xiong hingegen lief die Zeit davon und musste gegen Caruana in einer objektiv gewonnenen Stellung die Züge wiederholen.

Tabelle: 1. Nakamura 21, 2. Caruana und Rapport 17, 4. So 16, 5. Le 15.5 (wow!)

Runde 23

Die Partie So gegen Nakamura war wieder ein Berliner Remis. Wesley blickte wohl bereits auf die letzte Etappe der Grand Chess Tour voraus und wollte sich für den Sinquefield Cup eine gute Ausgangsposition verschaffen. Als Entschädigung für diese kurze Partie spielten Caruana und Mamedyarov aber gleich 170 (!) Züge, bevor sie sich auf ein Remis einigten.

Dominguez scheint Turm gegen Springer Endspiele trainiert zu haben. Seine Aufgabe, Les Abwehr zu durchbrechen, war aber deutlich schwieriger als zwei Runden zuvor gegen Caruana und die Partie verdient eine eingehendere Analyse. Rapport gewann gegen Svidler und verbesserte sich dank eines netten Endspieltricks auf den zweiten Platz.

Tabelle: 1. Nakamura 21.5, 2. Rapport 18, 3. Caruana 17.5, 4. So 16.5, 5. Le und Mamedyarov 15.5

Runde 24

Jetzt war es offiziell: Nakamura gewinnt das Saint Louis Rapid und Blitz Turnier drei Runden vor Schluss. Er hatte gegen Svidler eine wahrscheinlich gewonnene Stellung, aber Peter verteidigte stoisch und rettete in einem Turmendspiel die Partie. Das Remis erwies sich für Hikaru als ausreichend, denn seine entfernten Rivalen schrieben das Drehbuch um den Turniersieg in ein Rennen um den zweiten Platz um.

Caruana besiegte Shankland, indem er seine Türme gegen Sams Dame einsetzte – eine Verbesserung gegenüber Fabis Partien mit Rapport, aber in diesem Fall half das Vorhandensein von Leichtfiguren dem schwarzen Angriff. Rapport verlor gegen Dominguez in einer Partie, die erneut aufzeigte, wie nützlich es sein kann, den Randbauern vorzuziehen.

Tabelle: 1. Nakamura 22, 2. Caruana 18.5, 3. Rapport 18, 4. So 17, 5-6. Le und Mamedyarov 16, 7. Dominguez 15.5 (Leinier hat in den letzten 6 Partien 4 Punkte geholt)

Runde 25

Dominguez gab sein Bestes, um Nakamuras Serie ohne Niederlage zu beenden. Leinier opferte eine Qualität und brachte einen Freibauern bis nach d7. Hikaru wehrte zwar alle unmittelbaren Gefahren ab, aber nachdem er seinen a-Bauern verloren hatte, fand er sich in einem fast verlorenem Endspiel wieder. Hätte Leinier mehr Zeit gehabt, hätte er sicher noch weiter pushen können, aber so gab er sich mit einem Remis durch Stellungswiederholung zufrieden.

GMs Dominguez and Nakamura
Dominguez (links) gab sein Bestes, um Nakamuras Serie ohne Niederlage zu beenden. Foto: Crystal Fuller/Saint Louis Chess Club.

Caruana fügte Le eine schmerzhafte Niederlage zu, indem er die schwarzen Figuren vollständig erstickte. Fabianos Siege im Blitz sind kein Zufall; manchmal spielt er sogar so, als hätte er zwei Stunden Bedenkzeit. Seinen Vorsprung auf Rapport konnte er aber nicht ausbauen, denn die nachstehende Partie hatte ein wirklich unglaubliches Ende.

So konnte Shanklands Läufer fangen und damit mit Sam wieder gleichziehen und die Partie Svidler gegen Xiong endete nach vielen lebhaften Taktiken Remis.

Tabelle: 1. Nakamura 22.5, 2. Caruana 19.5, 3. Rapport 19, 4. So 18 (alle anderen Spieler lagen jetzt über 2 Punkte zurück)

Runde 26

In der Partie Xiong gegen Dominguez schien der Tank beider Spieler schon ziemlich leer zu sein und folglich endete die Partie mit einem ruhigen Remis. Das Gleiche gilt für Mamedyarov, der gegen Nakamura fast ohne Gegenwehr unterging. Shankland hatte einen guten Angriff auf Svidlers König, der in der Mitte feststeckte, aber er fand nicht das entscheidende Qualitätsopfer. Schon einen Zug später war der Sieg verschenkt und dann verpasste Sam auch noch das Remis. Die Partie Rapport gegen Le wurde in einem Turmendspiel entschieden, das Richard so richtig in den Sand setzte.

Das alles spielte Fabiano Caruana in die Karten, der sich durch eine weitere brillante Partie, die GM Dejan Bojkov für Euch analysiert, den zweiten Platz sichern konnte.

GM Dejan Bojkov

Tabelle: 1. Nakamura 23.5, 2. Caruana 20.5, 3. Rapport 19, 4. So 18, Le 17

Runde 27

Svidler und So verließen das Gebäude frühzeitig, was eine interessante Diskussion darüber auslöste, wie man die Spieler motivieren kann, jede Partie nach besten Kräften zu spielen. Wer dazu Vorschläge hat, kann sie gerne in den Kommentaren posten. Mamedyarov benötigt allerdings keine zusätzliche Motivation, denn er gewann zum Abschluss eine zwar ebenfalls bedeutungslose, aber trotzdem wunderschöne Partie gegen Xiong.

Das Remis zwischen Caruana und Rapport war zwar bedeutungslos, aber trotzdem interessant. Dominguez verpasste gegen Shankland eine große Chance und danach endete diese Partie ebenfalls mit einem Remis. Le hätte mit Nakamura immerhin noch im Blitz gleichziehen können, aber hat es nicht geschafft.

Eine tolle Leistung von Nakamura, der keine einzige der 27 Partien verloren hat! Dass er ein paar Rating-Punkte verloren und damit in der Blitz-Weltrangliste hinter Carlsen zurückgefallen ist, wird er wohl verschmerzen können. Herzlichen Glückwunsch, Hikaru. Gut gemacht!

Alle Partien des fünften Tages

Das Saint Louis Rapid & Blitz 2021 ist das letzte Schnellschach- und Blitzturnier der Grand Chess Tour 2021. Das Turnier begann am 10. August. 10 der besten Schachspieler der Welt kämpften um einen Preisfonds von $150.000.

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