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Nakamura liegt bei der Blitz-WM in Führung
Nakamura hat 10 von 12 möglichen Punkten erspielt. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Nakamura liegt bei der Blitz-WM in Führung

JackRodgers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Hikaru Nakamura erspielte sich am ersten Tag der FIDE-Blitzweltmeisterschaft 2022 eine souveräne Führung. Auf dem Weg zu seinem beeindruckenden Ergebnis von 10/12 besiegte er acht Großmeister, blieb ungeschlagen und remisierte nur gegen Magnus Carlsen, Anish Giri, Daniil Dubov und Jan-Krzysztof Duda. Der frisch gebackene Vize-Weltmeister im Schnellschach, Vincent Keymer, liegt mit 2 Punkten Rückstand auf einem achtbaren 17. Platz in Lauerstellung.

Bei den Damen liegen die beiden Russinnen Polina Shuvalova und Valentina Gunina in Führung. Elli Pähtz folgt den beiden mit einem Punkt Rückstand.

Die Blitz-WM geht heute, am Freitag, dem 30. Dezember, um 9:00 Uhr weiter.

So könnt Ihr zusehen:
Wir übertragen die FIDE Schnellschach- und Blitz-WM live mit Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien auf unserer Event-Seite: Open | Damen

Die Live-Übertragung vom Donnerstag mit Kommentator Steve Berger.


Nicht einmal 24 Stunden nachdem Magnus Carlsen zum neuen Weltmeister im Schnellschach gekrönt wurde, versammelten sich erneut 175 Spieler im Baluan Sholak Palace of Culture and Sport in der kasachischen Hauptstadt Almaty, um um den begehrten Titel des Weltmeisters im Blitzschach und einen Anteil des Preisgeldes in Höhe von $350.000 zu kämpfen.

Zu den Favoriten gehören neben Titelverteidiger Maxime Vachier-Lagrave natürlich auch die üblichen Verdächtigen: Nakamura, Carlsen, Yu Yangyi, Vladislav Artemiev, Dubov und Giri.

Die Siegerehrung der letzten Blitz-WM. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Nach dem dramatischen Ende der Weltmeisterschaft schien es unwahrscheinlich, dass die Partien der ersten Runde eine vergleichbare Spannung hervorrufen würden. Doch dies hätte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein können. Die Sensation der Runde war zweifellos, dass Carlsen zu spät ans Brett kam und seine gesamte Partie gegen Vladislav Kovalev mit nur 30 Sekunden auf seiner Uhr spielen musste. 59 Züge später hatte sich der Weltmeister einen Sieg gesichert. Später erzählte er, dass er am Vormittag beim Skifahren gewesen und bei der Rückfahrt in einem Stau steckengeblieben war.

Dieses Skifahren fand wahrscheinlich im Skigebiet Shymbulak statt, das der Weltranglistenerste bereits vor einigen Tagen zusammen mit dem amtierenden Blitzweltmeister Maxime Vachier-Lagrave besucht hatte.

Abgesehen von einigen Remis überstanden die Top 10 der Setzliste die ersten beiden Runden relativ unbeschadet. In der dritten Runde kam es aber zur ersten Überraschung, denn Ian Nepomniachtchi wurde vom Läuferpaar seines Landsmanns Aleksandr Shimanov böse verprügelt.

Yu Yangyi, einer der beständigsten Spieler bei Elite-Blitzturnieren, fand eine prägnante Kombination, um dem serbischen Großmeister Velimir Ivic die erste Niederlage beizubringen. Der Chinese beendete das allumfassende Sperrfeuer mit einem Damenopfer, das in einem Schachmatt auf der Grundlinie gipfelte.

Nach 3 Runden hatten nur noch 12 Spieler ein perfektes Ergebnis und da in der vierten Runde alle sechs Partien an den Spitzenbrettern mit Siegen endeten, halbierte sich diese Zahl. Nakamura gelang ein wichtiger Sieg gegen den Geheimfavoriten Nihal Sarin und Denis Lazavik konnte gegen den um 249 Elo-Punkte stärkeren Shakriyar Mamedyarov besiegen. Das bedeutete, dass der Unterschied zwischen dem Weißrussen und allen anderen Spielern der Spitzengruppe fast 300 Elo-Punkte betrug!

Die Tabelle nach der 4. Runde. Bild: Chess-Results.com.

In der fünften Runde kam in Runde kam es dann zu den spannungsgeladenen Duellen Duda-Carlsen und Giri-Nakamura.

Der polnische Superstar Duda war in der Vergangenheit schon öfters ein Stolperstein für Carlsen, aber am Donnerstag war der Weltmeister einfach zu gut und konnte seinen Job mehr oder weniger problemlos erledigen. Die Partie zwischen Giri und Nakamura endete mit einem schnellen Remis und Yu Yangyi konnte den brillanten Lauf von Lazavik beenden.

Duda gratuliert Carlsen zum Sieg. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

In der siebten Runde gewannen beide Topgesetzen Spieler an den Spitzenbrettern auf Zeit. Yu Yangyi überschritt seine Zeit, während er verzweifelt nach einem Weg suchte, um das Matt in 10 von Nakamura abzuwehren und auch Giri lies seine Zeit in einer ziemlich hoffnungslosen Stellung ablaufen.

Das Gespräch zwischen Giri und Carlsen nach der Partie hätten wir nur zu gerne mitgehört! Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Dann richteten sich alle Augen auf den Showdown zwischen Nakamura und Carlsen, aber dieser dauerte nur 21 Züge und endete mit einem Remis. Da kein Spieler aus dem Verfolgerfeld gewinnen konnte, behielten die beiden damit auch die gemeinsame Tabellenführung.

Runde neun war eine relativ ruhige Runde mit Remis an den ersten vier Brettern, aber dies war nur die Ruhe vor dem Sturm.

In der zehnten Runde konnte Mamedyarov gegen Carlsen im 28. Zug einen Bauern gewinnen und der Weltmeister musste eine schwierige Stellung verteidigen. In einer gewonnenen Stellung übersah der Aserbaidschaner dann aber ein Dauerschach, das Carlsen sofort entdeckte und sich damit einen halben Punkt sichern konnte.

Nachdem beide Führenden drei Partien in Folge remisiert hatten, waren sie von Dubov und Haik Martirosyan eingeholt worden.

Da die Spieler im Laufe des Tages ermüdeten, stieg die Remisquote und Carlsen gab sich auch gegen Dubov mit einem Remis zufrieden. Da Nakamura zeitgleich gegen Martirosyan gewinnen konnte, hatte das Turnier nach 11 Runden erstmals einen alleinigen Tabellenführer.

Mit seinem Sieg gegen Vladimir Fedoseev konnte Nakamura dann seinen Vorsprung auf einen ganzen Punkt ausbauen. Das ist auch unsere Partie des Tages und Großmeister Rafael Leitao erklärt uns, was hier genau passiert ist.

Obwohl Nakamura bei der Weltmeisterschaft im Schnellschach keine wirkliche Rolle gespielt hatte, muss angemerkt werden, dass der Schach960-Weltmeister dort keine einzige Partie verloren hat. Nicht nur deshalb ist es jetzt der absolute Top-Favorit auf den Titel.

FIDE Blitz-Weltmeisterschaft 2022 | Die Tabelle nach 12 Runden (Top 20)

# Land Titel Name Rating Punkte
1 GM Hikaru Nakamura  2909 10
2 GM Anish Giri  2792 9
3 GM Magnus Carlsen  2830 9
4 GM Daniil Dubov  2792 9
5 GM Haik Martirosyan  2745 9
6 GM Richard Rapport  2654 9
7 GM Vladimir Fedoseev  2733 8.5
8 GM Vladislav Artemiev  2803 8.5
9 GM Raunak Sadhwani 2657 8.5
10 GM Aleksandr Shimanov  2605 8.5
11 GM Maxim Matlakov  2674 8.5
12 GM Jules Moussard  2606 8.5
13 GM ian Nepomniachtchi  2782 8.5
14 GM Denis Lazavik  2484 8
15 GM  Jan-Krzysztof Duda 2773 8
16 GM Shakhriyar Mamedyarov  2733 8
17 GM Vincent Keymer  2600 8
18 IM Mukhiddin Madaminov  2333 8
19 GM Nihal Sarin 2702 8
20 GM Dmitry Andreikin  2735 8

Die gesamte Tabelle findet Ihr hier

Alle Partien vom Donnerstag

Damen

Bei den Damen sind gleich 4 ehemalige Blitz-Weltmeisterinnen am Start. Neben Titelverteidigerin Bibisara Assaubayeva sind dies die Großmeisterinnen Kateryna Lagno, Valentina Gunina und Nana Dzagnidze.


Die Überraschungs-Weltmeisterin von 2021: Bibisara Assaubayeva. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Ähnlich wie bei der Schnellschach-WM erlebte Kateryna Lagno einen Fehlstart und verlor mit Weiß gegen WGM Gulrukhbegim Tokhirjonova. Den Mitfavoritinnen Humpy Koneru und Alexandra Kosteniuk erging es nicht besser und beide mussten ihren um über 200 Elo-Punkte schwächeren Gegnerinnen zum Sieg gratulieren.

Bei den Damen kam es in der ersten Runde zu vielen Favoritenstürzen. Foto: Chess-Results.com.

Die Überraschungen gingen weiter und nachdem Elina Danielian in der dritten Runde gegen Aleksandra Goryachkina gewonnen hatte, war keine Spielerin der Top 5 der Setzliste an der Tabellenspitze zu finden. Goryachkina hatte eigentlich schon ein Matt in 11 auf dem Brett, aber ein schrecklicher Fehler im 47. Zug warf die Partie komplett in die Tonne.

In der fünften Runde revanchiert sich die 21-jährige Shuvalova bei Danielian für die Niederlage ihrer Landsmännin und übernahm damit die Tabellenführung, die sie durch weitere Siege gegen Dzagnidze und Harika Dronavalli auch verteidigte. Nur eine Niederlage gegen Gunina bremste Shuvalovas Lauf, aber die ehemalige Nummer 1 der U21-Weltrangliste beendete den Tag trotzdem an der geteilten Tabellenspitze und mit einer Elo-Leistung von 2613.

Guninas Lauf an die Tabellenspitze war vielleicht sogar noch beeindruckender als der ihrer jungen Landsmännin, denn sie hat sich ihre 7.5 Punkte ohne eine einzige Niederlage erspielt. In der 10 Runde steht Gunina allerdings mit Kosteniuk eine schwere Aufgabe bevor.

In der 10. Runde wartet Kosteniuk auf Gunina. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Bibisara Assaubayeva schien 8 Runden lang in der Lage zu sein, ein gehöriges Wort bei der Titelvergabe mitsprechen zu können, aber dann verlor sie gegen Neu-Großmeisterin Elisabeth Päthz und fiel dadurch 1.5 Punkte hinter das Führungsduo zurück. Elli hingegen hat sich durch diesen Sieg eine sehr gute Ausgangslage für den Freitag erspielt.

Blitz-Weltmeisterschaft der Damen 2022 | Die Tabelle nach der 9. Runde (Top 20) 

# Land Titel Name Rating Punkte
1 IM Polina Shuvalova  2361 7.5
2 GM Valentina Gunina  2368 7.5
3 GM Tan Zhongyi 2510 7
4 GM Aleksandra Goryachkina  2484 7
5 GM Alexandra Kosteniuk  2469 7
6 GM Dronavalli Harika  2407 6.5
7 GM Nana Dzagnidze  2416 6.5
8 GM Elisabeth Paehtz  2396 6.5
9 GM Elina Danielian  2331 6
10 IM Tania Sachdev 2309 6
11 IM Lela Javakhishvili  2364 6
12 IM Bibisara Assaubayeva  2404 6
13 GM  Kateryna Lagno 2522 6
14 IM Ulviyya Fataliyeva  2322 6
15 IM Gunay Mammadzada  2383 6
16 WGM Teodora Injac  2316 6
17 IM Sarasadat Khademalsharieh  2431 6
18 IM  Inna Gaponenko 2291 6
19 IM Rout Padmini  2298 6
20 WIM  Nazerke Nurgali 2067 5.5

Die gesamte Tabelle findet Ihr hier

Alle Partien vom Damenturnier

Die FIDE Weltmeisterschaft im Blitzschach wird am 29. und 30. Dezember in der kasachischen Hauptstadt Almaty ausgetragen. Neben dem Titel geht es um ein Preisgeld in Höhe von $350.000 im Open und $150.000 bei den Damen.

Titelverteidiger sind Maxime Vachier-Lagrave bei den Herren und Bibisara Assaubayeva bei den Damen.


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