Nepomniachtchi besiegt Aronian in einem Speed Chess Krimi
Ian Nepomniachtchi wehrte im letzten Drittel durch trickreiche Bulletschachzüge eine Aufholjagd von Levon Aronian ab, und steht damit im Viertelfinale wo er auf Sergey Karjakin treffen wird. Am Anfang des Duells war es aber Aronian, der ganz klar dominierte. Ein hervorragendes Zeitmanagement, trickreiche Züge in Zeitnot und (unglücklicherweise) das bessere Internet brachten aber Nepomniachtchi auf die Siegerstrasse.
Für Aronian war es nach der Autratniederlage im letzten Jahr gegen Alexander Grischuk bereits das zweite Erstrundenaus in Folge.
Aronian ist bis jetzt ganz klar der Spieler des Jahres. Der Sieger des Altibox Norway Chess Turniers, der Grenke Chess Classi, und des Saint Louis Rapid & Blitz Turniers hat gerade wieder über die magische ELO von 2800 überschritten. Wir er es seinen Fans versprochen hatte, ist er nach einem schwachen 2016 stark zurückgekommen. Und dann heiratet Aronian noch seine Verlobte, WIM Arianne Caoili im September. 2017 ist ganz klar das Jahr des Armeniers!
Nepomniachtchi hingegen hat 2017 schon einige Hochs und Tiefs erlebt. Er begann das Jahr als Nummer 11 der Weltrangliste aber anstatt sich in den Top 10 zu etablieren fiel er auf Platz 21 zurück. Alexander Morozevich bezeichnet ihn zwar als einen der talentiertesten Schachspieler der Welt, aber viele unterstellen ihm Disziplinlosigkeit. Für viele war dieser Vergleich das interessanteste Achtelfinale überhaupt.
Aronian greift an
Das Achtelfinale began mit einem umkämpfen Remis, in dem beide Spieler bereits zeigten, dass sie um jeden einzelnen Punkt kämpfen wollten. Die zweite Partie gewann Aronian klar und übernahm damit erstmals die Führung. "Nepo" schlug aber sofort zurück, indem er in der dritten Partie Aronians Angriff am Königsflügel zurückschlug.
Die vierte Partie endete wieder mit einem der wenigen Remis und in der fünften schlug Aronian dann erneut zu. Dies sollte auch sein schnellster Sieg überhaupt werden, denn Nepo gab nach dem Angriff Lf4 und h4-h5, den GM Simon Williams schon angekündigt hatte, auf, und verhinderte dadurch ein wunderschönes Matt.
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— Simon Williams (@ginger_gm) August 23, 2017
Der Autor ist sich nicht sicher wann dieses Lächeln von Aronian festgehalten wurde, aber es könnte genau in diesem Moment geschehen sein...
I think Levon is enjoying this. #SpeedChess pic.twitter.com/TSrME656F7
— Dan (@AntonSquaredMe) August 23, 2017
Ich glaube Levon hat gerade Spass.
--- Dan
Auf Aronians dritten Sieg folgte wieder ein Remis und danach sahen wir einen der sehenswertesten Siege Nepomniachtchi's. Dann war aber das erste Drittel vorbei und es stand die Schach960 Partie an, die dieses Drittel endgültig abschloß. Nepo hatte diese Partie eigentlich absolut unter Kontrolle aber dann übersah er eine Falle Aronians (der ja für seine Fallensteller Künste bekannt ist) und geriet schwer in Bedrängnis.
Aber was wäre eine Blitzpartie ohne überraschende Wendungen? Ein eigentlich natürlich aussehender Turmzug brachte genau diesen in Schwierigkeiten und Nepo konnte die Partie doch noch gewinnen und seinen Rückstand damit auf einen Punkt verkürzen.
Ergebnis: 5|2 Bedenkzeit
Player | FED | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | Final |
Ian Nepomniachtchi | ½ | 0 | 1 | 0 | ½ | 0 | 0 | ½ | 1 | 1 | 4.5 | |
Levon Aronian | ½ | 1 | 0 | 1 | ½ | 1 | 1 | ½ | 0 | 0 | 5.5 |
Das Internet Intermezzo
Durch die beiden Siege in Folge war das Momentum am Anfang des zweiten Drittels sicher auf Neops Seite, aber Aronian zeigte sich unbeeindruckt und hatte in den ersten Partien des zweiten Drittels gute Siegchancen, bis in einer Stellung, die sehr nach einem Remis ausgesehen hatte, plötzlich seine Internetverbindung verlor. Er verlor diese Partie auf Zeit, und da er die Verbindung nicht bis zum Start der nächsten Partie wieder herstellen konnte, wurde ihm ein weiterer Punkt abgezogen. Danny Rensch hat zu diesem Vorfall eine Stellungsnahme abgegeben, und hier sind die wichtigsten Auszüge davon:
"Ist ein Spieler zum Partiebeginn nicht online oder nicht auf Chess.com/live eingeloggt, läuft seine Zeit, und er verliert die Anzahl der Partien, die er verpasst."
".....Verliert ein Spieler eine Partie auf Zeit, weil seine Internetverbindung zu langsam ist oder unterbrochen wurde ist die Partie verloren. Alle Spieler ...... sind für ihre Internetverbindung selbst verantworlich."
Völlig frustriert verlor Aronian dann auch seine nächsten beiden Partien. Nepomoniachtchi hatte somit, mit Glück und Geschick (und der Hilfe der Schachgöttin Caissa), einen 3 Punkte Rückstand in eine 3 Punkte Führung verwandelt.
RT chesscom "RT Jyotirm40901801: #speedchess Anna_Chess pic.twitter.com/sxirb8PYXk"
— FastChess (@FastChess) August 23, 2017
Nachdem Aronian kämpferisch mit einem Sieg zurückkam gewann Nepo eine der aufregendsten Partien des Abends. Er opferte seine Dame und überspielte danach mit seinem Läuferpaar Aronians Königin.
Dann folgten, zum einzigen Mal in diesem Achtelfinale, zwei Remis in Folge, aber Aronian gewann die Schach960 Partie und verkürzte seinen Rückstand damit auf 2 Punkte.
Ergebnis: 3|2 Bedenkzeit
Player | FED | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | Final |
Ian Nepomniachtchi | 1 | 1F | 1 | 1 | 0 | 1 | ½ | ½ | 0 | 6 | |
Levon Aronian | 0 | 0F | 0 | 0 | 1 | 0 | ½ | ½ | 1 | 3 |
Zeitnot und Maus-Slipps
Auf einen Auftaktsieg von Nepo im Bulletschach gewann Aronian die wohl verrückteste Partie, die wir in der Geschichte der Speed Chess Meisterschaft erlebt haben. In einer komplett gewonnenen Stellung mit einer Mehrdame auf dem Brett unterlief Aronian ein Maus-Slip der seine Dame einstellte. Nepo nahm ohne nachzudenken diese Dame und übersah dabei ein Matt in 1! Das erlaubte Aronian widerum Nepos Turm und damit die Partie zu gewinnen.
Von den nächsten drei Partien gewann Aronian zwei durch schöne Endspiele und Nepo eine mit einem Schachmatt und damit war das Duell wieder spannend geworden.
Aronian beste Chance auf einen Ausgleich vergab er aber, da er mit nur noch Sekunden auf der Uhr einen hängenden Läufer übersah. Überhaupt hatte Aronian im Bulletschach große Zeitprobleme. Meistens hatte er die bessere Stellung aber weniger Zeit und mit nur etwas mehr Bedenkzeit hätte er einige Partien mehr gewonnen.
Nepo gewann dann wieder eine Partie und da das Achtelfinale kurz vor dem Ende stand, musste Aronian jetzt gewinnen. In der vorletzten Partie erreichte er zwar die Komplikationen die er haben wollte, aber einmal mehr geriet er in Zeitnot, und der erfahrene Bulletspieler Nepomoniachtchi trickste den Armenier mit einer eigentlich sinnlosen, aber überraschenden Damenumwandlung aus, denn diese kostete Aronian die entscheidenden Sekunden auf der Uhr.
Aronian gewann die letzte Partie nach einem wunderschönen Turmopfer durch Schachmatt im 23 (!) Zug, aber der Gesamtsieg stand leider schon vor dieser Partie fest.
Ergebnis: 1|1 Bedenkzeit
Player | FED | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | Final |
Ian Nepomniachtchi | 1 | 0 | 0 | 1 | 0 | ½ | 1 | 1 | 0 | 4.5 | |
Levon Aronian | 0 | 1 | 1 | 0 | 1 | ½ | 0 | 0 | 1 | 4.5 |
Nepomniachtchi zieht damit ins Viertelfinale ein wo er auf Sergey Karjakin trifft. Die beiden sind eng befreundet und haben schon zusammen für die Blitz Weltmeisterschaft trainiert. Vielleicht wissen nur die beiden selbst, wer der stärkere Blitzer ist, aber nach Karjakins wahnsinns Leistung beim Blitzturnier von St. Louis ist er für uns der Favorit.
Wollt Ihr noch mehr Speed Chess Action? Das Achtelfinale Fabiano Caruana gegen Hou Yifan findet bereits heute Abend statt!
Habt ihr die Live-Übertragung verpasst? Dann könnt ihr euch die komplette Aufzeichung mit Kommentaren der IMs Danny Rensch und Anna Rudolf hier ansehen.
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Für seinen Sieg erhält Nepo nun $1,000. Weitere $1,000 wurden zwischen den beiden Spierlen anhand der erzielten Punkte aufgeteilt. Nepo bekommt also insgesamt $1,535.71 (und die Möglichkeit noch mehr Preisgeld zu gewinnen) während Aronian immerhin noch $464.29 erhält.