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Nona Gaprindashvili verklagt Netflix wegen angeblicher Verleumdung im "Damengambit"
Nona Gaprindashvili, 1975. Foto: Hans Peters/Dutch National Archives.

Nona Gaprindashvili verklagt Netflix wegen angeblicher Verleumdung im "Damengambit"

PeterDoggers
| 4 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Großmeisterin Nona Gaprindashvili hat gegen Netflix eine Klage wegen "Verletzung der Privatsphäre, Rufschändung und Verleumdung" eingereicht, weil ein Satz in der Erfolgsserie "Das Damengambit" fälschlicherweise behauptet, sie habe nur gegen Frauen gespielt.

Die fünfte Damen-Weltmeisterin fordert für "eine verheerende Unwahrheit, die ihre Leistungen vor einem Millionenpublikum untergräbt und herabsetzt" über fünf Millionen Dollar Schadenersatz.

In der Klage geht es um einen Satz in der letzten Folge der äußerst erfolgreichen Serie, die Anfang dieses Jahres zwei Golden Globes gewonnen hat und die bei den Emmy Awards 2021 am Sonntag voraussichtlich mehrere Preise gewinnen wird.

Während die Hauptfigur ein Turnier in Moskau spielt, sagt ein Kommentator: "Das einzig Ungewöhnliche an ihr ist wirklich ihr Geschlecht, und selbst das ist in Russland nicht besonders ungewöhnlich. Da gibt es auch Nona Gaprindashvili, aber die ist Damen-Weltmeisterin und hat noch nie gegen Männer gespielt."

Dies ist jedoch so weit von der Wahrheit entfernt, dass es sogar etwas ironisch klingt. Die heute 80-jährige Gaprindashvili, die noch immer in Seniorenturnieren spielt, war tatsächlich die erste weibliche Spielerin überhaupt, die sich 1978 den "allgemeinen" Großmeistertitel erspielen konnte. Die georgische Schachlegende war aber nicht nur 16 Jahre lange Weltmeistertitel der Damen (1962-1978), sondern spielte auch oft in offenen Turnieren und traf dort auf viele Männer, darunter auch drei Weltmeister: Mikhail Tal, Boris Spassky und Viswanathan Anand.

In ihrer Berichterstattung über die Klage erwähnt die New York Times, dass sie 1968 einen Artikel mit der Schlagzeile "Schach: Frau Gaprindashvili gewinnt in einem starken Turnier gegen 7 Männer" veröffentlicht hatten.

Nona Gaprindashvili
Nona Gaprindashvili. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die Zeitung zitiert Gaprindashvili aus in einem kürzlich von ihren Anwälten arrangierten Videointerview, das in georgischer Sprache geführt und von ihrem Enkel ins Englische übersetzt wurde: "Sie versuchten, diese fiktive Figur zu schaffen, die anderen Frauen den Weg ebnete, während ich in Wirklichkeit diesen Weg bereits geebnet und Generationen inspiriert hatte... Es war eine beleidigende Erfahrung. Das war mein ganzes Leben, das einfach gelöscht wurde, als ob es nicht wichtig wäre."

Interessanterweise steht in dem 1983 erschienenen Roman The Queen's Gambit von Walter Tevis, auf dem die Serie weitgehend basierte, wirklich nicht, dass Gaprindashvili noch nie gegen Männern gespielt hat. Tatsächlich steht sogar in dem Buch: "Es gab diese Nona Gaprindashvili, nicht zwar nicht auf dem Niveau dieses Turniers, aber schon gegen all diese russischen Großmeister gespielt hatte."

Die 25-seitige Klage, die hier online einsehbar ist, basiert auf der Behauptung, dass Beth Harmons Charakter „offensichtlich auf die Errungenschaften von Gaprindashvili zurückgreift“: „Harmon ist in vielerlei Hinsicht eine amerikanisierte und fiktionalisierte Version des echten georgischen Wunderkindes, das in den 1960er Jahren als Erstes die Geschlechtsbarrieren durchbrochen und gegen männliche Spitzenspieler gewonnen hat."

Das Damengambit wurde bereits im ersten Monat nach seiner Veröffentlichung von über 62 Millionen Haushalten gesehen. Auch wegen dieses großen Erfolgs behauptet die Klage, dass der Satz, dass sie "niemals gegen Männern gespielt habe", Gaprindashvilis Ansehen großen Schaden zufügte:

"Die falschen Aussagen haben Gaprindashvili persönliche Demütigung, Kummer und Qualen bereitet, sowie Einnahmenverluste in ihrer nach wie vor bestehenden Fähigkeit, ihren beruflichen Lebensunterhalt in der Schachwelt zu bestreiten, verursacht. Der Klägerin entstanden dadurch Vermögensschäden durch entgangenen Gewinne von nicht weniger als 75.000 US-Dollar. Der Schadenersatz für die zerstörte Reputation  wird mit 5.000.000 US-Dollar beziffert.

Der Produzent der Serie hat folgendes Statement abgegeben: "Netflix hat nur größten Respekt vor Frau Gaprindashvili und ihrer illustren Karriere, aber wir glauben, dass ihre Behauptung unbegründet ist und werden uns in diesem Fall energisch verteidigen."

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Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

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