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Norway Chess: Caruana und Gukesh besiegen die Nummer 1 und 2 der Welt

Norway Chess: Caruana und Gukesh besiegen die Nummer 1 und 2 der Welt

AnthonyLevin
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Fabiano Caruana und Gukesh D konnten in der Auftaktrunde des Norway Chess 2023 ihre Partien gegen Magnus Carlsen und Alireza Firouzja gewinnen und führen damit die Tabelle mit jeweils 3 Punkten an.

Nach Remis in den klassischen Partien konnten dann auch Anish Giri, Shakhriyar Mamedyarov und Wesley So ihre Gegner Nodirbek Abdusattorov, Aryan Tari und Hikaru Nakamura im Armageddon besiegen und sicherten sich damit jeweils 1.5 Punkte, während die Verlierer der Armageddonpartien den Tag mit einem Punkt beendeten.

Die zweite Runde des Norway Chess beginnt heute, am Mittwoch, dem 31. Mai um 17.00 Uhr

Wollt Ihr das Turnier live verfolgen?
Wir übertragen das Norway Chess 2023 von Anfang bis Ende auf Chess.com/TV, Twitch und YouTube.com/ChesscomLive. Alle Partien findet Ihr auf unserer Event-Seite.
Hier ist die Aufzeichnung der gestrigen Übertragung:

Kommentatoren: Judit Polgar, David Howell und Jovanka Houska.

Das Turnier in Stavanger ist seit 2013 ein fester Bestandteil des jährlichen Terminkalenders der besten Schachspieler der Welt und seit 2019 sorgt das spezielle Format, bei dem die Spieler 3 Punkte für einen Sieg bekommen und im Falle eines Remis ein Armageddon über den Sieger entscheidet, für zusätzliche Spannung.

Hier die Punktevergabe ganz übersichtlich:

Außerdem ist es verboten, dem Gegner vor dem 30. Zug ein Remis zu bieten.

Stavanger. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

In diesem Jahr konnten die Organisatoren des Norway Chess erneut ein illustres Feld etablierter und aufstrebender Stars zur Reise nach Stavanger animieren. Carlsen, die Nummer eins der Welt, hofft auf seinen sechsten Titel (und den fünften in Folge) und da auch Hikaru Nakamura am Start ist, wird es zur Lieblingspaarung der Fans kommen. Dieses Duell wird am Donnerstag in der dritten Runde stattfinden.

Obwohl der beliebte Streamer in Bezug auf klassisches Schach den berüchtigten Satz "Es ist mir sowas von egal" geprägt hat, hat er sich seit seiner Rückkehr nach einer zweijährigen Pause auf den fünften Platz der Weltrangliste gespielt.

Der 19-jährige Firouzja hat kürzlich durch seinen Sieg beim Superbet Chess Classic in Rumänien über Weltmeister Ding Liren seinen zweiten Platz in der Weltrangliste zurückerobert und er ist bei weitem nicht der einzige Spieler der nächsten Generation bei diesem Turnier. Aryan Tari (23), Gukesh (gestern 17 Jahre alt geworden) und der Gewinner des gestrigen Blitz-Events Abdusattorov (18) wollen es den "alten Hasen" ebenfalls zeigen.

Diese alten Hasen sind Giri (der Sieger des Tata Steel Chess 2023), Caruana (der Sieger des Superbet Chess Classic Romania 2023), So und Mamedyarov (obwohl deren Durchschnittsalter auch nur 31 Jahre beträgt). Giri, Caruana und So sind ebenfalls auf den ersten 10 Plätzen der Weltrangliste zu finden und nur der Supertaktiker Mamedyarov ist kürzlich auf Platz 17 abgerutscht.

Am Montag stand Blitzschach auf dem Programm. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Nachdem am Montag die Paarungen der heutigen Runde "ausgeblitzt" wurden, kommen wir aber jetzt endlich zum Schach.

Caruana-Carlsen

Auch fünf Jahre nach ihrem Kampf um die Weltmeisterschaft 2018 ist dieses Duell so jung und erfrischend wie eh und je. Es war Carlsens erste klassische Partie seit dem Tata Steel Turnier im Jänner – und sie ging aus seiner Sicht völlig daneben.

Fabiano Caruana (links) und Magnus Carlsen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Vielleicht inspiriert von Dings Eröffnungswahl in der siebten Partie der jüngsten Weltmeisterschaft, entschied sich Carlsen für die französische Verteidigung. Er hatte sie aber auch in mehreren Online-Partien in letzter Zeit gespielt.

"Ich war davon schon etwas überrascht, aber nicht so überrascht, dass ich überrascht gewesen wäre", sagte Caruana nach der Partie über die Eröffnung.

Im Mittelspiel waren Carlsens Figuren auf den Damenflügel konzentriert, aber dort etwas festgefahren. Mit dem Zug 22.f5 drohte Caruana dann Carlsens Turm zu fangen und öffnete die Stellung.

Danach hatte Caruana die klar bessere Stellung, aber seine Bedenkzeit wurde knapp. Im 32. Zug hatte er weniger als 10 Minuten Zeit auf der Uhr und er musste noch weitere acht Züge spielen, um wenigstens ein Inkrement von 10 Sekunden nach jedem Zug zu bekommen. "Es war eine sehr harte Partie, vor allem wegen der Bedenkzeit", sagte er nach dem Duell. Mit seinem taktischen Schlag 32.Sd7 war er "sehr zufrieden" und er dachte, dass Carlsen den (einzigen) Gewinnzug 34.Te5 übersehen haben musste. Zwei Züge später gab Carlsen auf.

Durch diesen Sieg ist Caruana auch an Ian Nepomniachtchi in der Weltrangliste vorbeigezogen und Großmeister Rafael Leitao hat diese Partie für uns analysiert.

Und "The Big Greek" hat sich diese Partie ebenfalls ganz genau angesehen und erklärt und die Züge der beiden:

So-Nakamura

In dem rein amerikanischen Duell setzte Nakamura mit der Berliner Verteidigung auf die vielleicht solideste Eröffnung, die es gibt und brachte im 10. Zug die Neuerung Se8 auf das Brett. Dies war die ausgeglichenste klassische Partie und die Spieler steuerten geradewegs auf das Armageddon zu.

Auf die Frage nach der normalerweise trockenen Natur von Partien gegen Nakamura antwortete So: "Ja, das ist ein Problem. Wahrscheinlich, weil wir in unserer Karriere schon so oft gegeneinander gespielt haben … Wir haben ein sehr ähnliches Eröffnungsrepertoire mit Schwarz und spielen beide die Berliner Verteidigung. Da ist es nicht so einfach, frische Ideen zu finden."

Im Armageddon hätte So die weißen Figuren und 10 Minuten gegen Nakamuras sieben Minuten und erst nach dem 40. Zug bekamen die Spieler ein Inkrement von einer Sekunde pro Zug.

Nakamura schien zumindest auf dem Weg zum Ausgleich zu sein. Im 20. Zug war er bereits kurz davor, einen Vorteil zu haben und Caruana, der zu den Kommentatoren gestoßen war, war zuversichtlich, dass Nakamura die Stellung halten würde.

Wesley So. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Im Endspiel hatte So das Ungleichgewicht eines Springers gegen drei Bauern und nach einem geschickten Zug von So stellte Nakamura einen seiner Bauern ein. Obwohl die Engine behauptet, er hätte die Stellung bis kurz vor Schluss noch halten können, war das in einer praktischen Partie fast unmöglich. Mit vier Sekunden auf der Uhr gab er auf.

Nach der Partie sprach So auch über seine Rivalität mit Nakamura im Online-Schach: "Ich freue mich sehr, Hikaru geschlagen zu haben … Er hat mich allein in diesem Jahr schon mehrere Male besiegt. Ich glaube, er hat mich bereits in vier Partien geschlagen, sowohl online als auch offline."

Hier erklärt uns Hikaru Nakamura die beiden Partien aus seiner Sichtweise:

Firouzja-Gukesh

Firouzja ist die Nummer 2 der Welt und deshalb kann man ihn sicher nicht mehr als "aufgehenden Stern am Schachhimmel" bezeichnen, aber für Gukesh trifft diese Bezeichnung noch durchaus zu. Mit gerade einmal 17 Jahren ist er bereits hinter Viswanathan Anand die Nummer zwei Indiens und die Nummer 15 der Welt und am Dienstag konnte er eben diese Nummer 2 der Welt besiegen.

Das einzige bisherige klassisches Duell beim 25. Abu Dhabi Masters konnte Firouzja gewinnen, aber das war im Jahr 2018. Nach der Partie sagte Gukesh: "Ich wollte heute solide spielen, um das Blitzturnier zu vergessen und um mit einer guten Laune in das Turnier zu starten." Gute Laune wird er nach diesem Sieg ganz sicher haben!

Gukesh D. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Der natürlichste Zug ist im Schach nicht immer der beste. Firouzja verpasste erstmals im 20. Zug eine Chance und spielte den natürlichen Zug 20.Sxd4, anstatt mit 20.Lxh6 Material zu gewinnen.

Bald wurde aus der Stellung ein taktisches Chaos und Firouzja spielte erneut den natürlichsten Zug 28.Lxe6. Gukesh identifizierte diesem Zug als den entscheidenden Fehler. "Er hätte Se4 spielen können und ich vermute, dass Schwarz danach einfach etwas besser steht."

Firouzjas Zug entpuppte sich als entscheidender Tempoverlust und die schwarze Initiative überrollte ihn wie eine Gewitterwolke.

Abdusattorov-Giri

Bislang endeten alle fünf klassischen Partien zwischen diesen beiden Spielern Remis, was aber nicht an mangelnder Anstrengung lag. Diese sechste klassische Partie machte da keinen Unterschied, aber das Armageddon sorgte dafür, dass es einen Sieger geben musste. Und das war Giri.

Über diesem Duell hing noch der Schatten des Tata Steel Turniers 2023, als Giri am letzten Tag Abdusattorov den Turniersieg gestohlen hat. Aber wie Giri im Interview betonte, dauert die Rivalität schon länger an: "Ich glaube, er hat mich 2021, als er noch ein kleiner Junge war, aus dem Weltcup geworfen und bei Quali zur Schach960 WM im letzten Jahr hat er mich auch besiegt ... Und ich glaube, ich habe gegen ihn auch bei einigen Chess.com-Events gespielt."

"Das Blitzturnier gestern hat mir wirklich meine Laune verdorben und ich hatte gehofft, sie heute mit ein paar guten Partien zurückbekommen zu können", sagte Giri am Ende des Tages.

Die klassische Partie begann mit einem Damengambit und endete für Giri mit einem Endspiel mit Mehrbauern, das er aber nicht gewinnen konnte.

Hinterher sagte er: "Vielleicht bin ich irgendwo etwas nachlässig geworden", fügte aber hinzu, dass sich der usbekischen Großmeister auch sehr gekonnt verteidigt hatte.

Anish Giri. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Im Armageddon überraschte der Holländer seinen Gegner mit einem Bauernopfer im 11. Zug.

Wenn er den brillanten Zug 16.c5 gefunden hätte, hätte der Usbeke die Partie vielleicht gewinnen können, aber das war seine einzige Chance auf einen Sieg in der gesamten Partie. Um den 30. Zug herum geriet er dann in eine schlechtere Stellung und im 35. Zug lief er in eine Taktik und gab auf.

Mamedyarov-Tari

Obwohl sie schon eine Handvoll Online-Partien gegeneinander gespielt haben, trafen diese Spieler zum ersten Mal in einer klassischen Partie aufeinander. Diese Partie endete Remis und Mamedyarov gewann das Armageddon.

Mamedyarovs Zug 1.c4 führte zur Tarrasch-Variante des abgelehnten Damengambits und auf das starke Manöver 10...Tb6, das die natürliche Fortsetzung ...b5 signalisierte, fand der Aserbaidschaner keine angemessene Antwort. Obwohl er aus der Eröffnung heraus schlechter stand, schaffte er es, die Notbremse zu ziehen und ein Remis zu retten.

Der aserbaidschanische Großmeister kehrte kampfbereit in das Armageddon zurück. Seine gewalttätigen Absichten wurden deutlich, als er 6.g4!? spielte und einen Bauern für den Angriff opferte.

Nach dem Match drückte er seine Strategie mit einfachen Worten aus: "Wenn man auf Sieg spielen will, muss man einfach alles opfern."

Shakhriyar Mamedyarov. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

In einer komplizierten Stellung mit Rochaden auf verschiedene Seiten manövrierten die Spieler eine Zeit lang hin und her und der entscheidende Fehler kam im 22. Zug. Einen Zug später wurde klar, dass Tari seine Dame verlieren würde und mit einer Dame mehr hatte Mamedyarov keine Probleme, die Partie zu gewinnen.

Nach der Partie gab Mamedyarov offen zu, dass Tari in der klassischen Partie besser gestanden war und dass der Sieg im Armageddon daher ein gutes Ergebnis sei.

Die Ergebnisse der 1. Runde

Die Paarungen der 2. Runde

Brett Elo Weiß Schwarz Elo
1 2732 Gukesh D Hikaru Nakamura 2775
2 2853 Magnus Carlsen Wesley So 2760
3 2768 Anish Giri Fabiano Caruana 2764
4 2642 Aryan Tari Nodirbek Abdusattorov 2731
5 2785 Alireza Firouzja Shakhriyar Mamedyarov 2738

All Games - Round 1


Das Norway Chess 2023 ist ein Rundenturnier im norwegischen Stavanger für 10 eingeladene Spieler. Die Spieler bekommen 3 Punkte für einen Sieg und einen Punkt für ein Remis. Im Falle eines Remis wird aber eine Armageddonpartie gespielt, bei der ein weiterer halber Punkt vergeben wird.

Die Bedenkzeit der klassischen Partie beträgt 120 Minuten für die gesamte Partie. Ab dem 41. Zug bekommen die Spieler ein Inkrement von 10 Sekunden pro Zug. Im Armageddon beträgt die Bedenkzeit 10 Minuten für Weiß und 7 Minuten für Schwarz und ab dem 41. Zug bekommen die Spieler ein Inkrement von einer Sekunde pro Zug.


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NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

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