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Die Norway Gnomes und die Levitov Chess Wizards gewinnen ihre Auftakt-Matches

Die Norway Gnomes und die Levitov Chess Wizards gewinnen ihre Auftakt-Matches

JackRodgers
| 2 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Bei der Pro Chess League standen am Mittwoch zwei weitere interessante Duelle auf dem Programm.

Die Levitov Chess Wizards profitieren vor allem von der starken Leistung von Denis Lazavik und besiegten Garden State Passers mit 10-6.

Die Norway Gnomes und die Spanish Maniac Squids mussten, nachdem es nach den regulären 16 Partien 8-8 gestanden hatte, in die Verlängerung und dort entschied ein herzzerreißender Fehler von Miguel Santos Ruiz das Duell zugunsten des Teams aus Norwegen.

Die Pro Chess League wird heute, am Donnerstag, dem 16. Februar, um 16.30 Uhr mit dem Duell MGD1 gegen Blitz fortgesetzt und direkt im Anschluss spielen dann die Berlin Bears gegen die Gotham Knights mit Hikaru Nakamura.

So könnt Ihr zusehen
Wir übertragen die Pro Chess League 2023 mit Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien des Turniers findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Hier könnt Ihr Euch die Übertragung vom Mittwoch nochmal ansehen:

Kommentatoren: Daniel Naroditsky und Tania Sachdev.


Levitov Chess Wizards 10 - 6 Garden State Passers

Als letzte Woche die Aufstellungen der Pro Chess League bekannt gegeben wurden, wurde schnell klar, dass die Wizards eines der besten Teams zusammengetrommelt hatten. In ihren Reihen befinden sich nicht nur etablierte Großmeister wie Shakhriyar Mamedyarov, Daniil Dubov und Alexey Sarana, sondern auch die Gewinnerin des FIDE Grand Prix in München, Alexandra Kosteniuk, und die dreifache Damen-Europameisterin Valentina Gunina. 

Damit stehen die Wizards aber auch jede Woche vor der schwierigen Aufgabe, eine Mannschaft aus vier Spielern zusammenzustellen, deren durchschnittliche Elo unter den erforderlichen 2550 liegt. Die Auswahl, die sie gestern getroffen hatten, war allerdings schon mal ein voller Erfolg.

Mit einer solchen Mannschaft könnten die Wizards auch bei einer Schacholympiade antreten!

Die Aufstellung von Lazavik, der zufällig auch der am schlechtesten bewertete männliche Spieler im Team ist, erwies sich als strategische Meisterleistung für die Wizards. Er erspielte seinem Team im Laufe des Abends 3.5 Punkte und wie toll er in Form war, bekam Gadir Guseinov gleich in der ersten Runde zu spüren.

Zur 3-1 Führung der Wizards nach der ersten Runde trug auch David Paravyans Sieg gegen Alexander Lenderman bei. Der aufregendste Moment der ersten Runde war aber, als WIM Trisha Kanyamarala eine Gelegenheit verpasste, Mamedyarovs Dame zu gewinnen.

Da die Garden State Passers ohne einen wirklichen Superstar antraten, musste die Mannschaft zum Star werden. Sam Sevian wurde dieser Aufgabe absolut gerecht und erspielte für seine Mannschaft überragende 3.5 Punkte.

Sam Sevian präsentierte sich in herausragender Form. Foto: Lennart Ootes/Saint Louis Chess Club.

In der zweiten Runde kam es zum Aufeinandertreffen von Sevian und Lazavik und wenn Sevian den Fehler seines Gegners im Bauernendspiel ausgenutzt hätte, wäre diese Runde nicht mit 2.5-1.5 an die Wizards gegangen.

Angesichts des 2,5-5,5-Rückstands mussten die Passers jetzt die dritte Runde gewinnen, um im Match zu bleiben. Sevian und Lenderman zogen alle Register und gewannen ihre jeweiligen Partien gegen Paravyan und Gunina. In einem Dame gegen Turm Endspiel zeigte Sevian seine tadellose Technik.

Für Schachromantiker war aber wohl das Angriffs-Feuerwerk, das Lenderman gegen Gunina abgebrannt hatte, der Höhepunkt dieser Runde.

Die 1.5 Punkte, die die Wizards in der dritten Runde gesammelt hatten, bedeuteten, dass die Passers die letzte Runde mit 3.5-0.5 gewinnen mussten, um das Match zu gewinnen und ein Ergebnis von 3-1 hätte zumindest eine Verlängerung erzwungen. Obwohl es  Sevian gelang, mit einer fabelhaften Angriffspartie gegen Mamedyarov zu gewinnen, kam es nicht zur großen Aufholjagd, denn die Wizards Paravyan, Lazavik und Gunina gewannen ihre Partien und damit hatten die Wizards mit 10-6 gewonnen.

Die Partie zwischen Sevian und Mamedyarov ist aber trotzdem unsere Partie des Tages und Großmeister Rafael Leitao hat sie für uns analysiert.

  

Spanish Maniac Shrimps 9.5 - 10.5 Norway Gnomes 

Das zweite Match des Tages veranlasste Kommentator Naroditsky zu der Behauptung, es sei "eine der verrücktesten halben Stunden in der Geschichte des Online-Schachs" gewesen.

Obwohl die erste Runde mit 2.5-1.5 an die Norweger ging, spielten die Shrimps und die Gnomes von Anfang an auf Augenhöhe. Nur der Sieg von Pranav Venkatesh über Ruiz machte in der ersten Runde den Unterschied:

In Runde zwei kehrten sich die Ergebnisse um, woraufhin Kommentatorin Sachdev voraussagte, dass es zu einem engen Match kommen könnte. Bonelli und Ruiz waren die beiden Gewinner auf Seiten der Shrimps, aber die aufregendste Partie der Runde spielten Salem Salah und Jose Ibarra, die nach einer tollen Taktik Remis endete.

Die dritte Runde ging dann wieder mit 2.5-1.5 an die Gnomes.

Pranav und Jose Ibarra gewannen ihre Partien gegen die jeweiligen Damen der anderen Mannschaft und Salah überspielte Ruiz mit den weißen Figuren. Der Sieg von Pranav war dramatisch, denn seine Gegnerin Karina Ambartsumova hätte die Chance gehabt, sich mit einem wirklich erstaunlichen Zug ein Remis zu sichern.

Wie schon in der zweiten Runde konnten die Shrimps den Rückstand auch in der vierten Runde wieder ausgleichen. Nachdem die beiden Damen Remis gespielt hatten und Bonelli den Shrimpos und Pranav den Gnomes einen Sieg gesichert hatten, hing alles an der letzten laufenden Partie zwischen Jones und Ruiz.

Die Shrimps mussten diese Partie unbedingt gewinnen, aber Ruiz fand sich in einem Turmendspiel wieder, dass er eigentlich nicht gewinnen konnte. Die griechische Schachgöttin Caissa hatte aber wohl andere Pläne und verführte Jones zu dem Zug Kc4. Nach Kc2 wäre die Stellung Remis gewesen, aber jetzt war sie komplett verloren!

Jones hatte aber keine Zeit, sich über die Niederlage zu ärgern, denn jetzt ging es in die Verlängerung.

Gawain Jones. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

In der Verlängerung werden die Partien der vierten Runde wiederholt. Allerdings mit vertauschten Farben und mit einer verkürzten Bedenkzeit von von 3+2.

Nach drei beendeten Partien stand es dann wieder 1.5-1.5 und es war nur noch eine Partie am Laufen: Jones gegen Ruiz.

Die Geschichte schien sich zu wiederholen, als der englische Großmeister erneut in einem ausgeglichenen Turmendspiel mit zwei Sekunden auf der Uhr einen Fehler machte. Jones musste seinen Turm für einen Bauern opfern und danach spielte Ruiz mit einem Turm und einem Bauern gegen zwei zwar verbundene, aber absolut ungefährliche Bauern von Jones.... und dann unterlief ihm ein Mouse-Slip und sein Turm war Geschichte!

Ohne den Turm war die Stellung für Ruiz hoffnungslos verloren und Ruiz gab nur einen Zug später auf.

Damit hatten die Gnomes das Match mit 10.5-9.5 gewonnen und auch Jones gab später zu, dass er so etwas in seiner Karriere noch nicht erlebt hatte.

Alle Partien

Die Pro Chess League (PCL) ist eine Online-Schachliga für Mannschaften aus der ganzen Welt. In diesem Jahr kämpfen 16 Teams um ihren Anteil am Preisfonds in Höhe von $150.000.

Das Turnier geht über den gesamten Februar und März und für Deutschland sind die Berlin Bears, die von Rasmus und Frederik Svane angeführt werden, am Start.


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