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Josefine Heinemann besiegt Nakamura - Aber es reicht nicht ganz für die Berlin Bears

Josefine Heinemann besiegt Nakamura - Aber es reicht nicht ganz für die Berlin Bears

AnthonyLevin
| 1 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Am Donnerstag standen in der Pro Chess League die Duelle zwischen Blitz und dem Team MGD1 und Gotham Chess gegen die Berlin Bears auf dem Programm und in beiden Duellen konnten sich die Favoriten nach spannenden Aufholjagden durchsetzen.

Die französische Mannschaft Blitz, die mit den beiden ehemaligen Blitz-Weltmeistern Alexander Grischuk und Maxime Vachier-Lagrave angetreten war, stand nach drei Runden am Rande einer Niederlage und konnte sich nur dank einer epischen vierten Runde in die Verlängerung retten - und gewann diese.

Die Berlin Bears gingen gegen die Gotham Knights völlig überraschend mit 3-1 in Führung und Hauptverantwortlich dafür war Josefine Heinemann, die in ihrer Auftaktpartie niemand geringeren als Hikaru Nakamura besiegen konnte. Die nächsten 3 Runden gingen dann aber allesamt an das amerikanische Team.

Die Pro Chess League geht heute, am Freitag, dem 17. Februar, um 16.30 Uhr weiter.

So könnt Ihr zusehen
Wir übertragen die Pro Chess League 2023 mit Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien des Turniers findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Hier könnt Ihr Euch die Übertragung vom Donnerstag nochmal ansehen:


Team MGD1 9.5 - 10.5 Blitz

Im ersten Duell am Donnerstag traf das Team MGD1, ein starkes rein indisches Team um den 19-jährigen Super-GM Arjun Erigaisi, auf das überwiegend französische Team Blitz, das mit Grischuk und Vachier-Lagrave zwei ehemalige Weltmeister im Blitzschach und FIDE-Top-20-Spieler und ehemalige 2800-Großmeister in ihren Reihen hatte.

Am Ende des Tages waren aber die Bretter drei und vier von Blitz, an denen IM Mahel Boyer und IM Deimante Daulyte-Kornette spielten, ebenso maßgeblich am Gesamtsieg von Blitz beteiligt wie die beiden ersten Bretter.

Bei der Twitter Community war Blitz der klare Favorit, aber deren Fans wurden in den ersten drei Runden auf eine harte Probe gestellt.

In der ersten Runde konnten alle Favoriten ihre Partien gewinnen. Die Partien waren aber nicht immer so klar, wie es die Ergebnisse vermuten lassen.

Ein Highlight war sicher das Schachmatt, dass S.L. Narayanan vom Team MGC1 gegen Boyer gefunden hatte. Kommentator Robert Hess sagte dazu: "Darüber musst Du lachen, weil Du sonst weinen würdest."

In der zweiten Runde konnte das indische Team dann die Führung übernehmen. Einen großen Anteil daran hatte Guha Mitrabha, der Alexander Grischuk ein Remis abringen konnte.

Was Siege angeht, ließ Erigaisi seine Muskeln spielen und besiegte Boyer, und Narayanan zog weiterhin die Aufmerksamkeit der Kommentatoren auf sich, als er bereits in der Eröffnung einen Springer für ein starkes Zentrum und einen Entwicklungsvorsprung opferte.

Obwohl Schwarz dann ein ausgeglichenes Endspiel erreichen konnte, zeigt ein Fehler im 44. Zug, warum es in Endspielen mit gleichfarbigen Läufern oft am besten ist, Bauern nicht auf die gleiche Farbe wie der gegnerische Läufer zu stellen.

In der folgenden Runde erzielten Mitrabha und Erigaisi Siege, während Narayanan Grischuk ein weiteres Remis abringen konnte. Nach der Runde lobte Rensch den "unaufhaltsamen" Erigaisi, der die gefürchtete französische Nummer zwei mit den schwarzen Steinen in einer erschreckend einseitigen Partie besiegte.

Vor der letzten Runde benötigte das Team MGD1 nur noch 1,5 Punkte aus vier Partien, um den Kampf zu gewinnen. Und da in dieser Runde Brett 1 gegen Brett 1, Brett 2 gegen Brett 2 usw. spielt, kam es natürlich zu spannenden Duellen.

Blitz erzielte dann genau das Ergebnis, das sie brauchten, um eine Verlängerung zu erzwingen. Dabei hätten sie diese Runde um ein Haar nicht nur mit 3:1, sondern sogar mit 4:0 gewonnen, da sie zu einem Zeitpunkt an allen vier Brettern klar besser standen.

Am Ende standen aber "nur" 2 Siege und 2 Remis zu Buche. Daulyte-Cornette gewann gegen Savitha Shri ihre erste Partie des Nachmittags und Vachier-Lagrave gewann mit Schwarz gegen Narayanan.

Grischuk geriet zum 897. Mal in seiner Karriere in Zeitnot und lief in einem vorteilhaften Endspiel mit 2 Türmen gegen eine Dame in ein Dauerschach. Die nervenaufreibendste Partie spielten aber Boyer und Mitrabha. Zuerst hatte Schwarz einen scheinbar tödlichen Abzugsangriff zugelassen, der aber dann nur zu einem vermeindlichen Qualitätsverlust führte. Eigentlich aber nicht mal das, denn sofort, nachdem Weiß den Turm geschlagen hatte, konterte Schwarz mit einem grandiosen Turmopfer, das zu einem Dauerschach führte.

Hätte einer der beiden Spieler diese Partie gewonnen, hätten wir aber keine Verlängerung zu sehen bekommen.

So aber stand nach 16 gespielten Partien ein Ergebnis von 8:8 auf der Anzeigetafel und das Match musste durch einen Blitz-Tiebreak entschieden werden. Hier werden die Partien der vierten Runde, mit vertauschten Farben und einer verkürzten Bedenkzeit von 3+2 wiederholt.

Grischuk besiegte Erigaisi an Brett eins, Boyer stellte durch seinen Sieg über Mitrabha auf 2:0 und Vachier-Lagrave brachte den Sieg mit einem Remis unter Dach und Fach.

Hier ist der Sieg von Boyer:

Etwas traurig war dann der Sieg von Shri über Daulyte-Cornette. Zuerst war die junge Inderin überglücklich, aber als sie dann bemerkte, dass ihre Mannschaft trotz ihres Sieges verloren hatte, wich ihre ganze Freude einer ebenso großen Enttäuschung.

Berlin Bears 7 - 9 Gotham Knights

Im zweiten Duell des Abends traf deutsche Team Berlin Bears auf die Gotham Knights, die mit Hikaru Nakamura (der wohl keiner Vorstellung bedarf) und Le, dem ehemaliger Blitzweltmeister und jetzigem Cheftrainer des renommierten Schachteams der Webster University, antraten.

Der Vorteil der Bären bestand darin, dass ihre Ratings gleichmäßiger verteilt waren. So konnte das deutsche Team an Brett 3 mit Frederik Svane einen Großmeister mit einer Elo von 2568 einsetzen und die Knights mussten an Brett 3 auf den 13-jährigen IM Andy Woodward zurückgreifen, der eine Elo von "nur" 2447 hat.

In der ersten Runde überraschten dann die Berlin Bears die gesamte Schachwelt und gingen mit 3:1 in Führung.

Dass Rasmus Svane, der ältere Bruder von Frederik, gegen Nataliya Buksa gewinnen konnte, war zwar keine Überraschung und dass Dmitrij Kollars gegen Woodward den vollen Punkt einfahren konnte, auch nicht, aber der Sieg von Josefine Heinemann über Hikaru Nakamura war eine absolute Sensation, die wir natürlich als Partie des Tages ausgewählt haben.

Großmeister Rafael Leitao zeigt uns, wie es "Josi" geschafft hat, innerhalb von nur etwa 20 Minuten zu einer der bekanntesten Schachspielerinnen der Welt zu werden.


Nakamura hat die Partie natürlich auch selbst analysiert:

 

Und das Lächeln von Josi nach dem größten Sieg ihrer bisherigen Karriere war unbezahlbar:

In der zweiten Runde schlugen die Gotham Knights aber zurück und gewannen diese mit 3.5-0.5.

Nakamura gewann gegen Frederik Svane und Le gewann etwas glücklich gegen Josefine Heinemann, die sich in einer leicht vorteilhaften Stellung für einen Damentausch entschied, der sie auf die Verliererstraße brachte. Leider konnte dann auch die zweite Dame in diesem Duell auf sich aufmerksam machen, denn als Kollars in einem Schwerfiguren-Endspiel überzog, fand Nataliya Buksa einen Konter, gegen den kein Kraut gewachsen war.

In der dritten Runde konnten die Gotham Knights ihre Führung auf 7-5 ausbauen. Nakamura brachte Kollars die zweite Niederlage in Folge ein und Le gewann gegen Rasmus Svane seine dritte Partie in Serie.

Der Vietnamese war einfach in Topform und lies mit dem lehrreichen Bauernvorstoß 33.d5 die solide aussehende Stellung von Rasmus wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Die Partie endete dann mit einem sogenannten Anastasias Matt, dass uns Großmeisterin Elli Pähtz erst vor kurzem in diesem Video erklärt hat.

Genau wie im ersten Match das Team MGD1 benötigten jetzt auch die Gotham Knights nur noch 1.5 Punkte, um den Mannschaftskampf zu gewinnen. Im Gegensatz zum Team MGD1 haben sie diese aber locker erreicht. Nachdem Heinemann gegen Buksa und Frederik Svane gegen Buksa und Woodward nicht über Remis hinausgekommen waren, standen Kollars und Rasmus Svane vor der Herkulesaufgabe, gegen Nakamura und Le gewinnen zu müssen. Kollars schaffte zwar das scheinbar unmögliche, aber Rasmus Svane war Nakamura einfach nicht gewachsen.

Nach dem Match sprach der Kapitän der Gotham Knights, Levy Rozman, über seine Erfahrungen in der PCL: "Alle Mannschaften sind so stark und viele der Matches werden in Zeitnotschlachten entschieden... das ist jeder Spieler in jeder Mannschaft wichtig." 

Am Freitag kommt es zu den Duellen Saint Louis Arch Bishops gegen Shanghai Tigers und Croatia Bulldogs gegen California Unicorns.

Die Pro Chess League (PCL) ist eine Online-Schachliga für Mannschaften aus der ganzen Welt. In diesem Jahr kämpfen 16 Teams um ihren Anteil am Preisfonds in Höhe von $150.000.

Das Turnier geht über den gesamten Februar und März und für Deutschland sind die Berlin Bears, die von Rasmus und Frederik Svane angeführt werden, am Start.


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AnthonyLevin
NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

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