Pro Chess League: Nakamuras Gotham Knights stehen in den Playoffs
Am Donnerstag trafen mit den Shanghai Tigers und den Gotham Knights zwei ganz heiße Favoriten auf den Gesamtsieg der Pro Chess League aufeinander, aber wer mit einem spannenden Duell und einen Kampf bis zur letzten Sekunde gerechnet hatte, wurde enttäuscht, denn Hikaru Nakamura, Vladimir Fedoseev und Co. fertigten die Tigers mit sage und schreibe 9:3 ab und das Duell war nach nur 3 Runden entschieden!
Wer auf Spannung, Nervenkitzel, Adrenalinschübe und eventuell sogar auf eine Verlängerung gehofft hatte, kam aber dann im Abendspiel vollends auf seine Kosten, denn hier konnten die Croatia Bulldogs das französische Team Blitz mit den Superstars Alexander Grischuk und Maxime Vachier-Lagrave mit 11:9 besiegen.
Die Pro Chess League geht am Freitag, dem 3. März, um 16:30 Uhr mit dem Duell der California Unicorns gegen das Team MGD1 weiter und direkt im Anschluss daran steigt dann das heißersehnte Duell der Berlin Bears gegen die Saint Louis Arch Bishops.
So könnt Ihr zusehen
Wir übertragen die Pro Chess League 2023 mit Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien des Turniers findet Ihr auf unserer Event-Seite.
Hier könnt Ihr Euch die Übertragung vom Donnerstag nochmal ansehen:
Gotham Knights 9 - 3 Shanghai Tigers
Dieses Match war der bisher größte Blowout in dieser Pro Chess League Saison. Obwohl die Tigers drei Großmeister und einen IM, der ebenfalls eine Elo von 2500 vorweisen kann, aufboten, waren sie den Knights nicht gewachsen.
Obwohl die erste Runde noch unspektakulär mit 2:2 endete, hätte man vielleicht schon hier dunkle Wolken am Horizont der Chinesen aufziehen sehen können. Denn ohne dieses Geschenk wären die Knights wohl bereits in der ersten Runde in Führung gegangen:
Oops! 😅 ❓❓#ProChess pic.twitter.com/ZADXlo8lBr
— ProChessLeague (@ProChessLeague) March 2, 2023
Den Grundstein zum 3:1 Sieg in der zweiten Runde legten dann Nakamura und Fedoseev mit ihren jeweils zweiten Siegen des Nachmittags.
Vollendet hat ihn aber Mykola Bortnyk, der jetzt das Glück auf seiner Seite hatte. Mit viel Geschick und vielleicht auch etwas Hilfe von Caissa konnte er einen sehr starken Angriff der die amtierenden Damen-Weltmeisterin Ju Wenjun abwehren und die Partie am Ende gewinnen:
In der nächsten Runde kam es zum Super-Gau für die Tigers.
Das 4:0 für die Knights kann man zwar sicher nicht alleine an der Niederlage Ju Wenjun festmachen und es erscheint auch etwas unfair, jetzt schon wieder eine Niederlage der Chinesin, die ja die erste Runde gewonnen hat, zu zeigen, aber Nakamura spielte das lehrreichste Spiel überhaupt und ließ seinen Sieg wieder einmal einfach erscheinen – obwohl er das sicherlich nicht war.
Großmeister Rafael Leitao zeigt uns die Partie.
In der vierten Runde... nein... es gab keine vierte Runde, denn das Match war bereits entschieden!
Im Interview nach dem Match witzelte Levy Rozman, der Gründer der Knights: "Es hilft wirklich, wenn Hikaru nach fünf Minuten in der Runde bereits einen Punkt geholt hat." Auf die Frage, ob er sein Team als Favorit auf den Gesamtsieg betrachtet, antwortete er: "Nachdem, was wir heute gesehen haben, ist es ziemlich schwer zu argumentieren, dass wir das nicht sind."
Nach ihrem dritten Sieg in Folge stehen die Knights bereits sicher in den Playoffs und die Tigers haben nächste Woche die zweite Chance, sich ebenfalls dafür zu qualifizieren.
Blitz 9 - 11 Croatia Bulldogs
Das Team Blitz mit den beiden Super-GMs und ehemaligen Blitz-Weltmeistern Maxime Vachier-Lagrave und Alexander Grischuk an den beiden ersten Brettern schien gegen die Croatia Bulldogs der Favorit zu sein, aber das Duell entwickelte sich zu einem der engsten, das wir in dieser Saison gesehen haben. Und wohl sich das französische Team wie bereits zuvor in eine Verlängerung retten konnte, mussten sie sich diesmal geschlagen geben.
Nach den ersten beiden Runden stand es 4:4. Die Croatia Bulldogs hatten die erste Runde mit einem Punkt Vorsprung gewonnen, aber in der zweiten Runde schlug das Team Blitz zurück.
Der Höhepunkt der zweiten Runde war sicherlich die Partie, in der IM Mahel Boyer gegen Super-GM Bogdan-Daniel Deac eine eigentlich verlorene Stellung mit zwei Minusbauern erfolgreich verteidigte.
Obwohl fast keine Figuren mehr auf dem Brett waren, fand der Franzose eine hinterhältige Mattdrohung, die Deac nur mit einem Figurenopfer abwehren konnte und plötzlich war es Boyer, der auf Sieg spielte. Letztendlich endete die Partie aber mit einem Remis:
In der dritten Runde konnte nur Bardiya Daneshvar gegen IM Deimante Cornette gewinnen.
Die reinen Ergebnisse werden dem Geschehen in dieser Runde aber nicht gerecht, denn viele Partien wurden in chaotischen Zeitnotschlachten entschieden und Boyer demonstrierte auch gegen Polina Shuvalova, dass er in einer absolut verlorenen Stellung immer wieder Ressourcen findet.
Good luck keeping up with this time scramble 🤯.#ProChess pic.twitter.com/ZbIGm3j4vu
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Wenn es Deac dann in der vierten Runde nicht geschafft hätte, Alexander Grischuk mit einer Minusfigur ein Remis abzuringen, wäre der Sieg von Aleksandar Indjic über Vachier-Lagrave für die Kroaten wertlos gewesen, aber so schafften sie es, die Niederlage in der vierten Runde in Grenzen zu halten und eine Verlängerung zu erzwingen.
Hier konnte dann Indjic gegen Vachier-Lagrave ein zweites Mal in Folge gewinnen. Er benötigte dafür nur ganze 23 Züge!
In einem herzlichen Interview sprach der Manager der Bulldogs, Vjekoslav Nemec, über seine Gefühle nach dem Sieg: "Es ist eine Mischung aus Freude, Unglauben und ein bisschen Mitgefühl für die gegnerische Mannschaft, die auch so nah am Sieg war …"
"It's a mix of happiness, disbelief, and a little bit of sadness for the opposing team who was also so close to winning..."
— ProChessLeague (@ProChessLeague) March 2, 2023
- Vjekoslav Nemec, Manager of @Cro_Bulldogs #Prochess pic.twitter.com/kiUdP7Q4vQ
Nach diesem Sieg blicken die Bulldogs in der Tabelle nach oben, während es für Blitz nächste Woche darum geht, das vorzeitige Ausscheiden zu verhindern.
Tabelle
Die Pro Chess League (PCL) ist eine Online-Schachliga für Mannschaften aus der ganzen Welt. In diesem Jahr kämpfen 16 Teams um ihren Anteil am Preisfonds in Höhe von $150.000.
Das Turnier geht über den gesamten Februar und März und für Deutschland sind die Berlin Bears, die von Rasmus und Frederik Svane angeführt werden, am Start.
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