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Radjabov gewinnt das Airthings Masters
Teimour Radjabov won the $60,000 first prize. Photo: Maria Emelianova/Chess.com.

Radjabov gewinnt das Airthings Masters

PeterDoggers
| 3 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Teimour Radjabov hat am Sonntag das Airthings Masters gewonnen. Der aserbaidschanische Großmeister besiegte Levon Aronian im zweiten Finalduell mit 2:1 und darf sich über ein Preisgeld in Höhe von $60.000 freuen. Maxime Vachier-Lagrave gewann das "kleine Finale" gegen Daniil Dubov und sicherte sich damit den dritten Platz.

Der Turnierbaum:

Airthings Masters Results bracket

Aronian gegen Radjabov 1:2

Das Finale begann mit einer unglaublichen Partie, in der Aronian einen Turm mit einem gleichzeitigen Schachgebot seines Gegners opferte. Die Partie ähnelte der berühmten Partie zwischen Boris Spassky und David Bronstein aus dem Jahr 1960, die in dem James-Bond-Film "Liebesgrüße aus Moskau" verwendet wurde. In der Eröffnungsszene dieses Films setzt Kronsteen, die Nummer 5 der Verbrecherorganisation "Spectre", den Kanadier McAdams mit einer Kombination, die der Partie von Spassky gegen Bronstein entnommen wurde, Schachmatt:

Im Film wurde leider nur das Ende der Partie gezeigt. Der eigentliche Gewinnzug dieser Partie war aber der Zug 15.Sd6.

Aronian kannte diese Partie natürlich und erwähnte sie auch in seinem Interview nach dem Finale: "Als ich in der ersten Partie meinen Turm mit einem Schach geopfert habe, war ich sehr nervös. Es erinnerte mich an die Partie Spassky gegen Bronstein. Im Grunde ist es ähnlich. Du gibst deinem Turm mit einem Schach und dann gibt es keine Verteidigung mehr."

"Die erste Partie war wirklich wirklich schlecht," sagte Radjabov. "Ich weiß nicht, ob ich zurückgekommen wäre, wenn ich sie verloren hätte und deshalb bin ich wirklich froh, dass ich sie gerettet habe."

Trotz Radjabovs Bemerkungen und der Tatsache, dass sie mit einem Remis endete, ist sie auf jeden Fall ein Kandidat für die Partie des Jahres 2021:

Da Aronian das erste Finalduell am Samstag verloren hatte, musste er das zweite unbedingt gewinnen, um einen Tiebreak zu erzwingen und ging deshalb in seiner ersten Partie mit Schwarz bereits volles Risiko. Er entschied sich für ein Grünfeld und opferte im 21. Zug einen Bauern, um eine Stellungswiederholung zu vermeiden. Den Bauern sah er allerdings nie wieder und Radjabov gewann die Partie mit einer exzellenten Technik:

Nachdem er dann in der dritten Partie ein Turmendspiel mit Minusbauern Remis halten konnte, hatte sich Radjabov den entscheidenden halben Punkt für das Preisgeld von $60.000 gesichert. Aronian wurde für seinen zweiten Platz mit $40.000 belohnt.

Aronian feierte den zweiten Platz mit seinem Hund Ponchik

Radjabov war nach seinem Sieg ziemlich emotional und hielt seinen Kopf eine Weile in den Händen.

"Heute war es wirklich hart", sagte er. "Der Versuch, den Fokus und die Konzentration bis zum Ende aufrechtzuerhalten, erfordert auch viele Emotionen. Es ist sehr schwer, die Ruhe zu bewahren und dem Gegner nicht zu zeigen, ob ich mit meiner Stellung zufrieden oder unzufrieden bin. Ich habe heute so viel Energie verbraucht, dass ich jetzt völlig erschöpft bin."

Teimour Radjabov Wins Airthings
Radjabov darf sich über $60.000 freuen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Wieder einmal hatte Radjabov bewiesen, dass er, obwohl er nicht viele Turniere spielt, immer noch ein absoluter Top-Großmeister ist. Das machte er auch deutlich, als er den FIDE Weltcup 2019 gewonnen hatte. Schon vor einem Jahr bestritt der Aserbaidschaner, dass er sich jemals vom Schach zurückgezogen hatte:

"Ich habe beim Kandidatenturnier 2013 alle Partien gegen die Top-Spieler verloren. Danach sagte ich zu mir: So kann ich nicht aufhören! Ich habe aber aufgehört zu spielen, denn das war der einzige Weg, um fortzufahren. Für Superturniere fehlte mir nach den Kandidaten das Selbstvertrauen und deshalb legte ich eine Pause ein, um an meinem Schach zu arbeiten. Ich änderte mein Repertoire komplett. Ich begann die Berliner Verteidigung zu spielen und so weiter. Vorher spielte ich Königsindisch und Sizilianisch und zu Zeug. Manchmal sogar das Königsgambit. Mein Trainer, Vladimir Chuchelov machte mir aber klar, dass ich damit keine Zukunft haben werde. Also habe ich meinen Stil komplett geändert. Ich habe aber nie aufgehört, Turniere zu spielen. Nur eben keine Superturniere."

Dass Radjabov seine Fähigkeiten beim Kandidatenturnier 2020 nicht unter Beweis stellen wollte ist wirklich schade. Heute, da die Pandemie weiterhin auf der ganzen Welt tobt, ist seine Entscheidung, das Kandidatenturnier nicht spielen zu wollen, aber verständlicher als vor knapp einem Jahr.

Zumindest heute kann er aber feiern und das wird er auch tun. Er sagte, er habe vor bis zum Morgen zu feiern und auch die Silvesterparty, die er wegen diesem Turnier ausgelassen hatte, nachzuholen.

 

Radjabov bedankt sich bei seinen Fans für die Unterstützung und will seinen Sieg jetzt feiern.

Dubov gegen Vachier-Lagrave 1.5 : 2.5

Nachdem Dubov im ersten Duell eine 2:0 Führung verspielt hatte, war er auch im zweiten Duell nicht ohne Chancen. Tatsächlich gelang es ihm in der ersten Partie erneut, aus der 3.Lb5+ Variante in der Sizilianischen Verteidigung eine Gewinnstellung herauszuspielen. Die Engine findet gleich in mehreren Varianten Killerzüge für Weiß und alle basieren auf der Idee, den Turm so schnell wie möglich nach a1 zu bringen:

Nach einem Remis in der zweiten Partie konnte Dubov in der dritten Partie ausgleichen. In der vierten Partie übertrieb er aber im 27. Zug sein eigenes Motto "Wenn Dein Gegner eine Figur angreift, dann greifst Du einfach auch eine Figur Deines Gegners an" etwas zu sehr und das Duell war entschieden.

Die Fans sahen ein sehr unterhaltsames Duell mit nur einem Unentschieden in acht Partien, aber aus der Perspektive von Vachier-Lagrave war das etwas anders:

"Ich denke, ich habe viele unnötige Fehler gemacht, durch die die Partien unterhaltsam wurden. Ich bin mir nicht sicher, ob sie auch interessant sind, aber unterhaltsam sind sie definitiv. Ich bin in das Duell furchtbar gestartet und habe es irgendwie geschafft, das Duell herumzureißen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich heute besonders gutes Schach gespielt habe."

Maxime Vachier-Lagrave Airthings
Vachier-Lagrave wurde für seinen dritten Platz mit $25.000 belohnt. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Das nächste Super-Turnier findet dann (endlich) wieder an echten Brettern statt. Das Tata Steel Turnier beginnt am 16. Jänner und wird von Chess.com live übertragen. Hier findet Ihr alle Informationen über dieses Turnier.

Alle Partien - Tag 9

Das Airthings Masters fand vom 26. Dezember bis zum 3. Jänner statt. Es begann mit einem Rundenturnier für 12 Spieler mit einer Bedenkzeit von 15+10. Die besten acht Spieler qualifizierten sich für ein KO-Turnier, bei dem jeweils 2 Duelle, bestehend aus 4 Schnellschachpartien, gespielt wurden. Nur wenn es nach dem zweiten Duell Unentschieden stand, würde ein 5+3 Blitz und schließlich ein 5|4 Armageddon über das Weiterkommen entscheiden. Der Preisfonds betrug $200.000 und der erste Platz war mit $60.000 dotiert.


Weitere Berichte von diesem Turnier (alle auf Englisch):

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

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