Rapid Chess Championship Woche 16: Grischuk reiht sich in die Reihe der Sieger ein
Alexander Grischuk hat das 16 Turnier der von Coinbase präsentierten Rapid Chess Championship 2022 gewonnen. Das Schweizer System Turnier am Samstag ging an Raunak Sadhwani, der die Großmeister Hikaru Nakamura, Fabiano Caruana, Daniil Dubov, Le Quang Liem, Vladimir Fedoseev, Grischuk und Christopher Yoo hinter sich lassen konnte.
Da sich Grischuk nur als siebter für das Ko-Turnier qualifiziert hatte, musste er am Sonntag alle Schnellschachpartien mit Schwarz spielen. Ein Handicap, mit dem er aber glänzend zurechtkam. Er warf im Viertelfinale Nakamura und im Halbfinale Fedoseev aus dem Turnier und auch Sadhwani war ihm im Finale nicht gewachsen.
Teilgenommen hatten insgesamt 50 Großmeister. Die Veranstaltung wird am kommenden Wochenende, am 4. und 5. Juni, um jeweils 18:00 Uhr fortgesetzt.
Samstag
Das Schweizer System Turnier am Samstag war diese Woche besonders hart umkämpft und dass kein Spieler über 6.5 Punkt hinauskam, zeigt die Stärke des Feldes. Sadhwani und Nakamura blieben zwar ungeschlagen, wurden aber von vier weiteren Spielern, die sich weniger Remis leisteten, eingeholt.
Sadhwani war mit vier Siegen und fünf Remis der Spieler des Tages. Sein bester Sieg gelang ihm gegen seinen Landsmann Vidit Gujrathi und gegen Nakamura, Caruana, Fedoseev, Dmitry Andreikin und Jose Martinez gelangen dem jungen Inder beeindruckende Remis.
Nakamura war einmal mehr sein hochkarätiges Selbst und schaffte es nicht nur, ungeschlagen zu bleiben, sondern nebenbei auch noch seine Partien live zu kommentieren. Sein Twitch-Kanal hat mittlerweile über 1.4 Millionen Follower!
Caruana hatte einige enge Partien, die er aber großteils gewinnen konnte. Nur eine Niederlage gegen Le verhinderte, dass er auf dem ersten Platz landete. Gegen David Paravyan gelang ihm aber ein beeindruckender Sieg, bei dem er die Festung seines Gegners auf lehrreiche Art und Weise zerstörte.
Dubov zündete auf seinem Weg zu seinen 6.5 Punkten ein Feuerwerk nach dem anderen und besiegte die Großmeister Jose Ibarra, Alan Pichot, Harsha Bharathakoti, Zhao Jun, Grigoriy Oparin und Dmitry Andreikin. In seiner Partie gegen Pichot in der zweiten Runde brachte er den argentinischen König mit einem kreativen Angriff zur Strecke.
Dass sich Yoo war das Ko-Turnier am Sonntag qualifizieren konnte, war die große Überraschung des Samstags. Sein kometenhafter Aufstieg in der Weltrangliste war rasant und aufgrund seines Fokus auf klassisches Schach spiegelt Yoos FIDE-Rating im Schnellschach von 1861 bei weitem nicht seine Fähigkeiten in diesem Format wider. Am Samstag hat er das eindrucksvoll bewiesen.
Schweizer System Turnier | Abschlusstabelle (Top 20)
| Platz | Land | Benutzername | Name | Rating | Punkte | SB |
| 1 | champ2005 | Raunak Sadhwani | 2661 | 6.5 | 35.75 | |
| 2 | Hikaru | Hikaru Nakamura | 2840 | 6.5 | 35.25 | |
| 3 | FabianoCaruana | Fabiano Caruana | 2772 | 6.5 | 31.75 | |
| 4 | Duhless | Daniil Dubov | 2651 | 6.5 | 29.75 | |
| 5 | LiemLe | Liem Le | 2669 | 6.5 | 29.25 | |
| 6 | Bigfish1995 | Vladimir Fedoseev | 2700 | 6.5 | 25.75 | |
| 7 | Grischuk | Alexander Grischuk | 2715 | 6 | 27 | |
| 8 | ChristopherYoo | Christopher Woojin Yoo | 2627 | 6 | 21 | |
| 9 | vladislavkovalev | Vladislav Kovalev | 2599 | 5.5 | 29 | |
| 10 | platy3 | Alan Pichot | 2586 | 5.5 | 26.25 | |
| 10 | viditchess | Vidit Gujrathi | 2716 | 5.5 | 26.25 | |
| 12 | OparinGrigoriy | Grigoriy Oparin | 2599 | 5.5 | 21.5 | |
| 13 | Miguelito | Miguel Santos Ruiz | 2723 | 5.5 | 19.5 | |
| 14 | FairChess_on_YouTube | Dmitry Andreikin | 2760 | 5 | 26.5 | |
| 15 | Rakhmanov_Aleksandr | Aleksandr Rakhmanov | 2453 | 5 | 22.75 | |
| 16 | Oleksandr_Bortnyk | Oleksandr Bortnyk | 2608 | 5 | 22 | |
| 17 | daro94 | Dariusz Swiercz | 2593 | 5 | 20 | |
| 18 | Jospem | Jose Eduardo Martinez Alcantara | 2684 | 5 | 17.5 | |
| 19 | BillieKimbah | Maxim Matlakov | 2632 | 5 | 16.5 | |
| 20 | FGHSMN | Bharath Subramaniyam.H Harishankkar | 2500 | 5 | 16 |
(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)
Sonntag
Im ersten Viertelfinale standen sich mit Sadhwani und Yoo die beiden jüngsten Spieler gegenüber. Im Endspiel erwies sich Sadhwanis Springer dem Läufer von Yoo dann als überlegen und als Yoo die Leichtfiguren abtauschen konnte, war die Stellung bereits verloren.
Im zweiten Viertelfinale traten dann Dubov und Le gegeneinander an, wobei der Vietnamese nach seiner guten Leistung beim Schweizer System Turnier am Vortag vielleicht vergessen hatte, dass er gegen einen der kreativsten Spieler überhaupt spielte. Für seine übereifrige Eröffnung wurde er dann auch prompt bestraft.
Grischuk traf im Viertelfinale mit Schwarz auf den fünfmaligen Turniersieger Nakamura und konnte durch vorsichtige Spielweise ein Remis erreichen.
Im Blitz mit umgekehrten Farben erzeugte Grischuk dann eine isolierte Damenbauernschwäche und begann zu pressen. Der amerikanische GM, der für seinen Einfallsreichtum und seine Fähigkeit bekannt ist, im Schnellschach- und Blitz aus eigentlich jeder Stellung zurückkommen zu können, konnte dem dreimaligen Blitzweltmeister (2006, 2012, 2015) aber heute nichts anhaben. Grischuk verwandelte seinen Vorteil sicher und ist damit einer der ganz wenigen Spieler, die sich damit rühmen können, Nakamura aus diesem Turnier geworfen zu haben.
Nach einem schnellen Remis im Schnellschach musste sich Sadhwani im Blitz gegen Dubovs katalanische Eröffnung verteidigen. Einem intensiven Kampf im Zentrum fielen viele Figuren zum Opfer und die Spieler erreichten ein Turmendspiel mit einem Mehrbauern für Dubov. Zunächst aber verspielte Dubov seinen Vorteil und einige Züge später brachte ihn ein herzzerreißender Maus-Slip um das Finale.
Im zweiten Halbfinale musste Grischuk mit Schwarz gegen seinen Landsmann Fedoseev antreten. Bereits im 10. Zug verbrannte Grischuk ein Drittel seiner Bedenkzeit (5 Minuten) und war danach den Rest der Partie in Zeitnot. Das Remis konnte er aber trotzdem halten.
Im Blitz konnte Fedoseev dann Grischuks Freibauern, der von aktiven Figuren unterstützt wurde, nichts entgegensetzen:
Das Finale war das engste Duell des Tages, denn Grischuk und Sadhwani kämpften sich bis ins Bullet. Im Schnellschach traf Sadhwani die merkwürdige Entscheidung, nach nur 18 Zügen und sogar mit einer etwas besseren Stellung einem Remis zuzustimmen. Die Kommentatoren Hess und Bok waren sich einig, dass der Inder hier eine wichtige Chance vergeben hatte, denn im Blitzschach hatte Grischuk Weiß.
Da aber Grischuks Angriff gegen die Ragozin-Verteidigung bereits im Mittelspiel verpuffte, endete auch die Blitzpartie Remis und die Entscheidung musste im Bullet fallen. Das Bullet war dann ein taktisches Meisterwerk von Grischuk. Kleine Ungenauigkeiten von Sadhwani, aus denen sich normalerweise nur sehr schwer Profit schlagen lässt, wurden von Grischuk gnadenlos ausgenutzt und er konnte seinen ersten Sieg bei der Rapid Chess Championship 2022 feiern.
Im Interview nach seinem Sieg scherzte Grischuk, dass er im Schach zwei große Ziele hatte. Diese waren den Titled Tuesday und die Rapid Chess Championship zu gewinnen. Da er jetzt beide Ziele erreicht habe, könnte er seine Karriere mit gutem Gewissen beenden. Gleich darauf beruhigte er aber seine Fans, denn er hat durch die beiden Siege auch wieder Blut geleckt und seinen Rücktritt gleich wieder rückgängig gemacht.
Ergebnisse, Tabellen, Preise
Sadhwani hat das Schweizer-System-Turnier am Samstag und Grischuk das KO-Turnier am Sonntag gewonnen. Hier findet Ihr die endgültigen Platzierungen:
Ergebnis
| # | Land | Spieler | Ergebnis | Preis |
| 1 | Alexander Grischuk | Sieger | $7.500 | |
| 2 | Raunak Sadhwani | Finalist | $3.500 | |
| 3-4 | Daniil Dubov | Halbfinale | $2.500 | |
| 3-4 | Vladimir Fedoseev | Halbfinale | $2.500 | |
| 5-8 | Hikaru Nakamura | Viertelfinale | $1.000 | |
| 5-8 | Fabiano Caruana | Viertelfinale | $1.000 | |
| 5-8 | Le Quang Liem | Viertelfinale | $1.000 | |
| 5-8 | Christopher Yoo | Viertelfinale | $1.000 |
Die Rapid Chess Championship ist ein wöchentliches Turnier, das von Chess.com veranstaltet wird. Jeden Samstag findet ein Schweizer System Turnier mit neun Runden und einer Bedenkzeit von 10+0 statt. Die besten 8 Spieler dieses Turniers qualifizieren sich für das Finale am Sonntag, das mit einer Bedenkzeit von 10+2 gespielt wird. Sollte eine Partie am Sonntag Remis enden, entscheidet eine 3+2 Blitzpartie über das Weiterkommen. Sollte auch diese keine Entscheidung bringen, folgt eine 1+1 Blitzpartie und gegebenenfalls ein Armageddon.
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Weitere Berichte von der Rapid Chess Championship:
Alle Informationen über das Turnier
Woche 1: Sieger: Nepomniachtchi
Woche 7: Sieger: Andreikin (nur auf Englisch)
Woche 11: Sieger: Sarana (nur auf Englisch)
Woche 12: Sieger: Nepomniachtchi (nur auf Englisch)
Woche 13: Sieger: Nakamura (nur auf Englisch)
