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So gewinnt das Schnellschach in Löwen mit 2 Punkten Vorsprung

So gewinnt das Schnellschach in Löwen mit 2 Punkten Vorsprung

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Wesley So gewann das Schnellschachturnier des Your Next Move Grand Chess Tour Events in Löwen, Belgien. Er startet nun mit 2 Punkten Vorsprung vor Maxime Vachier-Lagrave und 3 Punkten Vorsprung vor Magnus Carlsen, der gestern alle 3 Partien remisierte, in das Blitzturnier.

Wesley So fand in Löwen sein Glück wieder. | Foto: Maria Emelianova

In der siebten Runde musste Vishy Anand eine der dramtischten Niederlagen der letzten Jahr einstecken. Er war in einer 6.h3 Najdorf Eröffnung, wie schon gegen Ian Nepomniachtchi in der dritten Runde am gewinnen, aber dieses Mal konnte er den KO-Schlag einfach nicht landen und verlor am Ende die Partie.

Es gab mehrere Möglichkeite die Partie zu gewinnen aber die Computeranalyse veranschaulicht, wie schwer diese Kombinationen auf dem Brett zu finden waren.

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Die Zuschauer in Löwen sahen einmal mehr sehr unterhaltsames Schach. | Foto: Maria Emelianova.

"Ich kämpfte einfach weiter, weil ich das immer mache," sagte Maxime Vachier-Lagrave, nachdem er eine komplett verlorene Partie gewonnen hatte. "Ich wollte nur noch Züge finden, wo ich zumindest keinen klaren Gewinnplan für Vishy sehen konnte. Und Zug um Zug fand ich meine Stellung auf einmal gar nicht mehr so schlecht."

Nigel Short gab eine ähnliche Empfehlung, wie man sich in einer solchen Situation verhalten sollte: "Vermeide Züge die sofort verlieren. Die Niederlage so lange wie möglich hinaus zu zögern ist alles, was Du machen kannst."

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Wer hätte nach der Eröffnung noch gewettet, dass Anand diese Partie verlieren wird? | Foto: Maria Emelianova

Auch am dritten Turniertag lief für Baadur Jobava alles schief. Der georgische Großmeister freute sich nach seiner siebten Niederlage bereits auf das Blitzturnier. Gegen Vladimir Kramnik spielte er aber bis zum 34. Zug eine starke Partie. Erst dann ging es Abwärts.

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Ein Turnier zum Vergessen für Jobava: Das Schnellschach in Löwen. | Foto: Maria Emelianova

In der achten Runde kam es zum Duell zweier angeschlagener Weltmeister. Vishy Anand hatte gerade die dramatische Partie gegen MVL verloren und Magnus Carlsen, tja, irgendwie hat er seine Top-Form in Belgien noch nicht gefunden.

Carlsen erspielte sich einen kleinen Vorteil, aber die Stellung war nie richtig klar. Dann glitt ihm dieser Vorteil durch die Finger und er stand zogar kurzzeitig auf Verlust. "Irgendetwas stimmt nicht mit dem Weltmeister," sagte Short.

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Manchmal verursachen Fehler auch ein Lächeln. | Foto: Maria Emelianova

Durch dieses Remis verspielte Carlsen seine letzte theoretische Chance auf den Sieg des Schnellschachturniers, denn gleichzeitig konnte Wesley So eine exzellente taktische Partie gegen Levon Aronian gewinnen.

"Er versuchte Verwirrung zu stiften und behielt seinen Bauern, aber das kostete ihn wirklich viel Bedenkzeit," sagte So. "Zum Ende hin unterliefen ihm gleich mehrere Fehler."

Über seine Leistung in Belgien sagte So: "Ich spiele viel besser als letzte Woche in Paris. Das gute am Schach ist, dass es immer eine nächste Partie gibt. Das Leben ist nicht vorbei, nur weil man eine paar Partien verliert."

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Wesley So spielt in Belgien hervorragend. | Foto: Maria Emelianova

Maxime Vachier-Lagrave blieb Wesley So durch seinen Sieg gegen Ian Nepomniachtchi auf den Fersen. Der französische Großmeister war einfach etwas wacher, als die Partie in einen taktische Phase ging.

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Runde 8 in Action. | Foto: Maria Emelianova

Baadur Jobava konnte endlich seine Niederlagenserie beenden! Es war niemand geringerer als Anish Giri, dem der Georgier einen halben Punkt abknöpfen konnte.

"Ich erwarte jetzt schon ein Glas Champagner von den Turnierorganisatoren," sagte Jobava. "Was soll ich sagen. Meine Niederlagenserie ist mit diesem Remis beendet und morgen geht das Blitzturnier los."

Er hatte aber keine Erklärung für diese Serie. "Meine Form hängt von vielen Faktoren ab, aber ich werde jetzt nicht herumheulen. Das Teilnehmerfeld ist sehr stark. Sobald sie sehen dass einer schwächelt stürzen sie sich auf ihn wie die Wölfe. Die greifen auch sofort an wenn sie ein geschwächtes Tier entdecken."

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Schließlich konnte "das geschwächte Tier" Jobava doch mal eine Niederlage verhindern. | Foto: Maria Emelianova

Vladimir Kramnik gewann gegen Vassily Ivanchuk seine zweite Partie in Folge. Trotzdem sagte er nach der Partie in der Spielerlounge: "Ein geteilter Fünfter Platz! Ich kann nicht glauben wie schlecht ich gespielt habe." Zumindest diese Partie war aber alles andere als schlecht, und so machte der Tweet von GM Christian Chirala durchaus Sinn:

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Kramnik war mit seiner Leistung nicht besonders zufrieden. | Foto: Maria Emelianova

In der neunten Runde erreichte Wesley So ein Remis und beendete damit das Schnellschach Turnier ohne Niederlage. Sein Ergebnis von 7/9 (beziehungsweise 14/18) war exakt das selbe, mit dem Carlsen in Paris gewonnen hatte.

So, in einem Interview mit Chess.com: "Weißt Du, das ist jetzt mein drittes Turnier in Folge. Ich muss geistig frisch bleiben. Ich muss mein Level vom ersten bis zum letzten Tag auf dem gleichen Niveau halten. Ich muss konstant sein."

"Ich bin an Partien mit wenig Bedenkzeit gewöhnt. Schnellschach und Blitzturiere spiele ich ja nur ein- oder zweimal im Jahr. Vor der Grand Chess Tour letztes Jahr hatte ich überhaupt noch nie ein Schnellschachturnier gespielt. Das ist schon recht neu für mich. Sich an die Bedenkzeit zu gewöhnen braucht schon etwas Zeit."

"Ich habe in meinem ganzen Leben noch kein Blitzturnier gewonnen! Ehrlich! Mein Hauptziel in Blitzpartien ist es immer, keine Figur einzustellen."

Der Weltmeister Magnus Carlsen beendete den dritten Turniertag mit 3 Remis und wurde somit mit 11 Punkten Dritter. Einen Punkt weniger als Maxime Vachier-Lagrave, der die letzte Runde gegen Levon Aronian verlor.

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MVL musste in der letzten Runde seine erste Niederlage hinnehmen. | Foto: Maria Emelianova

Baadur Jobava konnte kein Comeback starten, denn auch die letzte Partie gegen Vishy Anand verlor der Georgie. Und wieder war es eine unnötige, denn obwohl er aus seiner Lieblingseröffnung, dem Fort Knox Französisch (mit ...g6) keine tolle Stellung erzielte stand er, nachdem Anand im 31. Zug einen Fehler gemacht hatte, wirklich gut. Dann übersah er aber eine Taktik mit der Anand durchbrechen hätte können:

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Anand und Jobava nach ihrer Partie. | Foto: Maria Emelianova

Nach dieser Partie fragte sich Maurice Ashley, ob Anand heute in den ersten beiden Partien irgendwie neben sich stand. Anand dazu: "Es ist sehr nett mir zu unterstellen, dass ich neben mir stand. Ich habe mich einfach nicht besonders gut gefühlt. Wenn man sich schlecht fühlt macht es einfach keinen Sinn Schach zu spielen."

Jobava freut sich hingegen schon auf das morgige Blitzturnier, denn schlechter als im Schnellschach kann es für ihn ja garnicht laufen.

Your Next Move (Leuven) Grand Chess Tour | Schnellschach Abschlußtabelle

# Land Name Rtg Lstg 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 Punkte SB
1 So,Wesley 2789 2991 1 2 1 1 2 2 2 1 2 14.0/18
2 Vachier-Lagrave,Maxime 2783 2895 1 1 1 2 0 1 2 2 2 12.0/18
3 Carlsen,Magnus 2851 2846 0 1 1 1 2 2 1 1 2 11.0/18
4 Giri,Anish 2764 2815 1 1 1 0 2 1 1 2 1 10.0/18
5 Nepomniachtchi,Ian 2766 2776 1 0 1 2 2 1 0 0 2 9.0/18 18.50
6 Aronian,Levon 2780 2776 0 2 0 0 0 2 2 1 2 9.0/18 16.75
7 Kramnik,Vladimir 2789 2775 0 1 0 1 1 0 2 2 2 9.0/18 15.75
8 Anand,Viswanathan 2775 2738 0 0 1 1 2 0 0 2 2 8.0/18
9 Ivanchuk,Vassily 2757 2700 1 0 1 0 2 1 0 0 2 7.0/18
10 Jobava,Baadur 2703 2292 0 0 0 1 0 0 0 0 0 1.0/18

Für diese Tabelle wurde das eigene Rating System der Grand Chess Tour benutzt.

Jetzt geht es mit dem Blitzturnier weiter, bei dem sowohl am Samstag als auch am Sonntag 9 Runden gespielt werden. Die Bedenkzeit beträgt 5/3 nach Buchholz Regel, das heisst, dass die Uhr immer erst nach 3 Sekunden zu "ticken" anfängt. Die Punktevergabe ist wieder normal, also einen halben Punkt für ein Remis und einen Punkt für einen Sieg. Die Blitzpartien zählen also nur halb so viel wie die Schnellschach Partien.

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Garry Kasparov, hier bei seinem Interview mit Maurice Ashley, stattete dem Turnier einen kurzen Besuch ab. | Foto: Maria Emelianova

Ihr könnt alle Partien der Grand Chess Tour auf www.chess.com/tv und www.chess.com/live, täglich ab 14.00 Uhr verfolgen.

Die Kommentatoren vor Ort sind GM Maurice Ashley und GM Nigel Short. Sie werden von GM Yasser Seirawan, IM Jovanka Houska & GM Christian Chirilla von St. Louis aus, unterstützt

Beim Schnellschach wird jeder gegen jeden, bei einer Bedenkzeit von 25 Minuten, wobei die Uhr immer erst nach 10 Sekunden "zu ticken" beginnt, antreten. Das Blitzturnier ist eine Doppelrunde mit einer Bedenkzeit von 5 Minuten und die Uhr beginnt mit einer Verzögerung von 3 Sekunden zu laufen. Das Preisgeld in Löwen beträgt $150,000, wobei $37,500 an den Sieger gehen.


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Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

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