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Superbet Chess Classic Romania, Runde 1: Wesley So gewinnt und übernimmt die Führung
Kasparov made the ceremonial first move in the game between Caruana and Firouzja. Photo: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Superbet Chess Classic Romania, Runde 1: Wesley So gewinnt und übernimmt die Führung

chansen64
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

In der ersten Runde der diesjährigen Ausgabe des Superbet Chess Classic in Bukarest, Rumänien, gab es nur einen Sieg. Wesley So besiegte Shakhriyar Mamedyarov in einer tollen positionellen Partie. Die anderen vier Partien endeten Remis.

Die zweite Runde beginnt am Freitag, dem 6. Mai, um 14.00 Uhr.

So könnt Ihr zusehen

Wir übertragen alle Partien der Grand Chess Tour 2022 auf Chess.com/TV, Twitch und YouTube.

Die Partien des Superbet Chess Classic Romania findet Ihr hier auf Chess.com/events.

Die Teilnehmerliste des diesjährigen Turniers zeigt eine beeindruckende Anzahl ehemaliger "Nummer Zweis" der Welt: Fabiano Caruana, Alireza Firouzja, Levon Aronian, Shakhriyar Mamedyarov, Wesley So und Maxime Vachier-Lagrave. Komplettiert wird das Feld vom WM-Herausforderer Ian Nepomniachtchi, der Nummer fünf der Welt Richard Rapport, der Nummer 12 der Welt Leinier Dominguez und der rumänischen Nummer eins Bogdan-Daniel Deac. Neben den beiden Top-Spielern der Welt kann man sich eigentlich kein besseres Teilnehmerfeld wünschen.

Egal ob man Anfänger oder Profi ist. Am Anfang eines Turniers ist man immer ein bisschen nervös. Einerseits möchte man das Turnier zwar mit einem Sieg beginnen, andererseits möchte man aber auf keinen Fall verlieren. Und ganz besonders nicht bei einem relativ kurzen Turnier wie diesem.

Ob es nun an der Nervosität, der Anspannung, einem Jetlag oder etwas ganz anderes lag wissen wir nicht, aber in der ersten Runde bekamen wir viele schnelle, wenn auch nicht ganz uninteressante Remis zu sehen.

Die erste Partie, die beendet wurde, war die zwischen Nepomniachtchi und dem Lokalmatadoren Deac. Gegen die russische Verteidigung des Rumänen wählte Nepomniachtchi eine Variante, mit der er bei der letzten Weltmeisterschaft gegen Carlsen mit Schwarz Erfahrung gesammelt hatte. Im neunten Zug ging er aber in eine andere Richtung als in seinen früheren Partien und zog den Zug 9.Dh5 der Rochade vor. Hier gab es einige Transpositionsmöglichkeiten, aber Schwarz begegnete dem scharfen Zug von Weiß mit dem etwas provokativen Zug 9...g6.

Nepomniachtchi musste sich gegen Deac mit einem Remis begnügen. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Schon bald verließen die Spieler bekanntes Terrain, das hauptsächlich aus E-Mail-Partien auf höchstem Niveau bestand. Weiß hatte einige Gelegenheiten für einen Vorteil, aber sie schienen meist flüchtig oder von geringer Bedeutung zu sein und schließlich wurde die Partie durch eine Zugwiederholung beendet.

Auf die Frage, ob er mit dem Ergebnis unzufrieden sei, antwortete Nepomniachtchi, dass jeder im Feld erwartet, dass Deac bald über 2700 liegen wird und dass deshalb ein Remis ein absolut normales Ergebnis sei.

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass eine der am meisten erwarteten Partien dieser Runde die Begegnung zwischen dem Herausforderer der Weltmeisterschaft von 2018, Caruana, und Firouzja, der seit dem Überschreiten der 2800er-Grenze im klassischen Schach im letzten Jahr keine klassische Partie mehr gespielt hatte, war.

Mit Weiß hat Caruana in letzter Zeit von allem etwas gespielt und daher war es schwierig, sich auf irgendetwas Bestimmtes vorzubereiten, aber auf eine eher obskure Nebenvariante der Abtauschvariante des Damengambits schien Firouzja dennoch gut vorbereitet gewesen zu sein. 

Firouzja war gegen Caruana gut vorbereitet. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Bis heute waren Caruanas Züge 11.a4!? und 14.Ta3 noch nie gespielt worden, aber zufällig spielten Jorden van Foreest und Michael Adams zeitgleich bei einem Turnier in Schweden genau dieselben Züge.

Als er nach der Partie danach gefragt wurde, sagte Firouzja "11.a4 ist die erste Wahl der Engine" und machte damit deutlich, dass er sich diese Variante bereits angesehen hatte. Weiß schien danach ein kleines Plus zu haben, das aber zu nichts Konkretem führte. Kurz bevor die Spieler begannen, die Züge zu wiederholen, hatte Weiß dann die Gelegenheit auf mehr zu spielen, aber Caruana hielt dies angesichts seiner Bedenkzeit nicht für sinnvoll und lud Firouzja zu einer Zugwiederholung ein, die dieser gerne annahm.

Im Gegensatz zu Aronian spielt der Ungar Richard Rapport im Juni beim FIDE-Kandidatenturnier in Madrid und nimmt sich auch noch die Zeit, sowohl bei diesem Event als auch Ende Mai beim Norway Chess-Turnier zu spielen. Als er zu dieser Entscheidung, all diese Events zu spielen, befragt wurde, erklärte Rapport, dass er nicht damit gerechnet hatte, sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren und jetzt wolle er niemanden im Stich lassen. Seine Enttäuschung über den ungarischen Schachverband war ihm aber deutlich anzumerken.

Ein etwas frustrierter Rapport spielte gegen Aronian Remis. Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Für seine Partie mit Schwarz gegen Aronian wählte Rapport eine merkwürdige Variante der Slawischen Verteidigung und zu sagen, dass die Chess.com-Kommentatoren Irina Krush und Daniel Naroditsky davon unbeeindruckt waren, wäre eine Untertreibung. Es sah ehrlich gesagt einfach nur lächerlich aus. Rapport hat jedoch schon oft gezeigt, dass er in diesen etwas absurd aussehenden Stellungen außergewöhnlich gut navigiert. Nach den gut getimtem Zügen 15...Le8!? gefolgt von 16...f5!, erwachten seine Figuren wie ein Blatt an einem Baum, das endlich die richtige Menge an Sonne und Wärme abbekommt, zum Leben und plötzlich war es Aronian, der das Gleichgewicht halten musste. Obwohl es klar schien, dass Rapport Druck ausübte, war die Stellung immer ungefähr ausgeglichen und kurz vor der Zeitkontrolle fanden die Spieler einen Weg, die Züge zu wiederholen und sich mit einem Remis zufriedenzugeben.

Der französische Großmeister Vachier-Lagrave ist einer der prinzipientreuesten Top-Spieler in Bezug auf Eröffnungsentscheidungen und verfügt in den meisten Eröffnungen über ein ziemlich vorhersehbares, aber gut ausgearbeitetes Repertoire. Umso überraschender war es, dass er gegen die russische Verteidigung von Dominguez den bizarr aussehenden Aufbau mit 4.Sd3 wählte. Allerdings hatte auch Weltmeister Magnus Carlsen in seinem Match gegen Nepomniachtchi im letzten Jahr in Dubai diesen Zug gespielt.

Dominguez erzielte in seiner ersten Partie ein solides Remis. Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Es schien, als wäre Dominguez besser vorbereitet gewesen, denn er glich bereits in der Eröffnung ziemlich problemlos aus. Als er Weiß jedoch mit 16...Sh4 das Läuferpaar überließ, schien es, als hätte Weiß die Oberhand gewonnen. Mit den Damen vom Brett, nur einer offenen Linie und symmetrischen Bauern brauchte es aber mehr als nur einen kleinen Vorteil, um gegen einen Weltklassespieler wie Dominguez zu gewinnen. Während Vachier-Lagrave es eine Weile versuchte und Dominguez in den letzten fünf Zügen vor der Zeitkontrolle auf weniger als eine Minute herunterfiel, bewegte sich der Bewertungsbalken auf dem Bildschirm der Kommentatoren nie aus der Mitte.

Die längste Partie der heutigen Runde war auch die einzig entscheidende Partie. Wesley So spielte mit Weiß gegen den letztjährigen Gewinner des Superbet Chess Classic, Mamedyarov. Gegen den Nimzo-Inder des aserbaidschanischen Großmeisters entschied sich So für eine Variante, die er bei der amerikanischen Meisterschaft schon gegen Sam Sevian gespielt hatte. Diese Partie hatte er zwar verloren, aber offensichtlich hatte er in der Zwischenzeit eine Verbesserung gefunden. Außerdem wurde diese Variante auch vor ein paar Monaten zwischen Rapport und Vidit beim FIDE Grand Prix in Belgrad gespielt.

Mamedyarov wich mit 12...Lf4 von der Rapport-Vidit-Partie ab, was Weiß jedoch einen kleinen, aber klaren Vorteil zu geben scheint.

Im Mittelspiel akzeptierte So, dass Schwarz zwei verbundene Freibauern im Zentrum bekam, freute sich aber über einen wirklich lausigen Läufer auf b7 sowie über einige ernsthafte strukturelle Probleme seines Gegners auf den schwarzen Feldern.

Wesley So konnte gegen Mamedyarov gewinnen. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Als dann jedoch alle Türme getauscht waren und die Spieler mit Damen und ungleichfarbigen Läufern zurückblieben, war es alles andere als klar, wie Weiß die Verteidigungsreihen von Schwarz durchbrechen sollte. Ob es an Unachtsamkeit oder Zeitnot lag, ist nicht ganz klar, aber plötzlich fand So einen Weg zum schwarzen König. Nach der Partie spekulierte So, dass Mamedyarov vielleicht zu spät gesehen hatte, dass er matt gesetzt werden würde, wenn die weiße Dame das Feld g8 erreicht.

Chess.com Game of the Day Dejan Bojkov

Tabelle nach der 1. Runde

gct superbet chess classic first round results

Alle Partien der ersten Runde


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