Superbet Chess Classic Romania, Runde 3: Deac gewinnt gegen Rapport
Auch in der dritten Runde bekamen wir einen Sieg und vier Remis zu sehen. Der große Sieger des Tages war Lokalmatador Bogdan-Daniel Deac, der Richard Rapport besiegen konnte, nachdem der Ungar zuerst eine Gewinnstellung verspielt und dann die Möglichkeit auf ein Dauerschach übersehen hatte.
Damit führt Deac gemeinsam mit Wesley So und Ian Nepomniachtchi die Tabelle an.
Die vierte Runde beginnt am Sonntag, dem 8. Mai, um 14.00 Uhr
So könnt Ihr zusehen
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Weder Maxime Vachier-Lagrave noch Shakhriyar Mamedyarov starteten wie geplant in das Turnier, aber im direkten Duell versuchten beide Spieler, das beste aus der Partie zu machen.
Mamedyarov wählte gegen Vachier-Lagraves 1.e4 das Zweispringer-System der Caro-Kann Verteidigung und entschied sich bereits im sechsten Zug für das ungewöhnliche 6...Da5. Schnell wurde klar, dass Weiß aus der Eröffnung nichts herausgeholt hatte und der Franzose gab sich mit einer Zugwiederholung zufrieden.
Zweifellos ein schnelleres Remis, als sich beide Spieler und Zuschauer erhofft und erwartet hatten.
Bereits in der ersten Runde dieses Turniers hatten beide Protagonisten der nächsten Partie eine russische Verteidigung auf dem Brett. Der Russe Nepomniachtchi mit Weiß gegen Deac und der Amerikaner Leinier Dominguez mit Schwarz gegen Vachier-Lagrave und so war es keine große Überraschung, dass wir diese Eröffnung erneut zu sehen bekamen.
Nachdem beide Spieler die Eröffnung sehr schnell gespielt hatten, opferte Schwarz einen Bauern, um auszugleichen, aber der Kampf ging weiter. Im Endspiel spielte Dominguez nicht hundertprozentig genau und Nepomniachtchi bekam einige kleine Chancen, aber als dieser Moment vorbei war, war er für immer vorbei.
Trotzdem ein großes Lob an die Spieler, die aus einer Stellung, die auf den ersten Blick wie ein langweiliges Remis ausgesehen hat, eine interessante Partie gemacht haben.
Beim rein amerikanischen Derby, am selben Wochenende wie das weltberühmte Kentucky Derby stattfand, wollten Wesley So und Fabiano Caruana herausfinden, wer nach dem dritten Spieltag die Tabelle anführt.
Caruana wollte möglicherweise nicht zu viel von seiner Vorbereitung auf das Kandidatenturnier preisgeben und entschied sich deshalb für 1.d4 und die katalanische Eröffnung, die So ebenfalls mit den weißen Steinen spielt. Anstelle des üblichen Zuges 7.Dc2 entschied sich Caruana für 7.Da4 und schon bald diskutierten die Spieler eine in den 1980er und 1990er Jahren entwickelte Eröffnungstheorie.
Caruana opferte einen Bauern für die Initiative, setzte aber dann nicht richtig fort und ihm fehlte die Kompensation.
Als es dann darum ging, den Materialvorteil zu verwandeln, fand auch So nicht den richtigen Weg und musste sich schließlich mit einem Remis begnügen.
Die ungarische Nummer 1, Rapport, traf mit Weiß auf die rumänische Nummer 1, Deac, der mit zwei Remis gegen Nepomniachtchi und Aronian in das Turnier gestartet war. In einer Nimzo-Indischen Eröffnung entschied sich Deac für eine relativ seltene Linie, die er aber schon öfters gespielt hatte. Rapport schien dagegen gut vorbereitet zu sein und spielte im 11. Zug eine interessante Neuerung, ging aber in der Folge einige ernsthafte Risiken ein.
Deac hatte einige gute Kontermöglichkeiten, fand sie aber nicht. Nach seinem schrecklichen Zug 21...Dh6+ hatte Rapport dann fast eine Gewinnstellung, aber nach zwei fast aufeinanderfolgenden Fehlern konnte Schwarz wieder ausgleichen.
Rapport drängte unbeirrt weiter und hoffte, dass der junge Rumäne in Zeitnot auf einer der vielen Bananenschalen, die Rapport auf dem Brett verstreut hatte, ausrutschen würde. In Zeichentrickfilmen, die wir uns als Kinder angesehen haben, haben wir aber gelernt, dass derjenige, der eine Bananenschale auf die Straße legt, oft selbst darauf ausrutscht und genau das ist Rapport passiert.
Genau im 40. Zug hätte er ein Remis erzwingen können, aber stattdessen unterlief ihm ein Fehler und er verlor die Partie.
Ein schreckliches Schicksal, aber das kann bei einem Tanz auf dem Drahtseil nun mal passieren. Viele andere Male wurde Rapport für seinen Mut belohnt - heute jedoch nicht.
Für Deac war es ein etwas glücklicher Sieg, aber wenn der Gegner nicht weiß, wann er seinen Angriffsfeldzug beenden soll, kann auch präzises Defensivspiel mit einem vollen Punkt belohnt werden.
Obwohl die eben gezeigte Partie Spannung und viele andere Dinge zu bieten hatte, kann sie nicht mit unserer Partie des Tages verglichen werden. Am Freitag hatte Alireza Firouzja mit Weiß gegen einen stark spielenden Nepomniachtchi verloren und nun musste er sich mit Schwarz Levon Aronian stellen.
In einer slawischen Verteidigung entschied sich Firouzja für eine Variante, die ursprünglich vom russischen Großmeister Alexander Morozevich entwickelt wurde und der erstmals gegen Garry Kasparov, der als Zuschauer und Experte in Bukarest weilt, gespielt hat. Morozevich verlor diese Partie - aber nicht wegen der Eröffnung. Dass diese Eröffnung immer noch auf höchstem Niveau gespielt wird, sagt viel über seine Stärke aus.
Im 14. Zug entschied sich Firouzja für 14...Kb8, das seltener zu sehen ist als die Hauptvariante 14...Sc5, aber auch mit dieser Theorie ist Aronian bestens vertraut. Er folgte der Hauptvariante bis sein Gegner 18...Da5+ spielte und entschied sich dann unerklärlicherweise für 19.Ke2. Danach spielte Schwarz 19...Da6 und hatte sofort einen klaren Vorteil. Nach der Partie gab Aronian zu, dass er den richtigen Zug vergessen hatte.
Nach dem 19. Zug von Schwarz verbrachte Aronian fast eine Stunde damit, sich nach seinen eigenen Worten dafür zu verfluchen, dass er so dumm war. Dann musste Aronian ein schreckliches Endspiel hinnehmen, in dem er vier Bauern gegen zwei am Königsflügel, aber null gegen drei am Damenflügel hatte und es schien sicher, dass Firouzja auf dem Weg war, seine erste klassische Partie seit fast fünf Monaten zu gewinnen.
Firouzja benötigte einige Zeit, um den richtigen Weg zu finden, seine Figuren zu koordinieren und seine Bauern am Damenflügel in Bewegung zu setzen, aber schließlich erzielte er am Damenflügel Fortschritte. Aber Aronian hat es als Schachspieler nicht so weit gebracht, wenn er nicht wissen würde, wie man sich wehrt, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht.
Schließlich kam es zu einem Endspiel, das für Firouzja theoretisch gewonnen war, aber Aronian war im Interview nach der Partie von dieser Variante so überrascht, dass man davon ausgehen kann, dass sie in einer praktischen Partie nicht gefunden werden kann. Allerdings sieht sein Entkommen in ein Remis, das letztendlich in einem Patt gipfelt, ebenfalls wie eine Studie aus.
Tabelle nach der dritten Runde
Alle Partien der dritten Runde
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