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Superbet Chess Classic Romania, Runde 5: Caruana schlägt zu
Caruana got a much-needed victory in round five. Photo: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Superbet Chess Classic Romania, Runde 5: Caruana schlägt zu

chansen64
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Die fünfte Runde in Bukarest endete wie die ersten drei Runden: Ein Sieg und vier Remis. Heute war es Fabiano Caruana, der den bislang glücklosen Titelverteidiger Shakhriyar Mamedyarov besiegen konnte. In einigen anderen Partien gab es ebenfalls Gelegenheiten für individuelle Triumphe, aber am Ende endeten sie alle friedlich.

Auf die Tabelle hatte diese Runde keine großen Auswirkungen. Wesley So führt weiterhin mit einem halben Punkt Vorsprung, vor Bogdan-Daniel Deac, Maxime Vachier-Lagrave und Levon Aronian.

Am Dienstag ist in Bukarest ein Ruhetag. Die sechste Runde beginnt am Mittwoch, dem 11. Mai um 14.00 Uhr

So könnt Ihr zusehen

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Die Partien des Superbet Chess Classic Romania findet Ihr hier auf Chess.com/events.



Am Sonntag erlitt Ian Nepomniachtchi eine dieser für ihn typischen Niederlagen, die durch sein schlampiges oder nachlässiges Spiel verursacht werden. Wie wir letztes Jahr bei der Weltmeisterschaft gesehen haben, scheinen solche Niederlagen Nepomniachtchi mehrere Tage lang zu beschäftigen und auch während der gestrigen Partie hatte es den Anschein, als würde er während seiner Partie gegen Vachier-Lagrave noch an seiner Niederlage gegen Wesley So zu knabbern haben.

Der Franzose lud Weiß zu einem Najdorf-Sizilianer ein, aber mit seinem Zug 5.Lb5+ entschied sich Nepomniachtchi dafür, eine theoretische Diskussion mit dem Hohepriester der Najdorf-Religion zu umgehen und stattdessen auf den sogenannten Moskauer Angriff umzuleiten.

Kein Najdorf für Vachier-Lagrave. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Die Stellung, die auf dem Brett entstand, ähnelt der Maroczy Struktur in der beschleunigten Drachenvariante, wobei aber die weißfeldrigen Läufer schon abgetauscht wurden. Weiß hat tendenziell etwas mehr Raum und eine leichte Initiative, aber mit präzisem Spiel scheint Schwarz in der Lage zu sein, ohne allzu viele Probleme ausgleichen zu können.

Es stellte sich heraus, dass der Franzose genau wusste, was er tat und er glich völlig problemlos aus. Aber dann tat Nepomniachtchi dieses Nepomniachtchi-Ding, das ich oben erwähnt habe: Er spielte schnell - er spielte ungenau - und er brachte sich selbst in Schwierigkeiten.

Wenn Vachier-Lagrave im 27. Zug die beste Fortsetzung gefunden hätte, hätte man davon ausgehen können, dass er diese Partie gewonnen hätte. Und das aus einer Stellung heraus, die nur wenige Züge zuvor noch mehr oder weniger vollständig ausgeglichen war. Das sollte auf diesem Niveau, wenn ein Spieler noch über eine Stunde Bedenkzeit auf der Uhr hat, einfach nicht passieren.

Schlampiges Spiel brachte Nepomniachtchi erneut in Schwierigkeiten. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Als Vachier-Lagrave jedoch nicht die beste Fortsetzung gefunden hatte, fand der Russe einen sicheren Weg in den Remishafen.

Was ist der am häufigst gespielte Zug von Weiß nach 1.e4 e5?

Nun Richard Rapport ist wieder einmal kopfüber in den Pool seltsamer Öffnungen gesprungen, die er offensichtlich so gerne erkundet.

Rapport entschied sich wieder einmal für eine sehr seltsame Eröffnung. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

In einer Sache müssen wir dem Ungarn aber Recht gehen. Wenn man schon Lust auf 2.Se2 hat, dann sollte man den Zug wohl gegen Leinier Dominguez spielen, denn der amerikanische Großmeister ist so gut wie immer außergewöhnlich gut vorbereitet. Wenn man ihn hingegen schon früh zum Nachdenken zwingt, macht er das oft so ausgiebig, dass er später in Zeitnot gerät..

Der Zug an sich, der nach dem Polen Semyon Alapin benannt ist, ist natürlich nicht völlig lächerlich und wurde tatsächlich schon von einigen starken Spielern wie Jorden van Foreest, Vasyl Ivanchuk oder Vadim Moiseenko gespielt.

Dominguez hingegen hat in letzter Zeit oft die russische Verteidigung gespielt und dies kann seine Wahl der Antwort erklären. Er strebte eine Stellung an, die der russischen Verteidigung ähnelt, nur dass Weiß eben seinen Spring auf e2 statt auf f3 gestellt hat.

Dominguez ließ sich von Rapport's seltsamer Eröffnung nicht irritieren. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Während die Eröffnung interessant war, wurde der Rest der Partie bald relativ langweilig. Nachdem die Stellung etwa 40 Züge lang ausgeglichen gewesen war, einigten sich die Spieler nach 51 Zügen auf ein Remis.

Tabellenführer So musste mit Schwarz gegen seinen amerikanischen Landsmann Aronian antreten, der vor der Runde nur einen halben Punkt zurücklag. Mit einem Sieg hätte Aronian also die Tabellenführung übernehmen können.

Er versuchte dies mit der englischen Eröffnung zu erreichen, gegen die So eine symmetrische Variante wählte, bei der er einen isolierten Bauern als Gegenleistung für das Läuferpaar akzeptierte. Welche Seite steht besser? Weiß hat sicherlich etwas Druck, aber mit einigermaßen präzisem Spiel sollte Schwarz in der Lage sein, diesen Druck zu neutralisieren. Um in Schwierigkeiten zu geraten, müsste Weiß allerdings schon ziemlich nachlässig spielen und daher bevorzuge ich in dieser Eröffnung dann doch Weiß.

Aronian konnte sich aus der Eröffnung keinen Vorteil erspielen. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Aronian versuchte zwar Druck auszuüben, aber Schwarz schien nie in Schwierigkeiten zu sein oder sich Sorgen machen zu müssen, in Schwierigkeiten zu geraten. Im 39. Zug befanden sich dann nur noch 2 König und 2 Läufer auf dem Brett und da einer der Läufer weiß und der andere schwarz war, endete die Partie Remis.

Für Caruana verlief das Turnier bisher nicht so, wie er sich das erhofft hatte. Insbesondere die vierte Runde, als er sich in einer vielversprechenden Stellung verrechnete und die Partie verlor, wird er so schnell wie möglich vergessen wollen. Das ist aber immer noch besser als der Vorjahressieger dieses Events, Mamedyarov, für den bei diesem Event noch überhaupt nichts geklappt hat.

Das Bedürfnis endlich die erste Partie zu gewinnen und die weißen Figuren zu haben, trieb Caruana wieder zurück in die Arme seines bevorzugten ersten Zuges 1.e4. Mamedyarov entschied sich erneut für 1...e5, aber anstatt der erwarteten spanischen Eröffnung bekamen die Zuschauer eine relativ seltene Variante der russischen Verteidigung zu sehen.

Bis zu seinem Zug 21...Sa6 schien Mamedyarov auf dem Weg zum Ausgleich zu sein, aber dann befand sich der Springer einfach nicht dort, wo er gebraucht wurde. Dies ermöglichte Caruana eine starke Initiative am Königsflügel.

Für Mamedyarov klappt in diesem Turnier einfach überhaupt nichts. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Obwohl die Computer-Engines nicht mit allen Entscheidungen von Caruana in der Folge einverstanden sind, war es immer Weiß, der besser stand, und Schwarz, der darum kämpfte, für seinen König, der vom Königsflügel zum Damenflügel gejagt wurde, einen sicheren Zufluchtsort zu finden. Im 49. Zug machte Mamedyarov dann den entscheidenden Fehler, der es Caruana ermöglichte, seinen ersten Sieg in diesem Turnier einzufahren.

Hier seht Ihr eine Videoanalyse von "The Big Greek" IM Georgios Souleidis dieser Partie:

Auch Alireza Firouzja konnte bei diesem Turnier noch keine Partie gewinnen und heute musste er gegen die rumänische Nummer 1, Bogdan Deac, antreten, der vor dieser Runde etwas überraschend auf dem geteilten zweiten Platz lag. 

Firouzja wählte gegen Deacs 1.d4 die königsindische Verteidigung und hatte sicher gehofft, dass ihm die Komplexität dieser Eröffnung den fruchtbaren Boden bieten würde, den er brauchte, um sich Chancen zu erspielen und seine erste Partie zu gewinnen.

Firouzja musste mit Schwarz gegen Deac spielen. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Es war jedoch Deac, der mit seinen kniffligen Zügen 5.Le2 gefolgt von 6.h4, von denen auch die Comptuer-Engines begeistert sind, besser aus der Eröffnung kan und bereits nach 10 Zügen bezeichnen die Engines die Stellung für Weiß als klar besser. Firouzja ist aber ein sehr einfallsreicher Spieler der nicht beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten die weiße Flagge hisst, sondern anfängt, die Stellung zu verkomplizieren.

Nach einigen nicht optimalen Entscheidungen von Deac kurz nach dem 20. Zug war es plötzlich der Rumäne, der darum kämpfen musste, in der Partie zu bleiben. Dafür opferte er eine Figur und obwohl er im Gegenzug nur einen Bauern und etwas Spiel auf den schwarzen Feldern bekam, war dies genug um weiterspielen zu können.

Deac und Firouzja lieferten sich einen intensiven Kampf. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Obwohl er die klar bessere Stellung hatte, fand Firouzja dann aber keinen Gewinnweg und nach der Zeitkontrolle war es sogar wieder der Lokalmatador, der die bessere Stellung hatte. Am Ende verließen aber alle Figuren das Brett und die Spieler wiederholten die Züge.

Chess.com Game of the Day Dejan Bojkov

Die Tabelle nach der fünften Runde

Superbet Chess Classic round 5 standings

Alle Partien der fünften Runde


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