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Superbet Chess Classic Romania, Runde 6: Aronian gewinnt in nur 25 Zügen
Aronian crushed Vachier-Lagrave in only 25 moves. Photo: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Superbet Chess Classic Romania, Runde 6: Aronian gewinnt in nur 25 Zügen

chansen64
| 1 | Berichterstattung von einem Schach-Event

In der sechsten Runde wurde die Tabelle durch zwei Siege gehörig durcheinandergewirbelt. Levon Aronian zwang Maxime Vachier-Lagrave in nur 25 Zügen zur Aufgabe und Leinier Dominguez gewann einen Gänsehaut verursachenden und herzzerreißenden Kampf gegen den Lokalmatadoren Bogdan-Daniel Deac

Die restlichen drei Partien endeten Remis und obwohl die Remis schon lange absehbar waren, spielten die Spieler die Stellungen aus und die letzte Partie endete erst kurz vor Erreichen des 100. Zuges.

Nach sechs Runden teilen sich jetzt Aronian und Wesley So mit jeweils 4 Punkten den Platz an der Sonne. Bereits einen vollen Punkt dahinter folgen ihnen Ian Nepomniachtchi, Fabiano Caruana, Deac, Dominguez und Vachier-Lagrave.

Die siebte Runde beginnt am Donnerstag, dem 12. Mai, um 14.00 Uhr.

So könnt Ihr zusehen

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Die Partien des Superbet Chess Classic Romania findet Ihr hier auf Chess.com/events.



In der sechsten Runde trafen die beiden letzten Herausforderer auf den Thron von Weltmeister Magnus Carlsen aufeinander: Caruana und Nepomniachtchi. Das hätte einen komplizierten Kampf, bei dem sich die Kontrahenten bis auf den letzten Blutstropfen bekämpfen, bedeuten können. Was wir dann serviert bekamen, ähnelte aber mehr einer aufgewärmten Hausmannskost. Es hatte einen guten Geschmack, aber es war einfach nichts Besonderes.

Caruana wiederholte seine Eröffnungszüge aus der Partie gegen Shakhriyar Mamedyarov und genau wie der aserbaidschanische Großmeister antwortete auch Nepomniachtchi mit der russischen Verteidigung, die ihm in den meisten seiner letzten Partien gegen 1.e4 sehr gute Dienste geleistet hat. Auf diesem Level ist es ja das oberste Ziel von Schwarz, zuerst einmal auszugleichen.

Kein Sieg für Nepomniachtchi. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Caruana konnte aus der Eröffnung nichts herausholen und nach ein paar ungenauen Zügen musste er und musste er sogar um den Ausgleich kämpfen. Zu seinem Glück nutzte der Russe seine Chancen aber nicht aus und bald hackten die Spieler wie Holzfäller die Figuren vom Brett. Das resultierende Turmendspiel hatte nicht mehr genug Holzchips, um das bevorstehende Remis zu vermeiden und ehe man sich versah, wiederholten die Spieler Züge, schüttelten Hände und machten sich auf den Weg zurück in ihre jeweiligen Hotelzimmer.


Tabellenführer So spielte mit Weiß gegen Richard Rapport, der bisher ein Turnier zum Vergessen spielt. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass die Partie schon im Voraus entschieden war.

In einer halbslawischen Eröffnung spielte Rapport eine zweifelhafte Neuerung, die Weiß eine gewisse Initiative, die letztendlich zu einem Bauerngewinn führte, ermöglichte. Schwarz bekam dafür aber das Läuferpaar und Weiß musste dazu auch einige strukturelle Schwächen in Kauf nehmen.

So gewann einen Bauern - aber nicht die Partie. Foto: Bryan Adams / Grand Chess Tour.

Dies bedeutete, dass Schwarz für den Bauern eine fast vollständige Kompensation hatte und die Gewinnchancen von Weiß bei fast null lagen. Dann wurden zuerst die Damen getauscht und als nächstes verließen alle Türme das Brett, sodass die Spieler mit ungleichfarbigen Läufern endeten und der  Mehrbauern von Weiß bedeutungslos war. Obwohl So noch fast 20 Züge weiterspielte, war es immer klar, dass er die Partie nicht gewinnen konnte.

Wenn dieses Turnier zu Ende ist, werden einige denkwürdige Partien gespielt worden sein, aber nur wenige davon werden so herausstechen wie die Nächste.

Über Vachier-Lagraves prinzipientreue Eröffnungsentscheidungen, die ihn ziemlich vorhersehbar machen, wurde ja schon endlos diskutiert. Mit Schwarz spielt er zum Beispiel so gut wie immer Najdorf und Grünfeld und mit Weiß spielt er ausschließlich 1.e4 und sogar in den Abspielen nach 1.e4 ist er äußerst konstant, da er bestimmte Varianten bis zum Erbrechen wiederholt.

Aufgrund dieser konsequenten Wahl der Eröffnungen war ich mir ziemlich sicher, dass wir in der sechsten Runde die sogenannte Berliner Verteidigung sehen würden, aber dann kam alles ganz anders.

Es begann schon damit, dass sich der französische Großmeister für 1.d4 entschied und dann als Antwort auf die Nimzo-Indische Verteidigung Aronian eine Transposition in die ultrascharfe Wiener Variante des abgelehnten Damengambits einlud. Eine Variante, in der Aronian als einer der, wenn nicht der größte Experte der Welt angesehen werden kann. Warum sollte Vachier-Lagrave das zulassen? Man würde hoffen, dass die Antwort lauten würde, weil er etwas vorbereitet hatte. Es wurde aber schnell klar, dass dies nicht der Fall war.

Vachier-Lagrave lief Aronian in seine Lieblingseröffnung. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Das erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte, war, als Weiß 15 Minuten über 11.Lxf6 nachdachte und dann mit 12.Ke2, statt mit der Hauptvariante 12.Kf1 weiterspielte. Auf 12...Db2+ hätte Weiß dann noch 13.Ke3 spielen können, was zu einem Dauerschach einlädt, aber stattdessen spielte Weiß 13.Dd2 und betrat damit eine Variante, in der Weiß für einen Bauern eine gewisse positionelle Kompensation hat.

War das Vorbereitung? Definitiv nicht, denn nach ein paar sehr vorhersehbaren Zügen für Schwarz entschied sich Vachier-Lagrave für 16.Tc7, was definitiv ein Fehler ist und Schwarz nach 16...Td8 einen klaren Vorteil verschafft.

Durch eine ganze Reihe von Ungenauigkeiten und Fehlern spielte sich der Franzose vom Regen in die Traufe und nach nicht einmal 25 Zügen von Schwarz war sein König in einem Mattnetz gefangen. Als die Partie beendet war, hatte Aronian noch über einer Stunde Bedenkzeit auf seiner Uhr.

Warum Vachier-Lagrave bereitwillig und ohne angemessene Vorbereitung in diese Variante gegangen ist, ist unklar, aber er hat dafür den Preis in Form von einer der schlechtesten Partien die er je gespielt hat, bezahlt.

Hier seht Ihr eine Videoanalyse von "The Big Greek" IM Georgios Souleidis dieser Partie:

Auch für Alireza Firouzja läuft das Turnier nicht wie geplant. Nachdem er letztes Jahr die 2800-Grenze überschritten hatte, wollte er in diesem Turnier beweisen, dass er dieses Rating zurecht hat und dass er beim bevorstehenden Kandidatenturnier in Madrid zu den Favoriten gehört.

Dann verlor er aber mit Weiß gegen Nepomniachtchi und konnte aus offensichtlich besseren Stellungen gegen Aronian und Deac nur jeweils ein Remis herausholen. In Runde sechs traf er mit Schwarz auf Mamedyarov, der als Titelverteidiger nach Bukarest gereist war und für den vor allem in den ersten Runden alles schief lief, was nur schieflaufen konnte.

Die Partie begann mit der Capablanca Variante (4.Dc2) der Nimzo-Indischen Verteidigung, die schon in über 1500 Meisterpartien gespielt worden war. In dieser Variante erhält Weiß das Läuferpaaar und nimmt dafür eine etwas schlechtere Bauernstruktur in Kauf.

Aus irgendeinem Grund wich Mamedyarov mit 15.Sb3 von der besten Variante ab und ermöglichte Schwarz den Ausgleich. Im Gegenzug wurde Weiß aber seinen schwachen c-Bauern los. Danach fand Firouzja nicht die besten Züge und gab Weiß die Gelegenheit für einen klaren Vorteil, aber nachdem Weiß diesen verpasst hatte, verlief die Partie ziemlich ausgeglichen.

Für Firouzja verläuft dieses Turnier enttäuschend. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Schließlich tauschten die Spieler zu einem Endspiel ab, in dem sich Firouzja sein eigenes Leben mehrmals komplizierter machte, als es sein musste. Als die Spieler ein Turmendspiel erreicht hatten, versuchte sich Mamedyarov dafür zu revanchieren, dass ihn Firouzja bei der Team-Europameisterschaft im letzten Jahr in einem Remis-Turmendspiel besiegt hatte.

Mamedyarov versuchte alles, um zu gewinnen. Foto: Bryan Adams / Grand Chess Tour.

Nach 96. Zügen sah Mamedyarov aber ein, dass er die Partie nicht gewinnen konnte.

Lokalmatador Deac hat bisher ein sehr gutes Turnier gespielt und lag vor dieser Runde auf dem geteilten zweiten Platz. In der sechsten Runde traf er mit Schwarz auf Dominguez, der sich in diesem Turnier dagegen bisher schwergetan hatte.

In einer scharfen Najdorf-Variante entschied sich Dominguez für ein starkes Bauernopfer, das für Deac aber nicht neu war. Beide Spieler blitzten die ersten 15 Züge, aber danach verbrannten beide Spieler viel Zeit.

Deac dachte über seine nächsten vier Züge über eine halbe Stunde nach Dominguez sogar noch etwas länger. Bereits im 20. Zug war klar, dass wir eine Zeitnotschlacht erleben würden.

Dominguez geriet heute in Zeitnot. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Im Mittelspiel spielte Dominguez ungenau und seine Kompensation für den geopferten Bauern verpuffte und bald hatte Schwarz klaren Vorteil. Aber Zeitnot macht auch den besten Spielern zu schaffen und Deac ließ sich zu dem vielversprechend aussehenden, aber ungenauen Zug 28...Lxa3 verleiten. Jetzt hatte Weiß zwar zwei Bauern verloren, aber dafür eine massive Kompensation. Nach einigen weiteren Fehlern vor der Zeitkontrolle stand Weiß bereits besser.

Der wahre Fehler von Deac geschah dann aber direkt nach der Zeitkontrolle und Weiß hatte mit zwei Läufern gegen einen Turm eigentlich einen trivialen Gewinn auf dem Brett. Jetzt war es aber Dominguez, der Deac vom Haken ließ.

Wie so oft entschied dann auch hier der letzte Fehler die Partie und dieser unterlief Deac, der im 60. Zug eine relativ einfache Taktik übersehen hatte, wonach der Sieg nur noch eine Frage einfacher Technik war.

Deac bemerkt seinen Fehler. Foto: Lennart Ootes / Grand Chess Tour.

Damit ist Deac nach seinem tollen Start in das Turnier wieder bei 50% angelangt.

Chess.com Game of the Day Dejan Bojkov

Tabelle nach der sechsten Runde

Alle Partien der sechsten Runde


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