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Superbet Classic: Nepomniachtchi und Rapport gewinnen
Ian Nepomniachtchi. Foto: Lennart Ootes.

Superbet Classic: Nepomniachtchi und Rapport gewinnen

JackRodgers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Ian Nepomniachtchi und Richard Rapport heißen die großen Sieger der 2. Runde des Superbet Classic Romania 2023.

Nepomniachtchi produzierte gegen Lokalmatador Bogdan-Daniel Deac mit Schwarz ein wahres Meisterwerk, während es Rapport gelang, in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern gegen Jan-Krzysztof Duda Wasser aus einem Stein zu pressen. Die beiden Sieger führen jetzt gemeinsam mit Wesley So die Tabelle an.

Die dritte Runde beginnt am Montag, dem 8. Mai, um 14.00 Uhr.

So könnt Ihr das Turnier verfolgen:
Alle Partien des Superbet Chess Classic findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Deac gegen Nepomniachtchi

Eines der großen Fragezeichen, das vor diesem Turnier sowohl über Nepomniachtchi als auch über Ding Liren schwebte, war, ob die beiden nach ihrem fast einmonatigen Kampf um die Weltmeisterschaft in der Lage sein würden, ihr Niveau aufrechtzuerhalten. Garry Kasparov stellte fest, dass "Ding den WM-Titel noch verdauen muss" während sich Nepomniachtchi noch genauso unersättlich wie Anfang April zeigt.

Ian Nepomniachtchi. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Deac, der einen Großteil der letzten beiden Jahre damit verbracht hat, sich in die oberen Ränge der Weltrangliste vorzuspielen, wurde deutlich daran erinnert, wie klinisch der die Nummer 2 dieser Weltrangliste spielen kann. Deac spielte auf der weißen Seite des abgelehnten Damengambits und verlor aufgrund des innovativen Spiels von Schwarz schnell eine Qualität für einen Bauern und die Stellung wurde von Nepomniachtchis Türmen dominiert.

Obwohl Nepomniachtchi später behaupten würde, er sei "nicht voller Energie, Motivation und Ideen", zündete er in Runde zwei ein wahres Feuerwerk.

Großmeister Rafael Leitao zeigt uns das Meisterwerk von Nepomniachtchi:

Durch diesen Sieg hat sich Nepomniachtchi bis auf 3 Punkte an die magischen 2800 Elo Marke herangepirscht und seinen Vorsprung auf Ding auf satte neun Punkte ausgebaut.

Die Live-Weltrangliste. Quelle: 2700chess.com.

Rapport gegen Duda

Nachdem er seinen Einfluss auf Dings Eröffnungen bei der Weltmeisterschaft ausgeübt hatte, hatte Rapport gegen Duda endlich die Chance, seine Vorstellungskraft und sein Flair mit den weißen Figuren zu zeigen. Er hat nicht enttäuscht. Beginnend mit 1.Sf3 lenkte der Rumäne die Partie mit einem königindischen Angriff-Chigorin-Hybrid ins Dunkel und nach nur 13 Zügen hatten beide Spieler bereits die Hälfte ihrer Bedenkzeit verbraucht!

Das daraus resultierende Mittelspiel ähnelte einer klassischen Bauernstruktur, die aus einem Trompowsky-Angriff entsteht und da Rapport einer der weltweit bestbewerteten Exponenten der Eröffnung ist, war er damit bestens vertraut.

Richard Rapport (links) und Jan-Krzysztof Duda. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Glücklich, mit einem kleinen Vorteil spielen zu können, ermutigte Rapport seinen Gegner, beide Türme vom Brett zu tauschen, was den Spielern ungleichfarbige Läufer und eine asymmetrische Bauernstruktur mit jeweils sechs Bauern hinterließ. Obwohl solche Endspiele so gut wie immer Remis enden, musste sich Duda mit zwei isolierten Doppelbauern herumplagen. Dies bezeichnete Rapport später als seinen "letzten Trick".

Obwohl die Spieler bereits im 24. Zug ein Endspiel erreicht hatten, dauerte 17 weitere Züge, bis Rapport den entscheidenden Durchbruch schaffte!

Ding gegen Caruana

Im Duell zwischen dem neuen Weltmeister und dem ehemaligen Herausforderer Fabiano Caruana kehrte Ding zu seiner vertrauten katalanischen Eröffnung zurück. Klar auf die gewählte Variante vorbereitet, blitzte Caruana seine ersten 14 Züge heraus und hatte danach sogar 5 Minuten mehr auf der Uhr, als zu Beginn der Partie.

Ding Liren (links) und Fabiano Caruana geben sich vor der Partie die Hand. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Abweichend von der bekannten Theorie und einem 13. Zug, der eine Remisquote von 63 % erzielt hat, entschied sich Caruana für 13. Dd7 und bereitete damit einen subtilen Trick vor, den Ding nicht kommen sah. Einige Züge später spielte der amtierende US-Champion einen brillanten Zug, der die Deckung des weißen Springers auf c6 aufhob und eine Zugwiederholung fast erzwang.

Unter Berufung auf eine mögliche Erschöpfung nach der Weltmeisterschaft würde Caruana später über Ding sagen: "Zu Beginn dieses Turniers hält sich sein Bemühen in Grenzen. Vielleicht versucht er ja, etwas Energie zurückzugewinnen. Schon gestern gegen Maxime hat er sich nicht wirklich bemüht." Aus diesen Gründen war der Weltranglisten-Achte nicht überrascht, dass sich Ding auch gegen ihn mit einem Remis zufriedengab.

Vachier-Lagrave gegen So

Auch die Partie Maxime Vachier-Lagrave gegen Wesley So endete nach nur 22 Zügen und bevor sie wirklich begonnen hatte. So schuf gegen das London System des Franzosen ein Ungleichgewicht und schaffte es, in ein damenloses Mittelspiel, in dem jede seine Figuren Chance hatte, aktiviert zu werden, überzuleiten. Vachier-Lagrave gab später zu, dass er "mit der Eröffnung nicht ganz zufrieden war".

Wesley So. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Vielleicht als Zeichen des Respekts gegenüber dem Gewinner von 2022 entschied sich So aber dann für eine Zugwiederholung und damit den Punkt zu teilen. Vachier-Lagrave stimmt zwar nicht zu, dass die Stellung des Amerikaners besser war, deutete aber an, dass Schwarz hätte weiterspielen können und sagte: "Die Partie endete vielleicht etwas früh."

Giri gegen Firouzja

Anish Giri versuchte sein bestes, um die sicherlich nicht glänzende Laune von Alireza Firouzja nach seiner gestrigen Niederlage auszunutzen und die Slawische Verteidigung des für Frankreich spielenden Iraners unter Druck zu setzen.

Alireza Firouzja. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Die Eröffnung wurde aber ihrem ultrasoliden Ruf gerecht und Firouzja war in der Lage eine Fesselung auf der c-Linie auszunutzen, um in einen absolut remises Turmendspiel mit jeweils 5 Bauern abzutauschen.

Ergebnisse - Runde 2

Weiß Schwarz
Vachier-Lagrave 1/2-1/2 So
Giri 1/2-1/2 Firouzja
Rapport 1-0 Duda
Deac 0-1 Nepomniachtchi
Ding 1/2-1/2 Caruana

Damit haben mit Nepomniachtchi, Rapport und So drei Spieler jeweils eine Partie gewonnen und teilen sich naturgemäß die Tabellenführung. In der dritten Runde werden alle Augen auf die Neuauflage der Weltmeisterschaft zwischen Nepomniachtchi und Ding gerichtet sein. Da Ding laut Caruana "in den ersten beiden Partien die Ideen ausgegangen sind" wird es interessant sein, zu sehen, wie die 19. Partie zwischen den beiden innerhalb von 5 Wochen verlaufen wird.

Fast vielversprechender klingt allerdings das Duell der beiden wohl kreativsten Spieler der Weltelite: Die Partie Firouzja gegen Rapport könnte zu einem echten Leckerbissen für Schachfans werden.

Paarungen - Runde 3

Weiß Schwarz
Caruana - Vachier-Lagrave
Nepomniachtchi - Ding
Duda - Deac
Firouzja - Rapport
So - Giri

Das Superbet Chess Classic Romania 2023 ist das erste Turnier der diesjährigen Grand Chess Tour (GCT), bei dem 10 der besten Spieler der Welt wie Weltmeister Ding Liren, Ian Nepomniachtchi und Fabiano Caruana um den Löwenanteil am Preisgeld von $350.000 kämpfen.


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