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Superbet Classic: Firouzja holt Caruana ein
Alireza Firouzja. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Superbet Classic: Firouzja holt Caruana ein

NM_Vanessa
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

In der siebten Runde des Superbet Classic Romania 2023 haben sowohl Weltmeister Ding Liren als auch Vize-Weltmeister Ian Nepomniachtchi ihre Partien verloren und zieren damit das Tabellenende.

Ian Nepomniachtchi verlor gegen den bisherigen Tabellenzweiten Alireza Firouzja und da sich Tabellenführer Fabiano Caruana mit einem Remis begnügen musste, hat Firouzja durch diesen Sieg in der Tabelle mit Caruana gleichgezogen.

Ein paar Bretter weiter musste der frisch gebackene Weltmeister Ding Liren gegen Anish Giri ebenfalls eine Niederlage einstecken und damit hat der Holländer seine erste Partie bei diesem Turnier gewonnen.

Die achte und vorletzte Runde beginnt am Sonntag, dem 14. Mai, um 14.00 Uhr.

So könnt Ihr das Turnier verfolgen:
Alle Partien des Superbet Chess Classic findet Ihr auf unserer Event-Seite.

In dieser Runde gab es einige wirklich große Duelle. Der Spitzenreiter traf mit Wesley So auf einen seiner ärgsten Verfolger. Firouzja, der ebenfalls nur einen halben Punkt Rückstand auf die Tabellenspitze hatte, musste gegen Vize-Weltmeister Nepomniachtchi antreten und dann kam es noch zur "inoffiziellen rumänischen Meisterschaft" zwischen Bogdan Deac und Richard Rapport.

Firouzja gegen Nepomniachtchi

Gegen Firouzjas harmloses Colle-System glich Nepomniachtchi zunächst mit Leichtigkeit aus. Nach 16...Sg5 wurden viele Leichtfiguren abgetauscht, aber dabei wurde auch die weiße Bauernstruktur am Königsflügel geschwächt. Dann opferte der Herausforderer einen Bauern am Damenflügel, um Druck gegen den geschwächten Königsflügel seines Gegners erzeugen zu können, wählte dabei jedoch einen ungenauen Weg und übersah eine wichtige Ressource von Firouzja.

Findet Ihr heraus, wie der 19-Jährige die schwarzen Angriffschancen elegant zunichtemachte, während sein eigenes Spiel am Damenflügel tobte?

Nepomniachtchi passte sich den Umständen an, wechselte in den Verteidigungsmodus und gab, in der Hoffnung, am Ende eine Festung errichten zu können, seine Dame gegen einen Turm auf. In einer hochtechnischen Stellung machte der 32-jährige Großmeister jedoch einen ungenauen Bauernzug, der Firouzja die Aufgabe erleichterte. Der jüngste 2800-Großmeister der Geschichte durchbrach die Festung, indem er die Dame zurückgab und damit ein gewonnenes Bauernendspiel erreichte.

Alireza Firouzja. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Giri gegen Ding

Die Partie begann mit einer ruhigen italienischen Eröffnung, aber als Ding den Zug 10…g5 spielte und damit seinen Königsflügel öffnete, um die Fesselung seines Gegners auf der h4-d8 Diagonale h4-d8 aufzuheben, explodierte die Stellung. Giri war der Situation gewachsen und opferte einen Springer, um die Bauerndeckung des schwarzen Monarchen zu zerstören. Der Weltmeister blieb zehn weitere Züge lang eine Figur vorne, während sich der niederländische Großmeister auf seine dynamische Kompensation verließ, seine Kräfte für den Angriff bündelte und im Zentrum durchbrach.

Nachdem er sein geopfertes Material wiedererlangt hatte, opferte Giri erneut, um die Linien für den schwarzen König zu öffnen. Danach entbrannte ein erbitterter Kampf um die Initiative und Giri setzte sich in einem taktischen Schlagabtausch durch.

Großmeister Dejan Bojkov zeigt uns diese fantastische Partie. 


Mit diesem Sieg konnte Giri seinen Rückstand auf das Führungsduo bis auf einen halben Punkt verkürzen. Nach der Partie erwähnte Giri seine phänomenale Bilanz gegen Weltmeister in diesem Jahr: "Ich freue mich natürlich immer sehr, wenn es mir gelingt, einen Weltmeister zu schlagen und dieses Jahr ist mir das im Prinzip schon dreimal gelungen. Ich habe Magnus geschlagen, als er noch Weltmeister war, dann habe ich Ding geschlagen, bevor er Weltmeister war und jetzt habe ich ihn erneut geschlagen. Ich bin also wirklich zufrieden."

 
Anish Giri. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Rapport gegen Deac

Richard Rapport und Bogdan-Daniel Deac wählten den Trompowsky-Angriff als Grundlage für ein faszinierendes Duell um die Vormachtstellung im rumänischen Schach. Vor der Partie konnte man förmlich spüren, wie sich zwischen den beiden eine Rivalität entwickelt.

Nachdem er Läufer gegen Springer getauscht und damit Deac einen Doppelbauern am Königsflügel verpasst hatte, bedauerte Rapport möglicherweise den scheinbar harmlosen Raumgewinn am Damenflügel mit 23.b4, der ihm einen dauerhaft schwachen Bauern auf c3 bescherte und Deac ein wichtiges Angriffsziel für den Rest der Partie verschaffte. Als Deac dies erkannt hatte, gruppierte er seine Figuren sofort um und konnte einen massiven Druck gegen den rückständigen Bauern erzeugen.

Da seine beiden Türme an die Verteidigung seines rückständigen Bauern gebunden waren, versuchte Rapport mit seiner Dame und seinem Springer etwas Druck auf den gelockerten Königsflügel seines Gegners auszuüben, aber ihm fehlten einfach die nötigen Ressourcen. Die rumänische Nummer 1 wollte aber offensichtlich unbedingt gewinnen und suchte nach allen möglichen kleinen Verbesserungen. Deac erinnerte Rapport aber immer wieder an den Bauern auf c3 und behielt ihn ständig mit seinen Schwerfiguren im Visier. Erst als seine Bedenkzeit immer weniger wurde, gab sich Rapport schließlich mit einem Remis zufrieden.

So gegen Caruana

Möglicherweise war Wesley So noch von seinem Fehler in der vorherigen Runde geschockt, denn er schien, obwohl er mit Weiß spielte, von Anfang an ein friedliches Ergebnis anzustreben. Leider verspielte er durch diese Entscheidung viele seiner Chancen, um um den ersten Platz zu kämpfen. Er entschied sich für einen friedlichen Katalanen und bot bereits nach 24 Zügen eine Zugwiederholung an.

Nach der Partie äußerte Caruana seine Sicht auf die Herangehensweise seines Gegners in der Eröffnung: "Ich dachte, er würde entweder e4 spielen und sich auf einen scharfen Kampf einlassen. Ich dachte, e4 wäre ein Zeichen dafür, dass er es versucht. Und d4 wäre ein Zeichen dafür, dass er stabil bleiben möchte, was er ja manchmal auch tut. Ich dachte, es hängt wirklich von seiner Stimmung ab."

"Ich dachte, die Chancen stehen 50/50. Manchmal strebt er einen Sieg an und dann ist er sehr gefährlich. Und manchmal spielt er sehr solide und man hat keine echte Chance zu gewinnen. Dafür spielt er einfach zu präzises Schach."

Der direkte Vergleich zwischen den beiden bestätigt dies. Von 38 Partien endeten 29 Remis (bei 5 Siegen für So und 4 Siegen für Caruana).

Duda gegen Vachier-Lagrave

Maxime Vachier-Lagrave konterte die Reti-Eröffnung von Jan-Krzysztof Duda mit einer Expansion am Damenflügel. Im daraus resultierenden Mittelspiel verschanzten beide Seiten ihre Leichtfiguren zunächst auf zentralen Vorposten, aber nach einigen Abtäuschen erreichten die Spieler ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und einigten sich auf ein Remis.

Ergebnisse - Runde 7

Weiß Schwarz
Duda 1/2 - 1/2 Vachier-Lagrave
Firouzja 1 - 0 Nepomniachtchi
So 1/2 - 1/2 Caruana
Giri 1 - 0 Ding
Rapport 1/2 - 1/2 Deac

Die Tabelle nach der 7. Runde

In der vorletzten Runde kommt es zum mit Spannung erwarteten Duell zwischen dem Weltmeister Ding Liren und seinen Sekundanten Richard Rapport, der ja einen großen Anteil an Dings Gewinn der Weltmeisterschaft hat und der bei diesem Turnier selbst noch um den Turniersieg kämpft.

Paarungen - Runde 8

Weiß Schwarz
Vachier-Lagrave - Deac
Ding - Rapport
Caruana - Giri
Nepomniachtchi - So
Duda - Firouzja


Alle Partien der 7. Runde


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NM Vanessa West

Vanessa West is a National Master, a chess teacher, and a writer for Chess.com. In 2017, they won the Chess Journalist of the Year award.

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