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Vachier-Lagrave gewinnt das Schnellschach beim Tata Steel India - Keymer wird Achter
Maxime Vachier-Lagrave. Foto: Vivek Sohani / Tata Steel Chess India.

Vachier-Lagrave gewinnt das Schnellschach beim Tata Steel India - Keymer wird Achter

VSaravanan
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Maxime Vachier-Lagrave erspielte sich am letzten Tag des Tata Steel Chess India Open Rapid 2023 weitere 2.5 Punkte und gewann das Turnier letztendlich so überlegen, dass er sogar schon eine Runde vor Schluss als Sieger feststand. Zweiter wurde Teimour Radjabov mit 1.5 Punkten Rückstand auf den Franzosen.

Vincent Keymer kam erneut nur schwer in die Gänge und konnte nur eine seiner drei Partien gewinnen, was ihm aber immerhin den achten Platz in der Gesamtwertung einbrachte.

Diesen Sieg hat sich aber "The Big Greek" ganz genau angesehen und zeigt ihn uns in diesem Video:

Das Schnellschachturnier ist zwar zu Ende, aber das Tata Steel India 2023 geht weiter, denn bereits heute, am 8. September um 11:30 Uhr beginnt das Blitzturnier und das übertragen wir natürlich auch!

So könnt Ihr beim Tata Steel India Chess Open Rapid & Blitz zusehen:

Wir übertragen das Tata Steel Chess India Rapid and Blitz live und in voller Länge mit fachkundigen Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, Twitch und YouTube.

Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Donnerstag:

Vachier-Lagraves fantastischer Lauf

Kommentator Robert Hess erwähnte während der Live-Übertragung, dass Vachier-Lagrave einer der wenigen Spieler im Turnier ist, der während der Partien aufsteht, um sich die anderen Partien anzusehen oder um sich die Beine zu vertreten. Alle anderen, mit Ausnahme von Grischuk, saßen wie angewurzelt auf ihren Stühlen und zogen es vor, sich auf ihre Partien zu konzentrieren. Aber wenn er am Brett saß, zeigte er das Auftreten eines vollendeten Profis – entspannt, gelassen, aber hoch konzentriert.

Auch am letzten Tag des Schnellschachturniers zeigte er wieder hervorragendes Schach. Nach seinem hervorragend gespielten Endspiel in der vierten Runde gegen Vincent Keymer gewann er erneut ein kompliziertes Endspiel - diesmal gegen Arjun Erigaisi.

"... ich habe in diesem Endspiel gegen Arjun die Kontrolle übernommen. Es war sehr angenehm – ich weiß nicht, ob er etwas Besseres hätte spielen können, aber es war die ganze Zeit über hart für ihn."

Ist dieser große Wechsel von der Najdorf-Variante zur Russischen Verteidigung dazu da, sein Spiel stilistisch solider zu machen?

"Nein... Es ist natürlich eine andere Art von Stellung. Es geht ein bisschen darum, dass der Gegner nicht weiß, was man eigentlich will. Bei Computern geht es nicht um den Stil, sondern um gute Züge. Meine Partie gegen Arjun war überhaupt nicht solide. Es war ein absoluter Kampf."

Und wie kam es zu diesen fantastischen Endspielen?

"Ich habe schon als Kind mit der Arbeit an Endspielen begonnen. Ich habe also eine gute Kenntnis einiger theoretischer Endspiele. Außerdem habe ich mein ganzes Leben lang gerechnet. Auch außerhalb des Schachs. Aber bleiben wir beim Schach: bei Endspielen geht es wirklich viel um Berechnung ... Im Gegensatz zur Eröffnung kann im Endspiel ein Rechenfehler bereits die Partie kosten."

Bei beiden Siegen war Vachier-Lagraves Spiel nicht fehlerfrei, doch die Gegner brachen unter dem permanenten Druck, den der Franzose auf ihre Stellungen ausübte, irgendwann zusammen.

Gegen Harikrishna spielte Vachier-Lagrave von Anfang an rein strategisch.

Bevor er 28...Lf5 spielte, rechnete Harikrishna mehr als drei Minuten lang, die letzte halbe Minute mit gesenktem Kopf, was auf eine blinde Visualisierung hindeutete. Als er diesen Zug dann spielte, kam er auch für Vachier-Lagrave überraschend. "Ich habe mir Zeit gelassen, da ich diesen Zug noch nicht erwartet hatte. Dann wurde mir klar, dass ich 32.Db1 hatte und stellte nur noch sicher, dass die Geometrie für mich funktionierte." Vachier-Lagraves Antwort kam dann innerhalb einer Minute und zeigte, wie gut er kalkuliert hatte und wie er eine so wichtige Ressource in so kurzer Zeit finden konnte und dass er in diesem Turnier wirklich gut in Form war.

Eröffnungsabenteuer

Auch am dritten Tag gab es weitere Eröffnungsüberraschungen und einer der umwerfendsten Züge des Tages kam von Alexander Grischuk: In der bekannten 4.f3-Variante der Nimzo-Indischen Verteidigung überraschte er seinen Gegner mit einem Zug, der bis jetzt so gut wie noch nie gespielt worden war.

Was?!

Als Vincent Keymer anschließend versuchte, die Absichten hinter diesem Zug zu ergründen, enthüllte Grischuk eine umfangreiche Analyse, die diesem Zug zugrunde lag.

Ganz gleich, wie eine scheinbar aus den Fugen geratene Eröffnungsabweichung auch aussehen mag: Auf diesem Niveau wird nichts gespielt, bevor es nicht gründlich analysiert wurde.

Alexander Grischuk. Foto: Vivek Sohani / Tata Steel Chess India.

In der bereits gezeigten Partie zwischen Arjun und Vachier-Lagrave setzte Schwarz in der Eröffnung ebenfalls auf eine rätselhafte Zugreihenfolge.

Nach 5...Dd7 spielte Arjun 6.Sd4 und Vachier-Lagrave antwortete lässig mit 6...De7.

Es stellte sich jedoch heraus, dass Arjun diese Stellung bereits gespielt hatte und dass Vachier-Lagraves Vertrauen in diese Variante darauf zurückzuführen war, dass sie auch schon Fabiano Caruana gespielt hatte.

"5...Dd7 war Fabis Zug und der Punkt ist, dass Weiß jetzt nicht auf e4 schlagen kann. Irgendwie ist dieser Zug also praktisch!"

Man kann solche Züge also auch selbstbewusst ausführen, wenn Sie bereits von anderen berühmten Spielern gespielt wurden.

Praggnanandhaa überraschte seinen Gegner auch bereits im dritten Zug:

Nach neun Zügen war dann aber ein völlig akzeptabler Scheveningen-Sizilaner auf dem Brett, was beweist, dass Praggnanandhaa jederzeit wusste, was er tat.

Manchmal versteht die Welt vielleicht nicht die Logik hinter Eurem Zug, aber es reicht ja völlig aus, wenn ihr die Logik versteht.

Und so werden wir alle zusammen immer klüger.

Die jungen Wilden

Im Gegensatz zu Vachier-Lagrave spielte Radjabov an diesem Tag dreimal Remis und sicherte sich damit seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung. Gegen Ende der letzten Runde gesellte sich Radjabov nach seinem schnellen Remis gegen Vachier-Lagrave zu Viswanathan Anand und Hess in die Kommentatorenbox und es war pure Freude, ihnen dabei zuzusehen, wie sie Spaß hatten.

Radjabov gab auch Einblicke in das Teilnehmerfeld mit so vielen jungen Spielern: "Es ist schon seltsam, in diesem Feld zu spielen ... Diese Jungs sind doch noch Kinder! Es macht aber Spaß, mit all diesen jungen Stars im selben Turnier zu spielen. Vor dem Turnier dachte ich ja, dass ich der jüngste Teilnehmer sein würde, aber das ist mir dann nicht ganz gelungen."

Und wie zufrieden ist er mit seinem Ergebnis?

"Ich bin einfach nur glücklich über die Anzahl der entscheidenden Partien, die ich in diesem Turnier gespielt habe ... Ehrlich gesagt konnten die meisten davon in beide Richtungen gehen. In manchen Partien braucht man einfach auch etwas Glück. Das ist Schnellschach – wenn man in ein paar Partien etwas Glück hat, kann man ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Das meiste Glück hatte ich natürlich gegen Grischuk ... Mein Ergebnis war dann insgesamt gar nicht so schlecht."

Was ist schachlich gut gelaufen?

"Ich habe es geschafft, mit wenig Zeit ziemlich gut zu spielen. Besonders in der Partie gegen Keymer, in der die Stellung wirklich unklar war … In einigen meiner Partien gelang es mir auch, mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr Ressourcen zu finden."

Teimour Radjabov. Foto: Maria Emelianova / Chess.com.

Eine interessante Frage war auch, ob er bei den jungen Spielern stilistische oder technische Gemeinsamkeiten sieht.

"Sie haben unterschiedliche Spielstile. Gukesh spielt zum Beispiel ganz anders als Pragg. Pragg spielt viel technischer. Er neigt eher dazu, leichte Vorteile zu nutzen und Druck auszuüben. Gukesh ist taktischer – ein echter Kämpfer. Das ist aber im Schach ganz normal. Sie sind einfach verschiedene Charaktere - verschiedene Menschen. Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie alle in jeder Stellung an die Engine glauben und nicht an bestimmte Faktoren, die wir berücksichtigen. Anand oder Kramnik kümmerten sich mehr darum, was sie fühlten, als heutzutage, wenn man darüber nachdenkt, einen Bauern zu opfern, weil die Engine danach -0,91 oder so zeigt."

Das Spiel der jungen Wilden war das am meisten erwartete Spektakel dieses Turniers. Es gab viele kompromisslose Kämpfe und sie setzten alles daran, zu gewinnen, wer auch immer ihre Gegner waren. Es gab viele entzückende Beispiele dafür und das beste lieferte der Spieler, der Anand nach 37 Jahren als Nummer 1 Indien abgelöst hatte in der Partie gegen den Spieler, der Magnus Carlsen im Finale des Weltcups herausgefordert hatte.

Dommaraju Gukesh und Praggnanandhaa lieferten sich ein brillantes Duell und in der Schlussphase der Partie bekamen wir einen seltenen und erfreulichen Anblick.

Indem er seine Dame opferte, gelang es Gukesh, zwei seiner Bauern auf die siebte Reihe des Bretts zu bringen, was an die romantische Schachära erinnerte. Das ist unsere Partie des Tages und Großmeister Rafael Leitao zeigt sie uns.

Gukesh. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Nodirbek Abdusattorov fand in einem komplizierten Endspiel trotz Zeitnot den einzigen Zug, der gewinnt.

Der natürliche Zug 55.Kxe5 hätte zu einem Remis geführt. Die Logik war, dass Weiß das bevorstehende Bauernendspiel nur mit einem Freibauern auf der g-Linie gewinnen kann.

Nodirbek Abdusattorov. Foto: Vivek Sohani / Tata Steel Chess India.

Alle Partien des dritten Tages

Die Abschlusstabelle

Das Schnellschachturnier ist zwar zu Ende, aber das Tata Steel India 2023 geht weiter, denn bereits heute, am 8. September um 11:30 Uhr beginnt das Blitzturnier!

Mit diesen Paarungen beginnt das Blitzturnier


Das Tata Steel Chess India Rapid and Blitz 2023 ist eine Elite-Turnierserie, bei der indische Spitzenspieler und andere Elite-Schachspieler aus der ganzen Welt gegeneinander antreten. Die Veranstaltung begann am 31. August mit dem Damenturnier, das bereits abgeschlossen ist. Sowohl bei den Damen als auch im Open wird sowohl Schnellschach als auch Blitz gespielt. Die Schnellschachpartien haben eine Bedenkzeit von 25+10 und im Blitz ist eine Bedenkzeit von 3+2 angesetzt. Beim Schnellschach spielt jeder gegen jeden und im Blitz spielt jeder Spieler 2 Partien gegen jeden Gegner.


Weiter Berichte aus Indien:

Und hier sind die Berichte vom Damenturnier (alle auf Englisch):

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