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Tata Steel Runde 12: Carlsen steht als Sieger fest
Magnus Carlsen gewann zum achten Mal das Turnier in Wijk aan Zee. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Tata Steel Runde 12: Carlsen steht als Sieger fest

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Magnus Carlsen hat sich eine Runde vor Schluss den Turniersieg in Wijk aan Zee gesichert. Der Weltmeister besiegte Fabiano Caruana und führt die Tabelle nun mit einem ganzen Punkt Vorsprung an. Und da Daniil Dubov trotz eines negativen PCR-Tests in der letzten Runde nicht antreten kann, wird Carlsen auch diese Partie und somit das Tata Steel Turnier 2022 gewinnen. 

Auch das Challenger-Turnier ist vorzeitig entschieden, denn Arjun Erigaisi geht mit einem Vorsprung von 1.5 Punkten in die letzte Runde.

So könnt Ihr das Turnier live verfolgen:
Chess.com überträgt das Turnier live und in voller Länge, mit Kommentaren von IM Steve Berger und IM Elisabeth Pähtz auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events.
Alle Partien findet Ihr auf unserer Event-Seite: Masters | Challenger
Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf dem YouTube Kanal Chess.com Live und hier könnt Ihr Euch die Aufzeichnung der englischsprachigen Übertragung der 12. Runde ansehen:


Carlsen hatte das Turnier in Wijk aan Zee bereits öfters als jeder andere Spieler in der langen Geschichte des Turniers gewonnen. Hinter ihm liegen Viswanathan Anand mit fünf Titeln und Max Euwe, Levon Aronian, Viktor Korchnoi und Lajos Portisch mit vier. Dass der Weltmeister hier acht Mal gewinnen konnte, ist wirklich etwas Besonderes. Und sogar die Zahl 10 scheint jetzt machbar zu sein.

Carlsen: "Ich freue mich sehr, hier wieder gewonnen zu haben und ich habe jetzt auch wieder bei mehr als 50 Prozent meiner Teilnahmen hier gewonnen, woran ich im letzten Jahr ein bisschen gedacht habe. Wenn in den nächsten Jahren genauso spiele, habe ich große Chancen auf weitere Titel."

Es war irgendwie ein seltsames Turnier, das stark von der Covid-Pandemie beeinflusst wurde. Die Dubov-Saga nahm am Samstag eine weitere Wendung, als ein freiwilliger PCR-Test, dem sich der Russe freiwillig unterzogen hatte, negativ ausgefallen war. Während Carlsen und Caruana noch spielten, veröffentlichten die Turnierorganisatoren eine Erklärung, die klarstellte, dass Dubov am letzten Tag aber trotzdem definitiv nicht spielen könne.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Richard Rapport seine Partie bereits Remis gespielt, was bedeutete, dass Carlsen gegen Caruana nur ein Remis benötigte, aber der Weltmeister entschied sich weiterzuspielen, da er sowieso kein Risiko einging. Ein Qualitätsopfer (inzwischen so etwas wie das Thema des Turniers!) hatte ihm ein sehr angenehmes Endspiel beschert und der Weltmeister münzte es in einen schönen Sieg um.

"Mit dem heutigen und auch mit dem Gesamtergebnis bin ich natürlich sehr zufrieden", sagte Carlsen. "Ein Remis hätte mir ja heute schon gereicht, aber ich fühlte mich ein bisschen mutiger als sonst. Ich hatte irgendwie Lust zu spielen. Und er wollte auch spielen und deshalb haben wir einen guten Kampf bekommen."

Caruana Carlsen Tata 2022
Caruana und Carlsen spielten ihre 55. klassische Partie gegeneinander. Nach dem heutigen Sieg führt Carlsen mit 12:5 bei 38 Remis. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

In einem Rossolimo-Sizilianer sagte Carlsen, dass er mit Zügen wie 23...a4 und 24...Td8 einen etwas riskanten Plan gewählt hatte, weil Schwarz einige Zeit aufwenden musste, um seine Dame wieder in die Partie zu bringen und es fraglich war, ob und wie Weiß diese Zeit nutzen konnte.

Caruanas 25. und 26. Zug war laut Carlsen der falsche Plan, und "schrie geradezu nach dem Qualitätsopfer". Der Weltmeister dachte, er sei etwas besser, aber sein Vorteil wurde erst konkret, als die Damen vom Brett verschwunden waren.

"Es mag ein bisschen paradox erscheinen, dass ich Damen getauscht habe, obwohl ich eine Qualität im Minus bin, aber ich denke, dass meine Läufer im Endspiel so stark sind, dass er einfach keine Chance hat", sagte Carlsen. "Ich hatte das Gefühl, dass das Endspiel von Anfang an ziemlich gewonnen war. Er hat einige nette Ressourcen gefunden, aber ich denke, dass es letztendlich immer gewonnen war."

Bis gestern war Carlsen mit seiner Elo noch im Minus, aber dank dieses Sieges verlässt Carlsen Wijk aan Zee mit einem Drei-Punkte-Plus und einer Elo von 2868. Bis 2900 ist es zwar noch ein langer Weg, aber der Anfang ist geschafft!

Der einzige Spieler, der noch eine ernsthafte Chance hatte, Carlsen abzufangen, war Rapport, aber der ungarische GM sagte, dass er nicht wirklich auf die Tabelle geachtet hatte: "Ich hatte ja meine Partie gegen Magnus verloren, also dachte ich, dass es irgendwie eine Revanche wäre, wenn ich ihm den Turniersieg vermasseln könnte, weil er mich schon wieder geschlagen hat."

Rapport spielte in der Berliner Variante der Spanischen Partie erneut den interessanten Zug 4...Se7, obwohl er damit beim letztjährigen Norway Chess-Turnier eine wichtige Partie gegen Carlsen verloren hatte. "Ich dachte mir, ich sollte es nicht dabei belassen und versuchen, damit zu gewinnen. Aber wahrscheinlich ist es einfach ein wirklich schlechter Zug. Aber irgendwie ist der Zug auch einfach cool!"

Richard Rapport Tata 2022
Richard Rapport: "Irgendwie ist der Zug einfach cool!" Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Esipenko war darauf aber vorbereitet und entschied sich für eine sehr prinzipielle Variante, die laut Rapport bis 13.exf5 irgendwie forciert war. Und danach war es für Schwarz schon schwierig, auf Sieg zu spielen.

Rapport: "Wenn er nicht überzieht, habe ich keine wirkliche Chance."

Dieses Remis gab Shakhriyar Mamedyarov die Chance, mit Rapport im Kampf um den zweiten Platz gleichzuziehen und der aserbaidschanische Großmeister hat diese Chance auch genutzt. Allerdings half ihm dabei ein schrecklicher Fehler von Vidit Gujrathi, der bis dahin die besseren Chancen hatte.

Mamedyarov: "Er hat einfach ...f5 übersehen. Traurig aber wahr, aber er hat den Zug einfach übersehen."

Vidit Mamedyarov blunder Tata 2022
Vidit erkennt, was er gerade gemacht hat. Foto: Jurriaan Hoefsmit/Tata Steel Chess.

Sam Shankland gewann seine erste Partie in diesem Turnier und das in weniger als 2 Stunden Spielzeit. Sein Gegner Sergey Karjakin war ihm voll in eine Vorbereitung gelaufen und als er den Schlüsselzug 21.Dc7 übersehen hatte, war die Partie praktisch vorbei.

"Ich hatte eine gute Vorbereitung", sagte Shankland. "Ich glaube, er hat es später etwas falsch gehandhabt, aber ich denke, Weiß sollte etwas besser stehen."

Über die taktische Phase sagte der Amerikaner: "Die Stellung ist zwar chaotisch, aber ich denke, es funktioniert einfach für Weiß."

Während der Partie veröffentlichte Ian Nepomniachtchi einen Tweet mit - sagen wir - begrenzter Haltbarkeit:

Auf den Tweet angesprochen sagte Shankland: "Ich hatte natürlich einige Ideen. Es ist aber schwierig: Du spielst gegen Karjakin. Sich einfach ans Brett zu setzten und zu beweisen, dass man mit Weiß einen Vorteil hat ist nicht so einfach. Es gibt zwar definitiv einige Remisvarianten im f3- Nimzo, aber ich hatte mir schon etwas dabei gedacht. Ich hatte Ideen, wie ich ihn unter Druck setzen kann. Meine Einstellung vor dieser Partie war: Ich habe ein paar neue Ideen und wenn er alle Züge findet, kann er ausgleichen – und wenn nicht, dann nicht."

Eine Runde vor Schluss ist Carlsens Turnier also schon vorbei. Rückblickend sagte er:

"Ich denke, ich hatte bei diesem Turnier sehr viele gute Momente. Ich glaube, ich hatte neun Gewinnstellungen und fünf davon habe ich verwertet, was zwar wahrscheinlich ein oder zwei zu wenig ist, aber es ist trotzdem etwas Positives. Vor allem im Vergleich zu den letzten paar Jahren, in denen ich nicht gut gespielt habe und ehrlich gesagt auch nicht viele Chancen hatte. Die vielen Chancen, die ich bekam, sind natürlich teilweise darauf zurückzuführen, dass meine Gegner etwas schwächer spielten als sonst, aber ich denke, ich habe es auch geschafft, mehr Chancen als sonst zu kreieren. Und natürlich ist die Gesamtpunktzahl von plus fünf großartig und mehr als genug für den Turniersieg. Da ist aber immer dieser Gedanke, dass es noch besser hätte sein können, aber das muss ich halt einfach ein anderes Mal erreichen. Grundsätzlich bin ich wirklich sehr zufrieden."

Carlsen interview Tata 2022
Carlsen: "Ich denke, ich hatte bei diesem Turnier sehr viele gute Momente." Foto: Jurriaan Hoefsmit/Tata Steel Chess.

Tabelle nach der 12. Runde12 - Masters

# Land Name Elo Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Punkte SB
1 Carlsen 2865 2881 1 1 1 ½ ½ ½ ½ 1 ½ ½ 1 ½ 8.5
2 Mamedyarov 2767 2818 0 ½ ½ ½ ½ 1 1 1 ½ 1 ½ ½ 7.5 42
3 Rapport 2763 2820 0 ½ ½ ½ ½ 1 1 0 ½ 1 1 1 7.5 39.75
4 Giri 2772 2790 0 ½ 1 ½ ½ 0 1 ½ 1 ½ ½ 1 7.0
5 Esipenko 2714 2778 ½ ½ ½ 0 1 ½ 1 ½ ½ ½ ½ ½ 6.5
6 Karjakin 2743 2738 ½ ½ ½ ½ 0 1 ½ ½ 0 1 ½ ½ 6.0 35.25
7 Vidit 2727 2737 ½ 0 ½ ½ ½ 0 ½ ½ 1 0 1 1 6.0 33.5
8 Van Foreest 2702 2742 ½ 0 0 1 0 0 1 ½ ½ 1 1 ½ 6.0 33.25
9 Caruana 2792 2730 0 0 0 ½ ½ ½ ½ 1 ½ 1 1 ½ 6.0 30.75
10 Duda 2760 2712 ½ 0 1 ½ ½ ½ ½ ½ 0 ½ ½ ½ 5.5 34.25
11 Shankland 2708 2713 ½ ½ ½ 0 ½ 1 0 ½ ½ ½ ½ ½ 5.5 32.75
12 Praggnanandhaa 2612 2660 0 0 0 ½ 0 1 0 0 ½ ½ 1 1 4.5
13 Grandelius 2672 2621 ½ ½ 0 ½ ½ ½ 0 0 0 ½ 0 1 4.0
14 Dubov 2720 2574 ½ 0 0 ½ ½ 0 ½ ½ ½ ½ 0 0 3.5

Erigaisi remisierte seine Partie gegen seinen ärgsten Verfolger Thai Dai Van Nguyen nach nur 15 Zügen. Das machte sehr viel Sinn, denn nachdem auch Jonas Buhl Bjerre Remis gespielt hatte, hatte der Inder das Challenger-Turnier vorzeitig gewonnen.

"Ich dachte, gegen Ende des Turniers ist es in Ordnung, solide zu spielen. Ich habe nur versucht solide zu stehen und nur etwas zu versuchen, falls ich eine Chance bekommen würde", sagte Erigaisi, der sich durch seinen Sieg für das Masters-Turnier 2023 qualifiziert hat.

Der holländische Großmeister Erwin l'Ami gewann ebenfalls eine schöne Partie. Und wie es bei diesem Turnier nicht anders sein könnte, natürlich mit einem Qualitätsopfer:

Tabelle nach der 12. Runde - Challengers

# Land Name Elo Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Punkte SB
1 Erigaisi 2632 2792 ½ 1 ½ ½ 1 ½ 1 1 1 ½ 1 1 9.5
2 Nguyen 2613 2671 ½ 1 ½ ½ ½ ½ ½ 1 ½ ½ 1 1 8.0 45
3 Bjerre 2586 2683 0 0 1 ½ ½ 1 1 1 1 ½ 1 ½ 8.0 44
4 Jumabayev 2631 2638 ½ ½ 0 1 ½ ½ 1 ½ 1 1 ½ ½ 7.5
5 Van Foreest 2539 2601 ½ ½ ½ 0 ½ 1 ½ ½ 0 1 1 ½ 6.5 38.5
6 Warmerdam 2607 2589 0 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 ½ 1 6.5 35.5
7 L'Ami 2622 2580 ½ ½ 0 0 ½ ½ 1 ½ ½ 1 ½ 1 6.5 34.25
8 Murzin 2519 2571 0 ½ 0 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 1 ½ 6.0
9 Ganguly 2627 2523 0 0 0 ½ ½ 0 ½ 1 ½ ½ 1 1 5.5
10 Maurizzi 2502 2472 0 0 ½ 1 ½ ½ ½ 0 1 0 ½ 0 4.5 26
11 Dardha 2532 2472 0 ½ ½ 0 0 ½ 0 ½ 0 1 ½ 1 4.5 23.25
12 Shuvalova 2516 2443 ½ ½ 0 0 0 0 0 ½ 1 0 ½ 1 4.0
13 Vogel 2452 2418 0 0 0 ½ ½ ½ ½ 0 ½ ½ ½ 0 3.5 19.75
14 Zhu 2478 2418 0 0 ½ ½ ½ 0 0 0 1 0 0 1 3.5 19

Alle Partien der 12. Runde


Weitere Berichte vom Tata Steel Turnier:

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms.

Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools.

Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013.

As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

In October, Peter's first book The Chess Revolution will be published!


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